Wenn man z.B. die Produktionszahlen von Victorinox (ebenfalls Hersteller eines Massenprodukts) Mitte der 80er Jahre heranzieht: ca. 800 Mitarbeiter, Gesamtmesserproduktion 41.000 täglich, 9 Mio. im Jahr, erscheint die Angabe von 1 Milliarde Messern in 85 Jahren bis 1987 auch mir unwahrscheinlich.
Die Ernst Gerling GmbH hätte dann schon seit 1902 jährlich durchweg eine höhere Produktionskapazität als Victorinox 1984 haben müssen.
Laut der zitierten Internetseite hatte Okapi andererseits 1937 schon 600 Mitarbeiter; während der Personalbestand von Victorinox 1939 gerade mal 137 betrug. Victorinox hat sich also erst relativ spät zum Massenproduzenten entwickelt (heute sollen 100.000 Messer täglich produziert werden
)
Die Solinger Kapazitäten zur Massenproduktion waren dagegen schon damals vergleichsweise hoch, z.B. betrug die
Jahresleistung der Solinger Rasierklingenindustrie vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 1,2
Milliarden Stück.
Vielleicht ist die hohe Produktionsangabe bzgl. Okapi nicht so abwegig. Dafür spricht:
- Messer in einfachster, billiger Ausführung, folglich äußerst geringer Herstellungsaufwand
- so gut wie keine Modellvielfalt
- extrem hoher Automatisierungsgrad dadurch möglich
Bezeichnend ist z.B., dass offensichtlich nur ein Griffmaterial verwendet wurde.
Die wirtschaftlichen Krisen dürften zudem den Absatz von billigen Taschenmessern auf dem afrikanischen Markt nicht so stark betroffen haben.
Facharbeitermangel während der Kriege war angesichts des hohen Automatisierungsgrades wohl auch kein entscheidendes Problem.
Rohmaterialmangel musste auch kein entscheidendes Hindernis sein, wenn ich daran denke, wie die Erfolgsgeschichte der Messerschmiede Leegebruch begann, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit ihre Materialen großenteils aus den Überresten der Heinkel-Werke bezogen hat.
Wenn die Maschinen heil geblieben waren, konnte die Massenproduktion , denke ich, mit ein wenig Improvisation relativ schnell wieder beginnen.
Es drängt sich mir auch der Vergleich zu den Douk Douk auf, dem französischen Exportschlager nach Nordafrika. Hier liegen mir zwar keine genauen Produktionszahlen vor; aber es wird auch von "astronomischen Mengen" gesprochen, die nur per Gros, d.h. in Einheiten von 144 Stück, verkauft wurden.