Ich verstehe den allgemeinen Unmut über einige hier geschilderte Vorkommnisse, finde es aber ein wenig unrealistisch, sich über wirklich jeden Arbeitsfehler von Polizisten, Justizbeamten oder Zöllnern hier grundsätzlich zu empören. Sollen das denn die einzigen perfekten Menschen auf Gottes Erden sein?
- Vor meiner Gasheizung haben ganze Horden von Handwerkern kapituliert, bis rauf dann zu Fachingenieuren,
- der hochqualifizierte Handwerker, der mein Bad renoviert hat, hat schlichtweg vergessen, mein Klo wieder zu montieren (ich kann erst mit einiger Verzögerung jetzt wieder darüber lachen, aktuell fand ich das ziemlich Scheiße

)
- mehrere Ärzte haben ein kleines Kontaktekzem an meinem Knie als endgültig und nicht reversibel eingestuft, das dann nach zwei Monaten frecherweise spurlos und endgültig von selbst verschwunden ist.
Banalitäten, natürlich - aber es gibt jedes Jahr ein paar Tausend Tote durch Fehldiagnosen, Verordnungsfehler, Konstruktionsschlampereien, Wartungsfehler und, und, und...
In meiner Ausbildung war Waffenrecht - eines der nach meiner Wertung gerade in den Verbotsvorschriften von Nicht-Schußwaffen unlogischsten und unsystematischsten Rechtsgebiete - eines von schätzungsweise fünf Dutzend Einzelthemen:
das reichte von Zollrecht in mehr als einem halben Dutzend Bänden über Zolltarifrecht mit etwa 16.000 Einzelpositionen über Verbrauchsteuerrecht (damals noch von Leuchtmitteln bis Mineralöl, einschließlich Herstellungsverfahren usw.) bis zum Bereich der Verbote und Beschränkungen, zu denen auch das Waffenrecht gehört. VuB wiederum reichte dann von so exotischen Dingen wie der Stabstahl-Kennzeichnungs-VO über Washingtoner Artenschutz (seitdem weiß ich, daß es eine Langschwanz-Schmalfuß-Beutelmaus gibt...) über Rauschgifterkennung bis eben hin zu der naheliegenden und allgemeinverständlichen Regelung, daß man zwar mit einem Katana in der Schärpe in den Supermarkt, mit dem Stiefeldolch aber nicht auf den Jahrmarkt gehen darf.
Ich finde also, man sollte schon ein wenig differenzierter unterscheiden, in welchen Entscheidungen und Verhaltensweisen man einen (eben menschlichen) Arbeitsfehler und wo man z.B. Fortbildungsdefizite sehen kann.
Ich hab nix gegen sachliche Kritik und die Forderung nach qualifizierter Aus- und Fortbildung, Arbeitshilfen usw. - aber aus jeder fraglichen Entscheidung sofort abzuleiten, Grünweiß & Co. sei eben grundsätzlich blöd und bösartig, finde ich eben nicht so ganz lebensnah...