güNef
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Servus,
Zu Beginn möchte ich mich für die gebotene Möglichkeit, die Bereitstellung und die Organisation bei Claudia Rudi vom Messerkontor bedanken. Koch/Küchenmesser-Passarounds sind schon was spezielles, um so mehr freud es mich teilgenommen zu haben.
Hier sind also meine Eindrücke, nach einer intensiven Woche Arbeit und Vergleich!
Sirou Kamo Kamo to Kuro Gyuto 220mm mit Sandelholzgriff
Specs: (übernommen vom Messerkontor)
Traditionelles Kochmesser mit schwarzer Zunderschicht
Schneidenlänge 220mm
Klingenlänge 235mm
Klingenhöhe 5,6-5cm
Klingenrücken: 3,1-1,96mm
Gesamtlänge 36,5cm
Gewicht 183g
eine Lage nicht rostfreier Carbonstahl Yasuki-Aogami 2 (blauer Kohlenstoffstahl)
Hier mir der hübschen Verpackung:
Verarbeitung und Finish:
Die optische Anmutung wirkt gewollt traditionell-rustikal, ein Wa-Bocho mit stehengelassener Zunderschicht, die Verarbeitung ist allerdings alles andere als rustikal, sondern sehr sauber und gekonnt gefertigt, mit Liebe zum Detail.
Der Griff:
Ein traditioneller Wa-Griff, aus edlem Sandelholz mit einem satten, dunklen Ton, das Tsukajiri ist nicht roh und unbearbeitet wie so oft bei Wa-Griffen sondern hat das selbe Finish wie die Grifffläche, so mag ich das. Die Kurigata-Form des Sandelholzgriffes hat eine akzentuierte, klar spürbare Kante, nicht unangenehm, aber wahrnehmbar, dadurch allerdings nur für rechtshänder geeignet.
Die Zwinge sitzt spaltfrei, der Übergang zum Holz ist sauber, aber noch fühlbar!
Ich denke die Zwinge ist auch aus Holz (feine Maserung ist sichtbar) ich bin aber nicht 100% sicher, könnte auch Kunststoff sein, Horn schliesse ich aus.
Der häufig freiligende Erl (Tsukamoto) ist hier bis zum Klingenanschlag eingebracht und sauber abgedichtet. Man sieht eine Art Kupferring/Hülse die wohl zur zusätzlichen Sicherung beiträgt, keine Schmauchspuren, oder Klebereste an der Klinge, das ist handwerklich top und suggeriert, das hier kein Bedarf ist, einen gelockerten Griff nachzuschlagen oder neu zu montieren, hier wird sich nichts lockern!
Hier zum Vergleich, von links nach rechts: Sirou Kamo, Watanabe, Tadafusa Hocho und ein Tosa Zakuri, alle bei weitem nicht so schön gearbeitet wie das Kamo!
Die Klinge:
Als Schneidlage Yasuki Aogami 2, die Aussenlagen aus weichem Eisen mit stehengelassener Zunderschicht. Die Messer von Kamo stehen im Ruf für eine Dreilagenklinge eine ausgezeichnete Geometrie und Schneidfreude zu besitzen, in Anbetracht der gewollten Oberfläche und traditionellen Verarbeitung sind hier fertigungstechnisch natürlich Grenzen gesetzt.
Unmittelbar hinter der Schneide ist die Klinge noch dünn genug um ordentlich zu schneiden, das es aber besser geht zeigt ein Vergleich mit einem Nakiri von Watanabe, ähnliche Klingenstärke, aber feiner ausgeschliffen und nagelgängig über die ganze Schneide. Das Kamo ist nur nagelgängig nahe der Klingenspitze und das nur mit kräftigem Druck!
links Watanabe/rechts Kamo
Hier ein Vergleich mit einem modernen Takamura Migaki R2 Yo-Bocho-Dreilagenmesser mit PM-Stahlkern und fantastisch dünngezogener Klinge, hier treffen zwei von der Konstruktion ähnliche, aber vom Material, Form, Ziel und Konzept völlig verschiedene Messer aufeinander und beide werden ihre Käufer finden!
links Kamo/rechts Takamura
Die schwarze, matt-rauhe Oberfläche zeigt einige „Wölkchen“ wie Fettfingerabdrücke, die sich auch mit Alkohol nicht entfernen lassen. Das ist wohl im Fertigungsprozess entstanden. Ob die Zunderschicht jetzt ein leichter Nachteil beim durchschneiden ist, lasse ich mal aussen vor, beim Würfeln oder Stifte schneiden von Gemüsen fällt sie gewiß nicht ins Gewicht. Der Klingenrücken verjüngt sich kontinuierlich bis zur Spitze hin, das Ergibt ein feines, schneidfreudiges vorderes Drittel der Klinge zum parieren von Fleisch. Wobei die vorderen 10cm, von der Klingenspitze Richtung Griff bei mir auch bevorzugt zum Einsatz gekommen sind, hier ist das Messer sehr schnittig.
Die Schärfe OOTB war nicht in der Lage Zeitungspapier an jeder Stelle der Schneide ohne rupfen zu teilen, an paar Züge über den Keramikstab und schon zeigt der Aogami wo der Hammer hängt, herrlich!
Performance:
Mit 220mm Schneidenlänge und knapp über 230mm Klinge ein Idealmaß wie ich meine, das kommt einem 240mm Gyuto weit näher als einem 210er, das sollte beim Kauf beachtet werden. Im Pinch-Grip liegt das Messer wunderbar in der Hand, die Balance ist leicht klingenlastig, das Messer neigt sich praktisch dem Schnittgut entgegen.
Der Griff stellt nicht gleich die Fasern auf wenn er einmal nass wird, das kann man jetzt mögen oder nicht, je nach vorliebe. Manche bevorzugen ein wenig angequollene Fasern um so einen sicheren und rutschfreien Halt zu haben, mir ist das gleich.
Zum einschätzen der Größenverhältnisse, Kamo/ Takamura 210mm
Fazit:
Je länger ich damit hantiert habe um so mehr mochte ich das Kamo in der Summe seiner Eigenschaften. Merkwürdig ist, das ich Wa-Gyutos gefälliger finde als westliche Yo-Bochos und mich trotzdem häufig zu Gunsten der moderneren Richtung entscheide, das muss noch ausgeglichener werden.
Ich sehe in diesem Gyuto die Fähigkeiten von Sirou Kamo noch nicht ganz ausgereizt, was Klingenfinish, Geometrie und Schneidfreude betrifft, da geht es noch nach oben wie man weiß.
Was die Verarbeitung betrifft, die ist schon sehr gut, hier gibt es nix zu Mäkeln. Wenn jemand ein traditionelles, von Hand geschmiedetes Gyuto von einem exzellenten Macher haben möchte, mit schwarzer Klinge und anerkannt gutem Stahl, mit all seinen Eigenschaften, dem sei das Messer an Herz gelegt. Falsch macht man da nichts.
Freaks, wie ich einer bin, wird dieses Messer alleine nicht genügen, 90% der restlichen Welt wohl schon......
Gruß, güNef
Zu Beginn möchte ich mich für die gebotene Möglichkeit, die Bereitstellung und die Organisation bei Claudia Rudi vom Messerkontor bedanken. Koch/Küchenmesser-Passarounds sind schon was spezielles, um so mehr freud es mich teilgenommen zu haben.
Hier sind also meine Eindrücke, nach einer intensiven Woche Arbeit und Vergleich!
Sirou Kamo Kamo to Kuro Gyuto 220mm mit Sandelholzgriff
Specs: (übernommen vom Messerkontor)
Traditionelles Kochmesser mit schwarzer Zunderschicht
Schneidenlänge 220mm
Klingenlänge 235mm
Klingenhöhe 5,6-5cm
Klingenrücken: 3,1-1,96mm
Gesamtlänge 36,5cm
Gewicht 183g
eine Lage nicht rostfreier Carbonstahl Yasuki-Aogami 2 (blauer Kohlenstoffstahl)
Hier mir der hübschen Verpackung:
Verarbeitung und Finish:
Die optische Anmutung wirkt gewollt traditionell-rustikal, ein Wa-Bocho mit stehengelassener Zunderschicht, die Verarbeitung ist allerdings alles andere als rustikal, sondern sehr sauber und gekonnt gefertigt, mit Liebe zum Detail.
Der Griff:
Ein traditioneller Wa-Griff, aus edlem Sandelholz mit einem satten, dunklen Ton, das Tsukajiri ist nicht roh und unbearbeitet wie so oft bei Wa-Griffen sondern hat das selbe Finish wie die Grifffläche, so mag ich das. Die Kurigata-Form des Sandelholzgriffes hat eine akzentuierte, klar spürbare Kante, nicht unangenehm, aber wahrnehmbar, dadurch allerdings nur für rechtshänder geeignet.
Die Zwinge sitzt spaltfrei, der Übergang zum Holz ist sauber, aber noch fühlbar!
Ich denke die Zwinge ist auch aus Holz (feine Maserung ist sichtbar) ich bin aber nicht 100% sicher, könnte auch Kunststoff sein, Horn schliesse ich aus.
Der häufig freiligende Erl (Tsukamoto) ist hier bis zum Klingenanschlag eingebracht und sauber abgedichtet. Man sieht eine Art Kupferring/Hülse die wohl zur zusätzlichen Sicherung beiträgt, keine Schmauchspuren, oder Klebereste an der Klinge, das ist handwerklich top und suggeriert, das hier kein Bedarf ist, einen gelockerten Griff nachzuschlagen oder neu zu montieren, hier wird sich nichts lockern!
Hier zum Vergleich, von links nach rechts: Sirou Kamo, Watanabe, Tadafusa Hocho und ein Tosa Zakuri, alle bei weitem nicht so schön gearbeitet wie das Kamo!
Die Klinge:
Als Schneidlage Yasuki Aogami 2, die Aussenlagen aus weichem Eisen mit stehengelassener Zunderschicht. Die Messer von Kamo stehen im Ruf für eine Dreilagenklinge eine ausgezeichnete Geometrie und Schneidfreude zu besitzen, in Anbetracht der gewollten Oberfläche und traditionellen Verarbeitung sind hier fertigungstechnisch natürlich Grenzen gesetzt.
Unmittelbar hinter der Schneide ist die Klinge noch dünn genug um ordentlich zu schneiden, das es aber besser geht zeigt ein Vergleich mit einem Nakiri von Watanabe, ähnliche Klingenstärke, aber feiner ausgeschliffen und nagelgängig über die ganze Schneide. Das Kamo ist nur nagelgängig nahe der Klingenspitze und das nur mit kräftigem Druck!
links Watanabe/rechts Kamo
Hier ein Vergleich mit einem modernen Takamura Migaki R2 Yo-Bocho-Dreilagenmesser mit PM-Stahlkern und fantastisch dünngezogener Klinge, hier treffen zwei von der Konstruktion ähnliche, aber vom Material, Form, Ziel und Konzept völlig verschiedene Messer aufeinander und beide werden ihre Käufer finden!
links Kamo/rechts Takamura
Die schwarze, matt-rauhe Oberfläche zeigt einige „Wölkchen“ wie Fettfingerabdrücke, die sich auch mit Alkohol nicht entfernen lassen. Das ist wohl im Fertigungsprozess entstanden. Ob die Zunderschicht jetzt ein leichter Nachteil beim durchschneiden ist, lasse ich mal aussen vor, beim Würfeln oder Stifte schneiden von Gemüsen fällt sie gewiß nicht ins Gewicht. Der Klingenrücken verjüngt sich kontinuierlich bis zur Spitze hin, das Ergibt ein feines, schneidfreudiges vorderes Drittel der Klinge zum parieren von Fleisch. Wobei die vorderen 10cm, von der Klingenspitze Richtung Griff bei mir auch bevorzugt zum Einsatz gekommen sind, hier ist das Messer sehr schnittig.
Die Schärfe OOTB war nicht in der Lage Zeitungspapier an jeder Stelle der Schneide ohne rupfen zu teilen, an paar Züge über den Keramikstab und schon zeigt der Aogami wo der Hammer hängt, herrlich!
Performance:
Mit 220mm Schneidenlänge und knapp über 230mm Klinge ein Idealmaß wie ich meine, das kommt einem 240mm Gyuto weit näher als einem 210er, das sollte beim Kauf beachtet werden. Im Pinch-Grip liegt das Messer wunderbar in der Hand, die Balance ist leicht klingenlastig, das Messer neigt sich praktisch dem Schnittgut entgegen.
Der Griff stellt nicht gleich die Fasern auf wenn er einmal nass wird, das kann man jetzt mögen oder nicht, je nach vorliebe. Manche bevorzugen ein wenig angequollene Fasern um so einen sicheren und rutschfreien Halt zu haben, mir ist das gleich.
Zum einschätzen der Größenverhältnisse, Kamo/ Takamura 210mm
Fazit:
Je länger ich damit hantiert habe um so mehr mochte ich das Kamo in der Summe seiner Eigenschaften. Merkwürdig ist, das ich Wa-Gyutos gefälliger finde als westliche Yo-Bochos und mich trotzdem häufig zu Gunsten der moderneren Richtung entscheide, das muss noch ausgeglichener werden.
Ich sehe in diesem Gyuto die Fähigkeiten von Sirou Kamo noch nicht ganz ausgereizt, was Klingenfinish, Geometrie und Schneidfreude betrifft, da geht es noch nach oben wie man weiß.
Was die Verarbeitung betrifft, die ist schon sehr gut, hier gibt es nix zu Mäkeln. Wenn jemand ein traditionelles, von Hand geschmiedetes Gyuto von einem exzellenten Macher haben möchte, mit schwarzer Klinge und anerkannt gutem Stahl, mit all seinen Eigenschaften, dem sei das Messer an Herz gelegt. Falsch macht man da nichts.
Freaks, wie ich einer bin, wird dieses Messer alleine nicht genügen, 90% der restlichen Welt wohl schon......
Gruß, güNef