Testbericht: CRKT Stubby Pocket Razel
John und Josh Graham aus Cleveland, Tennessee haben 2001 ein sehr interessantes Design geschaffen: The Graham Razel.
Als Besitzer eines Peter Atwoods SOPT (Son of Prything), welcher ähnlich gestaltet ist und aufgrund von Fotos, fand ich das Razel interessant.
In der Custom-Version der Gebrüder Graham gibt es das Razel in verschiedenen Größen und mit verschiedenen Klingendesigns.
In Zusammenarbeit mit CRKT sind nun folgende drei Modelle als Serienversion erhältlich:
• Stubby Pocket Razel
• Ringed Razel
• Razel SS7
Das Stubby Pocket Razel ist die kleinste Version der drei Serienmodelle. Das SS7 ist mit ca. 31 cm Gesamtlänge eher ein Buschmesser für die gröberen Arbeiten. Mit gut 19 cm Gesamtlänge eignet sich das Ringed Razel, aufgrund der kompakten Größe, auch noch sehr gut für alltägliche Aufgaben (EDC).
Die technischen Daten im Überblick:
Gesamtlänge: 14,9 cm
Klingenlänge: 5,3 cm
Effektive Schneide: 4,4 cm
Klingenstärke: ca. 4,9 mm
Gewicht: 111g
Stahl: 9Cr18MoV (vergleichbar mit 440C)
Preis: 81,90-89,99 Euro
Scheide: Kydex mit Clip
Das Razel ist sicher eine eher ungewöhnliche Erscheinung. Schaut es doch eher wie ein Meißel oder Hebelwerkzeug aus. Dazu später mehr…
Das Pocket Razel wird in dem üblichen braunen CRKT Karton geliefert. Das Messer ist mit knapp 15 cm recht kompakt ausgefallen und eignet sich daher auch als EDC sehr gut.
In der Serienversion von CRKT werden die Razel aus 9Cr18MoV Stahl hergestellt. Dieser soll vergleichbar mit dem 440C sein. Nachgeschärft habe ich das Messer nicht, jedoch blieb es recht Schnitthaltig. Die Griffschalen sind aus weiß-grau/ schwarzen Micarta und mit dem Erl vernietet.
Die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck. Keine unnötigen scharfen Kanten. Die Klinge ist fein gebürstet. Die Griffschalen sind sehr glatt poliert, symmetrisch geschliffen und
hervorragend dem Erl angepasst. Man spürt so gut wie keinen Übergang. „So soll es sein!“
Lediglich in der Schleifkerbe ist, bei genauerem hinsehen, eine gröbere Oberfläche zu erkennen. Auf dem Klingenrücken befindet sich ein eher klassisch anmutendes
Filework. Es bietet zudem ausreichend Grip.
Die
Handlage ist aufgrund der sehr guten Bearbeitung gut. Jedoch findet der Mittelfinger (bei mir) auf der leichten Erhöhung, hinter der ersten Fingermulde platz.Nicht ganz optimal. Der kleine Finger ordnet sich, in der angedeuteten Mulde, vor der „Hammerschlag-Fläche“ ein.
Die hinter der Micarta-Beschalung leicht herausstehende Fläche eignet sich, um mit einem Hammer unterstützend zu wirken. Jedoch sollten die Schläge schon recht gezielt erfolgen, da sonst das fein geschliffene Micarta darunter leiden würde.
Eine Fangriemenöse rundet den Griff ab. Bei dem glatten Griff und unter entsprechenden Witterungsverhältnissen scheint eine Lanyard auch als gute Idee, um das Messer nicht zu verlieren.
Das Messer ist mit einer Kydexscheide ausgestattet. Diese ist nicht konzipiert um mit Teklok oder IWB etc. getragen zu werden, sondern besitzt einen eigenen Clip. Grundidee ist, dass Messer nicht unbedingt, was aber durchaus aufgrund des strammen und ausreichend dimensionierten Clips funktioniert, am Gürtel zu tragen, sondern in der Hosentasche festzuclippen.
Das Messer ist mit Scheide knappe 16cm lang, 4,9cm breit und ca. 2cm tief. In der
Hosentasche eingeclippt, steht der Griff noch ca. 5cm heraus. Die Kydex verschwindet komplett in der Tasche. Beim Stehen und Gehen ist das Messer so recht bequem zu tragen. Beim Hinsetzen muss man es jedoch kurz zurechtrücken, damit es nicht drückt. Weil die Scheide recht tief in der Tasche sitzt, sollte man auch beim Wegstecken des Messers genauer hinsehen.
Die Idee und Umsetzung der Scheide ist gut wirkt aber trotzdem etwas klobig. Aufgrund des Clips ist das Messer schnell an- und abgelegt. Auch am Gürtel und Hosenrand sitzt der Clip sehr gut. Die Kydex ist ordentlich und sauber verarbeitet. Das Messer sitzt nahezu Spielfrei. Auch der Zugwiderstand ist recht angenehm. Auch in Tip-up Trageweise bräuchte man sich um das Herausrutschen keine großen Gedanken zu machen. Das Messer wird durch einen Druckpunkt in der Kydex gehalten, welcher sich bei nachlassen des Zugwiderstandes, bestimmt durch leichtes nachformen (erwärmen) wieder neu justieren lässt.
Als Fazit lässt sich sagen: mitunter eine der am saubersten und passgenausten Kydexscheiden bei Serienmesser, welche ich bisher in den Händen hatte. (Absolutes Negativ-Beispiel, die Scheide des Spyderco Streetbeat). Mit einer sehr kompakten Lederscheide ließe sich das Messer bestimmt noch angenehmer in der Tasche unterbringen.
Was macht man jedoch mit einem Messer, welches eine solche Klingenform hat?
EDC typische Aufgaben, wie Kartons öffnen, Seile, Obst und Holz schneiden funktionieren recht gut. Wie bereits schon erwähnt, hat man alle Vor- und Nachteile einer Wharncliff-Klinge, jedoch mit einer weniger filigranen Klingenspitze. Schneidet man auf einer flachen Unterlage, so wird man überwiegend das erste Drittel der Klinge verwenden.
Die Hauptschneide hat einen Hohlschliff über 2/3 der Klingenhöhe (knapp 2cm). Somit lässt sich, bei mehr als ausreichend 5mm Klingenstärke, noch gut schneiden.
Die vordere Klinge hat einen Flachschliff, welcher recht massiv wirkt. So sollte die Klinge beim Hebeln etc. nicht so sehr gefährdet sein, als bei einem Hohlschliff. Zumal die Grahams dies auch, auf ihrer Homepage, als Einsatzgebiet angeben. So lässt sich mit dem Messer auch schaben oder hebeln und bei satten 5mm Klingestärke sollte
genügend Stabilität gegeben sein. Wie stark die Klingenspitze verrundet, sollte man weiterhin beobachten, jedoch denke ich, dass dies nicht allzu gravierend ausfällt.
Insgesamt sehe ich das Razel mehr als MultiTool. Normalerweise gefällt es mir bei Messer nicht, wenn die Klinge nur ca. 1/3 der Gesamtlänge am Messer ausmacht. Jedoch am Stubby Pocket Razel kam dieses Gefühl nicht auf.
Diese Version könnte vielleicht auch eine Alternative zum Cop Tool sein, sofern ein Gurtschneider nicht unbedingt nötig ist.
Martialisch wirkt das Razel nicht und zieht eher neugierige Blicke auf sich, zumal es meist nicht als „reinrassiges“ Messer gesehen wird.
Fazit: man bekommt für sein Geld ein sehr gut verarbeitetes Messer mit einer nicht ganz alltäglichen Klinge. Diese schlägt sich im Alltag gut, jedoch muss man leichte Abstriche machen, da die Klinge breit und kantig ist und nur eine eingeschränkte Klingenspitze zur Verfügung steht. Dafür erhält man jedoch zusätzliche Anwendungsspektren wie
Hebeln oder Schneiden, ähnlich einem Meißel.
Das Razel ist auf jedenfall eine Bereicherung auf dem Messermarkt.
Mehr in meinen Fokus würde jedoch das Ringed Razel stehen, da mit 7,6 cm mehr Klinge zur Verfügung stehen und diese auch leicht geschwungen ist.
Vielen Dank an Marc und Böker, welche mal wieder ein interessantes Messer für einen Passaround zu Verfügung gestellt haben.
Viele Grüße
Sebastian
Und noch ein paar Eindrücke...
Im Vergleich: Strider SNG und Vic