Passaround Windmühlenmesser IBEX

herbert

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0. Vorbemerkung

Das ist mein erster aktiver Passaround, ich betrete also Neuland.

Aber als ich die von @pitter vorgestellten Messer sah, musste ich einfach mitmachen. Das Design ließ mir keine andere Wahl. Und ich war natürlich neugierig, was Windmühlen sich da hat einfallen lassen, etwas abseits von den superdünnen und sehr tauglichen Küchenmessern, von denen ich auch einige in Gebrauch habe.

Nun gut, ich war wegen meiner schnellen Meldung der erste in der Reihe.

Ich hatte meinen Bericht schon als pdf im ursprünglichen Thread Windmühlenmesser - IBEX (https://messerforum.net/threads/windmuehlenmesser-ibex.148974/) im post 16 angefügt, aber der thread ist mehr für Organisatorische gedacht gewesen. Pitter hatte mir noch angeboten, dass er die Bilder reinpfriemeln könnte, aber ich habs auch so geschafft.
Der Vollständigkeit halber habe ich ihn nochmal angehängt.

Es ist wohl insgesamt besser, die Berichte und Ergebnisse des Passarounds in einem eigenen Thread darzustellen.
In der Tabelle ist die im Bericht erwähnte Grauschattierung nicht möglich, es ist hier einfach die Zeile mit der Dicke über der Wate in Orange.

Nun aber zum Bericht über die Steinböcke.

1. Ziele meiner Testreihe


Ich wollte die Messer vergleichen, was Aussehen und Leistung anbelangt, und dazu erst mal eine Grundcharakterisierung hinsichtlich der Technischen Daten durchführen.

Ziele waren hier danach die Bewertung des Handlings und der Schneideigenschaften im täglichen Gebrauch, vor allem in der Küche. Keineswegs wollte ich härtere Tests durchführen, die Klingen sollten möglichst ohne Schäden den Weg zum nächsten Tester finden. Ich denke, man könnte im Laufe des Passarounds zu immer „härteren Maßnahmen“ greifen.



2. Ergebnisse
2.1 Reine Äußerlichkeiten

Ja, sie gefallen mir gut, die beiden. Außerordentlich gut sogar. Die Holzgriffe unterstreichen den wertigen Charakter der Messer und sind sauber gearbeitet. Kein Spänchen zu sehen, keine Ausbrüche, alles wunderbar.

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Bild 1. So kamen die Messer an, links, und so sehen sie aus, rechts.

Pitter hatte die Carbonstahlklinge eingeölt.

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Bild 2. Beide Messer nebeneinander auf mm-Papier.

Im geöffneten Zustand zeigt sich Eleganz der Messer erst deutlich.
Zunächst dachte ich, das mit dem Ring würde mich stören, aber das hat sich später relativiert.

Man sieht noch, wie auch schon von Pitter gezeigt, dass sich die Konstruktionsstände unterscheiden hinsichtlich des Anschlags, der ein Aufschlagen der Schneide beim Zuklappen unterbinden soll:

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Bild 3. Rücken im geschlossenen Zustand, oben Carbonstahlklinge, unten rostträge Klinge, und Unterseite.

OK, vielleicht wäre es noch schön, würde man diese Unterseiten ebenfalls noch bearbeiten, aber das ist wohl auch eine Frage des Preises. Würde die Messer aber sehr aufwerten.

Im folgenden Bild 4 ist der Klingenstand gezeigt.
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Bild 4. Klingenstand

Der Klingenstand, siehe Bild 4, ist auch zufriedenstellend symmetrisch.


Der Ratschenverschluß und ein bisschen Ergonomie

Ja, der Ratschenverschluß. Ich hatte ja schon im Forum geschrieben, dass der ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Tut er wirklich. Ob man das genussvoll langsam von Stufe zu Stufe, von Raste zu Raste, vollzieht, was zu einem Vertrauen in die Stoppfunktion führt, oder ob man das herzhaft-schnell bewerkstelligt, mit einem charakteristischen Geräusch und finalem Klacken belohnt, es macht Spaß.

Da die klingen im geschlossenen Zustand hinreichend weit aus dem Griff ragen, braucht man noch nicht einmal in den Nagelhau zu fassen, mit Daumen und Zeigefinder gelingt das Öffnen problemlos, und der Öffnungswiderstand ist gering. Dennoch schnappt die Klinge bei Schließen vernehmlich zu (hab‘ ich bei der Carbonstahlklinge nicht gemacht wegen des fehlenden Anschlagsnockens). Das Schließen geht sehr gut, und es ist in der Anleitung, die beiliegt, gut beschrieben.

Beim Messer mit der Klinge aus rostfreiem Stahl ging das sehr gut, bei dem anderen war es in der Lösephase leicht hakelig, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Stört der Ring beim Schneiden in der Küche? Nein, definitiv nicht, klappert etwas, aber das ist egal. Das Verschlußsystem ist halt so.

Die Ausführung des Griffs mit leichtem Abwärtsschwung zum ende hin erlaubt unterschiedliche Handhaltungen beim Schneiden, so dass auch – trotz der geraden Fase – das Arbeiten auf dem Brett prima ging. Schneiden über dem Daumen auch.

Die Größe des Messers finde ich genau richtig, Die Länge taugt, und läßt sich auch noch in der Hosentasche verstauen, oder Jackentasche. Die längere Variante de IBEX läßt das vermutlich nicht so einfach zu.

Die Klingen (Form, Stahl, Geometrie)

Die Klingenform:
sehr gut geeignet zum Schneiden, die abfallende Spitze in Verbindung mit der leicht bauchigen Schneide läßt sich prima einsetzen, auf dem Brett wie in der Hand, und die Spitzenform sorgt dafür, dass man problemlos ritzen kann.

Klingenstähle:
Für die Carbonstahlklinge wurde der Werkstoff 1.2067 (102Cr6) verwendet. Das ist sozusagen der Kugellagerstahl 1.3505 (100Cr6) als Werkzeugstahl und ist sicher hervorragend geeignet.

Die angegebene Härte von 58-59 HRC reizt das Potential hinsichtlich der Härte nicht völlig aus, bietet aber Zähigkeitsreserven und gute Nachschärfbarkeit sowie gefahrlose Nutzung (Klingenbruch bei missbräuchlicher Anwendung). Keine schlechte Wahl also.

Die rostfreie Klinge besteht aus dem bewährten 1.4116 (X50CrMoV15), der hier auf ca. 57 RC gehärtet wurde, was wohl der gleichen Philosophie wie bei der Carbonstahlklinge folgt.

In beiden Fällen eine gute Wahl). Eben ein Gebrauchsmesser, das nicht in der Liga der Superstähle zu finden ist, aber dem Gesamtkonzept gerecht wird, wie ich finde.

Und die Klingen sind leicht ballig geschliffen, was man mit einem Stahllineal leicht überprüfen kann (aber nur mit Aufwand fotografieren kann, wenn man auf die Handykamera angewiesen ist).

Klingengeometrie: wie oben schon festgestellt, sind die Klingen leicht ballig geschliffen und weisen eine sehr kleine Schneidfase auf, deren Größe nur schwer zu bestimmen ist. Unten sind die Daten in einer Tabelle zusammengestellt.

Der Flankenwinkel, der etwas über die „Durchschneidefähigkeit“ bzw. das Spaltverhalten aussagt, ist sehr klein, was sich auch bei den Schnitttests positiv (bei den hier gewählten Schnittgütern) auswirkte.

Die Abmessungen zeigten leichte Differenzen zu den Prospektangaben, aber das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass es sich hier gewissermaßen um Prototypen handelt.


Tabelle 1. Zusammenstellung der Hauptdaten der Klingen

Größe
Rostfrei
Rostend
Bemerkungen
Klingenlänge
990​
974​
Angabe Prospekt 100 mm, aber das ist hier unerheblich
Rückendicke in Höhe des Logos
1,94​
2,08​
Also etwa 2mm
Breite ebendort
22,22​
22,15​
Am Logo (Windmühle)
Grifflänge
138​
141​
Geringer Unterschied
Dicke über der Wate
0,15
0,18
wegen Balligkeit bis sehr dicht vor der Fase ist das Messen mit Unsicherheit behaftet. Kleine Fase von 0,03 mm ca.

Messung mit der Mikrometerschraube, mit dem Messschieber fast unmöglich
Flankenwinkel
2,5​
2,7​
Gewicht
69,43​
65,07​
Stahl
1.4116 (X50CrMoV15)​
1.2067
(102Cr6)​
102 Cr 6 sehr ähnlich dem Kugellagerstahl 1.3505 (100Cr6), hier jedoch als Werkzeugstahl
Härte
Ca. 57 HRC​
Ca. 58-59 HRC​
Wegen der etwas längeren Klinge?
Schliff
Leicht ballig​
Leicht ballig​
Der ballige Schliff ist bis sehr dicht vor der Wate heruntergezogen
Klingenüberstand aus Griff im geschlossenen Zustand
13,7​
9,4​
Bei der Zeile mit der orangefarbenen Schrift sind die Messungen nicht sehr zuverlässig, da nur sehr schwer zu messen. Daher sind diese Werte nur informatorisch zur Orientierung zu sehen.


Die Schneide (Schneidfase, Wate)

Wie oben schon gesagt, ist die Schneidfase, die Wate, sehr klein und dient wohl eigentlich nur dazu, die Schneide zu definieren. Sicherlich ist hier beim Nachschleifen etwas Sorgfalt geboten, vielleicht leicht walkend und zunächst auch auf einem Pastenriemen.


Verhalten bei Kontakt mit Lebensmitteln (Patina, „Arbeitsfarbe“ von Windmühlen genannt

Bei der Carbonstahlklinge zeigte der erste Apfelkontakt bereits beginnende Patinierung, und auch ein merklicher Geruch war zu spüren. Der verlor sich aber mit zunehmender Patinierung.

Die Klinge aus 1.4116 blieb unbeeindruckt.

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Bild 5. beginnende Patinierung

Das mit der Patinierung macht ja auch einen großen Teil des Charmes dieses Messers aus.
Im späteren Verlauf, vor allem bei Tests mit Schalotten und Knoblauch, habe ich nur noch dieses Messer benutzt, um die „Arbeitsfarbe“ noch ein bisschen zu verstärken.


Schneiden (Schneidgut, Eindruck)

So, was wurde denn geschnitten?
Hier die kleine Liste: Hartwurst (Rohlpolnische), Bohnen, Zwiebeln (Schalotten), Tomaten, Knoblauch, Apfel, Post-it, Wellpappe, Weichholzstab (Fichte aus dem Baumarkt), Lederschnur 2 mm,

Im folgenden ein paar Impressionen.

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Bild 6. Schneiden der Rohpolnischen auf dem Brett.

Die von mir so heiß geliebte Rohlpolnische Wurst war für beide Messer kein Akt, Dünne und dicke Scheiben gleichermaßen.


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Bild 7.Tomaten lassen sich sehr dünn schneiden (dem geringen Flankenwinkel sei Dank)


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Bild 8. Bohnen für ein Ligurisches Gericht (Pasta, Bohnen, Pesto)

Bei diesem Gericht lag die Herausforderung auch beim Kleinschneiden von Basilikum.

Im Folgenden sieht man die Klingen im Eingriff mit einem Apfel. Man sieht die geringe Spaltwirkung, es wurde nur geschnitten. Gut so.

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Bild 9. Die rostfreie Klinge im Apfel

Keine Spaltwirkung und sauberer Schnitt für beide Klingen


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Bild 9. Apfel und Carbonstahlklinge

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Bild 10. Versuch, dünne Scheiben abzuschneiden

Auch das Abschneiden von durchsichtig-dünnen Apfelstücken war für beide kein Problem.


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Bild 11. Holzstäbe unterschiedlicher Gestalt und Holzart

Etwas Härter ging es beim Schneiden von Holzstäben zu. Ich benutze dazu immer Stäbe unterschiedlicher Durchmesser aus dem Baumarkt. Die geriffelten sind auch Buche, der dünne glatte Stab aus Fichte. Diese Hölzer sind immer in ihrer Beschaffenheit gleich, und die unterschiedlichen Durchmesser bringen beim Abschnitzen unterschiedlich starke Auslenkungskräfte auf die Seiten der Klingen auf.

Hier wurde wegen der feinen Geometrie und der Rücksichtnahme auf Folgetester nur Fichte geschnitten. Und das ging mit beiden Messern sehr gut. Ich hatte zwar den Eindruck, dass die Carbonstahlklinge das eine bessere Figur machte, aber das ist sehr subjektiv. In beiden Fällen ließen sich problemlos große Späne abschnitzen.


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Bild 12. Ergebnisse der Schneidversuche in Holz

Unter dem Holz sieht man schon das nächste Testobjekt, die Wellpappe.

Bild 13 zeigt im Vergleich die vergrößerte Abbildung der Schnitte in Wellpappe.


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Bild 13. Testobjekt Wellpappe und rechts die Schnittflächen (links rostfrei, rechts Carbonstahl).

Es sieht so aus, als ob die Carbonstahlklinge eine weniger ausgefranste Schnittfläche zeigt.

Bei Post-Its und einer Lederkordel war kein Unterschied festzustellen. Die Lederkordel wurde im reinen Druckschnitt auf einem Brett geschnitten. Unten in Bild 14 nur ein Test, das repräsentative Ergebnisse für beide Klingen vorlagen.

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Bild 14. Schnitt an post-it und Lederkordel

Die Schnittkante der gelben Zettel zeigt leichte Ausfransungen. Ich denke mal, das geht besser nach einer aufmerksamen und liebevollen Zuwendung auf dem Pastenriemen.

Bild 15 zeigt einen vergrößerten Bereich der Klinge (nicht rostend) vor und nach dem Schnitt an Holz. Für die Carbonstahlklinge sieht das genauso aus. Es ist keine Schneidenbeschädigung in dem beanspruchten Bereich zu erkennen. Was man wohl sieht ist, dass die Klinge ballig geschliffen ist an der Spiegelung im rechten Teilbild.

Die Fase ist kaum zuverlässig zu messen, da sie sehr schmal ist und sowohl die Dickenmessung dort nicht einfach war, und die Fasenbreite auch nicht gut zu messen war. Auf Angabe von Werten habe ich hier verzichtet, Die Angaben aus Tabelle 1 sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.

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Bild 15. Nicht rostend und nach Schnitt in Kiefer (gleiche Stelle)



Zusammenfassung

Das Arbeiten mit den Messern hat großen Spaß gemacht, und die Ergonomie war sehr sehr gut.
Die Messer lassen sich in unterschiedlichen Positionen gut halten, sei es ziemlich weit vorn oder ganz hinten. Beides geht gut.

Die Klingenform ist für die Arbeiten, die ich durchgeführt habe, sehr gut geeignet, und das Messer, besser die Messer, haben gute Abmessungen. Passen gerade noch in Jeanstaschen, sind einen Ticken zu lang, aber das kann man in Kauf nehmen.

Die Stähle sind gut ausgesucht, und die Verarbeitungsqualität ist sehr gut. Klar, es sind mehr oder weniger noch Prototypen. So sollen die Messer, die man kaufen kann, alle den Aufschlagstopp haben. Und das ist gut so.

Schneiden kann man damit sehr gut, und die Machart (Ratschenverschluß, Aufschlagsperre) und die Verwendung der guten Stähle und schöner Hölzer adeln die Messer.

Ich glaube, das ist ein guter Wurf von Windmühlen.

Ob ich mir eines der beiden oder gar beide kaufen würde?

Aber klar, es sei denn, ich gewinne bei der Verlosung.

Ich bin aber jetzt gespannt auf weitere Tests.

herbert
 

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  • Bericht 1 herbert a.pdf
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Hallo Herbert,

danke, für deinen sehr ausführlichen Testbericht! Der wird bezügl. Umfang, Aufwand und gelungenem Inhalt, schwer zu toppen sein. (y) Diese Steinböcke gefallen mir sehr gut und die Versuchung ist groß, einen oder auch zwei zu bestellen. Eigentlich baue ich mir meine Messer selbst aber an Klappmesser habe ich mich noch nicht versucht. Ich denke, es wird höchste Zeit damit anzufangen - oder ich bestelle sie doch! :D::

Gruß
Matthias
 
Hallo Herbert,

vielen Dank für Deinen ausführlichen und detailierten Bericht, der sich auch noch gut lesen lässt.
Bei der Vorstellung der Messer durch @pitter hat es mich schon schwer gejuckt mir so ein Messer zu zuzulegen. Ich konnte mich allerdings gerade noch zügeln. Nach Deinem Bericht ist es jetzt mit der Beherrschung vorbei - jetzt muss ich bestellen.
Eigentlich geht es mir ja @Taperedtang. Bei Klappern mache ich aber eine Ausnahme :)

Viele Grüße
Olaf
 
Testbericht IBEX

Vielen Dank an Pitter, dass ich diese Messer ebenfalls testen durfte. Ich war sehr neugierig wie sich mit diesen Messern arbeiten lässt.

Nach dem tollen und sehr informativen Testbericht von Herbert, konzentrierte ich mich auf das, was Herbert nicht erwähnt hat. Ich habe also die paar Brotkrümel zusammengewischt und einen kleinen Testbericht daraus gemacht.

Die beiden Testkandidaten sind die kleinere Version der IBEX-Reihe. Mit zehn Zentimeter Klingenlänge aber ganz sicher nicht klein. Für normale Alltagsarbeiten genau richtig. Für Messer in dieser Grösse sind sie erstaunlich leicht.

Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, wofür ich dieses Messer brauchen würde. Wenn man den Werbeprospekt durchliest, dann kann man gemäss Werbung mit diesen Messern eine riesige Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten abdecken. Aber stimmt das auch, würde ich es für Outdoor und Jagd einsetzen? Dazu später mehr.

Der Prospekt ist sehr gut gemacht. Ich kaufe mit dem IBEX nicht nur ein Messer, in diesem kleinen Versandkarton sind auch Geschichte, Kultur und Ethnologie verpackt. Ich liebe solche Geschichten, sie machen diese Messer interessant.

Wenn man so ein Messer kaufen will, dann muss man dafür – je nach Griffschalen – zwischen 56 Euro und 88 Euro über den Ladentisch schieben. Will man noch das praktische Lederetui mit Gürtelschlaufe haben, bekommt man dieses für 17 Euro. Das ist zwar nicht billig, aber meiner Meinung nach sind diese Messer diesen Preis wert. Es sind also preiswerte Messer, die ordentlich verarbeitet sind und zudem in Deutschland hergestellt werden.

Ich habe noch nie ein Messer mit Ratschen-Verschluss in der Hand gehabt. Noch bevor ich den Prospekt gelesen habe, musste ich diese Mechanik ausprobieren. Das Öffnen ist einfach, aber das Schliessen fordert schon ein wenig Übung. Und wenn man es so macht wie es im Prospekt steht, dann geht es sogar ziemlich gut.

Das Arbeiten mit diesen Messern macht wirklich Spass. Die Klingengeometrie ist durchdacht, was nicht verwundert, baut die Firma Robert Herder schon seit 1872 Messer. Und die Schnittfreudigkeit ist hervorragend. Ich bin wirklich beeindruckt. Dass diese Messer so gut schneiden, hätte ich nicht gedacht. Egal ob Brot, Salami oder Hartkäse, diese Klingen glitten durch das Schnittgut dass es eine Freude war. Somit ist für mich klar, diese Messer haben eine hohe Alltagstauglichkeit und wegen des geringen Gewichts auch einen hohen Tragkomfort.

Wer braucht so ein IBEX-Messer? Alle die ein Messer suchen, dass ausserordentlich gut schneidet, eine Klinge hat, die breit genug ist um die Butter auf das Brot zu streichen, ein Stöckchen zuspitzen wollen oder eine Verpackung öffnen müssen. Und natürlich ein „must have“ für Messersammler.

Für wen sind diese IBEX-Messer weniger geeignet? Menschen, die sich an einen gewissen Komfort gewöhnt haben. Back-Lock, Liner- und Button-Lock lassen sich wesentlich einfacher bedienen als dieser Ratschen-Verschluss. Bei diesem Test habe ich meine Frau stark miteingebunden. Sie kam mit den Messern gut zurecht, aber schliessen konnte sie es nicht mehr. Der Verschluss leistete viel zu viel Widerstand.

Und jetzt komme ich auf meine am Anfang gestellte Frage zurück. Taugen diese Messer für Outdoor- und Jagdaktivitäten. Für Outdoor bedingt ja, z.B. als Zweitmesser, denn die 70 Gramm Gewicht sind zu vernachlässigen. Für die Jagd würde ich es nicht einsetzen. Ich bin grundsätzlich kein Freund von Klappmessern für die rote Arbeit, aber bei den IBEX-Messern ist die Reinigung zwischen Verschlussfeder und Griff sehr schwierig. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass man all das Blut, Fett und allenfalls – je nach Trefferlage – Fäkalien aus diesem schmalen Spalt heraus bekommt.


Fazit

Tolle Messer mit einer grossen Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Messer mit einer 150 jährigen Geschichte und mit einem speziellen Design, das man nicht an jeder Strassenecke sieht. Die IBEX-Messer überzeugen mit einer sehr guten Schnittfreude und ordentlicher Verarbeitung zu einem fairen Preis.



Gruss Ulli
 
Wer braucht so ein IBEX-Messer?

Auch die, die 1. was legales wollen/brauchen und/oder 2. Messer verwenden wollen, auch wenn weniger messeraffine Leute dabei sind. Ich hatte ne Zeitlang ein MT Vector als EDC, das ist halt eher was für die Untersuchung gruppendynamischer Prozesse, als entspanntes Schneiden. Sowas wie das IBEX kommt das schon besser an.

Pitter
 
@swifty58 Deine Beobachtungen und Erfahrungen, auch unter Einbindung Deiner Frau finde ich sehr interessant. Sie runden das Gesamtbild super gut ab.
Auch die Schlussfolgerungen sind gut nachvollziehbar.
Brotschneiden ging also auch gut. Hast Du such Brötchen probiert? Müsste auch gut gehen.
 
Hast Du such Brötchen probiert? Müsste auch gut gehen.
Nein, Brötchen habe ich nicht probiert. Aber süddeutsches Bauernbrot und baguettes bien cuite (dunkel gebackenes Baguette). Daher glaube ich, dass du mit deiner Vermutung, dass Brötchen auch gut gehen müssen, richtig liegst.

Gruss Ulli
 
Hallo zusammen,

herzlichen Dank, dass ich an diesem Passaround teilnehmen durfte.

Schon der erste Bericht von @herbert war so ausführlich, dass es für mich kaum etwas zu ergänzen gibt.
Was sollte ich also mit den beiden Messern anfangen? :unsure:
Gestern war dann der Testtag bei mir:

Zunächst in die Küche, denn schon beim ersten Begutachten war mir klar, die Messer sind sehr scharf.
Eigentlich gehören für mich Klappmesser nicht in die Küche, dafür gibt es geeignetere Messer aber auch outdoor, da wo diese Messer für mich hin gehören, muss ja gelegentlich mal was geschnibbelt werden und sei es nur ein Apfel.
Was stand auf dem Speiseplan? Ein paar Maultaschen angebraten mit Ei und Salat. Die Maultaschen sind zwar selbst gemacht, jedoch nicht an diesem Tag. Somit konnten sich die beiden IBEX nur an einer Zwiebel und an den aufgetauten Maultaschen beweisen.

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Die Zwiebeln gingen ganz gut, natürlich verhinderte der etwas stärkere Rücken das Schneiden wie gewohnt.
Da ich aber, anders als wohl die meisten hier, die Zwiebel mit einem Zugschnitt (Spitze auf dem Brett, Griff hoch nach oben) Richtung Zwiebelstrung zerlege, hatte ich keine großen Schwierigkeiten.
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Beim Schneiden der Maultaschen in Streifen zum Anbraten sah das anders aus. Die Klinge war mir zu kurz, als dass ich auf einmal durch gekommen wäre. Beim Zug- oder Druckschnitt zerriss der Teigmantel. So musste schnell Unterstützung aus dem Hause des Herstellers zur Unterstützung von der Messerleiste geholt werden.
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Nach dem Mittagessen ging es dann raus in Garten bzw. Garage.
Dem Junior ist seine Rutsche zu langweilig geworden. :rolleyes::
Also was Neues ausgedacht. Klettern mag er. Es sollte ein Anbau mit einem Kletternetz werden. Ein 10mm Seil musste in viele Stücke zerteilt werden. Das war doch eher was für die Klapp-Taschenmesser. Und klettern passt doch auch irgendwie gut zu den Steinböcken, oder? :giggle:
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Die Schnitte gingen mit den beiden Messer hervorragen! 💪
Das Seil franzte nur ganz wenig aus. Ich war begeistert!
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Doch dann folgte ein kleine Enttäuschung. Auch wenn die Schnitte sehr gut waren, so war das Gesamtergebnis für mich nicht zu gebrauchen.
Die Seilenden mussten ja verschweißt werden und da war eine andere Methode klar im Vorteil:
Mit dem Brenner habe ich die "Wegwerf-Klinge" eines Teppichbodenmessers stark erhitzt und dann das Seil quasi abgeschmolzen statt abgeschnitten.
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Links mit IBEX geschnitten und dann geschmolzen, rechts mit heißer Klinge abgeschmolzen.
Da das 10mm Seil durch 10,5mm Löcher sollte, war das glatte Abschmelzen deutlich geeigneter. Aber nochmal, das Schneiden selbst ging ausgezeichnet!

Was kann ich zu den Messern noch sagen?
- Mir würde ein glatterer Griff etwas besser gefallen. Ein, zwei Stufen in der Körnung feiner, würde ich bevorzugen.
- Die Schlitzschrauben haben, wenn man quer zum Schlitz drüber reibt, eine spürbare Kante.
Es gibt Schrauben mit Montagespuren, hier weiß ich aber nicht, ob das vielleicht von einem von uns stammt??
Es scheint auf jeden Fall, als sei ein zu kleiner Schlitz-Schraubendreher verwendet worden.

Insgesamt also keine Handschmeichler nach meinem Empfinden
- Der Verschluss bzw. die Entriegelung ist erst mal ungewohnt aber nach kurzem Einfinden geht das sehr gut
- Das rostfreie Messer hat keinen zentrierten Klingenstand
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Freuen würde ich mich trotzdem, wenn ich gewinnen würde, denn insgesamt sind es tolle, brauchbare Messer nach meiner Einschätzung.

Grüße

NineFinger
 
Ahoi, ja dank Herbert....
Durch meinen Umzug war ich zeitlich eingeschränkt. Karton, davon gab es genug,
geschnippelt. In der Küche und bei der Brotzeit verwendet. Seil geschnitten, einfache Anwendungen auf dem Bauernhof. Fürs Grobe, lieber nicht.
Bevorzugt mit dem Carbonstahl gearbeitet, da der 1.4116 ja bekannt ist.
Die Klinge aus Carbonstahl ließ sich Raps Fatz mit einem Keramikschleifstab ( Ikea ) auf eine schöne Schärfe bringen.
Fazit :
Der Ring klappert unentwegt, da muß man sich erst daran gewöhnen.
Vertikales Klingenspiel bei beiden Messern.
Sägeriefen auf den Holzgriffen.
Schlechte Vernietung der Metallbeschläge.
(Spaltmaße) Da sollte doch noch nachgebessert werden.
Lustig ist das Ganze schon irgendwie.
Ein schönes Wander und Brotzeitmesser
allemal.
Und jetzt bitte ich um Vorschläge zur Verlosung. Auch ich bin für die Einzelvariante. Schnittige Grüße,
Thomas.
 
Bevor wir noch lange hier herumprobieren, mein Vorschlag:
1. Pitter macht für jeden Teilnehmer, der einen Bericht abgeliefert hat, einen Zettel mit dem Namen drauf
2. Pitter zieht 2 Namen, der erste darf die IBEX Variante wählen, der zweite bekommt das andere
3. Doppelobbastruppi schickt die Messer raus

Machen wir es so?
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