Otter Linerlock Sheepfoot

porcupine

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Ich möchte seit längerem mal wieder was vorstellen.
Otter hat dieses Modell mit drei Klingenvarianten im Angebot - eine Hechtklinge, eine Droppoint mit hochgezogenem Rücken, und die Sheepfoot; die hat mich auch besonders angesprochen.
Zunächst mal hat mich das Design nicht sonderlich vom Hocker gehauen, weil ich doch im Allgemeinen sehr auf die Ästhetik fließender Linien achte. Diese ist hier aber nachrangig, der Designer hat das Messer denke ich für die Hand entworfen und weniger fürs Auge. Also muß man die Hand "gucken" lassen ;)

Die Hand sagt: Fantastisch! Das Messer ist viel ergonomischer als die Optik hergibt. Mit der großen Fingermulde liegt es sicher in der Hand. Die vordere Fingermulde erlaubt kurzes Greifen oder, mit der Schneide nach oben, den Daumen dort zu plazieren. Die vergleichsweise riesige Riffelung an der Entriegelung erlaubt in Verbindung mit der leichgängigen Klinge, das Messer selbst mit Fausthandschuhen zu bedienen. Für die bloße Hand sind die Riffelungen rundpoliert, stören also nicht weiter.

Über die extra Fingermulde vorn kann man streiten. Es geht gut 1 cm an Schneide verloren zugunsten variabler Greifmöglichkeiten. Von den 9 cm Klinge bleiben 7,6 cm an scharfer Schneide übrig, eigentlich noch genug, wie ich finde. Man hat die vordere Mulde nicht glattgeschliffen - die Spuren vom Lasern bieten daher etwas Rutschsicherheit.
Die Sheepfoot-Klinge ähnelt mehr einem Santoku, die Schneide ist leicht gewölbt und nicht schnurgerade wie z.B. beim Ankermesser. Das macht das Messer ein bißchen vielseitiger - Haus, Garten, Werkstatt, Küche, Picknick und dank Sicherungsöse auch Maritimes sind denkbare Einsatzmöglichkeiten.
Leider hab ich mein Meßgerät grad verlegt, aber die Klinge ist 2,5 mm dick, verjüngt sich von der Basis weg, ist dünn ausgeschliffen und hat, so meine Schätzung, 0,3 mm über der schmalen Wate.

Die Griffschalen aus Pflaumenholz sind dreidimensional gearbeitet, sehen hübsch aus und haben keinerlei Ecken und Kanten, die die Hand irritieren.

Der Liner liegt bei meinem Modell ziemlich am Anfang der Rampe auf der Klinge und bietet so die Sicherheit, dass er nicht irgendwann zu weit reingeht.
Die Klinge geht leicht auf, ohne dass man die Nagelkerbe nutzen muss, lässt sich aber mangels Masse nicht aufschleudern.

Vorläufiges Fazit: Design - na ja, vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Haptik: Wow! Ergonomie: Wow! Bedienbarkeit: Easy! Preis: Angemessen für ein Designerprodukt made in Germany.

Das Etui gehört eigentlich zu einem Chambriard Messer, dem es aber zu weit ist. Hier passt es gut.
Ach, noch eine Kleinigkeit: Das Loch für den Detentball ist frei zugänglich, kann also wenn nötig gereinigt werden, ohne das Messer auseinander zu schrauben.
Otter Liner Sheepfoot (1).JPG
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Sehr schöner Bericht mit Bilder zum nachvollziehen.

Ich hatte das Messer schon mal auf dem Schirm, sozusagen als robustes Perceval L08 für draußen. Hier kann man vermutlich auch eher den geklauten Zentimeter Klinge verschmerzen - wenn man wie ich eine leichte Klingenzwergephobie hat.

Ohne Lanyardloch wäre die scale ruhiger und schön schraubensymetrisch. Das ist natürlich Ansichtssache.

Jedenfalls alles in allem ein weiteres, gut gemachtes Otter, das weniger Gentleman als ordentliches Sackmesser ist und Dank deines detailliertem Bericht nochmals von mir überdacht wird.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus,

feiner Bericht über ein interessantes Messer. Gefällt mir vom Design her sehr gut und ich werde das Teil jetzt mal im Hinterkopf behalten. Wenn sich mal eine Lücke in der Wunschliste zeitgleich mit einem akzeptablen Füllstand vom Goldtopf ergibt, werde ich zugreifen müssen. :hehe:

Gruß, güNef
 
Besten Dank für den Bericht - ein sehr interessantes Messer!

Die Gesamtoptik finde ich gar nicht so schlecht, störender finde ich persönlich da eher die Details:
  • sichtbare Spur und Loch des Detent - netter Rettungsversuch mit dem Putzen :hehe:
  • Lanyardloch hätte man im Backspacer verdeckt unterbringen können
  • zu grobe Riffelung der Feder
  • überflüssige Nagelrille
Die Klingenform ist klasse und die Griffschalen mit der Mittelkante gefallen mir gut, aber die Hürde für die Wunschliste packt es leider nicht.

Greetz

Virgil
 
In der Tat war mir das Otter auch als eine Art "L-08-workers edition" ins Auge gefallen, wegen der Ähnlichkeit der Klingen. Genauso wird es denke ich auch künftig sein, das L-08 ist mir für Outdoor einfach zu "fein" und mit seiner noch dünner ausgeschliffenen Klinge wirklich nur zum Essen gedacht. Aber es ist natürlich ungleich eleganter und noch harmonischer. Preislich sind die beiden übrigens gleich, das L-08 vor einigen Jahren und das Otter heute. Also keineswegs ein "poor-mans-perceval".
@ Virgil: Die Details, die du nennst, haben mich auch erst zögern lassen. Gut, das mit dem Detentloch merkt man erst, wenn man näher hinsehen kann. Ich versuche dem halt was Positives abzugewinnen, ebenso der groben Riffelung.

Hier mal ein Vergleichsbild der beiden. Der Eishockeypuck, den man auf dem Bild sieht, dient mir gelegentlich als Schlagfläche für einen Spinewhack-Test. Habe ich mit dem Otter auch gemacht. Ergebnis: Leichte Schläge bringen den Verschluss nicht aus der Ruhe(position), als ich aber mal ganz kräftig spinewhackte, sprang der Liner seitlich weg und gab die Klinge frei. Da solche Behandlung aber in meinem Alltag sonst nicht vorkommt, halte ich es für unbedenklich. Wollte es aber erwähnt haben. Das kann von Modell zu Modell natürlich schwanken, je nachdem, wie der Liner eingestellt ist.
DSCF5641.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
"L-08-workers edition"
Sehr passende Beschreibung :super:

Und Danke für das Vergleichsbild - jetzt ist auf einmal das L-08 auf die Liste gerutscht :irre:

Und nachher suche ich gleich einen alten Puck im Keller - Super-Idee für eine Arbeitsunterlage für gewisse Aktionen im Messerbau!

Greetz

Virgil
 
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