PA-Bericht Eickhorn Bellator

achindoon

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Um dieses Messer gehts:
http://www.outdoor-treasure.de/eickhorn-bellator-das-erste-systema-messer-entwickelt-von-andreas-weitzel/a-6393/

Erstmal vielen Dank an Pitter und Herrn Brunner von Outdoor-Treasure für die Ermöglichung eines Passarounds! :super:

Unboxing
Leider war mir ein Unboxing nicht möglich. Das hat den einfachen Grund, dass das Messer ohne Box kommt :glgl: Ja klar. Ist ein Einsatzmesser und soll benutzt werden. Aber für 200 EUR hätt ich schon gerne eine Box für meinen Schachtelschrank :irre:

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Beim anschauen des Plastikbeutels fällt auf, dass dort ein silbrig schimmerndes Beutelchen ist, das mir erstmal Kopfzerbrechen bereitet hat. "Was ist das? :confused:"

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Also schnell Auspacken und anschauen :staun:

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Aha! Pflegeöl! Das find ich toll! Muss ich nichtmehr mit Ballistol rumwurschteln. Aber Moment mal. Wenn ich dieses Päckchen aufreisse... Trocknet das dann nicht irgendwann aus? Oder macht vielleicht im Rucksack eine Sauerei, wenn mans länger aufheben will? Hätte man nicht ein Fläschchen mit Öl dazupacken können? Hätte mir besser gefallen.
Wie sinnig oder unsinnig das Ölpäckchen ist, darf der nächste Tester ausprobieren. Ich hab ja schon das Messer auspacken dürfen, der nächste hat bestimmt auch noch Lust etwas zu unboxen. Wieder ohne Schachtel :D

Erster Eindruck Messer

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Schwer! Liegt richtig massiv in der Hand! Macht einen sehr wertigen Eindruck! Die Griffform ist gut! Für meinen persönlichen Geschmack hätten die Schalen aber ein wenig dicker sein können, dann wäre es noch besser in der Hand gelegen.

Zweiter Eindruck

Das Griffmaterial ist sehr rau. Als ich das Messer gereinigt habe und anschließend mit dem Geschirrtuch abgetrocknet habe, ist die hälfte vom Geschirrtuch hängen geblieben. Auch wenn man es an/unter Kleidung trägt ist diese Griffigkeit sehr störend.

Ich hab mal nen Meterstab am Messer angesetzt. Bei der konservatisten Ausmessung komm ich auf 12,3 cm Klingenlänge. Das ist ungüstig! Noch ungünstiger: Die Beschreibung bei Herrn Brunner im Shop. Da ist von "Kampfmesser", "Kosakensäbel", "Griff, Zug und Hieb" und "Nahkampf" die Rede. Gehts noch? Dass das BKA nicht blöd ist, wissen wir ja jetzt. Also mit so einem Messer trau ich mich nicht auf die Straße. Wenn die Polizei mir das wegnimmt ist es im Zweifelsfall nämlich keine Ordnungswidrigkeit mehr, sondern Waffenbesitz! Und das nur, weil hier eine gewisse Käufergruppe angesprochen werden soll. Kann man das Messer nicht auch als "Outdoormesser, das vom Systema Ausbilder Andreas Weitzel entwickelt wurde" bewerben? Wer nach sowas sucht wird hier fündig und weiß genau was er da kauft. Das Messer als Waffe zu bewerben kann nach hinten losgehen. :mad:

Not a No-Nonsense-Design

In letzter Zeit ist mir im Bezug zu Messern öfter der Ausdruck "No-Nonsense-Design" aufgefallen. Leider trifft das auf dieses Messer nicht zu. Folgende Punkte würde ich persönlich weglassen:

Dieses Umgreifloch, das extra in der Beschreibung beworben wird. Nun. ich brauch es nicht. Für mich siehts einfach nur unschön aus und es sammelt sich Dreck drin. Ich hab versucht es zu verwenden. Irgendwie weiß ich nicht, wie ich damit anständig umgreifen soll.

Blutrille! Angeblich wegen Gewichtsersparnis. Schön scharfkantig gefräst, damit man ja den Dreck auch nicht mehr anständig rausbringt. Auch hier denke ich, dass mit dem blutigen Ausdruck wieder die gewisse Kundenschaft angesprochen werden soll. Einen wirklichen Vorteil bringt die Materialersparnis nicht. Und wenn wir schon beim rummeckern an der Blutrille sind. Ist die CNC-Fräse falsch programmiert und haben jetzt alle Messer diese unregelmäßigkeit auf der Rückseite? Ich hoffe doch nicht...

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Anschliff. Offenbar wissen die Eickhorn Mitarbeiter auch nicht, wie sie das schärfen wollen. 1cm der Schneidenlänge ist nicht schärfbar und nicht nutzbar. Müsste nicht sein.

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Griffverschraubung. Auch hier hat man schöne scharfe Kanten und Löcher in denen sich der Dreck wohl fühlt. Und nein. Ich war das nicht. Die Schrauben sind schon mit diesen Abrutschspuren zu mir gekommen. Und da das Messer frisch aus der Verpackung kommt, werden die wohl ab Werk angebracht.
Und weil wir grad dabei sind. Auf der Rückseite des Messers im Spitzenbereich ist auch eine Unregelmäßigkeit in der Beschichtung.

Schärfe ab Werk

Ist definitiv gut. Meiner Meinung nach. Es ist fast möglich Zeitung sauber zu schneiden.

Scheide

Ist meiner Meinung nach auch gut gemacht! Hinten dran ein Tec Lock. Tut was es soll. Gibt auch andere Montierpositionen. Eine Zentrierhilfe fürs Einstecken in die Scheide ist auch da. Das gefällt mir. Die Befestigungsposition passt auch. Ich hab das Messer in der Scheide auf halb fünf am Gürtel gehabt und in den Sportsitzen des Autos hab ich das Messer nicht gespürt.

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Schneideigenschaften

Ich darf hier mal aus der Produktbeschreibung zitieren:
So lässt sich der Eickhorn BELLATOR neben feinen Schneidarbeiten auch problemlos als Brecheisen oder Steighilfe einsetzen. Der überstehende Erl ermöglicht den Einsatz als Glasbrecher und verlängerter Keil aus jedem Winkel. Der Klingenrücken hält ohne Zweifel massive Hammerschläge aus um auch die hartnäckigsten Materialen zu durchtrennen.

Leider hab ich die Passaround Regeln unterschrieben. Brecheisen, Steighilfe und Rumhämmern fällt deshalb erstmal aus. Vielleicht kann man ja mal darüber abstimmen, am Ende des Passarounds sowas zu machen. :haemisch: Bei den feinen Schneidaufgaben hab ich mir einen besonders fiesen Feind gesucht, den das Messer problemlos bezwungen hat :p

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Besten Dank fürs Lesen!
Thomas
 

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Hallo zusammen,

zuerst einmal Vielen Dank an Herrn Brunner von http://www.outdoor-treasure.de der das Messer zur Verfügung gestellt hat und an Pitter fürs organisieren des PA! Hat mal wieder Spaß gemacht!
Worum geht’s? Darum… das Eickhorn Bellator

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Zuerst einmal ein paar technische Daten:
Klingenstärke ca. 4,7mm
Klingenlänge ca. 11,7 cm
Gesamtlänge ca. 23,7 cm
Gewicht ca. 220 g

Verwendete Materialien:
Klingenstahl Böhler N695
Griffschalen G10
Schrauben 1.4101 Stahl
Scheide Kydex, Teclock kompatibel

Ein erster und zweiter Eindruck:
Ich blende dieses ganze Systema, Selbstverteidigung und Kampfmessergedöns mal aus, da ich davon keine Ahnung hab und dies somit auch nicht beurteilen kann. Also betrachten wir es mal, wie u.a. auch angepriesen, als Outdoormesser.

Das "Bellator" (lat. Krieger) liegt gut in der Hand (ich habe Handschuhgröße 9) und macht mit seiner fast 5mm starken Klinge einen sehr stabilen, massiven und wertigen Eindruck. Die G10 Griffschalen sind wie mein Vorredner schon geschrieben hat sehr rau gehalten. Dank der Griffform und des rauen G10 lässt es sich jedoch selbst mit nassen Händen sicher kontrollieren. Die G10 Griffschalen sind etwas zurückgesetzt was meiner Meinung nach die Handlage etwas verbessert.


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Die Drop-Point Klingenform gefällt mir persönlich recht gut, da es damit sehr universell einsetzbar ist. Der hochgezogene Klingenschliff kann jedoch nicht über die fast 5mm dicke Klinge hinweghelfen. Somit stößt man bei feinen Schneidarbeiten schnell an die Grenzen. Wie erwartet schneidet das Messer dann nicht mehr sondern spaltet nur noch.
Der Klingenschliff läuft zum Griff hin über einen großen Radius aus. Damit sollte das Messer auch gröbere Hebeleien problemlos überstehen. Dürfte aber beim nachschärfen etwas unschön aussehen, da kein sauberer Abschluss möglich ist.

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Verarbeitung:
Prinzipiell ist das Messer bis auf ein paar „Besonderheiten“ vernünftig verarbeitet, .
Die "Nutella-Rille" in der Klinge ist auf beiden Seiten etwas danebengegangen. Da hatte der Mann an der Fräsmaschine wohl einen schlechten Tag.

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Die Griffschalen sind sauber verrundet. Auf einer Seite jedoch meinte es besagter Fräser wieder zu gut und kam etwas zu tief ins Material. Ergebnis ist ein kleine Kante.

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Also alles nix was die Funktion beeinträchtigt, aber eben unschön.


Die Scheide:
Jetzt wirds unfair... ich mag nämlich kein Kydex ;)
Dementsprechend werde ich auch mit der mitgelieferten Scheide nicht so recht warm. Das Messer arretiert im eingesteckten Zustand, wackelt zwar etwas, wird aber relativ sicher gehalten.
Steckt warscheinlich der Gedanke dahinter, dass es im Bedarfsfall schneller gezogen werden kann. Um beim OutdoorMesser zu bleiben... die Kydex Scheide ist ja auch unempfindlich gegenüber Nässe. Cordura ist mir trotzdem lieber, trägt auch nicht so auf und passt sich an. Aber jeder wie er es mag.

Größenvergleich:
Was fixed betrifft bin ich nicht sonderlich gut aufgestellt, aber ich denke ich habe einen adäquaten Vergleich gefunden. Das Benchmade Nimravus und sein kleiner Bruder das Nimravus Cub 2.

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Mein Fazit:
Vom Design her gefällt mir das Bellator recht gut. Keine Effekthascherei mit Tanto Klinge und Serrations. Damit würde das Bellator unter normalen Mitmenschen die nicht übermäßig "Waffen" - sensibilisiert sind wohl wenig Aufsehen erregen.
(EDIT: Hatte es am Wochenende ein paar unbedarften Freunden gezeigt um mal etwas Feedback von Außenstehenden zu bekommen. Danach muss ich meine Aussage von oben wohl revidieren. Das Messer polarisiert doch sehr. Gut, dann ist es halt so… hat ja auch keiner behauptet, dass es zum Butterbrot schmieren entwickelt wurde).
Was die Verarbeitung betrifft bin ich etwas zwiegespalten. Im Detail gut gemacht, und dann im Gegenzug solch grobe Schnitzer.
Komisch nur, dass ein 200€ Messer mit solch offensichtlichem Mängeln vorbei an der Qualitätskontrolle zum Endkunden gelangen kann.

Alles in allem ein schönes praktisches Outdoor Messer. Das Rad wurde jedoch nicht neu erfunden und ich denke es gibt mehr als eine Alternative am Markt.

Danke fürs lesen!

Gruß
Driver
 

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Zuletzt bearbeitet:
Dann will ich auch mal.
Zuerst einmal ein Dank an Herrn Brunner für die Bereitstellung des Messers und an pitter für die Organisation dieses Passarounds.

Zum Messer:

Die Beschreibung las sich - den Teil mit der Verteidigung mal aussen vor - gut: unauffällig/angenehm führbar und legal da unter 12 cm Klingenlänge,
Mit den 12 cm hats nicht ganz geklappt, angenehm führbar ist es mit der kleinen Einschränkung, dass die Griffschalen ein wenig scheuern aber schon.

Das Messer kommt zusammen mit einer Kydexscheide, einem TekLok und einem eingeschweissten Öl/Pflegetuch in einem Polybeutel. Gut, ein Karton wäre vielleicht schöner gewesen, aber der Beutel nimmt nicht soviel Lagerfläche ein :D
Also mal in die Hand nehmen das ganze. Die Kydex ist soweit ich das beurteilen kann gut verarbeitet und hält das Messer sicher, wenn es auch ein wenig darin herumwackeln kann.
Das Messer ansich gibt sich ebenso gut, wenn auch mit Schönheitsfehlern, die meine Vorredner bereits genannt haben, wobei ich hoffe, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt. Der Anschliff ist wohl Konstruktionsbedingt so, das finde ich auch nicht so schlimm wie den abgerutschten Fräser bei der „Nutellafangrille“.
Die Griffschalen sind wie oben gesagt ziemlich rau, dafür sind sie auch nass noch griffig und rutschhemmend.

Wirklich am Gürtel getragen habe ich es in de Testzeit wegen der Klingenlängenproblematik nur einmal, dabei zeigte sich aber schon, dass es sich angenehm und unauffällig auch unterm T-Shirt tragen lässt und dabei in keiner Situtaion stört, lediglich die Griffschalen scheuerten wie oben gesagt manchmal etwas.
Aber auch im Haus fielen ein paar Schneidaufgaben an, Brötchen und Päckchen gehen gut, für die Tomate isses zwar scharf genug, aber entweder müsste es dünner oder von der Klinge her höher sein, so ist das mehr ein Spaltkeil. Wenn es aber halten soll was die Beschreibung verspricht, sprich auch als Kletterhilfe dienen, muss das wohl so sein.
Es kam noch gut scharf bei mir an, wenn meine Vorgänger wirklich nicht nachgeschärft haben, hält der Stahl m.E, die Schärfe gut bis sehr gut. Bei mir ist das Bellator einmal über die feinen Stäbe vom Sharpmaker gewandert, als die Schärfe langsam nachließ.

Fazit:
Ein durchaus gefälliges Messer, wenn auch dieser Eindruck durch die Schönheitsfehler, von denen für mich der gravierendste die „unklare“ Klingenlänge ist, etwas getrübt wird. Hier hätte man anstatt einen „nutzlosen Anschliff“ anzubringen das ganze etwas stauchen und somit wieder klar unter die 12cm-Grenze kommen können, was m.E. dem Design nicht geschadet hätte. So isses trotz unauffälliger Führbarkeit eher kein Kandidat für EDC.
 
Dann darf ich auch gleich mal, erst aber meinen Dank an Herrn Brunner von http://www.outdoor-treasure.de der das Messer zur Verfügung gestellt hat und an Pitter fürs organisieren des PA!

Als ich die PA-Ausschreibung sah war ich optisch von dem Messer sehr angetan. Interessante Materialien die einen Outdooreinsatz nahe legen, Kydex mit Teklock und stabile 5mm Klingenstärke die sich auch zum Holzspalten eignen würden (hab ich aber nicht getan). Als ich das Messer dann in der Hand hatte setzte doch etwas Ernüchterung ein.
Verarbeitung:
Es wurde ja schon einiges zur Verarbeitung gesagt und auch mit Bildern belegt. Auch wenn es vielleicht Absicht war die Griffschalen kleiner als den Stahl zu fertigen so würde ich mir doch erwarten daß der Rand dann rundum gleichmäßig ist. Mir ist schon klar daß das nicht funktionsbestimmend ist aber von modernen Fertigungen erwarte ich einfach daß das besser paßt und nicht wie am Griffende daß der Stahl in durchgehenden Rundung verläuft und die Griffschalen ein kurzes gerades Stück haben. Oder auch der oben schon erwähnte Radius an den Griffschalen der zu tief ansetzt und dadurch einen unschöne Kante ergibt. Ich will die Liste von oben nicht nochmal gesamt wiederholen, das Messer blieb von der Verarbeitung her einfach weit hinter dem zurück was ich von einem 200€ Messer erwarte und so exklusiv sind die Materialien dann meiner Meinung nach auch wieder nicht.
Auf die Scheide möchte ich nochmal ein wenig näher eingehen. Die hat mir optisch recht gut gefallen, weil sie wirklich sauber verarbeitet ist und gleich mit Teklock kommt. Die Begeisterung verflog als ich das Messer mal gezogen hab. Das ging nämlich relativ leicht und ich mußte einen Versuch machen. Messer wieder rein, Scheide mit Messer tipup gehalten, leichter Schlag auf die haltende Hand und das Messer fiel raus. Heißt also daß man es sich besser nicht griffbereit auf den Rucksackriemen hängen sollte weil es sicher schon beim normalen Gehen rausfällt. Wenn ich da an das Glock-Messer aus meiner Bundesheerzeit denke, da war es das genau andere Extrem, das lies sich erst garnicht ziehen weil es so fest in der Scheide gehalten wurde.
Handhabung und Verwendung:
Verwendet hab ich das Messer auch. Ich habs mal auf eine kleine Wanderung mitgenommen und wollte für ein Lagerfeuer ein paar Feathersticks schnitzen, hab ich dann aber schnell wieder aufgegeben weil die dick Klinge immer wieder vom Holz abglitt. Es liesen sich auch keine gleichmäßig dünnen Holzlocken abschneiden, eine Übung die ein Mora 840 spielend leicht bewältigt. Es zeigte sich auch recht schnell daß die rauhen Griffschalen bei längerem, schwererem Einsatz unangehm werden und zu reiben beginnen. Schon klar, die Einsatzeinheiten für die es eigentlich konstruiert wurde tragen meistens Handschuhe, da macht das nichts aus, aber ich finde den Griff unbequem und bei meinen langen Fingern (Handschuhgröße auf Grund Fingerlänge knapp über 10) auch etwas zu klein.
Mein Fazit:
Das Bellator als Selbstverteidigungswaffe, speziell für Systema konstruiert und konzipiert, wird sicher brauchbar sein, das kann ich aber nicht beurteilen. Das Bellator als Outdoormesser mit dem Anspruch das Einzige mit auf Tour zu sein würde für mich nicht funktionieren. Als Axtersatz ist es zu leicht um Äste abzuschlagen, für Schnitzarbeiten ist die Klinge zu dick und um es tipup am Rucksackriemen zu tragen hält die Scheide nicht sicher genug.
Trotzdem hat es Spaß gemacht das Messer zu testen, danke nochmal für die Möglichkeit.

Grüße,
Günther
 
Also das war mal ein Messer, mit dem ich nicht so richtig warm geworden bin.
Man versucht hier in einem Messer (mindestens) zwei Welten zu vereinen oder zumindest, das so zu verkaufen. Einmal soll es für Anwender der Selbstverteidigung mit Messern optimiert sein: "Das erste SYSTEMA Messer entwickelt von Andreas Weitzel", andererseits soll es "auch ein Militär- und Outdoor Messer par Excellence" darstellen.
Funktioniert meiner Meinung nach nicht. Im Vordergrund steht wohl ganz klar die SYSTEMA-Anwendung, dafür ist das Messer gebaut. Darauf ist die Form des Griffes bzw. des ganzen Messers ausgelegt. Wie das Umgreifloch praktikabel zu handhaben ist, erschließt sich wahrscheinlich nur dem geneigten Systema-Anwender. Ich brauch's nicht.
Inwiefern das Messer für Systema oder Selbstverteidigung geeignet ist, kann ich nicht beurteilen, dafür ist hier auch der falsche Ort.

Outdoor können es wahrscheinlich am ehesten diejenigen brauchen, die hauptsächlich hebeln, graben und mit Messern als Trittstufe Bäume hochklettern. Zum Schnitzen ist der Griff zu schmal und unbequem, zum Schneiden für die Essenszubereitung beispielsweise taugt die Klinge wenig. Klar, geschnitten kriegt man damit irgendwie, aber von schneidfreudiger Geometrie ist das Ganze weit entfernt. Dicke Klinge, dabei aber schmal, unnütze "Blutrille" - nee nee, nix für das, was ich als outdoor verstehe. :argw:

Schlecht verarbeitet ist das Bellator dabei nicht, bis auf die kleinen Unzulänglichkeiten, die bereits von meinen Vortestern angesprochen wurden. Für 200,-- käme mir dieser Anschliff z.B. aber nicht in die Tüte. Die verunfallte Blutrille fällt sogar Leuten auf, die nichts mit Messern am Hut haben. Kann doch nicht so schwer sein, eine gerade Rille da rein zu fräsen, wenn's denn sein muss (Design usw. :cool:).

Mein Fazit: von einem Outdoor-Messer par Excellence weit entfernt. Messer für spezielle Anwendungen zu entwickeln (SYSTEMA) ist schön und gut, was neues muss ja auch mal her, aber man muss nicht alles was nen Griff und ne Klinge hat als "Outdoor-Messer" verkaufen. Schon garnicht "par excellence".

Trotzdem vielen Dank an outdoor-treasure und pitter für die Möglichkeit das Messer mal in die Hand zu nehmen und testen zu können! :super:
 
Hallöchen!

Ich möchte mich bei Herrn Brunner von Outdoor-Treasure und bei Pitter für die Bereitstellung und diesen PA bedanken!

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Verarbeitung

Die Verarbeitung des Messers ist gut, Die G10 Griffschalen sind mit dem Messer wackelfrei verschraubt. Eventuell sind die Griffschalen zusätzlich noch verklebt. Sehen kann man davon nichts. Die Griffschalen folgen, leicht nach Innen versetzt der Linie des Erls. Beim Zeigefinger sind die Griffschalen abgeschrägt um den Griff angenehmer zu machen. Der einzige Kritikpunkt für mich liegt an der Klinge, die Blutrinne. Diese wirkt etwas lieblos hineingefräßt... und das nichtmal gerade. Da wirken das Systema - Logo, das Eickhorn Logo und die Messerbezeichnung schon um einiges besser.

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Klinge

Die Klinge ist eine simple Konstruktion mit Flachschliff aus Böhler N695 Stahl. Nichts beeindruckendes und bis auf die schon erwähnte Blutrinne gut gearbeitet. Nach dem Schleifen stellen Paprikas, Zwiebeln und Tomaten kein Problem mehr dar. Leider kann man den Zwiebel nicht allzu dünn schneiden, da er sonst durch die Klingenform bedingt bricht ... aber ich glaube wenn man einmal gezwungen ist damit zu Kochen sollte es daran nicht scheitern ;).

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Größenvergleich mit dem Linder Super Edge 2​


Handling

Das Handling ist... hervorragend. Die Griffform ermöglicht ein angenehmes Greifen in mehreren Positionen (Fist - Fist reverse - Saber). Selbst das Arbeiten mit Handschuhen (ich habe Größe 7,5 - 8) sollte problemlos möglich sein. Durch die rauhe Oberfläche der Griffschalen hat man auch mit nassen Händen ein gutes Griffgefühl. Das Messer ist für Systema entwickelt worden und hat deswegen eine Vertiefung in den Griffschalen, die scheinbar zum schnellen Umgreifen dienen sollen. Nun ... nach einiger Spielerei habe ich beim Umgreifen diese Vertiefungen tatsächlich genutzt (ich hab mit Systema nichts am Hut). Man kann so schnell mit einer Hand die Grifflage ändern. Ob das bei Sepp0815 ein Kaufargument ist? ... naja wohl nicht.

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Scheide

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Das Bellator kommt mit einer Kydexscheide an der man ein Teklock befestigen kann. Das Messer sitzt mit leichtem Wackeln sicher in der Scheide und fällt auch bei verkehrter Trageweise (Griff nach unten) wohl schwer heraus. Man kann das Messer angenehm seitlich am Gürtel tragen, es stört auch nicht wenn man im Auto sitzt und angeschnallt ist. Das Teklock ist in einigen Variationen befestigbar, was auch die Anzahl der Trageweisen erhöht.

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Fazit

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Ich halte das Bellator für ein solides Messer, das zwar für den Kampfsport entwickelt wurde, aber deswegen in der Öffentlichkeit nicht negativ auffallen sollte. Es wirkt nicht aggressiv. Durch seine Formgebung dürfte es sich für viele Aufgaben eignen und ein verlässlicher Begleiter sein. Einzig negativ fällt die etwas eigenartige Blutrinne auf. Für ein 200€ Messer kann man hier mehr erwarten.
 
An erster Stelle auch von mir an herzliches Dankeschön an Pitter fürs die Organisation und an outdoor-treasure für das Messer.

So nun zum Messer:

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Die Verarbeitung:

Im Großen und Ganzen ist das Messer bis auf ein paar Kleinigkeiten gut verarbeitet.
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Die Klinge:
Durch die Klingenform und Größe lässt sich das Messer universell einsetzen, sei es zur Essenszubereitung, im Wald oder was sonst noch so anfällt.
Was mir jedoch weniger gefällt ist die Blutrinne, in der sich wunderbar Dreck verfängt und bei der auf einer Seite auch bei der Herstellung etwas schief gegangen ist.
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Der Griff:
Der Griff liegt bei mir (Handschuhegröße 9) gut und sicher in der Hand. Jedoch sind die Griffschalen sehr rauh und kantig. Eine Riffelung am Klingenrücken für den Daumen hätte mir persönlich gut gefallen.
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Die Scheide:

Die Scheide ist eine einfache Kydexscheide die ihren Zweck voll und ganz erfüllt. Das Messer sitzt sicher drinnen, hat jedoch leichtes Spiel.
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Größenvergleich:
v. o. n. u.: Rock Creek Kudu, Mora Companion MG, Helle Eggen, Eickhorn Bellator
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Mein Fazit:
Das Eickhorn Bellator ist meiner Meinung nach ein gutes Messer mit dem keinen Mankos das universell eingesetzt werden kann. Der Preis der fürs Messer ausgerufen wird, ist meines Erachtens nach überzogen.

Gruß
Patrick


Gruß
Patrick
 
Auch ich bedanke mich ganz herzlich bei Hernn Brunner von Outdoor-Treasure für die Bereitstellung des Messers und bei Pitter für die Organisation des PAs.
Da schon sehr viel gesagt wurde, bitte nicht ärgern, wenn ich einiges wiederhole.



Erster Eindruck/Optik/Haptik/Verarbeitung

Das Messer kommt ohne Schachtel, einfach in einer Plastikfolie, das finde ich bei einem 200 Euro Messer schon fast peinlich, ich hoffe das das nicht der Regelfall ist. Habe ich jedenfalls bei einem Messer dieser Preisklasse noch nicht erlebt. Der erste Eindruck ist ordentlich, das Messer liegt massiv und wertig in der Hand. Dieser erste Eindruck täuscht aber leider etwas. Die zurück gesetzten Griffschalen verlaufen nicht parallel zum Erl, teilweise sind es 1,5mm, teilweise sind sie fast bündig. Die Griffschalen sind nicht gleichmäßig gefräst, die rechte hat eine auffällige Kante, die linke ist sauber verrundet. Beim Lanyard Loch sind die Löcher in den Griffschalen nicht bündig mit dem im Erl. Der Übergang von der Schneide zum Ricasso ist wirklich äußerst unschön, was diese Rille da soll weiß ich auch nicht. Die Blutrillen sind beide nicht sauber gefräst, die linke geht noch, die rechte ist inakzeptabel. Die Klinge ist auch nicht symmetrisch, wenn man von oben auf den Klingenrücken schaut, sieht man das im vorderen Bereich ganz gut (auf dem Foto leider nicht so gut).

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Klinge/Stahl/Schneideigenschaften

Um auf der sicheren Seite zu sein, was die Gesetzgebung angeht, ist die Klinge wirklich zu lang. Ich komme bei der Messung von der Klingenspitze bis zum unteren Anfang der Griffschale auf 12,6cm. Sorry, aber das ist einfach bescheuert, wenn man das Messer sogar extra im Hinblick auf die Führbarkeit entwickelt hat. Häte die Klinge einfach einen Zentimeter weniger, dann wäre alles in Ordnung und für mich persönlich würde auch das Griff/Klingenverhältnis besser passen. Denn ich finde die Klinge im Verhältnis etwas zu lang. Der Stahl ist gut, da habe ich nichts zu meckern, hält die Schärfe sehr ordentlich und ist leicht nachschärfbar. Aufgrund der Dicke und der geringen Klingenhöhe sind die Schneideigenschaften natürlich eher bescheiden, aber nicht wirklich schlecht.

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Griff/Ergonomie

Den Griff finde ich persönlich sehr bequem und vielseitig. Das G10 ist wirklich sehr rauh, ich mag das aber. Die zurück gesetzten Schalen fallen mir nicht unbequem auf und auch die eine, etwas kantig gefräste, Griffschale geht in Ordnung. Die Benutzung des Umgreiflochs fiel mir recht leicht und das Loch ist tatsächlich recht praktisch dafür. Allerdings brauche ich das nie, denn ich nutze meine Messer nicht im Reverse Grip.

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Scheide

Die Scheide finde ich gut gemacht, sie ist links/rechts-symmetrisch, das gefällt mir natürlich als Linkshänder. Insgesamt hätte man sie noch etwas platzsparender gestalten können und sie ist wirklich zu locker. Bei der Befestigung tipup am Schultergurt reicht der kleinste Hüpfer und das Messer fällt raus. Da müsste man halt selbst Hand anlegen. Migeliefertes Teklok gefällt mir gut.

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Fazit

Ich muss sagen, das Messer gefällt mir eigentlich ganz gut, es hat eine angenehme Größe und liegt mir hervorragend in der Hand. Die Verarbeitungsmängel sind aber für mich in der Summe nicht akzeptabel und was das Messer jetzt genau zu einem Systema Messer macht, das weiß ich auch nicht. Außer dem Umgreifloch entdecke ich keine Innovation. Die Anpreisung als Kampfmesser in Verbindung mit der schwammigen Klingenlänge tun ihr übriges.

Hmm, tut mir leid, aber besonders begeistert bin ich nicht.

Trotzdem vielen Dank für diesen PA, ich fand ihn sehr interessant.

Liebe Grüße,
Stephan


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Moin

Das Meiste ist ja schon gesagt.... und daher spar ich mir eine Aufzählung der Verarbeitungsmängel.

Dass das Messer als Outdoor-Begleiter sicherlich nicht die erste Wahl ist wurde auch schon mehrfach erläutert.


Und wir sind ja nicht die Öffentlich-Rechtlichen und füllen die Seiten mit Wiederholungen;)


Also versuche ich mal eine Analyse des Messers unter der Überschrift Systema und gleichzeitiger Beachtung der Forenregeln... da bleibt nicht viel mehr als eine Betrachtung der Handlage:rolleyes:

Also zum Griff.

Der soll ja von den Griffen der Kosakensäbeln (Schaschkas) beinflusst sein.....das würde ich so unterschreiben.

Dieser Säbeltyp hat weder einen Korb noch sonst irgendwie einen Handschutz nach vorne, dafür ist das Ende sehr prägnant ausgebildet und verhindert zuverlässig das "Entgleiten" des Säbels bei der Arbeit.

Im Hammergriff liegt das Bellator auch wie angenagelt in der Hand. Auch im "Eispickelgriff" also Klinge nach unten und Schneide nach vorn ist die Handlage erstklassig.
Die Mulden in den Griffschalen, die den schnellen Wechsel zwischen den beiden Griffpositionen erleichtern und vor allem sicherer machen sollen funktionieren ebenfalls hervorragend......wenn man Handschuhgröße 8 bis 9 hat.

Meine Hände sind ein bißchen größer...da liegen die Mulden leider nicht perfekt.

An sich eine gute Idee, aber eben nur für den Durchschnittsnutzer. Wer größere Hände hat, hat Pech. Und passende Mulden selber reindremeln funktioniert schlecht... sind ja schon welche drin.

Ein Hammergriff mit Schneide nach oben fällt aus. Dafür ist der Griff zu profiliert. Ebenso der Eispickelgriff mit Schneide nach hinten.

Wäre es mein Messer und würde ich damit schnelle Griffwechsel üben wollen..... dann würde ich die sehr ausgeprägte Oberfläschenstruktur der G-10-Schalen etwas glatter schleifen. So hakelt und bremst das ein bißchen.

Das Design finde ich eigentlich ganz ansprechend....allerdings stören mich die beiden übergroßen Griffschalenverschraubungselemente. Die sind doch gar aufdringlich.

Die Scheide ist für eine Serienmesserscheide völlig in Ordnung und macht was sie soll.
Der Stahl ist eine gute Wahl und die Klingenform relativ universell zu nutzen.

Die Klingendicke ist sicherlich für jeden modernen Bushcrafter hochinteressant. Denn scheinbar wird ja in Europas Wäldern aktuell mit Messern hauptsächlich gehackt, gehebelt und gegraben.

Was mich von einem Kauf des Messers allerdings wirklich komplett abhält, ist allerdings die Tatsache, dass eine einfache Überprüfung der Klingenlänge mittels eines Gliedermaßstabs eine Klingenlänge zwischen 11,8 und 12,2 cm ergibt.
Sowas darf nicht passieren.


Eine Kleinigkeit noch, - auch weil es hier mehrfach "bemängelt" wurde:

.......einfach in einer Plastikfolie, das finde ich bei einem 200 Euro Messer schon fast peinlich, ich hoffe das das nicht der Regelfall ist.

Ich wäre irgendwas zwischen enttäuscht und erschüttert, wenn ein Fixed von Eickhorn in was anderem als der traditionellen Eickhorn-Tüte kommen würde:D

Das muss so.

Früher waren die Tütchen noch nett bedruckt, - aber so ist es auch o.k.

Und das Pflegetuch liegt den Eickhorn-Messern auch schon seit etlichen Jahren dabei.
Das ist nix besonderes und trocknet auch relativ schnell aus. Aber ich finde es eine nette Geste.


Danke an Pitter und Herrn Brunner von Outdoor-Treasure für den Passaround.

Gruß
chamenos
 
Schade, dass die Paßaroundregeln relativ restriktiv sind. Ist ja auch nicht falsch. Wenn aber ein Messer beworben wird mit „So lässt sich der Eickhorn BELLATOR neben feinen Schneidarbeiten auch problemlos als Brecheisen oder Steighilfe einsetzen. Der überstehende Erl ermöglicht den Einsatz als Glasbrecher und verlängerter Keil aus jedem Winkel. Der Klingenrücken hält ohne Zweifel massive Hammerschläge aus um auch die hartnäckigsten Materialen zu durchtrennen.“, dann wäre es ganz gut gewesen, auch diese versprochenen Eigenschaften zu testen.

Übrigens zur Werbung für dieses Messer:

Im Werbetext häufen sich nicht nur orthographische, sondern auch sachliche Fehler. Weder die Form der Klinge noch die des Griffstücks erinnern auch nur entfernt an eine Schaschka (zum Vergleich). Und darüber hinaus: Für „Systema“ wird kein besonderes Messer benötigt. Eben das ist ja eine Charakteristik dieser Auffassung von Kampfsport und Selbstverteidigung.

Erstaunlich auch, dass der Werbetext mit all seinen Schwächen offenbar kritiklos von jedem übernommen wurde, der dieses Messer anbietet.
Systemmesser ? („KOMMANDO-Magazin Nr.4/2013 "Minimaler Aufwand, maximale Wirkung: So sieht ein gutes (Messer-)System aus.“) Habe ich da etwas verpasst? Ist das Messer Teil eines größeren Ganzen? Wer hat diesen Text bezahlt?

Beschreibung und Namenswahl sind reichlich unsinnig, will man das Messer einem breiten Publikum schmackhaft machen. In einem Feststellungsbescheid des BKA würde die Anpreisung des Herstellers mit Sicherheit Niederschlag finden und das Messer so zu einem nicht führbaren Gegenstand machen.
Nun aber zum Gegenstand des Passarounds selbst:

Messer allgemein:

Erstes in-die-Hand-nehmen: Das Messer fühlt sich schwer an, ist aber auch kein Wunder bei den Abmessungen des augenscheinlich massiven Erls. 01.JPG 02.JPG Liegt ganz gut in der Hand, in jeder Griffart. Allerdings muß der Daumen seine Rampe suchen. Bei meiner Hand hätte sie ein Stück weiter vorn sein sollen. 03.JPG Erst recht deswegen, weil die Klinge nicht bis zum Ricasso scharf sein kann (…feine Schneidarbeiten…“ ?). Das Messer ist sehr grifflastig.

Klinge

Erster Eindruck:
Die Klingenform ist universell und praktisch. Aber: Zu lang. 12,6 cm entsprechen eben nicht dem Satz: „Die Klinge wird mit 11,9 cm Länge bewusst dem deutschen Waffengesetz gerecht.“ Und auch die gemessenen 4,7 mm Klingendicke stimmen nicht mit den beworbenen 5mm überein.

Der Klingenschliff ist nicht symmetrisch. Das ist deutlich zu sehen, wenn man über den Klingenrücken zur Spitze blickt (Tut mir leid, kriege ich nicht vernünftig fotografiert 13.JPG ). Und diese Kerbe am Ricasso? Wofür? Und warum ist die Klinge nicht bis zum Ricasso schärfbar? Hier wurde wohl die Stabilität wichtiger genommen als die Messereigenschaften ( ????? Systema ????? ). Sieht aus wie z.B. beim Glock-Feldmesser. 04.JPG

„ … ist das Messer gut ausbalanciert… „ Der Schwerpunkt des Messers liegt ca. 15,3 cm von der Klingenspitze entfernt (oder auch 8,5 cm vom Knauf) und damit noch deutlich hinter der vorderen Griffschraube. Unter gut ausbalanciert verstehe ich etwas anderes. 05.JPG

Die schon von anderen Testern gescholtene „Blutrinne“ (so etwas gibt es übrigens nur bei einigen sehr wenigen speziellen Stichwaffen) ist noch nicht einmal ein gelungenes Designmittel. „Sog.“Blutrille“ zur Gewichtsreduktion und Flexibilität in der Klingenanwendung.“ Die Gewichtsreduktion beträgt errechnete ungefähr 1,37 Gramm. Und wie kann man die „Flexibilität“ erklären? Eine wirkliche Funktion hat dieser überflüssige Schmutzfänger nicht.

Der als Klingenstahl verwendete Böhler N695 ist m.E. eine gute Wahl für dieses Messer, was Rostträgheit, Schärfbarkeit und Schnitthaltigkeit angeht. Er ist ja wohl bei Eickhorn ohnehin der Standardstahl für Kampfmesser (KM 2000, KM 3000 …) und in etwa dem 440C vergleichbar. Auch die Oberflächenbehandlung hat mich überzeugt.

Griff

Für meine Hand ausreichend dimensioniert und auch nicht, wie andere Tester schrieben, zu scharfkantig. Hat sich durch das viele Bespielen vielleicht schon etwas abgegriffen. Allerdings ist bei längerem Arbeiten das Gefühl nicht mehr bloß schön. Gestört haben mich außerdem die „hübschen“ Griffschrauben. Der Griffstruktur angepasst und auch dem Höhenniveau der Griffschalen wären sie vermutlich praktischer. So sind sie nur Dreckfängerdesign. Wenn ich ein Messer unter fließendem Wasser und mit einer Bürste saubermachen muß … 06.JPG
„Große Schrauben zur Griffsicherung und flexibler Handhabung sowie Löcher zum Befestigen von Seilen, Drähten und kleiner Karabinerhaken.“ ????? Systema ?????

Griffwechsel: Ganz gleich, wie ich das Messer gehalten habe, wurde das zusätzliche Griffloch nie von einem Finger getroffen. Das kann höchstens für eine ganz bestimmte Handgröße ein eventueller Vorteil sein. Als Hilfe beim Umgreifen habe ich es weder beim Drehen über zwei noch über drei Finger, wie ich es von russischen Ausbildern gelehrt bekam, als solche empfunden. Für meine Begriffe unnötig.

Die beworbene Daumenrampe hätte durchaus eine leichte Riffelung vertragen können. So, wie sie ist, hätte man auch darauf verzichten können. 07.JPG

Scheide

Erster Eindruck: Gut gemacht und zweckmäßig.
Zweiter Eindruck: Es wäre Material sparender machbar gewesen. Zudem muß sie nachgearbeitet werden, da sie eindeutig zu locker sitzt (das Messer klappert und wird nicht in allen Positionen sicher gehalten).
Darüber hinaus: Wollte ich das Tek-Lok anders anbringen, z.B. für ein Quertragen des Messers, wäre der Schwerpunkt des Messers zu weit außerhalb der Scheide, um ein bequemes Tragen zu ermöglichen.
Ansonsten ist mittels dieser Scheide ein sehr körpernahes und damit verdecktes Tragen möglich. Direkt auf der Haut wirkt der Griff aber sehr kratzig.

Im Gebrauch

Das ganze Selbstverteidigungsgedöns lasse ich mal außen vor. Auch die Eignung für die Küche (für dünne Tomaten- oder Zwiebelscheiben würde ich ohnehin ein anderes Messer verwenden).

Als Outdoormesser für die groben Lageraufgaben mag es gehen, obwohl die Schneideigenschaften bei dieser Klingengeometrie nicht viel hergeben. Das ist es aber auch schon. 09.JPG 08.JPG

Beim Hacken (auch hier im Vergleich zum Glock) sind trotz relativ hohen Gesamtgewichts des Messers der zu weit hinten liegende Schwerpunkt und die hierfür doch zu rauen Griffschalen dafür verantwortlich, dass es keinen Spaß macht und man nicht mehr effektiv arbeiten kann. 10.JPG


Fazit

Eines so massiven Messers hätte es für den vorgesehenen Verwendungszweck nicht bedurft. Für keinen der genannten Verwendungszwecke. Für ein „Systema“-Messer am allerwenigsten.

Die Werbung für das Messer ist utopisch. Der Preis von 199 € ebenfalls.

Danke für diese Testmöglichkeit. Sie war eine interessante Erfahrung.

Eins noch: Da meine Vortester das beiliegende „Messer- und Werkzeugpflegetuch“ nicht benutzten, habe ich es geöffnet. Das Vlies ist satt mit einem recht zähen Öl getränkt. Zum Oberflächenschutz bei einzulagernden Werkzeugen und Messern sicher okay. Für kurzzeitigen Schutz oder das tägliche Einölen wäre mir das Öl, auch wegen seines Geruches, zu aufdringlich. 12.JPG 11.JPG
 
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