Hallo Jannis !
Durch den thread, auf den Unsel hingewiesen hat, hast du sicher einen gewissen Einstieg in die Aufkohltechniken.
Wenn Du das vertiefen willst, findest Du einen Zugang zur Fachliteratur bei Rapatz oder Haufe. Ausführlich behandelt werden Aufkohlungstechniken bei Benninghaus/ Wyss.
Ich denke, Dir geht es aber erst mal um einfache Techniken, die man sozusagen mit Hausmitteln ausführen kann.
Da gibt es die einfache und sichere Methode des Einsetzens mit einem Gemisch von 40% Bariumkarbonat und 60 % Holzkohlenkrümel im Keramik-oder Härteofen. Darüber kannst Du Einzelheiten im oben genannten thread nachlesen. Die Behandlungszeiten sind übrigens nicht so abschreckend, wie sie zunächst klingen. Bei ca 900 Grad geht man von einer Aufkohlungstiefe von 0,25 mm pro Stunde aus. Das klingt schrecklich langsam. Man muß aber bedenken, daß dies eine einseitige Messung ist. Bei den vom Aufkohlungspulver umgebenen Pfeilspitzen wirkt der Kohlenstoff aber von allen Seiten ein, sodaß aus dem 1/4 mm in der Stunde schon eine vollkommene Durchkohlung einer Spitze von 1mm Dicke wird. Weiter ist zu bedenken, daß die Aufkohlung ja verlaufend stattfindet, also nicht an einer Stelle abrupt halt macht. Man mißt die Aufkohlungstiefe generell danach, wie tief der Stahl auf etwa eutektoidischen Gehalt aufgekohlt hat. Darunter liegt immer noch eine Zone, in der der C-Gehalt von den etwa 0,8 % auf den Gehalt des eingesetzten Eisens abfällt.
Man kann das ja auch mit vielen Pfeilspitzen in einem Rohr mit dem Aufkohlungspulver machen.
Ich hatte mir mal im Garten eine Art Kamin aus Zement gemacht, der ca 70 cm hoch war-Durchmesser wie ein normaler Wassereimer- und auf vier hochkant gestellten Backsteinen so ruhte, daß er von unten Luft ziehen konnte. Unten lag ein kräftiger Rost aus Eisenstangen drin, sodaß der Brennstoff nicht durchfiel. Da habe ich unsere brennbaren Gartenabfälle-Baumschnitt u.ä.- verbrannt und durch den Kaminzug entstand eine enorme Hitze. Sie reichte jedenfalls aus, drei Beilchen, die ich für meine damals noch kleinen Buben geschmiedet hatte, so aufzukohlen, daß sie ein Funkenbild wie eine Feile zeigten und noch heute, mehr als 20 Jahre später, voll gebrauchsfähig sind. Auch die wurden natürlich in einem passenden Gefäß mit Aufkohlungsmittel verpackt.
Dies ist die einfache und sozusagen unfehlbare Methode. Es geht noch einfacher und schneller-dazu gehört aber ein bißchen Fingerspitzengefühl: Ein gut geführtes Schmiedefeuer hat über der neutralen Zone eine Zone, wo es reduzierend und aufkohlend wirkt. Für größere Gegenstände ist das kaum nutzbar, für Pfeilspitzen aber schon. In der reduzierenden Zone des Feuers wird das Ausgangsmaterial so erhitzt, daß es weiß glüht und-wenn man es aus dem Feuer herausnimmt- Sterne sprüht. Dann wird es schnell überschmiedet und die Form herausgeschmiedet. Da die Temperatur viel höher war, als beim normalen Einsetzen, ist die Diffusion auch viel schneller.
Bei beiden Methoden ist es sinnvoll, eine doppelte Härtung vorzunehmen, um das Gefüge zu verfeinern.
Gehärtet wird dann ganz normal wie für einen leicht legierten Stahl üblich, also bei ca 750-800 Grad in Öl. Da es sich bei dem aufgekohlten Stahl um ein recht umwandlungsfreudiges Material handelt, wird er nur dort hart, wo er in das Abschreckmedium eintaucht. Wenn Du die Tülle nicht eintauchst, bleibt sie weich.
Einfacher machst Du Dir die Sache mit einem beliebigen Stahl in der Federstahlkategorie. Ich habe aber den Eindruck, daß Du gerne experimentierst. Da macht es Sinn, mit dem Aufkohlen zu spielen.
Nebenbei: Das Bariumkarbonat sollte man nicht inhalieren. Man fällt davon nicht tot um, es soll aber die Sauerstoffkapazität des Blutes herabsetzen.
Wenn Du Dir etwas echt Gutes tun willst, kommt natürlich auch das Aufkohlen in einem Zyankalibad in Betracht. Du musst Dir eine gehörige Menge dieser beliebten Substanz bestellen und wirst in der nächsten Zeit über Langeweile nicht zu klagen haben.
Noch kurz zu den Bögen: Ich habe einen selbstgebauten Flatbow mit Ipe und Bambus mit ca 55 lb, einen Langbogen von Werner Scholz mit 68 lb, die Mamba -80 lb, einen Bogen mit Federstahlwurfarmen mit 90 lb und einen noch rohen Langbogen aus Haselnuß mit Glasfaser und Bambus um 100 lb. Die Schußversuche habe ich mit der Mamba gemacht.
MfG U. Gerfin