"Omas Küchenmesser" im Test

torel

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Omas Küchenmesser im Test

Heute in Connys Container auf ein kleines Messer mit der Bezeichnung "Omas Küchenmesser" gestoßen, Preis 1,99 Euro. Von der Form her ähnlich dem Gemüsemesser "Klassiker" von Herder.

Hersteller unbekannt, auf der Klinge steht Solingen, der " Schwanz" des g mit einer schwungvollen Schleife. Könnte ein Markenzeichen sein.

Klinge 7 cm, mit gerader Schneide, Stahl rostfrei (den hätte sich Oma gerne gewünscht).

Griff 10 cm, aus hellem unbehandelten Holz mit sehr guter Handlage. Wie üblich bei diesen Messern ist die Klinge in eine Seite des Holzgriffes gesteckt und vernietet worden.

Die Klinge ist an der dicksten Stelle des Klingenrückens ungefähr 0,7 mm dick! Der Anschliff beginnt erst im unteren Drittel der Klinge. Die Schneide buckelt bzw. ist nagelgehend.

Das Messer im Mohrrüben-Test:

Der Test sieht folgendermaßen aus: In der linken Hand eine Mohrrübe mittlerer Art und Güte "in der Luft" halten, in der rechten das Messer; und dann im Druckschnitt Mohrrüben-Scheiben abschnipseln. Gewonnen hat das Messer, bei dem dies subjektiv-gefühlsmäßig am leichtesten bzw. mit dem geringsten Widerstand geht.

Vier Messer waren im Test:

Kai Shun Petty VG-10, NHS-Hiromoto Petty AUS-8 (nach dem Schärfen durch Instrumentenschleifer-Meister), Hirotomo Outdoor-Küchenmesser Carbon-Stahl, Omas Küchenmesser rostfrei (nach eigenem Schärfen 15 Grad pro Seite)


Rangfolge:

Mit minimalen Vorsprung ist das Hirotomo Outdoor-Küchenmesser der Gewinner, wohl aufgrund der Kombination Carbon-Stahl und nagelgehender Schneide.

Kurz dahinter auf dem zweiten Platz kommt Omas Küchenmesser, ebenfalls aufgrund der äußerst schneidfreudigen Klingengeometrie.

An dritter Stelle nicht weit dahinter das Kai Shun, das immer noch den schönsten Griff aller Küchenmesser hat (überhaupt die edelste Anmutung hat - was keinen Einfluss auf das Testergebnis hatte!)

An letzter Stelle weit abgeschlagen das NHS-Hirotomo, trotz absolut professionellem Schärfen (aus der Box war es ziemlich stumpf). Das Messer schneidet wunderbar Papier und rasiert Unterarmhaare, bei Mohrrüber aber ist die Schneidleistung ziemlich schlecht. Dies muss wohl auf eine nicht optimale Klingengeometrie hinter der Schneide zurückgeführt werden.

Als Fazit ist zu ziehen, dass einfachste Solinger Produkte in der Schneidfähigkeit wesentlich teuereren Messer überlegen sein können - sofern, muss man wohl dazu sagen, traditionelle Solinger Dünnschliff-Methoden angewendet werden.

Einzige Nachteile sind, dass die Fabrikschärfe in der Regel unzureichend ist und das Holz gepflegt werden muss - was keine unüberwindbaren Probleme darstellt. Bei ein bisschen Liebe für die Materialien, aus denen Messer bestehen, kann die Pflege sogar Spaß machen.

Eine andere Frage ist die Schnitthaltigkeit des rostfreien Stahls. Ich vermute, dass er wie üblich bei deutschen Küchenmessern nicht allzu hoch gehärtet wurde. Allerdings überwiegt meiner Meinung nach der Vorteil der exzellenten Schneidfähigkeit diesen Nachteil. Außerdem kann man ja schleifen. Obwohl ich eigentlich zwei linke Hände habe, kriege ich mit einer Schleifhilfe meine Küchenmesser scharf.

Also warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Hiermit will ich ein Lanze für Omas Küchenmesser gebrochen haben.
 
Na ja - sag´ ich auch immer - die allermeisten Messerklingen sind einfach zu dick, das kann bei´m Schliff bestenfalls etwas kompensiert werden - siehe Spyderco Military oder Lone Wolf T2 als positive Beispiele wegen hochgezogener Flachschliffe! Opinel ist das Gegenbeispiel (wie das Messer von Oma dünne Klinge und flach ausgeschliffen).
 
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