herbert
MF Ehrenmitglied
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0. Vorbemerkung
Das ist mein erster aktiver Passaround, ich betrete also Neuland.
Aber als ich die von @pitter vorgestellten Messer sah, musste ich einfach mitmachen. Das Design ließ mir keine andere Wahl. Und ich war natürlich neugierig, was Windmühlen sich da hat einfallen lassen, etwas abseits von den superdünnen und sehr tauglichen Küchenmessern, von denen ich auch einige in Gebrauch habe.
Nun gut, ich war wegen meiner schnellen Meldung der erste in der Reihe.
Ich hatte meinen Bericht schon als pdf im ursprünglichen Thread Windmühlenmesser - IBEX (https://messerforum.net/threads/windmuehlenmesser-ibex.148974/) im post 16 angefügt, aber der thread ist mehr für Organisatorische gedacht gewesen. Pitter hatte mir noch angeboten, dass er die Bilder reinpfriemeln könnte, aber ich habs auch so geschafft.
Der Vollständigkeit halber habe ich ihn nochmal angehängt.
Es ist wohl insgesamt besser, die Berichte und Ergebnisse des Passarounds in einem eigenen Thread darzustellen.
In der Tabelle ist die im Bericht erwähnte Grauschattierung nicht möglich, es ist hier einfach die Zeile mit der Dicke über der Wate in Orange.
Nun aber zum Bericht über die Steinböcke.
1. Ziele meiner Testreihe
Ich wollte die Messer vergleichen, was Aussehen und Leistung anbelangt, und dazu erst mal eine Grundcharakterisierung hinsichtlich der Technischen Daten durchführen.
Ziele waren hier danach die Bewertung des Handlings und der Schneideigenschaften im täglichen Gebrauch, vor allem in der Küche. Keineswegs wollte ich härtere Tests durchführen, die Klingen sollten möglichst ohne Schäden den Weg zum nächsten Tester finden. Ich denke, man könnte im Laufe des Passarounds zu immer „härteren Maßnahmen“ greifen.
2. Ergebnisse
2.1 Reine Äußerlichkeiten
Ja, sie gefallen mir gut, die beiden. Außerordentlich gut sogar. Die Holzgriffe unterstreichen den wertigen Charakter der Messer und sind sauber gearbeitet. Kein Spänchen zu sehen, keine Ausbrüche, alles wunderbar.
.
Bild 1. So kamen die Messer an, links, und so sehen sie aus, rechts.
Pitter hatte die Carbonstahlklinge eingeölt.
Bild 2. Beide Messer nebeneinander auf mm-Papier.
Im geöffneten Zustand zeigt sich Eleganz der Messer erst deutlich.
Zunächst dachte ich, das mit dem Ring würde mich stören, aber das hat sich später relativiert.
Man sieht noch, wie auch schon von Pitter gezeigt, dass sich die Konstruktionsstände unterscheiden hinsichtlich des Anschlags, der ein Aufschlagen der Schneide beim Zuklappen unterbinden soll:
Bild 3. Rücken im geschlossenen Zustand, oben Carbonstahlklinge, unten rostträge Klinge, und Unterseite.
OK, vielleicht wäre es noch schön, würde man diese Unterseiten ebenfalls noch bearbeiten, aber das ist wohl auch eine Frage des Preises. Würde die Messer aber sehr aufwerten.
Im folgenden Bild 4 ist der Klingenstand gezeigt.
Bild 4. Klingenstand
Der Klingenstand, siehe Bild 4, ist auch zufriedenstellend symmetrisch.
Der Ratschenverschluß und ein bisschen Ergonomie
Ja, der Ratschenverschluß. Ich hatte ja schon im Forum geschrieben, dass der ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Tut er wirklich. Ob man das genussvoll langsam von Stufe zu Stufe, von Raste zu Raste, vollzieht, was zu einem Vertrauen in die Stoppfunktion führt, oder ob man das herzhaft-schnell bewerkstelligt, mit einem charakteristischen Geräusch und finalem Klacken belohnt, es macht Spaß.
Da die klingen im geschlossenen Zustand hinreichend weit aus dem Griff ragen, braucht man noch nicht einmal in den Nagelhau zu fassen, mit Daumen und Zeigefinder gelingt das Öffnen problemlos, und der Öffnungswiderstand ist gering. Dennoch schnappt die Klinge bei Schließen vernehmlich zu (hab‘ ich bei der Carbonstahlklinge nicht gemacht wegen des fehlenden Anschlagsnockens). Das Schließen geht sehr gut, und es ist in der Anleitung, die beiliegt, gut beschrieben.
Beim Messer mit der Klinge aus rostfreiem Stahl ging das sehr gut, bei dem anderen war es in der Lösephase leicht hakelig, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Stört der Ring beim Schneiden in der Küche? Nein, definitiv nicht, klappert etwas, aber das ist egal. Das Verschlußsystem ist halt so.
Die Ausführung des Griffs mit leichtem Abwärtsschwung zum ende hin erlaubt unterschiedliche Handhaltungen beim Schneiden, so dass auch – trotz der geraden Fase – das Arbeiten auf dem Brett prima ging. Schneiden über dem Daumen auch.
Die Größe des Messers finde ich genau richtig, Die Länge taugt, und läßt sich auch noch in der Hosentasche verstauen, oder Jackentasche. Die längere Variante de IBEX läßt das vermutlich nicht so einfach zu.
Die Klingen (Form, Stahl, Geometrie)
Die Klingenform: sehr gut geeignet zum Schneiden, die abfallende Spitze in Verbindung mit der leicht bauchigen Schneide läßt sich prima einsetzen, auf dem Brett wie in der Hand, und die Spitzenform sorgt dafür, dass man problemlos ritzen kann.
Klingenstähle:
Für die Carbonstahlklinge wurde der Werkstoff 1.2067 (102Cr6) verwendet. Das ist sozusagen der Kugellagerstahl 1.3505 (100Cr6) als Werkzeugstahl und ist sicher hervorragend geeignet.
Die angegebene Härte von 58-59 HRC reizt das Potential hinsichtlich der Härte nicht völlig aus, bietet aber Zähigkeitsreserven und gute Nachschärfbarkeit sowie gefahrlose Nutzung (Klingenbruch bei missbräuchlicher Anwendung). Keine schlechte Wahl also.
Die rostfreie Klinge besteht aus dem bewährten 1.4116 (X50CrMoV15), der hier auf ca. 57 RC gehärtet wurde, was wohl der gleichen Philosophie wie bei der Carbonstahlklinge folgt.
In beiden Fällen eine gute Wahl). Eben ein Gebrauchsmesser, das nicht in der Liga der Superstähle zu finden ist, aber dem Gesamtkonzept gerecht wird, wie ich finde.
Und die Klingen sind leicht ballig geschliffen, was man mit einem Stahllineal leicht überprüfen kann (aber nur mit Aufwand fotografieren kann, wenn man auf die Handykamera angewiesen ist).
Klingengeometrie: wie oben schon festgestellt, sind die Klingen leicht ballig geschliffen und weisen eine sehr kleine Schneidfase auf, deren Größe nur schwer zu bestimmen ist. Unten sind die Daten in einer Tabelle zusammengestellt.
Der Flankenwinkel, der etwas über die „Durchschneidefähigkeit“ bzw. das Spaltverhalten aussagt, ist sehr klein, was sich auch bei den Schnitttests positiv (bei den hier gewählten Schnittgütern) auswirkte.
Die Abmessungen zeigten leichte Differenzen zu den Prospektangaben, aber das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass es sich hier gewissermaßen um Prototypen handelt.
Tabelle 1. Zusammenstellung der Hauptdaten der Klingen
Bei der Zeile mit der orangefarbenen Schrift sind die Messungen nicht sehr zuverlässig, da nur sehr schwer zu messen. Daher sind diese Werte nur informatorisch zur Orientierung zu sehen.
Die Schneide (Schneidfase, Wate)
Wie oben schon gesagt, ist die Schneidfase, die Wate, sehr klein und dient wohl eigentlich nur dazu, die Schneide zu definieren. Sicherlich ist hier beim Nachschleifen etwas Sorgfalt geboten, vielleicht leicht walkend und zunächst auch auf einem Pastenriemen.
Verhalten bei Kontakt mit Lebensmitteln (Patina, „Arbeitsfarbe“ von Windmühlen genannt
Bei der Carbonstahlklinge zeigte der erste Apfelkontakt bereits beginnende Patinierung, und auch ein merklicher Geruch war zu spüren. Der verlor sich aber mit zunehmender Patinierung.
Die Klinge aus 1.4116 blieb unbeeindruckt.
Bild 5. beginnende Patinierung
Das mit der Patinierung macht ja auch einen großen Teil des Charmes dieses Messers aus.
Im späteren Verlauf, vor allem bei Tests mit Schalotten und Knoblauch, habe ich nur noch dieses Messer benutzt, um die „Arbeitsfarbe“ noch ein bisschen zu verstärken.
Schneiden (Schneidgut, Eindruck)
So, was wurde denn geschnitten?
Hier die kleine Liste: Hartwurst (Rohlpolnische), Bohnen, Zwiebeln (Schalotten), Tomaten, Knoblauch, Apfel, Post-it, Wellpappe, Weichholzstab (Fichte aus dem Baumarkt), Lederschnur 2 mm,
Im folgenden ein paar Impressionen.
Bild 6. Schneiden der Rohpolnischen auf dem Brett.
Die von mir so heiß geliebte Rohlpolnische Wurst war für beide Messer kein Akt, Dünne und dicke Scheiben gleichermaßen.
Bild 7.Tomaten lassen sich sehr dünn schneiden (dem geringen Flankenwinkel sei Dank)
Bild 8. Bohnen für ein Ligurisches Gericht (Pasta, Bohnen, Pesto)
Bei diesem Gericht lag die Herausforderung auch beim Kleinschneiden von Basilikum.
Im Folgenden sieht man die Klingen im Eingriff mit einem Apfel. Man sieht die geringe Spaltwirkung, es wurde nur geschnitten. Gut so.
Bild 9. Die rostfreie Klinge im Apfel
Keine Spaltwirkung und sauberer Schnitt für beide Klingen
Bild 9. Apfel und Carbonstahlklinge
Bild 10. Versuch, dünne Scheiben abzuschneiden
Auch das Abschneiden von durchsichtig-dünnen Apfelstücken war für beide kein Problem.
Bild 11. Holzstäbe unterschiedlicher Gestalt und Holzart
Etwas Härter ging es beim Schneiden von Holzstäben zu. Ich benutze dazu immer Stäbe unterschiedlicher Durchmesser aus dem Baumarkt. Die geriffelten sind auch Buche, der dünne glatte Stab aus Fichte. Diese Hölzer sind immer in ihrer Beschaffenheit gleich, und die unterschiedlichen Durchmesser bringen beim Abschnitzen unterschiedlich starke Auslenkungskräfte auf die Seiten der Klingen auf.
Hier wurde wegen der feinen Geometrie und der Rücksichtnahme auf Folgetester nur Fichte geschnitten. Und das ging mit beiden Messern sehr gut. Ich hatte zwar den Eindruck, dass die Carbonstahlklinge das eine bessere Figur machte, aber das ist sehr subjektiv. In beiden Fällen ließen sich problemlos große Späne abschnitzen.
Unter dem Holz sieht man schon das nächste Testobjekt, die Wellpappe.
Bild 13 zeigt im Vergleich die vergrößerte Abbildung der Schnitte in Wellpappe.
Bild 13. Testobjekt Wellpappe und rechts die Schnittflächen (links rostfrei, rechts Carbonstahl).
Es sieht so aus, als ob die Carbonstahlklinge eine weniger ausgefranste Schnittfläche zeigt.
Bei Post-Its und einer Lederkordel war kein Unterschied festzustellen. Die Lederkordel wurde im reinen Druckschnitt auf einem Brett geschnitten. Unten in Bild 14 nur ein Test, das repräsentative Ergebnisse für beide Klingen vorlagen.
Bild 14. Schnitt an post-it und Lederkordel
Die Schnittkante der gelben Zettel zeigt leichte Ausfransungen. Ich denke mal, das geht besser nach einer aufmerksamen und liebevollen Zuwendung auf dem Pastenriemen.
Bild 15 zeigt einen vergrößerten Bereich der Klinge (nicht rostend) vor und nach dem Schnitt an Holz. Für die Carbonstahlklinge sieht das genauso aus. Es ist keine Schneidenbeschädigung in dem beanspruchten Bereich zu erkennen. Was man wohl sieht ist, dass die Klinge ballig geschliffen ist an der Spiegelung im rechten Teilbild.
Die Fase ist kaum zuverlässig zu messen, da sie sehr schmal ist und sowohl die Dickenmessung dort nicht einfach war, und die Fasenbreite auch nicht gut zu messen war. Auf Angabe von Werten habe ich hier verzichtet, Die Angaben aus Tabelle 1 sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Bild 15. Nicht rostend und nach Schnitt in Kiefer (gleiche Stelle)
Zusammenfassung
Das Arbeiten mit den Messern hat großen Spaß gemacht, und die Ergonomie war sehr sehr gut.
Die Messer lassen sich in unterschiedlichen Positionen gut halten, sei es ziemlich weit vorn oder ganz hinten. Beides geht gut.
Die Klingenform ist für die Arbeiten, die ich durchgeführt habe, sehr gut geeignet, und das Messer, besser die Messer, haben gute Abmessungen. Passen gerade noch in Jeanstaschen, sind einen Ticken zu lang, aber das kann man in Kauf nehmen.
Die Stähle sind gut ausgesucht, und die Verarbeitungsqualität ist sehr gut. Klar, es sind mehr oder weniger noch Prototypen. So sollen die Messer, die man kaufen kann, alle den Aufschlagstopp haben. Und das ist gut so.
Schneiden kann man damit sehr gut, und die Machart (Ratschenverschluß, Aufschlagsperre) und die Verwendung der guten Stähle und schöner Hölzer adeln die Messer.
Ich glaube, das ist ein guter Wurf von Windmühlen.
Ob ich mir eines der beiden oder gar beide kaufen würde?
Aber klar, es sei denn, ich gewinne bei der Verlosung.
Ich bin aber jetzt gespannt auf weitere Tests.
herbert
Das ist mein erster aktiver Passaround, ich betrete also Neuland.
Aber als ich die von @pitter vorgestellten Messer sah, musste ich einfach mitmachen. Das Design ließ mir keine andere Wahl. Und ich war natürlich neugierig, was Windmühlen sich da hat einfallen lassen, etwas abseits von den superdünnen und sehr tauglichen Küchenmessern, von denen ich auch einige in Gebrauch habe.
Nun gut, ich war wegen meiner schnellen Meldung der erste in der Reihe.
Ich hatte meinen Bericht schon als pdf im ursprünglichen Thread Windmühlenmesser - IBEX (https://messerforum.net/threads/windmuehlenmesser-ibex.148974/) im post 16 angefügt, aber der thread ist mehr für Organisatorische gedacht gewesen. Pitter hatte mir noch angeboten, dass er die Bilder reinpfriemeln könnte, aber ich habs auch so geschafft.
Der Vollständigkeit halber habe ich ihn nochmal angehängt.
Es ist wohl insgesamt besser, die Berichte und Ergebnisse des Passarounds in einem eigenen Thread darzustellen.
In der Tabelle ist die im Bericht erwähnte Grauschattierung nicht möglich, es ist hier einfach die Zeile mit der Dicke über der Wate in Orange.
Nun aber zum Bericht über die Steinböcke.
1. Ziele meiner Testreihe
Ich wollte die Messer vergleichen, was Aussehen und Leistung anbelangt, und dazu erst mal eine Grundcharakterisierung hinsichtlich der Technischen Daten durchführen.
Ziele waren hier danach die Bewertung des Handlings und der Schneideigenschaften im täglichen Gebrauch, vor allem in der Küche. Keineswegs wollte ich härtere Tests durchführen, die Klingen sollten möglichst ohne Schäden den Weg zum nächsten Tester finden. Ich denke, man könnte im Laufe des Passarounds zu immer „härteren Maßnahmen“ greifen.
2. Ergebnisse
2.1 Reine Äußerlichkeiten
Ja, sie gefallen mir gut, die beiden. Außerordentlich gut sogar. Die Holzgriffe unterstreichen den wertigen Charakter der Messer und sind sauber gearbeitet. Kein Spänchen zu sehen, keine Ausbrüche, alles wunderbar.
.
Bild 1. So kamen die Messer an, links, und so sehen sie aus, rechts.
Pitter hatte die Carbonstahlklinge eingeölt.
Bild 2. Beide Messer nebeneinander auf mm-Papier.
Im geöffneten Zustand zeigt sich Eleganz der Messer erst deutlich.
Zunächst dachte ich, das mit dem Ring würde mich stören, aber das hat sich später relativiert.
Man sieht noch, wie auch schon von Pitter gezeigt, dass sich die Konstruktionsstände unterscheiden hinsichtlich des Anschlags, der ein Aufschlagen der Schneide beim Zuklappen unterbinden soll:
Bild 3. Rücken im geschlossenen Zustand, oben Carbonstahlklinge, unten rostträge Klinge, und Unterseite.
OK, vielleicht wäre es noch schön, würde man diese Unterseiten ebenfalls noch bearbeiten, aber das ist wohl auch eine Frage des Preises. Würde die Messer aber sehr aufwerten.
Im folgenden Bild 4 ist der Klingenstand gezeigt.
Bild 4. Klingenstand
Der Klingenstand, siehe Bild 4, ist auch zufriedenstellend symmetrisch.
Der Ratschenverschluß und ein bisschen Ergonomie
Ja, der Ratschenverschluß. Ich hatte ja schon im Forum geschrieben, dass der ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Tut er wirklich. Ob man das genussvoll langsam von Stufe zu Stufe, von Raste zu Raste, vollzieht, was zu einem Vertrauen in die Stoppfunktion führt, oder ob man das herzhaft-schnell bewerkstelligt, mit einem charakteristischen Geräusch und finalem Klacken belohnt, es macht Spaß.
Da die klingen im geschlossenen Zustand hinreichend weit aus dem Griff ragen, braucht man noch nicht einmal in den Nagelhau zu fassen, mit Daumen und Zeigefinder gelingt das Öffnen problemlos, und der Öffnungswiderstand ist gering. Dennoch schnappt die Klinge bei Schließen vernehmlich zu (hab‘ ich bei der Carbonstahlklinge nicht gemacht wegen des fehlenden Anschlagsnockens). Das Schließen geht sehr gut, und es ist in der Anleitung, die beiliegt, gut beschrieben.
Beim Messer mit der Klinge aus rostfreiem Stahl ging das sehr gut, bei dem anderen war es in der Lösephase leicht hakelig, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Stört der Ring beim Schneiden in der Küche? Nein, definitiv nicht, klappert etwas, aber das ist egal. Das Verschlußsystem ist halt so.
Die Ausführung des Griffs mit leichtem Abwärtsschwung zum ende hin erlaubt unterschiedliche Handhaltungen beim Schneiden, so dass auch – trotz der geraden Fase – das Arbeiten auf dem Brett prima ging. Schneiden über dem Daumen auch.
Die Größe des Messers finde ich genau richtig, Die Länge taugt, und läßt sich auch noch in der Hosentasche verstauen, oder Jackentasche. Die längere Variante de IBEX läßt das vermutlich nicht so einfach zu.
Die Klingen (Form, Stahl, Geometrie)
Die Klingenform: sehr gut geeignet zum Schneiden, die abfallende Spitze in Verbindung mit der leicht bauchigen Schneide läßt sich prima einsetzen, auf dem Brett wie in der Hand, und die Spitzenform sorgt dafür, dass man problemlos ritzen kann.
Klingenstähle:
Für die Carbonstahlklinge wurde der Werkstoff 1.2067 (102Cr6) verwendet. Das ist sozusagen der Kugellagerstahl 1.3505 (100Cr6) als Werkzeugstahl und ist sicher hervorragend geeignet.
Die angegebene Härte von 58-59 HRC reizt das Potential hinsichtlich der Härte nicht völlig aus, bietet aber Zähigkeitsreserven und gute Nachschärfbarkeit sowie gefahrlose Nutzung (Klingenbruch bei missbräuchlicher Anwendung). Keine schlechte Wahl also.
Die rostfreie Klinge besteht aus dem bewährten 1.4116 (X50CrMoV15), der hier auf ca. 57 RC gehärtet wurde, was wohl der gleichen Philosophie wie bei der Carbonstahlklinge folgt.
In beiden Fällen eine gute Wahl). Eben ein Gebrauchsmesser, das nicht in der Liga der Superstähle zu finden ist, aber dem Gesamtkonzept gerecht wird, wie ich finde.
Und die Klingen sind leicht ballig geschliffen, was man mit einem Stahllineal leicht überprüfen kann (aber nur mit Aufwand fotografieren kann, wenn man auf die Handykamera angewiesen ist).
Klingengeometrie: wie oben schon festgestellt, sind die Klingen leicht ballig geschliffen und weisen eine sehr kleine Schneidfase auf, deren Größe nur schwer zu bestimmen ist. Unten sind die Daten in einer Tabelle zusammengestellt.
Der Flankenwinkel, der etwas über die „Durchschneidefähigkeit“ bzw. das Spaltverhalten aussagt, ist sehr klein, was sich auch bei den Schnitttests positiv (bei den hier gewählten Schnittgütern) auswirkte.
Die Abmessungen zeigten leichte Differenzen zu den Prospektangaben, aber das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass es sich hier gewissermaßen um Prototypen handelt.
Tabelle 1. Zusammenstellung der Hauptdaten der Klingen
Größe | Rostfrei | Rostend | Bemerkungen |
Klingenlänge | 990 | 974 | Angabe Prospekt 100 mm, aber das ist hier unerheblich |
Rückendicke in Höhe des Logos | 1,94 | 2,08 | Also etwa 2mm |
Breite ebendort | 22,22 | 22,15 | Am Logo (Windmühle) |
Grifflänge | 138 | 141 | Geringer Unterschied |
Dicke über der Wate | 0,15 | 0,18 | wegen Balligkeit bis sehr dicht vor der Fase ist das Messen mit Unsicherheit behaftet. Kleine Fase von 0,03 mm ca. Messung mit der Mikrometerschraube, mit dem Messschieber fast unmöglich |
Flankenwinkel | 2,5 | 2,7 | |
Gewicht | 69,43 | 65,07 | |
Stahl | 1.4116 (X50CrMoV15) | 1.2067 (102Cr6) | 102 Cr 6 sehr ähnlich dem Kugellagerstahl 1.3505 (100Cr6), hier jedoch als Werkzeugstahl |
Härte | Ca. 57 HRC | Ca. 58-59 HRC | Wegen der etwas längeren Klinge? |
Schliff | Leicht ballig | Leicht ballig | Der ballige Schliff ist bis sehr dicht vor der Wate heruntergezogen |
Klingenüberstand aus Griff im geschlossenen Zustand | 13,7 | 9,4 |
Die Schneide (Schneidfase, Wate)
Wie oben schon gesagt, ist die Schneidfase, die Wate, sehr klein und dient wohl eigentlich nur dazu, die Schneide zu definieren. Sicherlich ist hier beim Nachschleifen etwas Sorgfalt geboten, vielleicht leicht walkend und zunächst auch auf einem Pastenriemen.
Verhalten bei Kontakt mit Lebensmitteln (Patina, „Arbeitsfarbe“ von Windmühlen genannt
Bei der Carbonstahlklinge zeigte der erste Apfelkontakt bereits beginnende Patinierung, und auch ein merklicher Geruch war zu spüren. Der verlor sich aber mit zunehmender Patinierung.
Die Klinge aus 1.4116 blieb unbeeindruckt.
Bild 5. beginnende Patinierung
Das mit der Patinierung macht ja auch einen großen Teil des Charmes dieses Messers aus.
Im späteren Verlauf, vor allem bei Tests mit Schalotten und Knoblauch, habe ich nur noch dieses Messer benutzt, um die „Arbeitsfarbe“ noch ein bisschen zu verstärken.
Schneiden (Schneidgut, Eindruck)
So, was wurde denn geschnitten?
Hier die kleine Liste: Hartwurst (Rohlpolnische), Bohnen, Zwiebeln (Schalotten), Tomaten, Knoblauch, Apfel, Post-it, Wellpappe, Weichholzstab (Fichte aus dem Baumarkt), Lederschnur 2 mm,
Im folgenden ein paar Impressionen.
Bild 6. Schneiden der Rohpolnischen auf dem Brett.
Die von mir so heiß geliebte Rohlpolnische Wurst war für beide Messer kein Akt, Dünne und dicke Scheiben gleichermaßen.
Bild 7.Tomaten lassen sich sehr dünn schneiden (dem geringen Flankenwinkel sei Dank)
Bild 8. Bohnen für ein Ligurisches Gericht (Pasta, Bohnen, Pesto)
Bei diesem Gericht lag die Herausforderung auch beim Kleinschneiden von Basilikum.
Im Folgenden sieht man die Klingen im Eingriff mit einem Apfel. Man sieht die geringe Spaltwirkung, es wurde nur geschnitten. Gut so.
Bild 9. Die rostfreie Klinge im Apfel
Keine Spaltwirkung und sauberer Schnitt für beide Klingen
Bild 9. Apfel und Carbonstahlklinge
Bild 10. Versuch, dünne Scheiben abzuschneiden
Auch das Abschneiden von durchsichtig-dünnen Apfelstücken war für beide kein Problem.
Bild 11. Holzstäbe unterschiedlicher Gestalt und Holzart
Etwas Härter ging es beim Schneiden von Holzstäben zu. Ich benutze dazu immer Stäbe unterschiedlicher Durchmesser aus dem Baumarkt. Die geriffelten sind auch Buche, der dünne glatte Stab aus Fichte. Diese Hölzer sind immer in ihrer Beschaffenheit gleich, und die unterschiedlichen Durchmesser bringen beim Abschnitzen unterschiedlich starke Auslenkungskräfte auf die Seiten der Klingen auf.
Hier wurde wegen der feinen Geometrie und der Rücksichtnahme auf Folgetester nur Fichte geschnitten. Und das ging mit beiden Messern sehr gut. Ich hatte zwar den Eindruck, dass die Carbonstahlklinge das eine bessere Figur machte, aber das ist sehr subjektiv. In beiden Fällen ließen sich problemlos große Späne abschnitzen.
Bild 12. Ergebnisse der Schneidversuche in HolzUnter dem Holz sieht man schon das nächste Testobjekt, die Wellpappe.
Bild 13 zeigt im Vergleich die vergrößerte Abbildung der Schnitte in Wellpappe.
Bild 13. Testobjekt Wellpappe und rechts die Schnittflächen (links rostfrei, rechts Carbonstahl).
Es sieht so aus, als ob die Carbonstahlklinge eine weniger ausgefranste Schnittfläche zeigt.
Bei Post-Its und einer Lederkordel war kein Unterschied festzustellen. Die Lederkordel wurde im reinen Druckschnitt auf einem Brett geschnitten. Unten in Bild 14 nur ein Test, das repräsentative Ergebnisse für beide Klingen vorlagen.
Bild 14. Schnitt an post-it und Lederkordel
Die Schnittkante der gelben Zettel zeigt leichte Ausfransungen. Ich denke mal, das geht besser nach einer aufmerksamen und liebevollen Zuwendung auf dem Pastenriemen.
Bild 15 zeigt einen vergrößerten Bereich der Klinge (nicht rostend) vor und nach dem Schnitt an Holz. Für die Carbonstahlklinge sieht das genauso aus. Es ist keine Schneidenbeschädigung in dem beanspruchten Bereich zu erkennen. Was man wohl sieht ist, dass die Klinge ballig geschliffen ist an der Spiegelung im rechten Teilbild.
Die Fase ist kaum zuverlässig zu messen, da sie sehr schmal ist und sowohl die Dickenmessung dort nicht einfach war, und die Fasenbreite auch nicht gut zu messen war. Auf Angabe von Werten habe ich hier verzichtet, Die Angaben aus Tabelle 1 sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Bild 15. Nicht rostend und nach Schnitt in Kiefer (gleiche Stelle)
Zusammenfassung
Das Arbeiten mit den Messern hat großen Spaß gemacht, und die Ergonomie war sehr sehr gut.
Die Messer lassen sich in unterschiedlichen Positionen gut halten, sei es ziemlich weit vorn oder ganz hinten. Beides geht gut.
Die Klingenform ist für die Arbeiten, die ich durchgeführt habe, sehr gut geeignet, und das Messer, besser die Messer, haben gute Abmessungen. Passen gerade noch in Jeanstaschen, sind einen Ticken zu lang, aber das kann man in Kauf nehmen.
Die Stähle sind gut ausgesucht, und die Verarbeitungsqualität ist sehr gut. Klar, es sind mehr oder weniger noch Prototypen. So sollen die Messer, die man kaufen kann, alle den Aufschlagstopp haben. Und das ist gut so.
Schneiden kann man damit sehr gut, und die Machart (Ratschenverschluß, Aufschlagsperre) und die Verwendung der guten Stähle und schöner Hölzer adeln die Messer.
Ich glaube, das ist ein guter Wurf von Windmühlen.
Ob ich mir eines der beiden oder gar beide kaufen würde?
Aber klar, es sei denn, ich gewinne bei der Verlosung.
Ich bin aber jetzt gespannt auf weitere Tests.
herbert