Opinel-Stahl härten und anlassen?

mattis

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Hallo,

ich habe hier noch ein älteres Opinel herumliegen, bei dem die Klinge ausgeglüht ist. Ich würde es gerne wieder sinnvoll benutzen - doch dafür muss ich es wohl härten und anlassen.
Als Arbeitsgeräte hierfür stehen mir Gasbrenner und ein Backofen zur Verfügung.
Läßt sich da etwas machen?
Ich habe leider keine Ahnung, aus welchem Stahl die Klinge genau besteht und wie hoch (Farbe) ich sie zum Härten erhitzen muß, wie ich sie am besten abkühle und bei welcher Temperatur ich sie dann wie lange anlassen sollte?

:confused:

Gruß

Mattis
 
Moin,

wenn die Klinge ausgeglüht ist, wie sieht dann der Holzgriff aus?
Ansonsten stellt sich die Frage, ob die Arbeit sich überhaupt lohnt, wenn man den Neupreis bedenkt.

Gruß
Olli
 
olli16 schrieb:
wenn die Klinge ausgeglüht ist, wie sieht dann der Holzgriff aus?

Nicht komplett ausgeglüht, nur partiell - der Griff ist Ok.

olli16 schrieb:
Ansonsten stellt sich die Frage, ob die Arbeit sich überhaupt lohnt, wenn man den Neupreis bedenkt.

Es geht mir nicht ums "lohnen", es interessiert mich einfach... ;)

Gruß

Mattis
 
Hallo Mattis

Die Opinel kann man prima nachhärten, das Material ist so etwas um C 60 herum.
Wenn Alles gut klappt, hast du nachher ein "über 60 HRC Opi". Das lohnt sich natürlich schon :hehe:

Als ich das mal probiert habe, hat `s leider Risse gegeben. Aber das war auch ein nur ein Rettungsversuch in ziemlicher Hektik. Im Prinzip isses aber kein großes Problem.
 
Hallo Matthias,


die einfachste Härtemethode mit den dir zu Verfügung stehenden Mitteln wäre denke ich folgende:

Mittels ein paar Ytongsteinen einen kleinen 'Tunnel ' bauen in dem die Klinge bequem durchpasst.
Eine Öffnung seitlich für den Gasbrenner bohren.
Er muss Luft ziehen können, also nicht komplett einstecken.

Brenner in Ytongtunnel einstecken und anzünden.
Klinge (Messer vorher zerlegen !!) in der Flamme langsam hin und her bewegen.
Den Rücken und das massivere Ende zum Griff hin mehr in der Flamme halten da die dünnere Schneide und die Spitze schneller aufheizen.
Auf eine möglichst gleichmäßige Glühfarbe achten.
Mittels Magnet kontrollieren, wann die Klinge nichtmagnetisch wird.
Wenn das der Fall ist, solange weitemachen bis die Klinge gleichmäßig nichtmagnetisch wird. Dann bildet sich bei dem Stahl ca. das Austenitische Kubisch-flächenzentrierte Gefüge.
Wichtig: möglichst nicht bei hellem Licht ausführen, sondern im abgedunkeltem Raum.

Abschrecken Spitze/Schneide voraus in warmes Öl
(Pflanzenöl ca. 60° c )
Dann Prüfen ob eine Feile greift. wenn nein, ist die Klinge gehärtet.
eine Seite blank schleifen mit feinem Schleifpapirt und bei ca. 160- 180 ° evt. 200 ° C in den Backofen ca. 1/2 - 1 Stunde evtl. 2 mal Es sollte sich eine fahle strohgelbe Farbe auf der Klinge bilden.

Danach ist die Klinge blankzuschleifen ohne daß sie erneut heiß wird. und zu schärfen.

Wenn dich die Hintergründe zum Härten, Glühen und anlassen interessieren, findest du mittels suchfunktion hier im Forum jede menge Hintergrundinformation.


gruß

Peter
 
Hallo,

danke für die Tipps!

@Peter:
kann ich die Klinge nicht einfach komplett in die Brennerflamme halten? Groß genug wäre sie.

Und: kann man so ein Opinel überhaupt zerlegen? Die Zwinge sieht stark nach Pressung aus...

Übrigens habe ich die letzten Tage hier im Forum schon einiges über Härten und Anlassen gelesen, dem Ytongofen bin ich allerdings nicht begegnet - gibt es da bereits eine Skizze von?

Gruß

Mathias
 
Hi mattis,
wenn die Klinge nicht länger als 5 oder 6 cm ist, kommst du vielleicht auch ohne Ytong Isolierung aus.
Dazu nimmst du einen Magneten, und hängst ihn über ein Gefäß mit Wasser. Die Klinge hängst du nun mit der Spitze an den Magneten, dabei sollte das andere Ende der Klinge möglichst dicht über der Wasseroberfläche schweben.

Am besten machst du jetzt das Licht aus oder falls du das Draußen machst, wartest du bis es dämmert. Dann erhitzt du gleichmäßigdie Klinge von der Schneide, beginnend am Klingenfuß. Bei einer Temperatur von ca. 750°C wird der Stahl antimagnetisch und die Klinge fällt automatisch ins Wasser und wird damit abegeschreckt. Die Temperatur entspricht auch in etwa der Härtetemperatur für den Klingenstahl.
Danach weiter vorgehne wie Claymore es schon beschrieben hat.

Wichtig dabei ist, die Klinge an der Schneide gleichmäßig zu erhitzen und erst zuletzt die Spitze auf Temperatur zu bringen. Auf diese weise kannst du erzeugst du auch noch eine Härtelinie, die beim anschließenden Schleifen hervortritt.
Am besten übst du das vorher mal mit einem Nagel den du an den Magneten hängst und mit dem Brenner erhitzt. Dann bekommst du einen Blick für die Glühfarbe bei der er antimagnetisch wird.

Auf diese Art härte ich Küchenmesser- und Skalpellklingen aus C70 - meine Mutter ist wohl die einzige die ein Schälmesserchen besitzt auf dessen Klinge eine Härtelinie zu sehen ist. :irre:

Hier ist auch noch ne Anleitung (speziell post #26) wie du die Klinge lösen kannst:
Link

Gruß Tobi
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurz ein paar Anmerkungen:
Peters Hinweise sind narrensicher, da kannst Du wenig falsch machen. Ein kleines Problem könnte sich ergeben, wenn der Brenner nicht stark genug ist. Dann dauert es möglicherweise etwas länger, was aber auch nicht schlimm wäre.
Tobis Vorschlag hat den Vorteil großer Einfachheit und guter Kontrollmöglichkeiten. Dazu aber zwei Anregungen: 1. Bitte nicht in Wasser härten ! Das ist überflüssig und gefährlich !-Siehe Arnos Beitrag.
2. So wird auch der Magnet leiden. Besser ist es deshalb, einen der vorzüglichen aus kleinen Plättchen zusammengesetzten Magneten zu verwenden. An den wird ein Stück Stahl-dicker Nagel genügt- angehängt und an dieses Stahlstück erst die Klinge. Sie kann dann wie beschrieben mit dem Lötbrenner gleichmäßig erhitzt werden und fällt bei Erreichen des Curiepunkts ins Öl und wird gehärtet. Anlassen wieder wie von Peter beschrieben.
Das gleichmäßige Erhitzen geht leichter, wenn man sich aus dünnem Kupferblech eine nach vorn offene Röhre biegt, in die man die Klinge beim Erhitzen hineinhält.
MfG U. Gerfin
 
Hallo,

danke - so werde ich das einmal versuchen. Es erspart mir außerdem die Ytong-Bearbeitung - den Stein hätte ich erst besorgen müssen. Und dann die Sauerei... ;)

Eine Frage noch: wo liegt der Unterschied, wenn man in Öl oder Wasser gleicher Temperatur härtet?

Gruß

Mattis
 
Hi Mattis,

Öl ist das mildere Abschreckmedium. U. Gerfin hat völlig recht damit, dass man bei so kleinen Klingenquerschnitten besser Öl als Abschreckmedium nimmt. Wasser kann dazu führen, dass die Klinge reißt.
Ich hatte nur in meinem ersten Beitrag Wasser zum Abschrecken vorgeschlagen, da das in der Werkstatt einfach nicht so stinkt.

Ich habe meine Werkstatt im Keller und muss, wenn ich in Öl härte jedes mal den Feuermelder rausbringen. :D

Gruß Tobi
 
Hallo Freunde,
ich hätte da noch eine Frage.
Wenn ich Klingen für das Härten vorbereit werden die nicht komplett fertig geschliffen sonder sind an der Schneide noch ca. 0.5mm dick.
Die Klinge von Mattias ist aber scharf geschliffen.
Riskiert er nicht Risse durch die scharfe Schneidkante?
Wenn ich diese Klinge erneut härten wollte würde ich dafür sorgen, daß die Schneide ertwas verrundet ist um die Rissgefahr herabzusetzen.
Wie seht Ihr das?

Gruß

Detlef
 
Hallo Dex

Absolut richtig!

Ein Bisschen mit einem groben Stein o.ä. sollte man auf jeden Fall vorher über die Klinge gehen und auch auf jeden Fall in Öl härten. Meine Klinge hat `s zerrissen, weil ich im Übermut Wasser genommen habe. Bei der feinen "Fertiggeometrie" kann das nur in die Hose gehen....
Ach, und nochwas: Ebenfalls wegen der Geometrie würde ich von einer Teilhärtung Abstand nehmen! Meine Klinge hat dabei auf knapp 10 cm Länge bestimmt 8 Wellen geworfen, die mehrere mm "tief" waren. Wie gesagt: Ich war da echt übermütig :irre:
 
Hallo,

ich wollte Euch doch noch ein kleines Feedback geben:

das Messer ist fertig, wieder hart und benutzbar. :)
Es ist zwar noch etwas wackelig und ich werde einige Teile nochmal etwas "nachstellen" müssen, der Griff hat auch etwas gelitten und die Klinge kommt noch etwas "urwüchsig" daher, aber die Härtungstipps hier waren Gold wert! Vielen Dank noch einmal!

Ich hätte ja gedacht, dass ich die Klinge auch ohne "Ofen" auf Temperatur bekomme, aber dafür war die Flamme wohl zu klein. Ich habe mir dann aus einem Stück Poroton-Stein mit wenigen Handgriffen einen Ofen gebaut - simpler und besser geht es wohl kaum. :super:

Auch das mit dem Anlassen hat geklappt, ich habe einen ganz normalen Backofen benutzt. Das erste Mal wollte ich es partiell auf der Herdplatte anlassen, damit hatte ich es aber leider versaut (rot/blau) und konnte alles noch einmal machen.

Das Messer ist jetzt sicher nicht perfekt, dafür bin ich um viele Erfahrungen reicher. Das gesammelte Wissen, auch um Anlaßfarben und Härten, konnte ich gleich ein paar Tage Später beim Anpassen einer Werkzeugklinge verwenden.



so long

freundliche Grüße

Mattis





PS: hier noch ein Bild, wie das Messer jetzt aussieht:

 
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