Hallo allerseits werte Forengemeinde,
da ich meine Testphase mit dem Cox durch hab, kommt hier auch der Bericht dazu. Es war mein erster PA, und ich hoffe, es wird informativ für euch.
Da ich schon echter Böker-Fan bin, bin ich von deren Produkten schon immer recht angetan, aber halt leider wohl auch einer dieser nervig quengeligen Kunden, die Kleinigkeiten bemängeln. Schätze ich zumindest und liege wahrscheinlich auch richtig. Anhand der Tatsache, dass ja schon ein paar Tester vor mir dran waren mit tollen Bildern und so, kommen hier meine eher subjektiven Eindrücke in reiner Textform.
Zuerst ne kurze Bestandsaufnahme. Der kleine Krümel Namens Cox kam bei mir in gutem Zustand an. Zwar war zu sehen, dass es benutzt wurde, jedoch nicht in ungebührlicher Art. Ein, zwei Kratzer, die den Rücken zierten, waren auch schon das Auffälligste. Sonst keine nennenswerten Auffälligkeiten. Eigentlich toll so als 9. Tester in der Reihe. Es war nicht sonderlich scharf, und deswegen habe ich es etwas nachgeschärft. Keine groben Gerätschaften. Feiner Arkansas Abziehstein den ich mit Öl verwende. Sieger LongLife Schärfstab und ein Abziehriemen mit Pumapaste. Das reichte schon.
Auch die Klingenachse musste ich etwas nachziehen. Da war etwas Spiel. Nix gud für Test!
Ok, zu meinen Erfahrungen! Und los geht’s…..
Was mir gefallen hat:
Die gesamte Aufmachung und Präsentation des Messers und seiner Verpackung ist ja, wie in den letzten Jahren von Böker gewohnt, erstklassig und stilvoll. Die Schachteln, in denen die Manufaktur Messer ausgeliefert werden, gefallen mir wirklich gut. Die kleinen, neckischen Beutel, in welche die Messer nochmals verpackt werden, können sich echt sehen lassen und sind auch später dann recht nützlich.
Die Optik des Messers ist nach dem Auspacken erst einmal echt toll, und das Designkonzept sehr ansprechend. Das Stonewashed-Finish (ein absoluter Traum) und die gegroovte Schale der Vorderseite (absolut mein Ding) sind völlig stimmig und bekommen von mir volle Punktzahl. Der feine Hohlschliff der Klinge und auch die Form derselbigen finde ich wirklich sehr schön. Von vorn her auf die Klingenspitze geschaut siehts dann gleich noch mal so toll aus. Passt!! Was optisch natürlich nicht für alle Geschmäcker angebracht ist, aber in meinen Augen wirklich Sinn macht, ist die Schleifkerbe. Ich bringe diese bei fast allen meinen Messern nachträglich an und finde es alleine schon deswegen toll, dass sie hier mit bedacht wurde. Dass die Rückenfeder bei geöffnetem Messer bündig zwischen G10-Schale und Titanplatine abschließt, finde ich sehr gut umgesetzt. Schön auch die angenehme Größe der Logos auf der Klinge. Dezent möchte ich sagen und gut in das Stonewash integriert. Mir gehen nämlich in den letzten Jahren diese fast schon rennwagenmäßig überladenen Klingen, mit Firmen-Logo hier und riesiger Seriennummer und/oder Modell- und Designernamen da, auf den Geist.
Auch die Haptik hat mir so beim ersten Befummeln wirklich gut gefallen. Der Griff liegt schön in der Hand, was die Gesamtgröße betrifft. Genau die richtige Kerbe in die das Messerchen da bei mir schlägt. Auch durch die Testphase hindurch empfand ich das so. Die Grooves machen das Ganze noch etwas griffiger und fühlen sich halt echt gut an. Das Gewicht des Cox empfand ich als ausgewogen. Nicht zu schwer, aber auch nicht die Art von Messer, die sich in der Hosentasche verliert, und man nicht mehr weiß wo´s is. Passte also auch alles zusammen.
Die Schneidperformance hat sich für meine alltäglichen Belange als durchweg sehr tauglich erwiesen. Also Kartons, Briefe, Obst in den gängigen Größen und mal hier und da ein Paketband. In häuslicher Umgebung sinds dann eher die Plaste, aus der man die Wurst und den Käse befreit, und dann auch selbige schneidet. Der Freundin mal nen Faden von der Bluse zupfen. So was halt. Alles kein Thema. Der Hohlschliff war mir bei Äpfeln vor allem sehr angenehm. Das Schnittgut war also an die Messergröße angepasst. Stöckchen schnitzen oder gar Hacktests hielt ich für unangebracht.

Nein, ernsthaft. Ein kleines EDC muss bei mir nicht als Stemmeisen taugen. Wozu auch?
Die robuste Bauweise, die das Messerchen jedoch aufzeigt, ist der Gesamtperformance in meinen Augen sehr zuträglich. Als Schreibtischtäter bin ich im Alltag nicht zwingend auf ein Heavy-Duty-Messer angewiesen. Es hat aber halt was von Zuverlässigkeit ohne klobig zu wirken, das Kleine Teil. Die verwendeten Materialien in ihren Abmessungen sind sehr gut gewählt….alles wirklich stimmig! Endlich mal Platine und Schale so dick dimensioniert, dass es auch was taugt.
Was mir nicht gefallen hat:
Und das habe ich eingangs mit der nervigen quengeligen Art gemeint. Die Kleinigkeiten, die man dann so findet. Die Krümel im Käse.
Die Verarbeitung des vorliegenden Testobjektes hätte vielleicht etwas schöner sein können. Aber nur vielleicht. Zum Beispiel das Griffende. Da gabs so nen kleinen Spalt zwischen der Titanplatine und der Rückenfeder. Das hab ich schon besser gesehen. Das Griffende war auch nicht ganz gerade verschliffen, und die Übergänge zwischen G10-Schale, Rückenfeder und Titanplatine waren deutlich zu spüren. Allerdings ist dies ja nur ein Messer von vielen. Sprich eine Momentaufnahme, und kann deswegen nicht für einen ganzen Produktionslauf sprechen.
Da gabs bestimmt viele die besser aussehen und halt auch mal nen Ausreißer.
Die Achsschraube und die Platinenschrauben fand ich etwas….naja….ich sage mal nicht stimmig. Da gibt’s doch mittlerweile so schöne Achsschrauben. Böker hat die doch auch. Habe ich schon gesehen….jahaa! Zu den Platinenschrauben eigentlich nur die Bemerkung, dass die hintere ein wenig zu lang war und etwas heraus stand. Aber das ist eigentlich kein Thema wenn man gerne noch selbst etwas nachbessert.
Die Rückenfeder hatte für meinen Geschmack echt nicht genug Spannung. Das hat mich an dem Messer nun wirklich am meisten gestört. Direkte Vergleichskandidaten waren hierfür ein Ottermesser und ein LeThiers par Chambriard. Eigentlich keine geeigneten Vergleichsmesser wegen der völlig anderen Aufmachung. Aber halt auch Slipjoints und deswegen wiederum in meinen Augen doch geeignet. Die beiden genannten Messer zeigen eine sehr viel schlankere Silhouette auf (ok...und der Aufbau der Feder ist etwas anders), haben aber viel mehr Kraft und Spannung an der Feder. Das ist mir bei einem Slipjoint dann schon wichtig. Nicht, dass ich so richtig Angst um meine Finger hatte, aber es hat einfach nicht zu der ansonsten so robusten und zuverlässigen Art des Cox gepasst.
Was gar nicht geht:
Die schwache Rückenfeder und die Auswirkungen, die das auf die Klinge hat.
Das war dann allerdings schon etwas, das mir direkt nach dem ersten Aufklappen des Messers aufgefallen ist. Die ersten fünf Millimeter der Klinge, von der Klingenspitze an, waren richtig platt gedrückt und völlig stumpf. Konnt ich mir erst gar nicht erklären und dachte, der Vortester sei es gewesen (nix für ungut, Strada). Dann habe ich aber schnell herausgefunden was dafür verantwortlich ist. In geschlossenem Zustand kann man die Klinge so weit ins Heft drücken, dass die Spitze am hinteren Ende die Feder berührt und so stumpf wird. Das kann auch gut passieren, wenn man das Messer in eine Jeans einclippt und sich dann hinsetzt. Kommt ja schon öfter mal vor, das mit dem Sitzen. Bei der Klingenform und Größe ist aber gerade die Spitze das, worauf es mir ankommt. Die verwende ich doch am häufigsten. Sei es um feine Schnitte in Papier zu machen, oder um ne Verpackung aufzuritzen. Hierfür gäbe es bestimmt Lösungen. Ne stärkere Feder zum einen, und ein Zwischenstück aus G10 am Griffabschluss, auf welches dann im Zweifelsfall die Klingenspitze trifft??? Da gäbe es dann zwar kleine Macken im G10, aber die Klingenspitze bliebe heil. Das wäre zumindest mal ein Ansatz.
Was ich nicht gebraucht hätte:
Der Nagelhieb ist in diesem Fall in meinen Augen nicht nur unnütz, sondern auch furchtbares Augen-AUA! Da die Klinge sich in geschlossenem Zustand ganz einfach am Rücken packen lässt, wegen des schönen Hohlschliffs, hätte man den Nagelhieb auch weglassen können. Zum Öffnen braucht man den nicht. Jedoch ist es anscheinend ein wichtiges Designelement bei den Ansoknives, so wie ich das sehe, und deswegen kann ichs wiederum verstehen. Gibt also Schlimmeres und ist deswegen irgendwie ok.
Die 90° Stellung der Klinge ist mir nur partiell nützlich vorgekommen. Und zwar beim schließen des Messers. Beim Öffnen empfand ich das als ziemlich störend, ja nervig. Immer wieder dieser Zwischenschritt. Das könnte man durch einen größeren Radius an der oberen Kante der Klingenwurzel lösen. Dann hätte man immer noch die Sicherheit beim Schließen. Der Öffnungsvorgang wäre jedoch eine Bewegung. Gefiele mir viel besser.
Was mein Fazit ist:
Das Cox ist ein wirklich schnuckeliges kleines Messerchen, welches bei mir durch Robustheit, wirklich gute Schneideigenschaften, die gefälligen Materialien und einige sehr tolle Design und Optik-Highlights zu überzeugen wusste. Leider gab es auch ein paar Minuspunkte zu verteilen. Diese haben das Cox auf meiner persönlichen „HabenWollenListe“ wieder etwas weiter nach hinten katapultiert. Momentan würde es eher auf der „Fehlkauf-Liste“ landen und somit dauerhaft in der Vitrinenlandschaft verschwinden. Das wäre aber bei dem Preis ehrlich gesagt Verschwendung. Dies soll aber keine Kritik am Preis des Messers sein. Da häng ja doch sehr viel mehr dran als nur das Messer selbst. Ich für meinen Teil lasse das Cox also guten Gewissens und nicht schweren Herzens weiterreisen. Wen aber mal ganz objektiv gesehen die von mir angeführten Minuspunkte nicht stören, der erhält mit dem Cox ein, wie ich finde, gutes stabiles EDC-Messerchen, das zwar schön grimmig aussieht, aber im Alltag wohl kaum auf die Ablehnung der Mitmenschen stoßen dürfte. Und das ist ja schließlich auch ein wichtiger Punkt, der sehr zählt.
Um mal endlich zum Ende zu finden:
Obwohl die Testphase nicht so lange war, habe ich doch in den paar Tagen alles mit dem Messerchen gemacht, was ich auch sonst mit meinen anderen EDC´s so mache. Mir hat dieser erste PA sehr viel Spaß bereitet, und ich bedanke mich für eure Zeit beim Lesen und bei Böker und Marc fürs Mitmachen Dürfen.