Hallo zusammen,
zu Beginn meines Berichts möchte ich mit einem Disclaimer beginnen. Ich bin kein professioneller Messermacher, ich habe meine eigenen Vorlieben bezüglich Schärfen von Messern und ich habe sicherlich nicht die Schärfkompetenz mit goldenen Löffeln gefuttert. Was auch immer ich schreibe, ist meine ganz persönliche Ansicht. Leider steht mir kein Mikroskop mit Fotofunktion zur Verfügung, daher könnt Ihr meiner Beurteilung von Schliffbild etc glauben - oder nicht.
Da dies mein erster Passaround ist, bin ich für Feedback dankbar.
Zum Test. Am Vormittag bekam ich das heiss ersehnte Paket. Inhalt: 3 Päckchen von beeindruckender Grösse.
In den Päckchen befinden sich zwei Kombisteine 1000/4000, 2000/6000 und ein Bankstein 10000. Alle Steine haben den passenden Anreiber dabei. Die Steine fühlen sich alle in einer eigenen komfortablen und rutschfesten Plastikwanne wohl. Erster Eindruck: blendend. Zum Grössenvergleich hat sich ein Naniwa Superstone dazugesellt. Bisher war das der grösste meiner Steine.
Noch bevor die Steine mit Wasser in Berührung kommen, schreibe ich vorsichtshalber eine Mail an Beagleboy bezüglich des Procedere. Von meinen Naniwa Superstone bin ich gewohnt, dass sich ein ziemlicher Verschleiss einstellt. Also erst einmal abklären: soll ich nach meinem Testmarathon abrichten oder nicht? Später stellt sich heraus, dass die Steine Ihr Versprechen auf lange Lebensdauer ausgelegt zu sein, voll erfüllen. Die Frage war also absolut unnötig.
Die Herausforderer:
Die Anleitung zu den Steinen sagt mir, dass sie vor Gebrauch 5 Minuten gewässert werden und nach Bedarf nachgefeuchtet werden sollen. Gelesen, getan. Da die Steine noch munter Blasen sprudeln, wird daraus eine halbe Stunde.
Los geht’s.
Zunächst der grüne 1000er Stein, zu schärfen ist ein kleines Thomas Küchenmesser (mein Arbeitstier für kleinere Aufgaben). Zunächst fällt auf, dass der Stein binnen Sekunden wieder trocken ist. Nach insgesamt einer weiteren Stunde im Wasserbad versuche ich mit Hilfe des Anreibers Schleifschlamm zu erzeugen. Fehlanzeige. Aber was klar wird: der Stein ist absolut perfekt abgerichtet. Dann halt ohne Schleifschlamm. Der erste Zug: „Krrrrrrrrk“. Wow. Ein extrem hartes und grobes Gefühl. Also: wenig Druck und den Stein einfach abtragen lassen. Aber zunächst muss ich nachwässern, der Stein trocknet wieder. Etwa 20 Züge und dreimal Nachwässern später stelle ich fest: keine Metallpartikel auf der Oberfläche. Zeit für die Lupe. Ich finde grobe Kratzer und einige kleine Ausbrüche. Egal. 20 Züge auf der anderen Seite bringen kein anderes Ergebnis. Der Stein geht in die Wäsche und danach ins Wasserbad.
Der 2000er Stein könnte unterschiedlicher nicht sein. Sofort bildet sich Schleifschlamm, das Geräusch und das Gefühl beim Schärfen ist wesentlich sanfter. Nachwässern ist nur sehr moderat notwendig. Was auffällt: der 2000er trägt unglaublich gut ab. So sehr, dass ich ihn als Einstiegsstein für geeignet halte. Das Schliffbild ist vergleichbar mit einem 1000er Naniwa SS, aufgrund der grossen Härte schneide ich aber nie auch nur ansatzweise in den Stein. Wer schon mit Naniwa Superstones geschärft hat, kennt das anders. Irgendwann stellt sich die Erkenntnis ein, dass die Plastikschale in denen der Stein steht, mir die irrsinnige Sauerei erspart die ich mit meinen Steinen gewohnt bin. Hut ab, eine sehr gute Idee. Wäsche, Wasserbad.
Nun nehme ich mir – nach der guten Erfahrung mit dem 2000er Stein – beschwingt die 4000er Seite des ersten Kombisteins vor. Ja, es bildet sich Schlamm. Weniger als auf dem 2000er, aber das könnte aufgrund der Farbe täuschen. Das Geräusch und das Feedback wirkt deutlich gröber als der 2000er Wasserkraft und erinnert mich an die gröberen Shapton Glasstones. Die Abtragsleistung ist wieder verhältnismässig hoch, das Schliffbild etwas feiner als der 2000er Wasserkraft. Waschen, baden.
An den 6000er Stein habe ich nun recht hohe Erwartungen. Es handelt sich um die Rückseite des 2000er Steins, die Kombination könnte also für Alltagsmesser eine echte Empfehlung sein. Der Anreiber erzeugt Schleifschlamm, das Feedback ist etwas feiner als der 4000er, der Abtrag ist für einen 6000er Stein sehr hoch. Die Lupe zeigt mir auf der Fase des Messers ein ziemlich grobes Bild. Langsam kommen Zweifel an meinen Eindrücken auf. Also wird ein Naniwa SS 5000 zum Vergleich herangezogen und bekommt die eine Seite des Messers. Nach 10 Zügen ist die Fase nicht wiederzuerkennen, da sie ein wesentlich feineres Schliffbild zeigt. Hm.
Zu guter Letzt kommt der 10000er Stein an die Reihe. Der Stein ist nach dem 2000er der genügsamte Stein. Anders als bei einigen seiner Kollegen hält sich der Durst in Grenzen, man hat nicht das Gefühl es mit einem Steinschwamm zu tun zu haben. Schleifschlamm lässt sich ebenfalls erzeugen. Das Feedback des Steins entspricht etwa einem 6000er Shapton Glasstone. Nach 50 (!) Zügen ist die Fase nicht spiegelpoliert sondern matt. Unter der Lupe ist deutlich ein Schliffbild zu erkennen, das auf mich relativ grob wirkt. An dieser Stelle ein erster Schnitt durchs Papier: es rupft. 10 Züge auf dem Chromoxdriemen später rupft es noch immer. Mittel der Verzweiflung: jeweils 20 Züge auf dem Naniwa SS 8000. Die Schneide ist spiegelblank, unter der Lupe sind nur feine Riefen erkennbar. Das Messer rasiert mit ein wenig Druck. Nach dem Riemen auch ohne.
Die gesamte Prozedur wird mit einem WMF-Filetiermesser wiederholt. Ich habe es immer gehasst, die lange und flexible Klinge auf meinen butterweichen Naniwas zu schärfen. Das geht auf den knallharten Wasserkraft-Steinen deutlich besser. Das Schliffbild ist allerdings identisch zum ersten Durchlauf mit dem Thomas Messer.
An dieser Stelle wird das Testprogramm neu geplant. Ich brauche erstens einen direkten Vergleich zwischen den Wasserkraft und meinen übrigen Steinen, und ich bin ausserdem jetzt ein wenig skeptisch. Wie meine Frau gerne bestätigen wird, bin ich mit meinen Rasiermessern extrem pingelig. Da es ewig dauert Ausbrüche aus einem Rasiermesser zu bekommen, tue ich mir das vorsichtshalber nicht an.
Stattdessen: zwei Exemplare gestanztes Dosenblech der Marke Victorinox mit gegossenen Plastikgriffen für zusammen 6 Franken (meine Mutter nennt die Dinger immer „Kartoffelschälmesser“) werden für einen 1:1 Vergleich verwendet. Beide Messer werden abgestumpft (Schlittschuhlaufen auf der Unterseite eines Porzellantellers) und danach auf die Vergleichsstrecke Wasserkraft 1000-10000 und auf Naniwa 1000-10000 geschickt. Anschliessend nimmt meine Schwiegermutter die rituelle Hinrichtung einiger Tomaten mit beiden Messern vor (die Tomaten – nur die! - wollen das andersrum, aber meine Schwiegermnutter bleibt hart). Geplant ist die Frage: „Und? Welches ist schärfer?“. Bevorzugt wird das Messer von den Wasserkraft-Steinen. Weil es nicht so „übertrieben scharf“ ist. Ob das nun eine gute Nachricht ist, liegt im Auge des Betrachters.
Fazit
Vorteile der Wasserkraft-Steine:
Hohe Verschleissfestigkeit
Grösse
Hohe Abtragsleistung
Geniale Halterung
Passende Anreiber
Perfekt abgerichtet
Nachteile:
Grobes Schliffbild
Ich bin mit grossen Hoffnungen in den Test gegangen und gehe ein wenig enttäuscht heraus. Entweder stelle ich mich zu dumm an, oder die Steine erreichen nicht das erwartete Ergebnis. Der 1000er Stein ist für mich der Tiefpunkt der Serie, während ich die 2000er Seite des 2000/6000 Kombisteins durchaus zu schätzen gelernt habe. Wenn der 2000er als einzelner Stein erhältlich ist, werde ich ihn vermutlich wegen seiner guten Abtragleistung und der sehr komfortablen Grösse kaufen. Die übrigen Steine bleiben hinter meinen Erwartungen zurück, ich habe schlicht kein gutes Ergebnis mit Ihnen zustande gebracht.
Viele Grüsse
Ede_Wolf
zu Beginn meines Berichts möchte ich mit einem Disclaimer beginnen. Ich bin kein professioneller Messermacher, ich habe meine eigenen Vorlieben bezüglich Schärfen von Messern und ich habe sicherlich nicht die Schärfkompetenz mit goldenen Löffeln gefuttert. Was auch immer ich schreibe, ist meine ganz persönliche Ansicht. Leider steht mir kein Mikroskop mit Fotofunktion zur Verfügung, daher könnt Ihr meiner Beurteilung von Schliffbild etc glauben - oder nicht.
Da dies mein erster Passaround ist, bin ich für Feedback dankbar.
Zum Test. Am Vormittag bekam ich das heiss ersehnte Paket. Inhalt: 3 Päckchen von beeindruckender Grösse.
In den Päckchen befinden sich zwei Kombisteine 1000/4000, 2000/6000 und ein Bankstein 10000. Alle Steine haben den passenden Anreiber dabei. Die Steine fühlen sich alle in einer eigenen komfortablen und rutschfesten Plastikwanne wohl. Erster Eindruck: blendend. Zum Grössenvergleich hat sich ein Naniwa Superstone dazugesellt. Bisher war das der grösste meiner Steine.
Noch bevor die Steine mit Wasser in Berührung kommen, schreibe ich vorsichtshalber eine Mail an Beagleboy bezüglich des Procedere. Von meinen Naniwa Superstone bin ich gewohnt, dass sich ein ziemlicher Verschleiss einstellt. Also erst einmal abklären: soll ich nach meinem Testmarathon abrichten oder nicht? Später stellt sich heraus, dass die Steine Ihr Versprechen auf lange Lebensdauer ausgelegt zu sein, voll erfüllen. Die Frage war also absolut unnötig.
Die Herausforderer:
Die Anleitung zu den Steinen sagt mir, dass sie vor Gebrauch 5 Minuten gewässert werden und nach Bedarf nachgefeuchtet werden sollen. Gelesen, getan. Da die Steine noch munter Blasen sprudeln, wird daraus eine halbe Stunde.
Los geht’s.
Zunächst der grüne 1000er Stein, zu schärfen ist ein kleines Thomas Küchenmesser (mein Arbeitstier für kleinere Aufgaben). Zunächst fällt auf, dass der Stein binnen Sekunden wieder trocken ist. Nach insgesamt einer weiteren Stunde im Wasserbad versuche ich mit Hilfe des Anreibers Schleifschlamm zu erzeugen. Fehlanzeige. Aber was klar wird: der Stein ist absolut perfekt abgerichtet. Dann halt ohne Schleifschlamm. Der erste Zug: „Krrrrrrrrk“. Wow. Ein extrem hartes und grobes Gefühl. Also: wenig Druck und den Stein einfach abtragen lassen. Aber zunächst muss ich nachwässern, der Stein trocknet wieder. Etwa 20 Züge und dreimal Nachwässern später stelle ich fest: keine Metallpartikel auf der Oberfläche. Zeit für die Lupe. Ich finde grobe Kratzer und einige kleine Ausbrüche. Egal. 20 Züge auf der anderen Seite bringen kein anderes Ergebnis. Der Stein geht in die Wäsche und danach ins Wasserbad.
Der 2000er Stein könnte unterschiedlicher nicht sein. Sofort bildet sich Schleifschlamm, das Geräusch und das Gefühl beim Schärfen ist wesentlich sanfter. Nachwässern ist nur sehr moderat notwendig. Was auffällt: der 2000er trägt unglaublich gut ab. So sehr, dass ich ihn als Einstiegsstein für geeignet halte. Das Schliffbild ist vergleichbar mit einem 1000er Naniwa SS, aufgrund der grossen Härte schneide ich aber nie auch nur ansatzweise in den Stein. Wer schon mit Naniwa Superstones geschärft hat, kennt das anders. Irgendwann stellt sich die Erkenntnis ein, dass die Plastikschale in denen der Stein steht, mir die irrsinnige Sauerei erspart die ich mit meinen Steinen gewohnt bin. Hut ab, eine sehr gute Idee. Wäsche, Wasserbad.
Nun nehme ich mir – nach der guten Erfahrung mit dem 2000er Stein – beschwingt die 4000er Seite des ersten Kombisteins vor. Ja, es bildet sich Schlamm. Weniger als auf dem 2000er, aber das könnte aufgrund der Farbe täuschen. Das Geräusch und das Feedback wirkt deutlich gröber als der 2000er Wasserkraft und erinnert mich an die gröberen Shapton Glasstones. Die Abtragsleistung ist wieder verhältnismässig hoch, das Schliffbild etwas feiner als der 2000er Wasserkraft. Waschen, baden.
An den 6000er Stein habe ich nun recht hohe Erwartungen. Es handelt sich um die Rückseite des 2000er Steins, die Kombination könnte also für Alltagsmesser eine echte Empfehlung sein. Der Anreiber erzeugt Schleifschlamm, das Feedback ist etwas feiner als der 4000er, der Abtrag ist für einen 6000er Stein sehr hoch. Die Lupe zeigt mir auf der Fase des Messers ein ziemlich grobes Bild. Langsam kommen Zweifel an meinen Eindrücken auf. Also wird ein Naniwa SS 5000 zum Vergleich herangezogen und bekommt die eine Seite des Messers. Nach 10 Zügen ist die Fase nicht wiederzuerkennen, da sie ein wesentlich feineres Schliffbild zeigt. Hm.
Zu guter Letzt kommt der 10000er Stein an die Reihe. Der Stein ist nach dem 2000er der genügsamte Stein. Anders als bei einigen seiner Kollegen hält sich der Durst in Grenzen, man hat nicht das Gefühl es mit einem Steinschwamm zu tun zu haben. Schleifschlamm lässt sich ebenfalls erzeugen. Das Feedback des Steins entspricht etwa einem 6000er Shapton Glasstone. Nach 50 (!) Zügen ist die Fase nicht spiegelpoliert sondern matt. Unter der Lupe ist deutlich ein Schliffbild zu erkennen, das auf mich relativ grob wirkt. An dieser Stelle ein erster Schnitt durchs Papier: es rupft. 10 Züge auf dem Chromoxdriemen später rupft es noch immer. Mittel der Verzweiflung: jeweils 20 Züge auf dem Naniwa SS 8000. Die Schneide ist spiegelblank, unter der Lupe sind nur feine Riefen erkennbar. Das Messer rasiert mit ein wenig Druck. Nach dem Riemen auch ohne.
Die gesamte Prozedur wird mit einem WMF-Filetiermesser wiederholt. Ich habe es immer gehasst, die lange und flexible Klinge auf meinen butterweichen Naniwas zu schärfen. Das geht auf den knallharten Wasserkraft-Steinen deutlich besser. Das Schliffbild ist allerdings identisch zum ersten Durchlauf mit dem Thomas Messer.
An dieser Stelle wird das Testprogramm neu geplant. Ich brauche erstens einen direkten Vergleich zwischen den Wasserkraft und meinen übrigen Steinen, und ich bin ausserdem jetzt ein wenig skeptisch. Wie meine Frau gerne bestätigen wird, bin ich mit meinen Rasiermessern extrem pingelig. Da es ewig dauert Ausbrüche aus einem Rasiermesser zu bekommen, tue ich mir das vorsichtshalber nicht an.
Stattdessen: zwei Exemplare gestanztes Dosenblech der Marke Victorinox mit gegossenen Plastikgriffen für zusammen 6 Franken (meine Mutter nennt die Dinger immer „Kartoffelschälmesser“) werden für einen 1:1 Vergleich verwendet. Beide Messer werden abgestumpft (Schlittschuhlaufen auf der Unterseite eines Porzellantellers) und danach auf die Vergleichsstrecke Wasserkraft 1000-10000 und auf Naniwa 1000-10000 geschickt. Anschliessend nimmt meine Schwiegermutter die rituelle Hinrichtung einiger Tomaten mit beiden Messern vor (die Tomaten – nur die! - wollen das andersrum, aber meine Schwiegermnutter bleibt hart). Geplant ist die Frage: „Und? Welches ist schärfer?“. Bevorzugt wird das Messer von den Wasserkraft-Steinen. Weil es nicht so „übertrieben scharf“ ist. Ob das nun eine gute Nachricht ist, liegt im Auge des Betrachters.
Fazit
Vorteile der Wasserkraft-Steine:
Hohe Verschleissfestigkeit
Grösse
Hohe Abtragsleistung
Geniale Halterung
Passende Anreiber
Perfekt abgerichtet
Nachteile:
Grobes Schliffbild
Ich bin mit grossen Hoffnungen in den Test gegangen und gehe ein wenig enttäuscht heraus. Entweder stelle ich mich zu dumm an, oder die Steine erreichen nicht das erwartete Ergebnis. Der 1000er Stein ist für mich der Tiefpunkt der Serie, während ich die 2000er Seite des 2000/6000 Kombisteins durchaus zu schätzen gelernt habe. Wenn der 2000er als einzelner Stein erhältlich ist, werde ich ihn vermutlich wegen seiner guten Abtragleistung und der sehr komfortablen Grösse kaufen. Die übrigen Steine bleiben hinter meinen Erwartungen zurück, ich habe schlicht kein gutes Ergebnis mit Ihnen zustande gebracht.
Viele Grüsse
Ede_Wolf