Passaround-Berichte Hado Suminagashi Ginsan Bunka 170mm – Knife-art.de

ScottyC

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Hallo zusammen,

es ist wieder Passaround-Zeit :D::
Ein herzliches Dankeschön an Lukas (@knife-art.de ), der uns nun schon zum vierten Mal einen PA sponsort und über diese vier PAs uns eine tolle Mischung an Messerformen und Preiskategorien geboten hat.
Dieses Mal steht das Hado Suminagashi Ginsan Bunka 170mm im Mittelpunkt. Auf dieser Seite findet ihr schon zahlreiche Informationen; diese gebe ich hier nicht nochmal wieder.

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Erster Eindruck

Das Hado Bunka ist vom Äußeren wirklich besonders. Die Damast-Flanken weisen eine sehr feine Zeichnung auf, kein Vergleich mit den oft bei vielen Messern vorhandenen groben Strukturen. Suminagashi ist eine japanische Marmoriertechnik für Papier. Der Begriff bedeutet „fließende Tinte“ – so hat es mir Herr Google gesagt 🤗
Man muss es in der Hand haben und immer wieder leicht drehen, um die wirklich schöne Arbeit hier komplett erfassen zu können. Meine Bilder können hier nur einen kleinen Eindruck vermitteln. Auch der Griff, mit seinem glänzenden Lack ist besonders; die braun-rote Farbe gefällt mir sehr gut. Mit seinem Äußeren würde ich das Bunka einfach als „edel“ bezeichnen.

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Die Praxis

Bei allen PAs an denen ich teilgenommen habe, gab es für mich ein Pflichtprogramm – einen riesigen Topf Gemüsesuppe.
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So kommt in kürzester Zeit alles mögliche unter’s Messer. Von klein bis groß, von weich bis hart; hilft mir bei der Beurteilung sehr.
Das Hado Bunka spielt für mich seine Stärken bei kleineren und mittleren Schneidgütern aus. Durch Tomaten, Zwiebeln oder kleinen/mittelgroßen Karotten usw. fliegt das Messer nur so durch. Hier macht das Schneiden richtig Spaß; die Schnitte gehen leicht und locker und die Kombination aus Schärfe, sowie dem dünnen Ausschleifen, kann seine Stärken voll ausspielen.
Selbstverständlich kann man auch Größeres schneiden, wie z.B. dicke Karotten oder einen ganzen Selleriekopf. Hier ging es jedoch nicht mehr ganz so locker. An der Geometrie liegt es m.E. nicht, siehe die u.a. Bilder. Ich denke es liegt daran, dass die Messerflanken bei dieser Art des Schneidgutes ein wenig mehr bremsen als ich es erwartet hätte. Nicht wirklich tragisch, aber dennoch macht sich der Effekt bemerkbar. Zum anderen kommt hier wohl auch das Gewicht des Messers ins Spiel; dieses ist mit seinen 115 Gramm ein Leichtgewicht. Bei leichten Sachen ein spielerisches Gefühl, bei größeren Dingen fehlt ein wenig die Masse, die andere Messer mitbringen.
Selbstverständlich ist jede Beobachtung subjektiv; gerade aber an dieser Stelle ganz besonders und ich bin schon neugierig, wie die Kollegen nach mir dieses Verhalten beurteilen.
Der Schwerpunkt des Hados liegt ziemlich genau am Übergang vom Griff zur Klinge. Für mich war es daher am angenehmsten das Messer etwas weiter hinten zu greifen als bei meinen anderen Messern. Oder einfacher ausgedrückt – Pinch-Griff ja, aber mit etwas weniger Stahl in der Hand. Wenn man – so wie ich – so ein leichtes Messer nicht gewohnt ist, dann braucht man ggf. ein paar Schnitte. Die Gewöhnungsphase war aber sehr kurz und das Schneiden mit dem Bunka hat viel Spaß gemacht.

Geometrie

In diesem Abschnitt mache ich es mir leicht; ich schreibe weniger und lasse lieber Bilder sprechen. Auf dem Bild mit den Bemaßungen habe ich eine gepunktete 1 cm Linie (über der Schneide) eingezeichnet. An diesen Stellen habe ich die Dicke gemessen. Alle Maße sind selbstverständlich in Millimeter.
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Verarbeitung

Diese ist absolut überzeugend und sehr hochwertig. Vom abgerundeten Klingenrücken, über die Passgenauigkeit des Griffes, bis zur Verarbeitung der Klinge und des Griffes – hier stimmt alles.

Schleifen / Schnitthaltigkeit

Das Hado kam mit einer sehr guten Out-of-the-box Schärfe. Aber ... neugierig wie ich bin, habe ich das Messer einmal mit 15 Grad und mit 18 Grad mit ein/zwei Zügen über einen 4000er Stein geführt.
Unter dem Mikroskop konnte man gut sehen, dass ich die Schneide nicht annähernd getroffen habe; die Spuren waren schon deutlich von der Schneide weg.
Welchen Schleifwinkel das Messer hatte, weiß ich nicht. Dieser war auf alle Fälle relativ groß.
Ich finde, bei so einem Messer benötigt man nicht diese große "Reserve", deshalb habe ich geschliffen: Nowi Pro - 15 Grad Schleifwinkel - final eine Microfase mit 18 Grad.
Des Weiteren war ich auch neugierig, wie sich der Ginsan-Stahl schleifen lässt. Hier kann ich gerne festhalten – sehr einfach.
Die Schnitthaltigkeit nach einer knappen Testwoche zu beurteilen ist nicht ganz einfach, aber der große Suppentopf war schon ordentlich aufwändig und auch an den restlichen Tagen habe ich viel geschnitten. Vor dem Weiterschicken an den nächsten Testkollegen habe ich einen Zeitungs-Schnitttest gemacht – das Hado ging gerade noch ordentlich durch und ich würde dem verarbeiteten Ginsan-Stahl hier ein „gut“ geben. Vielleicht wäre auch ein „sehr gut“ angebracht, dafür hätte ich aber noch eine Weile weiterschneiden müssen, um diese Note guten Gewissens vergeben zu können.

Fazit

Ich gebe dem Hado Bunka als Erweiterung zu einem bestehenden Messerset eine klare Empfehlung. Zum feinen Schneiden ist es einfach mega. Für jemanden der das „eine“ Messer sucht, würde ich zu etwas längerem und oder robusterem raten. Aber hier möchte ich mich fairerweise auch als Lang-Messer-Fan outen.
Mit dem Hado Bunka bekommt man aber noch etwas …
Um die Uhrzeit Atomuhr-genau anzuzeigen muss man nicht viel Geld ausgeben; um mit dem Auto gut und sicher von A nach B zu fahren ebenso. Dennoch ist für das gehobenere Preissegment eine breite Auswahl verfügbar. Und genau so sehe ich das mit dem Hado. Es schneidet – bezogen auf den Preis – nicht zwei- oder dreimal so scharf wie andere sehr gute Messer, aber das Gefühl beim Schneiden und schon vorher das in die Hand nehmen macht einfach wirklich Freude und dieses Messer besonders. Das ist ein Messer, das man sich leistet, sich bitte nicht in die Vitrine legt, sondern sich einfach freut, wenn man an das nächste Schneiden denkt.
Allen weiteren Mitstreitern wünsche ich viel Spaß beim Passaround; ich bin schon sehr neugierig auf eure Eindrücke.

An alle: Wenn ich an einer Stelle zu knapp oder zu unverständlich war oder ihr noch was wissen wollt – einfach posten :D::

Viele Grüße
Rainer
 
Hat das Messer eine Wate? Diese sieht man auf dem Kehlfoto nämlich nicht. Dafür sieht es aus als sei es rechts ballig geschliffen. Die Dicke in 1cm Höhe lässt eine dünne Geometrie erahnen. Trotzdem würden mich ein paar Werte direkt über der Schneide noch interessieren. Auffällig ist außerdem, dass die Suminagashi-Lagen erst spät beginnen. Auf beiden Seiten etwa bei der 1cm Linie. Spielt funktionell hier keine Rolle - fällt aber auf. Ästhetisch würde ich das neutral werten, nicht positiv und nicht negativ.
 
Hallo @tiffel

ja, das Messer hat eine Wate. Möglicherweise war ich bei dem Kehlshot-Foto nicht 100%ig genau im Winkel, so dass sich hier ein Unterschied zwischen der linken und der rechten Seite ergibt; vielleicht können die noch folgenden Tester hier mit einer detailreicheren Aufnahme die Antwort übernehmen. Ich kann nicht mehr nachschauen, das Messer ist bereits weitergezogen.
Zu den Messwerten über der Wate:
Ich messe diese Werte immer wieder, aber ich mag diese nicht kommunizieren, weil mir die Messungenauigkeit zu groß ist. Ich habe lediglich eine digitale Schieblehre zur Verfügung und je nach Messung ist die Streuung einfach zu hoch. Wenn ich die Dicke bei 1cm über der Wate messe und 0,65 mm ablese, dann spielt es kaum eine Rolle, ob es tatsächlich nun 0,7 mm oder 0,6 mm sind.
Anders sieht es bei dem Wert direkt über der Wate aus. Hier machen 0,1 bis 0,05mm an Messungenauigkeit eine Menge aus.
Zusätzlich kommt noch hinzu:
Die 1 cm-Höhe kann ich - auch mit etwas Ungenauigkeit - gut anpeilen; beim Wert über der Wate kann ich das nicht.
Aber auch hier; vielleicht können die weiteren Tester hier unterstützen.

Viele Grüße
Rainer
 
Vielleicht hilft der Link zum Shop, da sind genauere Bilder.
Hado Suminagashi Ginsan Bunka/K-Santoku 170 mm- Knife Art (https://knife-art.de/product/hado-suminagashi-ginsan-bunka-170mm/)
Sieht auf jeden Fall sehr dünn aus, da kann ich verstehen keine Messwerte über der Wate zu geben. Ohne großen Druck nagelgängig nehme ich an?

*edit*
Zu spät gesehen, steht schon im ersten Post. Dennoch der Hinweis, das Kehlshot-Bild dort ist deutlicher, auch seitlich liegend sieht man kaum eine Sekundärphase reflektieren.
 
Die Fotos im Shop sind nicht detailreicher. Wenn das Messer eine Wate hat, die aber in den Fotos nicht (kaum) zu sehen ist, scheint das Messer wirklich dünn zu sein. Wegen der Messungenauigkeit gar nicht zu messen, halte ich nicht für die richtige Konsequenz, denn auf dem letzten cm vor der Schneide kann viel passieren. Das heißt dann eben nur, dass eine Aussage genau dort, wo es wirklich interessant ist, fehlt. Man kann mehrmals messen und dann den Mittelwert nehmen. Das ist vielleicht nicht 100% exakt, aber besser als nichts ist es schon. Kommt natürlich auch auf den Messschieber an. 0,1 oder 0,05 Schritte, wären in der Tat ein bisschen grob. Meine kann 0,01 - da gibt es auch Schwankungen - aber eben um 0,02 oder 0,03 und das reicht mir.
 
Es wird zwar weiter OT, aber ist ja ein ganz interessanter und wesentlicher Punkt:
Man kann das ganze auch anders herum aufziehen - Messschieber auf eine bestimmte Stärke einstellen,feststellen und dann an der Klinge messen, in welcher Entfernung von der Schneidkante die Stärke erreicht wird. So ab 0,3mm könnte das was halbwegs verlässliches Rauskommen, denke ich.

Ansonsten: toller Bericht, vielen Dank!
 
Hallo zusammen,

danke an Lukas @knife-art.de für die Möglichkeit ein Messer der Manufaktur HADO zu testen.
@ScottyC Rainer hat einen umfangreichen tollen Bericht geschrieben. Danke dafür.
Viel hinzuzufügen gibt es da nicht wirklich. Außer meinen Eindruck/meine Meinung.

Das Bunka mit dem lackierten Urushi-Holzgriff sieht edel aus, tadellos verarbeitet. Der Griff fühlt sich samtig, geschmeidig an, saubere Einpassung zum Kehl, sauberes Finish. Die Verarbeitung hat mich überzeugt.
Nicht das typisch/traditionelle Bunka mit Flatspot, wie ich das so kenne. Ich finde es auch nicht zu bauchig, ein Flatspot ist mir bei meiner Schneidtechnik nicht aufgefallen.
Es läuft recht flüssig im leichtem Wiegeschnitt bei Kräutern, Zwiebeln etc.. Auch ordentlich im Schub- und Zugschnitt, was halt mit 170mm möglich ist.

Was mich am PA gereizt hat, ist der bei japanischen Messermachern sehr beliebte Stahl, um den ich immer rumgeschlichen bin: Ginsan (auch Gin3, Gingami, Silberpapierstahl, Silver).
Also was geht da schärftechnisch gesehen?
Das Messer kam mit einer nach meinem Eindruck ordentlichen Gebrauchsschärfe an, Tomaten keine Probleme.
Ich wollte es wissen. Systemschliff 17,5°/Seite mit NaniwaPro 800, 3k, 5k und dann noch einen Jnat Nakayama hinterhergeschoben. War mE schon hart an der Grenze, wollte sich phasenweise ins Schneidebrett (Buche) beißen, obwohl ich mit möglichst wenig Brettkontakt arbeite. Da sollte man wissen was man tut und wie man was schneidet.

Das HADO ging leicht durch Zwiebeln, gleitender Schnitt durch Kühlschrank kalte Karotten mit ganz leichtem Druck, längshalbieren einer mittellangen Karotte mit etwas Druck möglich. Knollensellerie mit etwas mehr Druck recht ordentlich, setzte sich aber am Ende etwas fest. Geschälte Kartoffeln hatten keine Chance. Lauch unproblematisch.

Guter Foodrelease (FR) im Zugschnitt bei Kartoffeln, Zucchini mittel, Zwiebeln und kleineres Schnittgut im Wiegeschnitt blieb haften.
Das glatte Flankenfinish ist für einen guten FR halt nicht so geeignet. Ich bin halt ein unregelmäßiges Finish mit Höhen und Tiefen, Hohlkehle etc. gewöhnt. Das soll aber für das HADO kein Todesurteil sein.

Das HADO hat in der Testwoche die Schärfe recht gut gehalten, war da schon beeindruckt. Trotz nur 115 g Gesamtgewicht – ein Hauch von Nichts - stabil und wendig in der Anwendung. Etwas mehr Gewicht täte dem Messer schon gut bei dem ein oder anderen Schnittgut. Aber ein Kobayashi SG2 170er Bunka ist auch nur 1-2 g schwerer.

Würde ich mir das Messer kaufen? Eher nein, passt leider nicht in mein Beuteschema, habe auch genug am Block.
Würde ich es empfehlen? Wer bereit ist die ca. 470€ zu investieren, bekommt ein sehr sehr gut verarbeitetes edles Messer, mit einem Stahl der schnell zu schärfen ist und eine gute Schnitthaltigkeit hat.

So, nun habe ich meinen Eindruck/meine Meinung wiedergegeben.
Ein ursprünglich angedachter Vergleich mit vorhandenen Bunka's habe ich verworfen. Ein Vergleich Serie mit Customs kann nur schiefgehen.
Ich wünsche allen nachfolgenden PA-Teilnehmern viel Spaß und viele Eindrücke.

Viele Grüße, neko

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danke für deine Meinung zum Messer.
@neko, kurze Frage: was wurde denn eigentlich aus den Zutaten, rein aus Interesse :)?

Gruß
 
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