Outdoor Messer fixed - Muela Rhino vs. Helle Alden vs. EKA Nordic W11

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outdooRT

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Hallo Messerfreunde,

Hast Du Dich über die aktuelle Gesetzgebung zu Messern informiert?

Ja.

Geht es um ein feststehendes Messer oder ein Klappmesser?

Feststehend

Wofür soll das Messer verwendet werden?

Siehe Einsatzzweck unten

Von welcher Preisspanne reden wir?

Grob 60-90 Euro

Wie groß soll das Messer sein? (Klingen-/Gesamtlänge)

max. 12 cm (Führverbot)

Welche Materialien und welchen Stil soll das Messer aufweisen?

Nordisch bis taktisch sprechen mich an. Weitgehend rostfreier stahl mit ordentlicher Wärmebehandlung. Backen aus Holz, Micarta, oder .. bin da recht offen. Kein Metall oder Horn

Welcher Stahl darf es sein?

Siehe Materialien oben

Klinge und Schliff

Droppoint bis Hang zu Spearpoint. Bin aber auch da recht offen. Flachschliff oder eine ähnlich praktische Allroundeigenschaft.

Linkshänder?

Nein.

Verschiedenes:

An schönen Messern empfinde ich jeher ästhetische Freude. Im Sommer reise ich mit Freunden zu dritt tief in den schwedischen Wald. Zu diesem Anlass muss endlich mal ein gescheites Messer her. Feststehend, max. 12cm Klinge, Outdoor geeignet.

Zunächst bin ich beim Fällkniven F1 gelandet. Feststehend, schlichtes erhabenes Design, Hervorragende Verarbeitung, robust. Eigentlich perfekt. Ich habe mich wieder davon abgewendet, da ich für 130 Euro kein Messer kaufen möchte ohne zu wissen, was mir und meinen Outdooraktivitäten wirklich liegt. So ein Messer möchte man ja potentiell mal seinen Kindern vererben, und dann soll das Messer auch viele tolle Geschichten erzählen können, und nicht nur vom Innenleben einer Schublade.

Preislich nun etwas nach unten orientiert, schwanke ich zwischen dem


Meine Erfahrungen: ich bin in der Lage, mit einer Axt Feuerholz klein zu machen, bin seit 30 Jahren Angler/Pilzsammler und habe als Kind mit einem billigen Taschenmesser viel Kleinkram geschnitzt – von Pfeil und Bogen, über kleine Figuren, unendlich viele Spieße etc. Abgesehen davon würde ich mich in Sachen hochwertige Messer, insbesondere für den Outdoor-Einsatz (Batoning, Schleifen, etc.) aber als Einsteiger bezeichnen. Dank Google und diverser Foren ist es ja relativ leicht, an zahlreiche Infos zu einzelnen Messern zu kommen. Vergleiche zwischen konkreten Modelle fehlen aber idR, außer es gibt zufällig zu genau dem gewünschten Vergleich einen Test. Da Internetwissen und Praxistauglichkeit beachtlich auseinanderfallen und mir die Outdoormesser-Erfahrung noch fehlt und damit kein eigener Vorab-Vergleich möglich ist, wende ich mich an Euch und das Forum. Leider habe ich auch noch keinen Laden in Berlin gefunden, der alle drei Messer führt zum mal selber Begrabbeln :(. Unten schreibe ich mal ein paar für mich scheinbar relevante Sachinfos, dann können sich die Kommentare auf das Ergänzen beschränken. Wichtig wären mir von Euch jenigen mit praktischer Erfahrung die Bewertung der bloßen Sachinfos.

Einsatzzweck: Langjähriger Begleiter für außerhaus, also vor allem Campen und Waldaktivitäten. Dabei bin ich nur gelegentlich im Wald, selten zum Buschcraften, möchte dann aber eine gewisse Qualität nicht missen und mich auch schlicht darüber freuen, ein schönes gutes Messer zu haben. Einschränkung: ich habe recht große Hände (linke Hand Basketball halten geht). Griffergonomie und Fingerschutz/ bspw. Parierstange vorne sind also für mich wichtig. Bin Rechtshänder. Full Tang gibt mir ein wertigeres Gefühl.

Das Muela Rhino Olive (73 €, ohne Micartagriff) sieht fantastisch aus, bekommt in allen Tests, die ich gelesen habe auch super Kritiken zu Schnittfestigkeit, Klingenstabilität, Griffverarbeitung. Kritik ist häufig der Fingerchoil, durch den Klingenlänge verloren geht. Der trägt zwar zum Design bei aber ich frage mich, ob man da nicht ständig beim Ästebearbeiten (Holzschnittarbeiten) in der Kerbe hängen bleibt – hat da jemand Erfahrung? Die ungünstige Lage des Scheidendruckknopfes ist mir egal. Zum Hacken soll es eine leicht nachteilige Masseverteilung haben. Rücken könnte auch gerne weniger hoch sein.

Das Helle Alden (90€) ist im Internet weniger diskutiert, erreicht in meiner Wahrnehmung aber etwa die gleichen Qualitätspunkte zu Schnittfestigkeit, Klingenstabilität, Griffverarbeitung (Maserbirke) wie das Rhino. Ohne Fingerchoil, was wohl positiv ist. Allerdings wird bei den Helle Messern öfter die weiche Klinge kritisiert, die schon mal gerne verbiegt. Kann jemand bestätigen, wie relevant diese Schwäche hier in Bezug auf Outdoor ausgeprägt ist?

Das EKA Nordic W11 (95€) fliegt scheinbar etwas unter dem Radar, erhält aber ebenso wie das Rhino und das Alden zu Schnittfestigkeit, Klingenstabilität, Griffverarbeitung (Bubinga Holz) hohe Punktzahlen. Der Fingerschutz ist leider kaum ausgeprägt, was mich bei Arbeiten mit nassen Händen beunruhigt. Riffelung auf Scheidenrücken finde ich hingegen praktisch.

Natürlich sind auch nochmal Eure Empfehlungen zu anderen Messern willkommen, obwohl ich mich im vorhandenen Angebot (bspw. Helle GT – 123mm Klinge, RAT 3 – zu teuer, Enzo Trapper – kein Fingerschutz, etc.) bereits auf die oberen drei eingeschossen habe. Insofern freue ich mich vor allem über Eure konkreten Abwägungen zu den oberen Drei in Bezug auf meine Ansprüche (inkl. der großen Hand!).

Besten Dank vorab!
outdooRT
 
Zuletzt bearbeitet:
Vom Eka rate ich ab, aus folgenden Gründen:
Der Griff ist zu klobig, es sei denn, man hat sehr große Hände.
Die Textur auf dem Griff bewirkt praktisch nichts.
Kein richtiger Fingerschutz.
Die Scheide ist zu eng, Schnitte ins Leder sind vorprogrammiert.
Ein Skandischliff mit deutlicher Schneidfase: Zum Schnitzen nichts Vernünftiges, da brauchts einen Skandi auf Null. Für alles andere auch nicht vernünftig, weil die Klinge dafür zu dick ist. (im Internet sieht man Bilder, auf denen es scheinbar auch einen Hohlschliff gibt. Würde mir aber genausowenig zusagen)
Mein Tipp wäre das Muela.
Oder schau dir mal alternativ das Cudeman MT-5 näher an.
 
vielen Dank porcupine. Du bekräftigst meine Befürchtung in Sachen Grip und Fingerschutz beim EKA W11.

Mit der Schliffphase sprichst Du einen guten Punkt an. Mit Hohlschliff kann ich gar nichts anfangen, den bekomme ich im Leben nicht selbst nachgeschliffen. Das gleiche Problem hätte ich bei balligem Schliff. Scandi ist da schon verträglicher, einfach wäre sicherlich auch ein Flach-Schliff, wie ihn glaube ich das Rhino hat oder eben ein Scandischliff mit relativ hoch gezogener Phase vermute ich (ich hab das mit bis zur Null hochgezogen ehrlich gesagt noch nicht ganz gerafft, geht da ja offenbar um zwei Ausprägungen des Scandi :staun:).

Mit meiner bescheidenen Schleif-Kenntnis vermute ich wäre ein Scandi-Schliff für Schleifeinsteiger das einfachste, oder? Der Schleifwinkel ist fest vorgegeben und es kann relativ leicht korrigiert werden. Wird nur schnell stumpf. Zum Holzspalten bei 4 oder 5mm Klingenstärke vermute ich hilft die kurze Phase auch (nicht ganz unwesentlich für Feuerholzgewinnung im schwedischen Wald). Schnitzen möchte ich ohnehin keine feinen Kunstfiguren - vielleicht ist Schnitzen auch das falsch Wort. Holzbearbeiten im Outdoor-Alltag. Sicher auch mal aus Interesse Fallen bauen üben.

Mit dem Cudeman MT-5 hast Du ein mir bis jetzt noch nicht bekanntes aber durchaus interessantes Messer empfohlen. Dafür vielen Dank. Das Netz gibt zu dem Messer viele positive Bewertungen preis. Kritisiert wird häufiger die Verarbeitung in den Übergängen von Stahl zu Griff, die von Ausfertigung zu Ausfertigung große Qualiunterschiede aufweisen. Weißt Du, ob das Anlaufschwierigkeiten waren, die sich gelegt haben? Wie groß ist in der Praxis tatsächlich der Unterschied zwischen 4 und 5 mm Klingenstärke?

Was mich noch interessieren würde:

  • der Rhinostahl ist ein 14C28. Wie grenzen sich dessen Eigenschaften vom Böhler N695 des MT5 oder dem 12C27 des Helle Alden ab?
  • Wie groß ist in der Praxis tatsächlich der Unterschied zwischen 4 und 5 mm Klingenstärke?
  • Hat das Helle Alden die gleiche wabbelige Klinge wie das Eggen?
 
Oioi - viele Fragen.
Ich will gerne versuchen, sie zu beantworten, habe bloß heute einen langen Arbeitstag und werde das nicht schaffen. Bitte um Geduld. Vielleicht helfen andere derweil aus...
 
Sodele - neuer Tag, neues Glück:
Wegen des Hohlschliffs mußt du dir keine Gedanken machen. Du sollst ja nicht den Hohlschliff nachschleifen, sondern nur die Schneide. Das geht bei einem Hohlschliff noch am leichtesten, weil du am wenigsten Material abtragen mußt. Dafür ist beim Einhalten des Winkel ein bißchen Übung nötig. Kriegt man aber schnell ins Gefühl. Außerdem mißt dir keiner nach, ob du nun 18, 20 oder 22° angeschlifffen hast.
Deutlich mehr muß bei einem balligen Schliff oder bei einem Skandischliff abgetragen werden, wenn er ohne Schneidfase direkt auf Null gehen soll. Dafür hast du eine gute Auflage für den richtigen Winkel. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

Zu den Stählen (immer eine korrekte Wärmebahandlung vorausgesetzt): 14C28N ist ein stickstofflegierter Stahl, sehr gut rostbeständig, gute Härte und Standzeit - ich bin ganz angetan davon.
N695 ist in der Legierung fast identisch mit dem bewährten 440C. Hoher Chromgehalt, daher recht rostbeständig. Große Karbide in der Matrix, das kann man vergleichen mit einem Beton, in dem grobe Kiesel stecken. Da kriegst du keine feine Mauerecke hin. Heißt, der Stahl ist ein bewährter und guter Allrounder, aber doch eher geeignet für etwas größere Schneidenwinkel. Dann bleibt er lange brauchbar scharf.
12C27 ist der feinkörnigste , d.h. leicht schärfbar zu einer feinen Schneide. Für feinere Schnitzerein und Schneiden von Lebensmitteln vielleicht der beste unter diesen dreien.

Zum Cudeman: Ich habe keine Erfahrung damit, finde es nur hinsichtlich Design/Preisleistung und Material eine gute Wahl. Die Cudeman-Messer, die ich bisher begutachten konnte, waren qualitativ in Ordnung.
Zu Helle: Ich habe schon mehrere besessen, die mich alle enttäuschten, nicht wegen des Stahls, sondern wegen der lieblosen Art, wie die Klingen in den Holzgriff gehämmert waren. Die Folge waren offene Spalte, klappernde oder leicht zu verbiegende Klingen, Risse im Griff beim ersten kräftigen Schnitt. Das ist sicher nicht immer so, vielleicht ist die Qualität heute auch besser, aber die Messer sollte man sich genau anschauen.
Muela Rhino: Kenne ich auch nicht persönlich, aber andere Muela-Messer. Sie sind ordentlich verarbeitet und ihr Geld wert. Das Rhino wäre jetzt nicht so mein Fall, ich würde das Kodiak vorziehen. Gibts in Holz oder Micarta, auch mit rutschfesten Grooves im Griff.

Noch ein Nachtrag: Du schreibst, daß du das Fällkniven F1 verworfen hast. Bei all den guten Erfahrungen, die Bushcrafter weltweit damit gemacht haben und darauf als dem Messer schlechthin schwören, solltest du das noch mal überdenken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin bei porcupine: schau Dir doch noch einmal das F1 an und nimm auch ein RAT-3 zur Hand. Letzteres nutze ich selbst für das, was Du beschreibst und möchte es nicht missen (mit D2, der 1095er ist aber auch voll ok). Was spielen ein paar Euro mehr für eine Rolle, wenn man dann Jahre lang Freude hat?
 
nimm auch ein RAT-3 zur Hand.

Also unter meinen Standard-Outdoor-Empfehlungen liegen Esee (bzw. RAT) Messer ganz weit vorn, aber für jemand, der einen Basketball in der Hand halten kann, würd ich selbst das größere ESEE 4 als zu klein erachten.

Kannst dir mal noch das Linder Mark 1 ansehen. Hab ich auch schon für ca. 95,-- € gesehen.

- 440C
- 12 cm Klinge
- Flachschliff
- Droppoint
- Parierelement

Ok, kein Fulltang, aber du hast ja ne Axt (Stichwort Batoning). :D
 
Das Muela Rhino mit Micartaschalen hat den 14C28 Stahl. Bei der Olivenholz Variante steht der Stahl wäre der mysteriöse MOVA Stahl. Also ein Stahl mit Molybdän und Vanadium - aber wieviel % davon und was sonst noch drin ist gibt Muela nirgendwo an.
 
Das ist der gute alte 440C.

Habe diesen Vergleich mit 440C schon mal in einer Produktbeschreibung eines MOVA-Muelas gelesen, konnte aber nirgendwo eine offizielle Angabe zum Stahl finden.
Bei 440C kann ich aber kein Vanadium in den Legierungsangaben finden - was aber zu erwarten wäre wenn man einen Stahl MOVA nennt.

zurück zum Thema - wollte eigentlich nur darauf hinweisen dass das Olivenholz Rhino nicht aus 14C28 ist, damit outdooRT nicht davon überrascht wird, sollte er sich dafür entscheiden.
 
Wenn mir jemand ein Messer aus Mova-Stahl zuschickt, auf dem ein paar Brennflecke entstehen dürfen, ich die Oberfläche anschleifen darf und wo mindestens eine ebene Fläche ist die so groß ist das ein Loch von 11 mm abgedeckt wird, mache ich gerne mal eine Spektralanalyse daran.
Ist zwar ohne Referenzprobe teilweise nicht einfach, aber probieren kann ich es gerne mal.

Gruß,

Thomas.
 
Wow, vielen Dank für Eure sehr brauchbaren Feedbacks. Erlebt man auch nicht oft in Foren, dass Autoren ihren Erfahrungsstand so transparent und fair darstellen. Lob dafür, hab ich mich also im richtigen Forum angemeldet :encouragement:

@ porcupine: Mir leuchtet ein, was Du mit dem Nachschärfen eines Hohlschliffs sagst. Habe ich so bisher noch nirgends gelesen, klingt aber sehr logisch. Auf die großen Karbide im N695 weist Du sicherlich hin, weil damit eine hohe Ausbruchgefahr einher geht (so wie man das bspw. auch von günstigen Keramikschneiden her kennt - dort natürlich aus anderem Grund). Die Chipneigung habe ich übrigens mittlerweile auch recht häufig in Verbindung mit dem F1 gelesen, zumindest mit dem neueren Stahl (auch @buddlertom).

Ich stelle mir den von Dir beschriebenen Scandischliff so vor, dass von den beiden vollen Schneideflanken aus gesehen die gemeinsame Mitte in mehreren "Stufen" (=Phasen) abgewinkelt angesteuert wird, bis die letzte Anschliffphase dann die tatsächliche Schneide hervorbringt. Und dass die Stufen so fein sind, dass ich sie outdoor eigentlich nur platt wegschleifen kann, sodass dann quasi direkt von den Flanken einstufig richtung Mitte angeschliffen wird. Daher dann auch die grobe Materialwegnahme. Habe ich das richtig verstanden?
Wenn ich so drüber nachdenke, wäre es mir dann auch nur logisch, wenn ein Scandi gemessen an anderen Anschliffarten relativ schnell stumpf werden würde, wobei das neben der Nutzung auch von Stahlsorte und Groflächigkeit des Anschliffbereichs abhängen sollte.

@Raoul Duke: das Linder Mark 1 ist auch eine schöne Empfehlung. Mal abgesehen von den intensiven Diskussionen rund um den Industriestahl D2 wäre aber Full Tang mittlerweile für mich eine feste Bedingung. Langsam sortiert sich die Packliste für Schweden und auf ein Beil (und mit Sicherheit auf eine Axt) möchte ich jetzt verzichten :glgl:

@ Froghunter: vielen Dank für den Hinweis auf die Verwendung der unterschiedlichen Stahlsorten beim Rhino! Wusste ich nicht.

Ich schwanke jetzt zwischen dem Muela Rhino Micarta Coyote und dem Cudeman MT-5. Raus sind für mich das EKA auf Grund des mangelnden Fingerschutzes, und das Alden. Ich halte Euch auf dem Laufenden.
 
Nachtrag: Griffe in COCOBOLO fallen für mich eigentlich kategorisch raus. Ich fühle mich sehr naturverbunden. Und ein Outdoormesser zu kaufen mit Griffbacken aus einer als gefährdet geltenden Holzart ist für mich ein Widerspruch, das möchte ich nicht.
 
Ein paar Überlegungen zu den bisher genannten Anforderungen:
Anschauen und Befingern von Messern sind eines, damit Arbeiten das Andere.
Mich haben z.B. die sog. "Fingerchoils" gestört, je länger ich Messer im Wald, auf Touren etc. nutze, umso mehr. Ja, da bleibt man schon mal hängen, wo man es nicht haben will. Ebenso erging es mit mit Klingen, die im Verhältnis zur Länge zu breit ausfallen. Da werden einfach etwas feinere Arbeiten zur unnötigen Anstrengung, weil sich das breite Klingenblatt für so etwas schlechter führen läßt. Das schön anzuschauende Muela Rhino fiele für mich daher klar aus der Auswahl. Das Muela Kodiak in der Variante mit Micarta-Schalen und 14C28N-Stahl z.B. entspräche da weit besser dem Anforderungsprofil, liegt aber außerhalb Deines Preisrahmens.
5 mm Klingenstärke bei Messern in der Klasse bis 12 cm Klingenlänge sind m.E. übertrieben und folgen überwiegend nur dem (v.a. "tactical" geprägten Hype, der da seit einigen Jahren über den großen Teich geschwappt ist. 3-4 mm sind m.E. völlig ausreichend um als nahezu unzerstörbar für den normalen Messereinsatz (incl. Batoning, wenn es denn sein muß) gelten zu können. Die Schneidgeometrie einer 5 mm-Klinge der genannten Längenklasse ist m.E. immer suboptimal, selbst bei bis zum Rücken hochgezogenem Flachschliff. Der eine oder zweite Millimeter weniger an "Fett" bringt da guten Zugewinn. Klar, die Klinge verliert dadurch auch an Gewicht, was dann beim Hacken negativ spürbar sein wird. Aber ein erfolgreicher, ökonomisch sinnvoller Hackeinsatz ist bei der besprochenen Klingenlänge auch eher als grenzwertig zu sehen. Zum Hacken gibt es größeres und spezifischeres Gerät.
Du hast Deine großen Hände beschrieben: Der Griff des oft in Kaufberatungsthreads zu Outdoormessern vorgeschlagenen Fjällkniven F1 kann da evtl. schon als zu klein empfunden werden, vulgo zu kurz und v.a. zu wenig voluminös. So empfinde ich mit Handschuhgröße 9,5 - 10 das jedenfalls.
Meine Ausführungen und Deinen Preisrahmen sowie die Wünsche nach Vollerl, Stabilität und Stahlqualität einbeziehend wage ich einen Alternativvorschlag, zumal Du keine Untergrenze für die Klingenlänge angegeben hast: http://www.otter-messer.de/product_info.php/info/p307_Jagdmesser-Nr-20-OL.html

Gruß
12knife
 
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vielen Dank auch Dir 12knife für Deinen Input. Du hast insbesondere zum Handling mit Deinen Sachargumenten nochmal wertvolle Impulse gegeben, die sicher auch anderen Messerinteressierten gute Denkanstöße geben. Darauf komme ich gleich nochmal.

Ich habe nach meinem letzten Eintrag nachts noch das Cudeman MT-5 Micarta und das Muela Rhino in Coyote Micarta online bestellt, nachdem ich offline in Berlin nicht weitergekommen bin. Heute sind die Messer angekommen. Witzig, wie aufgeregt man sein kann, bevor man sein Messerpaket zu Hause endlich öffnen kann. Auf dem Weg nach Hause war ich mir eigentlich schon mehr und mehr sicher, dass es das Rhino werden würde. Hier meine Eindrücke:

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Das Cudeman MT-5 hat aus meiner Sicht eine vernünftige Lederscheide. Klett ist natürlich quatsch, v.a. wenn man viel im Dreck rumwühlt, aber da kann man ja nachbessern. Das Messer liegt unerwartet gut in der Hand, Parierelement wirkt vertrauensweckend. Grüne Schalen finde ich an Messern nicht so schön, aber porcupines Argumente plus weitere Tests und Reviews, die ich anschließend gecheckt habe, überzeugten mich von den sachlichen Pluspunkten. Der Masseschwerpunkt liegt übrigens kurz hinter der ersten Niete. Konstruktionsbedingt liegt die Schlagkante des hinteren Erlabschlusses frei, ist scharfkantig und bietet so großen Händen, sicherlich v.a. bei Nässe, eine erhöhte Verletzungsgefahr durch Einschneiden in die Haut. Kleine und normale Hände kommen da hinten glaube ich gar nicht erst an. Beim genauen Anschauen in meiner Hand allerdings erkenne ich diverse Makel. Die Griffschalen sind nicht symetrisch geschliffen, die rechte Backe ist etwas ausladender. Das Parierelement hat am Übergang zu den Backen so an einer Seite einen Anschliff, der nicht die Funktion beeinträchtigt, aber bei einem 80€ Messer m.E. dort nicht hingehört. Eine kleine Unsauberkeit an der vorderen Niete. Zur Klinge hin liegt das Parierelement auf einer Seite exakt an, auf der anderen Seite ergibt sich ein gut Haaresbreiter Spalt. Die Klingenschneide hat vorne am Bogen minimale Ausbrüche. Der Anschliff ist insgesamt asymetrisch, also auf der linken Seite stärker als auf der rechten, womit sich die Schneide nicht exakt mittig trifft. Vielleicht ist einiges hiervon auf den Fotos erkennbar. Insgesamt wirkt die Verarbeitung somit mäßig auf mich. Bestenfalls. Bitte sagt mal Eure Meinung, ob ich da zu pingelich bin.

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Das Muela Rhino 10SV-C brown nlfb wirkt in echt genauso überwältigend schön wie online. Man, sieht das gut aus. Ich checke als erstes die Verarbeitung im Vergleich zum MT-5 und bin baff, wie makellos das Rhino dabei abschneidet. Sämtliche Übergänge zwischen Erl, Liner, Backen zu Klinge, auf dem Messerrücken vorne, hinten, Anschliffsymetrie .. alles perfekt. Schwerpunkt liegt übrigens auf der vorderen Niete. Lederscheide ist auch super und der hochwertigen MT-5 Schneide rein vom ersten subjektiven Eindruck her nochmal eine Liga überlegen. Zu meiner Überraschung liegt das Rhino aber nur mäßig in der Hand. Grundsätzlich fühlt sich die Micarta-Griffschale gut an, allerdings bringt die leichte Bogenform des Griffes mit sich, dass die Unterseite erheblich kürzer ausfällt als die Oberseite. Für meine Hand heißt das Fingergedrängel an der Griffunterseite. Es geht gerade noch ok, aber das MT-5 war da schön deutlich platzfreundlicher. Interessanterweise hat das Rhino entgegen allen Internetfotos, die ich im Kopf habe, sehr wohl eine Riffelung auf der Klingenoberseite, die dem Daumen in bestimmten Haltungen nochmal mehr Griff geben kann. Die Ausbuchtung an der Griffvorderkante erfüllt die Parierfunktion sehr gut. Den Schneidetest an einem harmlosen Bambuspflanzstab gewinnt das Rhino mit seiner Sandvik 12C28N Stahlklinge mit leichter Führung. Beim Schnitzen am selbigen kommt zum Tragen, was 12knife in seinem Beitrag schreibt. Durch den hohen Klingenrücken des Rhino müssen beim Schnitzen die vier Messerführenden Finger in wesentlich weiterem Abstand zum Daumen gehen. Ich bin überrascht wie schnell das tatsächlich die Handmuskelatur ermüdet. Beim Schnitzen ist das Rhino daher führungstechnisch dem MT-5 klar unterlegen. Hinzukommt, dass sich meine Befürchtung zum Fingerchoil bewahrheiten. Man kann bspw. feines und mittleres Ästchenanschneiden nicht kontrolliert bspw. bis zum Parierelement führen, sondern landet Designbedingt beim Rhino regelmäßig und unangenehmer Weise in der Choil-Kuhle.

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Tja, da sitze ich nun mit dem für mich selbst etwas überraschenden Ergebnis. Das Rhino fällt auf Grund seines Choils und seines hohen Rückens eigentlich raus. Ich bin mir sicher, dass ich mich outdoor wegen dieser Eigenschaften sonst auf ewig pesten würde. Das MT-5 gewinnt außer im Schneidetest durchweg, und die Schärfe kann man nachoperieren, aber die Verarbeitung ist von erschreckend geringer Qualität. Vor allem gegenüber dem Rhino, dass sich gar keine Schwächen diesbezüglich leistet. Aber ich suche eben kein Messer für die Vitrine. Muss ich beide zurückschicken und ggf. das MT-5 nochmal in besserer Verarbeitungsquali suchen? Auf jeden Fall schlafe ich nochmal zwei, drei Nächte drüber.

Ich hoffe, meine Einblicke waren für den einen oder anderen informativ. Ich würde mich über Eure Kommentare zu den genannten Überlegungen freuen, v.a. was die MT-5 Qualität angeht.
 
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Hab noch ein Review des Cudeman MT-1 gefunden, das bis auf die Klingenspitze eigentlich dem MT-5 entspricht.
Nach allem, was ich mir bisher an Bildern angesehen habe, hätte ich die Verarbeitung als ordentlich eingestuft.
Vielleicht solltest du doch noch mal einen neuen Versuch wagen; es könnte ja ein qualitativer Ausrutscher gewesen sein.
 
Linder ATS 34 Super Edge 2

Aber auch das super Edge 1, mit 11 cm Klingenlänge Gesetzlich auf der legalen seite und Linder macht einfach nur die perfekten Outdoormesser schlechthin. Meiner Meinung.:hehe:
 
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