Odysse eines Messers

Incus

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Moin,
vor einigen Tagen ist mir eine bemerkenswerte Geschichte passiert, die ich hier mal teilen möchte:

Der Anfang liegt allerdings etwas früher. Vor ungefähr 12 Jahren hatte ich die Idee, ins Auto gehöre ein kräftiges „Rettungsmesser“. So eins womit man notfalls Gurte zerschneiden, und sich aus einem Autowrack herausarbeiten könnte. Ein Vorwand um ein weiteres Messer zu machen halt.
Ich habe dann zu diesem Zweck ein Fixed mit robuster Klinge und Glasbrecher gebaut.
Zum Glück habe ich es nie für den angedachten Zweck benutzen müssen.
Da meine Messermacher-Fähigkeiten und mein Geschmack bezüglich Klingenform und Griffmaterial sich inzwischen weiterentwickelt hatten, habe ich das Messer dann irgendwann für gröbere Gartenarbeiten an meine Mutter abgetreten.
Vor zwei Wochen war ich dann beruflich bei einem Kunden auf dessen landwirtschaftlichen Betrieb und sehe dort plötzlich eben dieses Messer liegen. Rostig, eine Griffschale teilweise abgeplatzt und vollkommen stumpf. Da dieser Kunde nichts mit meinen Eltern zu tun hat und auch nicht grade in deren Nähe wohnt hat mich das Ganze doch sehr verwundert. Also hab ich mal nachgefragt, wo er denn dieses Messer her hat.
Er erzählte mir dann, dass er mit einigen anderen Landwirten eine Biogasanlage betreibt. Das Messer hatte vor einigen Wochen dort im Vorzerkleinerer gesteckt. Da er ein „Messerfetischist“ und -Sammler sei, hätten die Mitbetreiber ihn angerufen, ob das seins wäre. Das war es dann zwar nicht, aber er hätte das Messer schön gefunden und mitgenommen um es wieder „blank machen zu lassen.“
Anscheinend ist das Messer versehentlich mit einem Eimer voll Rasenschnitt bei meinen Eltern auf der Miste gelandet. Diese haben den Mist dann an die Biogasanlage geliefert und von dort ist est in schlechtem Zustand und etwas übelriechend zu einem unserer Kunden gelangt.
Die Welt ist klein...
Ich habe mich dann als Vorbesitzer des Messers geoutet und angeboten es wieder etwas aufzuhübschen. Er wollte es mir zwar zurückgeben, aber ich finde die Geschichte so unwahrscheinlich und witzig, dass ich ihm das Messer gerne überlasse.

Jetzt aber Genug Text. Hier die Bilder und Daten vor und nach der Restauration:

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Klingenlänge:120mm
Klingendicke: 5mm
Klingenbreite: 32mm
Stahl: Ich glaube 1.2842-ist lange her...
Griffmaterial: POM, Messing und Nussbaumholz
Beschichtung: Gärsubstrat

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Klingenlänge:119mm
Klingendicke: 4mm
Klingenbreite: 31mm
Stahl: nach Funkenbild ziemlich sicher 1.2842
Griffmaterial: altes Xylophon (Palisander?), Vulkanfieber, Messingpins
Beschichtung: keine mehr, nur geätzt

viele Grüße!
 
Nach Sigmund Freud gibt es keinen Zufall: Das Messer hat DICH also wiedergefunden! schöne Story!!!

Abu
 
Wie das Leben manchmal so spielt, tolle Geschichte. Schön, dass Du dem Messer nochmal ein neues Leben gegeben hast. Super gemacht. :super:

Matthias
 
Das ist ein schönes Messer, und nicht nur aufgrund der Geschichte. Die Geschichte ist auch sehr bewegend, und ich kann Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen.
SOLCHE Zufälle sind einfach schön. Ich denke mal, es lohnt sich für Dich, Lotto zu spielen.....
Im Ernst, ist wirklich eine Bereicherung fürs Forum, Geschichte plus Messer.
 
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