Partielles Härten versus partielles Anlassen

mikromeister

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Ich lese hier immer wieder von partiellem Härten für z.B. Haumesser um die Zähigkeit der Gesamtklinge zu steigern und nur die Schneide hart zu haben.
Für mich heisst das, der Rücken eines Messers wird nicht so schnell abgeschreckt, oder nicht so stark erwärmt wie es die optimale Wärmebehandlung fordern würde.
Ist damit nicht Leistungsfähigkeit verschenkt?

Eine durchgehend optimal gehärtete Klinge dagegen, die am Rücken entsprechend höher angelassen wird sollte doch dagegen eine viel höhere Streckgrenze zeigen.

Klassisches Vergüten im Maschinenbau wird schließlich auch über die Anlass- und nicht über die Härtetemperatur gesteuert.


Die Frage ist natürlich, wie man optimal partiell anlässt.
Ich habe es mit dem Schweissbrenner versucht und die Schneide in Wasser gehalten.
Ich kann dabei die Anlasstemperatur leider nur ein Mal kurz nach Farbe erreichen und dann ist die Kontrolle weg. Das könnte zu kurz sein.
 
Das ist meiner Erinnerung nach schon öfter und ausführlicher diskutiert worden, insbesondere auch im Zusammenhang mit der Erzeugung von Härtelinien.
Es bleibt eine hochinteressante Frage und ich denke, der Ansatz von Mikromeister ist richtig. Angelassener Martensit ist wohl die stärkste Form des Stahls, wenn man von möglichen Bainit-Martensit-Mischgefügen absieht. Auch durch partielles Härten kann man aber erstaunliche Ergebnisse erreichen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang wieder an die Arbeiten von Hans Peter-hpkb- mit seinen Schülern.
Hinzukommt, daß partielles Härten in der Ausführung wesentlich einfacher ist. Da kommen partielle Erhitzung auf Härtetemperatur, Abdeckungen zur Verlangsamung des Aufheizens und/oder Abkühlens, nur teilweises Eintauchen in das Abschreckmedium u.ä. in Betracht. Beim Anlassen hat man das Problem, daß bei längerer Dauer auch der Teil mit erwärmt wird, der eigentlich die volle Härte behalten soll. Die von Mikromeister angewandte Methode mit dem Eintauchen der Schneide ins Wasser und Erhitzen des Rückens mit einer kräftigen Wärmequelle ist gut. Ganz gefällt sie mir doch nicht, weil der Übergang zwischen erhitztem und nicht erhitztem Klingenteil sehr schroff ist. Da könnten unerwünschte Spannungen entstehen. Das Einklemmen zwischen feuchten Holzscheiben im Schraubstock würde ein bequemeres Hantieren ermöglichen.
Das sollte jeder ausprobieren, wie es für ihn am besten funktioniert.
MfG U. Gerfin
 
Bei Holzscheiben oder Kartoffel sehe ich das Problem der schlechten Überwachung der Kühlung.
Wer weiss schon ob das Holz überall anliegt und auch noch immer überall nass bleibt.

Die Wasser-Eintauchmethode halte ich nicht für so besonders schroff, weil der eingetauchte Bereich über 100C° ja infolge Dampfisolation nicht so besonders gekühlt wird.
 
habe mich erinnert, diese Frage auch schon mal gestellt zu haben, und zwar hier:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=31288

Damals ging es um die Steckrübe, Kürbis, Zucchini (bei uns immer fast ein Unkraut) als Kühlmedium - Melone ginge vielleicht auch. Als Vorteil dabei sehe ich v.a. gegenüber dem Wasserbad, dass man den gekühlten Bereich ja auch einer stark gekrümmten Schneide anpassen kann...
 
Also ich habe sehr gute und immer wiederholbare Ergebnisse mit der Folgenden Methode gehabt:

Einen Schlitz in ein Stück Holz eingeschnitten, der auch Grob der Schneidenform folgt. Das ganze mit einer Supergeheimen Mischung aus, Salz und Maismehl/Grieß, (welche ich etwa 1/1 mische und mit Wasser zu einem zähflüssigen Brei verrühre) ausgefüllt.
Dann die Klinge in den Schlitz, den Brei rundherum schön verteilen dass auch alles dicht ist und dann mit dem Brenner von hinten auf die gewünschte Anlassfarbe bringen.
Der Brei wird hart und kann auch mal verkohlen aber die Schneide bleibt ohne Anlauffarbe. Danach geh ich dann in den Küchenofen und lass das ganze noch ein paarmal auf 150-180 Grad an. Fertig!

Ach ja wenn man mal eine sehr interessante Oberflächenstruktur haben will kann man das Gemisch auch auf die Klinge schmieren und ab ins Feuer, gibt einen sehr interessanten Effekt.
 
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