PH. MÜLLER - hat jemand mehr Infos?

boogerbrain

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Von einem interessierten und generell sehr versierten Sammler wurde ich gebeten, hier ein paar Messer zu zeigen, in der Hoffnung, daß vielleicht das geballte Schwarmwissen des Forums (das MICH persönlich schon mehr als einmal verblüfft hat!) etwas mehr über den ansonsten "geheimnisvollen" Hersteller Ph. Müller zutage bringt.

Natürlich bedeutet "geheimnisvoll" in dem Zusammenhang heutzutage eher, daß Wirken und Schaffen mehr oder weniger deutlich VOR Google & Co. stattfanden, was ja nicht sooo schwierig ist :) und - das ist nun meine dedizierte Annahme - wahrscheinlich lokal eher eng(er) begrenzt war, so daß sich die Fama nicht wie bei anderen "historischen" Herstellern, von denen es einfach deutlich breiter gestreute und mengentechnisch bedeutsamere Vorkommen der Produkte handwerklicher Schaffenskraft gab/gibt, verbreiten konnte/verbreitet hat.

Dennoch scheint Ph. Müller eine relativ "ordentliche" Modellpalette gehabt zu haben, wobei auch - zumindest heutzutage - eher ungewöhnlichere Stücke wie dieses schöne Feuerschlagmesser dabei waren.

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Aber auch die anderen vorliegenden Messer sind durchaus keine Stangenware:

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Von der Größe her liegen die alle zwischen 100 und 110 mm. Die Klingenform - generell könnte man wohl Droppoint sagen - ist für mich mit dieser leicht blattförmigen Ausprägung auch eher ungewohnt; ich nehme an, die Klingen sind selbst verfertigt; es gibt auch Abweichungen untereinander.

Das Messer ganz links auf dem dritten Bild scheint mir das Neueste zu sein und eventuell auch zugekaufte Klingen zu haben; es könnte sogar sein, daß die Hauptklinge als "Rest" vorlag und dann mit anderen Teilen irgendwann später zu diesem fast schon "modern" zu nennenden Messer zusammengebaut wurde. Ich finde nämlich, daß dieses Modell so deutlich von allen anderen abweicht, daß es mehr als auffällig ist. Von der Fertigung her ist es auch am wenigsten "robust" zu nennen, sondern schon fast elegant.

Nächst diesem fällt das Messer ganz rechts im selben Bild etwas heraus, allein schon durch die im Vergleich zu den anderen schon fast "zierlich" zu nennenden Nieten in den Backen und Griffschalen.

Ich würde anhand der Form und Ausprägung das zweite von links (mit den hellen Griffschalen) im dritten Bild zeitlich vielleicht zu den Messern aus dem zweiten Bild zuordnen: Die fetten Nieten und die Backenausformung weisen schon Ähnlichkeit aus, allerdings ist es mit den Neusilberbacken oben UND unten vermutlich einer etwas teureren Serie zuzuordnen, deren Modelle von den Honoratioren dann eher Sonntags zum Kirchgang in die Rocktasche gesteckt wurde ...

Herkunftstechnisch: Süddeutschland? Könnte meiner Meinung nach aber vielleicht auch Schweiz, Österreich oder Oberitalien sein ...? Vermutlich sind Solingen und Böhmen auszuschließen, aufgrund der Ähnlichkeit mit den bekannten süddeutschen Bauernmessern, was Art (v.a. Griffschalenmaterial, Werkzeuge), die Plazierung des Namenszuges und die verwendeten Materialien angeht. Allerdings ist die Klingenform für mich nicht so ganz typisch süddeutsche Bauernmesser.

So, nun wäre es toll, wenn jemand weitere Infos zu PH. MÜLLER (vermutlich Philipp oder Phillipp oder Phillip Müller) hätte und posten mag ... der jetzige Besitzer dieser schönen Teile hat selber schon gesucht (leider erfolglos, genau wie ich) und auch bei Henning Ritter (Hubertus, was sonst :D) angefragt, der ja nun wirklich nicht unwissend ist, was Messer und auch Historie angeht ... selbst dieser konnte nichts zum Hersteller sagen.

Ob er vielleicht mit der Firma "Messer Müller" aka "Gebr. Müller" aus Stuttgart zu tun hat? So viele Angaben habe ich dazu nicht gefunden. Da gab es Johann David Müller (1836, Gründung), Karl und Paul (seine Söhne, eben die Gebrüder), auch im 19. Jhd ... dann vor/während WK II, wie passend, Karl Paul Müller, der 1941 starb. Danach hießen die Besitzer nicht mehr Müller. Es wäre also teoretisch auch denkbar, daß der gesuchte Müller aus der Zeit zwischen ca. 1860 und 19xx stammt und aus dieser Sippe kam, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit wohl eher gering. Aber das sind natürlich nur Spekulationen und Gedankenspiele.
 
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Hallo boogerbrain,

Erstmal meinen Dank für die prima Vorstellung, und Glückwunsch (und Gruß) an den Sammler, der da wirklich was Tolles und Ungewöhnliches zusammengetragen hat. Schwärmen von den Messern kann ich, ob ich zur „Schwarmintelligenz“ was Substantielles beitragen kann?:confused:

Wenn ich mir die Klingenformen und Prägung ansehe, würde ich sagen französisch, schließt ja das Elsass mit ein. Die haben auch fast immer die Prägung auf der Klinge, nicht Rikasso. MÜller mit Umlaut könnte dagegen sprechen, aber da bin ich mit den Namenstraditionen nicht vertraut. Sehe ich richtig, dass einige ohne Umlaut geprägt sind (Feuerschlagmesser)?
Ggf. regional der gesamte südliche Zipfel Elsass/Schweiz/BW. Solingen und Böhmen schließe ich ebenfalls aus.

Ich wünsche Euch viel Erfolg.
Abu
 
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