Okapi

torel

Mitglied
Messages
573
Hier mal ein schönes Okapi. Es ist nicht gerade klein: Klingenlänge 10 cm, Gesamtlänge über 23 cm; ohne Verschluss; beim Griffmaterial tippe ich auf Bakelit.

Des Weiteren eine Werbeanzeige aus den 50er Jahren; und ein Vergleich zum Kudu von Cold Steel
 

Attachments

  • Okapi 2.jpg
    Okapi 2.jpg
    94.6 KB · Views: 1,004
  • Okapi.jpg
    Okapi.jpg
    32.6 KB · Views: 632
  • Okapi 3.jpg
    Okapi 3.jpg
    44.8 KB · Views: 574
  • Okapi vs. Kudu.jpg
    Okapi vs. Kudu.jpg
    79.8 KB · Views: 980
Moin.

:( Das fehlt mir noch.

Hier mal ein paar von meinen.
Von oben nach unten werden sie immer jünger:D

Das unterste ist dann eine moderne Süd-Afrika-Fertigung.

Ganz besonders mag ich das vierte von oben. Das hat nämlich eine arabische Beschriftung als Ergänzung zum normalen "Made in Solingen" und "Okapi"

Gruß
chamenos
 

Attachments

  • okapi1.jpg
    okapi1.jpg
    86.2 KB · Views: 871
"Über 1 Milliarde Gerling (Okapi) Messer"

Die von DaBeppo verlinkte Darstellung der Firma Ernst Gerling OKAPI liest sich interessant, ist aber offensichtlich geschönt und wenig glaubwürdig:

Bereits die reisserische Überschrift "Mehr als 1 Milliarde Messer in 85 Jahren in aller Welt" und die im Text wiederholte Aussage
"Das Kapitel "GERLING" war nach 85 Jahren beendet. Mehr als 1 Milliarde Messer wurden in 85 Jahren hergestellt und in aller Welt verkauft."
fordert zu einer simplen Kontrollrechnung heraus:

Bei Richtigkeit dieser Aussage müssten verteilt auf die Gesamtdauer der Firmenexistenz
monatlich (!) fast 1 Millionen Messer hergestellt worden sein,
und dies durchgängig
* inklusive zweier Weltkriege in denen die Solinger Industrie praktische keinen Export durchführte und extremer Facharbeitermangel vorherrschte,
* der Weltwirtschaftskriese Ende der 1920er Jahre, die die Solinger Industrie an den Rand des Ruin brachte
* und Nachkriegsjahren, in denen die Solinger Wirtschaft durch Rohmaterialmangel selbst die dürftige Inlandsnachfrage kaum decken konnte.

Über 30.000 Messer täglich inklusive Feiertage und der obigen Einschränkungen? Niemals!

Es ist eine Tatsache, dass die Firma Ernst Gehring den Anspruch erhob, als Solingens größter Messerhersteller zu gelten. Dies wurde jedoch von anderen Solinger Fabrikanten mehrfach widerlegt: weder hinsichtlich Volumen, Umsatz noch Mitarbeiterzahl hat die Firma Ernst Gerling jemals eine solche Bedeutung gehabt.
Schade, dass auch im Nachhinein bei dieser Firmendarstellung durch kapitale Fehler der Ruf der "Trickserei" und Beschönigung erhärtet wird.
cut
 
Wenn man z.B. die Produktionszahlen von Victorinox (ebenfalls Hersteller eines Massenprodukts) Mitte der 80er Jahre heranzieht: ca. 800 Mitarbeiter, Gesamtmesserproduktion 41.000 täglich, 9 Mio. im Jahr, erscheint die Angabe von 1 Milliarde Messern in 85 Jahren bis 1987 auch mir unwahrscheinlich.

Die Ernst Gerling GmbH hätte dann schon seit 1902 jährlich durchweg eine höhere Produktionskapazität als Victorinox 1984 haben müssen.

Laut der zitierten Internetseite hatte Okapi andererseits 1937 schon 600 Mitarbeiter; während der Personalbestand von Victorinox 1939 gerade mal 137 betrug. Victorinox hat sich also erst relativ spät zum Massenproduzenten entwickelt (heute sollen 100.000 Messer täglich produziert werden:staun:)

Die Solinger Kapazitäten zur Massenproduktion waren dagegen schon damals vergleichsweise hoch, z.B. betrug die Jahresleistung der Solinger Rasierklingenindustrie vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 1,2 Milliarden Stück.

Vielleicht ist die hohe Produktionsangabe bzgl. Okapi nicht so abwegig. Dafür spricht:

- Messer in einfachster, billiger Ausführung, folglich äußerst geringer Herstellungsaufwand
- so gut wie keine Modellvielfalt
- extrem hoher Automatisierungsgrad dadurch möglich

Bezeichnend ist z.B., dass offensichtlich nur ein Griffmaterial verwendet wurde.

Die wirtschaftlichen Krisen dürften zudem den Absatz von billigen Taschenmessern auf dem afrikanischen Markt nicht so stark betroffen haben.

Facharbeitermangel während der Kriege war angesichts des hohen Automatisierungsgrades wohl auch kein entscheidendes Problem.

Rohmaterialmangel musste auch kein entscheidendes Hindernis sein, wenn ich daran denke, wie die Erfolgsgeschichte der Messerschmiede Leegebruch begann, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit ihre Materialen großenteils aus den Überresten der Heinkel-Werke bezogen hat.

Wenn die Maschinen heil geblieben waren, konnte die Massenproduktion , denke ich, mit ein wenig Improvisation relativ schnell wieder beginnen.

Es drängt sich mir auch der Vergleich zu den Douk Douk auf, dem französischen Exportschlager nach Nordafrika. Hier liegen mir zwar keine genauen Produktionszahlen vor; aber es wird auch von "astronomischen Mengen" gesprochen, die nur per Gros, d.h. in Einheiten von 144 Stück, verkauft wurden.
 
1 Milliarde (?) OKAPI-Messer

@ torel
Den Vergleich der Firma Gerling mit Victorinox als möglichen Maßstab für die Messerproduktion halte ich für wenig überzeugend:
Alleine die unterschiedlichen Zeiträume erschweren einen direkten Vergleich, ganz abgesehen von viel besseren Vermarktungsmöglichkeiten in den letzten 20 Jahren.

Entscheidend für ein ganz anderes "Output" Messer je Mitarbeiter ist jedoch die unternehmerische Tätigkeit beider Firmen.
Victorinox ist Schneidwarenhersteller
während sich Gerling-OKAPI durch Diversifizierung ganz entscheidend und wohl echt erfolgreich in völlig artfremden Bereichen in Solingen betätigt hat.
So beschreibt die Gerling-Darstellung:
1933 weitere Produktionszweig : zu Messern und Scheren kamen Artikel aus gepressten Buchenholzfurnieren wie Tabletts, Schüsseln, Brotschalen und besonders Messergriffe für die eigene Produktion wie auch für andere Stahlwarenfabriken unter dem Begriff "GERLING-HOLZ".
Nach dem zweiten Weltkrieg Herstellung von Stahlwaren und Pressholzartikeln neben diesen Pressholzsohlen auch Schienenteile, Brotgarkörbe, Kruzifixe, Schneidebretter, Skier und Vieles mehr, z.B. Tabletts für mehrere Hunderttausend Servierwagen
Ich habe Respekt vor derartiger unternehmerischer Kreativität – allerdings erfordet sie in der Produktion „Manpower“ - und die stand dann eben nicht für die Massenproduktion von OKAPI-Messern zur Verfügung.
Ich glaube auch, dass hier ein falscher Eindruck erweckt wird, welche „Billigmesser“ in der Massenfertigung zur in Frage gestellten Stückzahl von 1 Milliarde Messer beigetragen haben.
Hier aus einer Werbung in den 1920er Jahren Messer, die durchaus aufwändig und nicht mit billigsten Griffschalen versehen waren:
Ernst Gerling Taschenmesser aus den 1920er Jahren:
ErnstGerlingSolingenTaschenmesser.jpg

Grüße
cut
 
...
Vielleicht ist die hohe Produktionsangabe bzgl. Okapi nicht so abwegig.
...
Die wirtschaftlichen Krisen dürften zudem den Absatz von billigen Taschenmessern auf dem afrikanischen Markt nicht so stark betroffen haben.

Facharbeitermangel während der Kriege war angesichts des hohen Automatisierungsgrades wohl auch kein entscheidendes Problem.


@ torel

Ich greife Deine Argumentation noch einmal auf, da ich nach kurzem Suchen spontan auf zwei Veröffentlichungen aus der Solinger Zeitgeschichte gestoßen bin.

Nach dem 1. Weltkrieg
Die Wirtschaftslage in Solingen in den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war desaströs. Die exportorientierte Solinger Industrie war besonders hart betroffen, einmal durch die vollkommen ruhende Ausfuhr in die ehemaligen Feindländer, zum anderen durch eine 12,5-prozentige Ausfuhrabgabe. ... Viele Betriebe arbeiteten nur 24 Sunden in der Woche ... die Arbeitslosenquote lag dreimal höher als in Düsseldorf oder Köln, viermal so hoch wie in Remscheid.

"Notstandsgebiet Solingen"
Infolge der Wirtschaftskrise stand die Klingenstadt (Solingen) bei der Zahl der Arbeitslosen an zweiter Stelle in Deutschland ... 61951 Unterstützungsempfänger, fast die Hälfte der Einwohner ... Noch am 16. Juli 1934 wurde Solingen zum Notstandsgebiet erklärt.

Ich halte es bei derartigen Schilderungen für abwegig, dass einzelne Unternehmen diese lokalen/regionalen Probleme nicht beeinträchtigt hätten. Eine tägliche durchschnittle Produktions- und Absatzmenge von über 30.000 Messern war unter diesen Umständen sicherlich unrealistisch.

Unbestritten ist die innovative Leistungs von Ernst Gerling: eine große Anzahl von Patenten zu Verfahrensverbesserungen in der Messerherstellung sowie von Verbesserungen an Taschenmessern und Messern mit feststehender Klinge haben sicherlich zum Erfolg der Firma beigetragen.

Grüße
cut
 
Hallo cut,

auch angesichts der von dir beschriebenen Probleme glaube ich, dass die Kapazitäten zur Massenproduktion generell recht hoch waren und sich vorübergehende Einbußen recht schnell ausgleichen ließen.

So war es ja der Solinger Industrie trotz der Folgen der 1. Weltkrieges gelungen, mit Hilfe ausgefeilter Härte-, Schleif-, Ätz- und Polierautomaten die von mir bereits zitierten 1,2 Milliarden Rasierklingen im Jahr zu produzieren.

Daher halte ich die hohe Mengenangabe der Okapi-Messer nicht für ausgeschlossen
 
Back