Rock'n'Roll
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Hello again,
wir hatten hier einen Regen von der Sorte “atlantisch”. Da kommt was runter!! Aber nichtsdestotrotz hier die Fakten:
Als wir letztens - wie ja meistens in diesen Tagen - wieder über Messer im allgemeinen und auch im besonderen fabuliert hatten, ging Carlos, in dessen Café wir bereits gefühlte 2 Millionen Schwarzgetränke zu uns genommen hatten (kommt gleich nach Augusto und Smith - der von der Tankstelle) nach nebenan und kam mit einem im Zustand rigoroser Verwahrlosung befindlichen Etwas, daß er mir als gefundenes Messer vorstellte, wieder zurück. Mitleiddurchflutet bot ich ihm an, das Etwas für ihn einer Reinigung und Sharpmakerisierung zu unterziehen. Er lehnte ab.
Um es mir aber im gleichen Atemzug als Geschenk zu übergeben. Es hatte vermutlich einem Fischer oder Angler gehört, der es am Ufer des Guadiana verloren hatte, wo Carlos es letztens fand. Es war völlig verrostet, die Klinge vorne ihrer Spitze teilweise verlustig und absolut verkratzt, da es offenbar immer wieder auf Steinen geschärft worden war. Schärfe war ihm mittlerweile allerdings völlig fremd. Ebenso verschwieg es Herkunft, Namen und Stahlqualität - mit anderen Worten, ein Überraschungsei in jeder Hinsicht.
Im Roadhouse haben wir das Kleine dann vollkommen auseinandergenommen (immerhin ist das gute Stück verschraubt!), das Metall unter Einsatz von Ballistol und feinster Stahlwolle gesäubert, die Echtholzgriffschalen mit Olivenöl behandelt und dem Sharpmaker zum Fraß vorgeworfen. Danach haben wir es erst mal in Ruhe gelassen. Am nächsten Morgen gab es dann das übliche Apfeldings. Gut geschält war der Apfel für Weiteres bereit. Nach dem Frühstück sind wir dann mal in die „Drogeria“ (in Portugal sowas wie ein Baumarkt in Miniaturausgabe). Und dort haben wir einen Satz Schmirgelpapier besorgt - von 180er bis 400er Körnung. Wir waren nämlich mit der verkratzten Klinge überhaupt nicht glücklich. Und deshalb haben wir uns an die Arbeit gemacht. Etwa drei Stunden haben wir die Klinge händisch mit den Schmirglern und der Stahlwolle bearbeitet und waren am Ende mit dem Ergebnis nicht völlig unzufrieden.
Der Apfel am anderen Morgen wurde ganz rot, als er die nackte und blanke Klinge auf sich zukommen sah. Sicher hätte ein echter „Messerer“ ein besseres Ergebnis erzielt - aber sind wir Maschine?? Sind wir Perfektionist?? Na ja, sicher, aber mehr Bock hatten Johnny und ich erst mal nicht. Da das Wetter, wie eingangs schon angedeutet im ultrafeuchten Bereich unterwegs war, haben wir das Frühstück etwas ausgedehnt - und erst mal per Internet ein Messer bestellt (Asche auf mein Haupt). Dann sind wir los (Ganzkörpergummianzug - nicht, was ihr so denkt) und haben noch ein paar Bildchen für uns und euch gemacht.
Das Meer war noch in erheblichem Aufruhr, aber Naturgewalten sind was Feines und Johnny hat damit sowieso kein Problem. Bei Augusto Stehcafé wegen aushäusiger Unterwasserbestuhlung. Wir haben unseren Neuankömmling dann nochmal dem ihm vermutlich nicht unbekannten Ambiente bei den Fischern zugeführt und den obligatorischen Schnitzvorgang durchgezogen, welcher in Ordnung war.
Die Klinge des Messers ist nicht (oder nicht mehr) zentriert und sie versinkt beim Schließen nicht mehr ganz im Griff (vermutlich weil ihr etwas abhanden gekommen ist). Insgesamt hatte es wohl harte Zeiten - vom Leben gezeichnet sozusagen. Desweiteren: Schärfen, Schneiden, Schnitzen kein Problem, Handlage angenehm, Vierfingergriff, Hosentaschentauglich, Slipjoint, Leichtgewicht und häßlich ist es auch nicht. Vor allem aber hat es außer etwas Mühe nichts gekostet. Und ist mir (ehrlich gesagt) auch viel lieber als diese ollen Porschemesser ). Wir haben es jetzt richtig lieb …
Portugiesisches Slipjoint
Ursprungszustand: Bedauernswert mit sehr stark beanspruchter Klinge
Gesamtlänge: 14,8 cm (vormals mit ganzer Spitze vermutlich 15 cm)
Länge geschlossen: 9 cm (öffnet unter spürbarem und sicher wieder verschließendem Federdruck)
Klingenlänge: 6,5 cm (davon scharf 5,8 cm)
Klingenstärke: 2 cm auf Null zulaufend (Hohlschliff, Nagelhau, leidlich schärfbar)
Griffdicke max.: 1,2 cm
Griffhöhe max.: 1,5 cm
Gewicht: Wie Opinel No. 8
Zu guter Letzt haben wir (Johnny, das Messer und ich) Carlos einen Besuch abgestattet und den Kreis wieder geschlossen. Wo es als Schmierfink auf den Weg gebracht worden war, lag es nun strahlend auf der Espressomaschine, die uns - wie auch heute - schon so oft einen wirklich guten Café gebrüht hatte.
Auf dem Nachhauseweg hatte Jeff Beck den „Blues Deluxe“ und wir fuhren der endlich wieder aufscheinenden Sonne entgegen …
Aus Monte Gordo
Rock’n‘Roll
wir hatten hier einen Regen von der Sorte “atlantisch”. Da kommt was runter!! Aber nichtsdestotrotz hier die Fakten:
Als wir letztens - wie ja meistens in diesen Tagen - wieder über Messer im allgemeinen und auch im besonderen fabuliert hatten, ging Carlos, in dessen Café wir bereits gefühlte 2 Millionen Schwarzgetränke zu uns genommen hatten (kommt gleich nach Augusto und Smith - der von der Tankstelle) nach nebenan und kam mit einem im Zustand rigoroser Verwahrlosung befindlichen Etwas, daß er mir als gefundenes Messer vorstellte, wieder zurück. Mitleiddurchflutet bot ich ihm an, das Etwas für ihn einer Reinigung und Sharpmakerisierung zu unterziehen. Er lehnte ab.
Um es mir aber im gleichen Atemzug als Geschenk zu übergeben. Es hatte vermutlich einem Fischer oder Angler gehört, der es am Ufer des Guadiana verloren hatte, wo Carlos es letztens fand. Es war völlig verrostet, die Klinge vorne ihrer Spitze teilweise verlustig und absolut verkratzt, da es offenbar immer wieder auf Steinen geschärft worden war. Schärfe war ihm mittlerweile allerdings völlig fremd. Ebenso verschwieg es Herkunft, Namen und Stahlqualität - mit anderen Worten, ein Überraschungsei in jeder Hinsicht.
Im Roadhouse haben wir das Kleine dann vollkommen auseinandergenommen (immerhin ist das gute Stück verschraubt!), das Metall unter Einsatz von Ballistol und feinster Stahlwolle gesäubert, die Echtholzgriffschalen mit Olivenöl behandelt und dem Sharpmaker zum Fraß vorgeworfen. Danach haben wir es erst mal in Ruhe gelassen. Am nächsten Morgen gab es dann das übliche Apfeldings. Gut geschält war der Apfel für Weiteres bereit. Nach dem Frühstück sind wir dann mal in die „Drogeria“ (in Portugal sowas wie ein Baumarkt in Miniaturausgabe). Und dort haben wir einen Satz Schmirgelpapier besorgt - von 180er bis 400er Körnung. Wir waren nämlich mit der verkratzten Klinge überhaupt nicht glücklich. Und deshalb haben wir uns an die Arbeit gemacht. Etwa drei Stunden haben wir die Klinge händisch mit den Schmirglern und der Stahlwolle bearbeitet und waren am Ende mit dem Ergebnis nicht völlig unzufrieden.
Der Apfel am anderen Morgen wurde ganz rot, als er die nackte und blanke Klinge auf sich zukommen sah. Sicher hätte ein echter „Messerer“ ein besseres Ergebnis erzielt - aber sind wir Maschine?? Sind wir Perfektionist?? Na ja, sicher, aber mehr Bock hatten Johnny und ich erst mal nicht. Da das Wetter, wie eingangs schon angedeutet im ultrafeuchten Bereich unterwegs war, haben wir das Frühstück etwas ausgedehnt - und erst mal per Internet ein Messer bestellt (Asche auf mein Haupt). Dann sind wir los (Ganzkörpergummianzug - nicht, was ihr so denkt) und haben noch ein paar Bildchen für uns und euch gemacht.
Das Meer war noch in erheblichem Aufruhr, aber Naturgewalten sind was Feines und Johnny hat damit sowieso kein Problem. Bei Augusto Stehcafé wegen aushäusiger Unterwasserbestuhlung. Wir haben unseren Neuankömmling dann nochmal dem ihm vermutlich nicht unbekannten Ambiente bei den Fischern zugeführt und den obligatorischen Schnitzvorgang durchgezogen, welcher in Ordnung war.
Die Klinge des Messers ist nicht (oder nicht mehr) zentriert und sie versinkt beim Schließen nicht mehr ganz im Griff (vermutlich weil ihr etwas abhanden gekommen ist). Insgesamt hatte es wohl harte Zeiten - vom Leben gezeichnet sozusagen. Desweiteren: Schärfen, Schneiden, Schnitzen kein Problem, Handlage angenehm, Vierfingergriff, Hosentaschentauglich, Slipjoint, Leichtgewicht und häßlich ist es auch nicht. Vor allem aber hat es außer etwas Mühe nichts gekostet. Und ist mir (ehrlich gesagt) auch viel lieber als diese ollen Porschemesser ). Wir haben es jetzt richtig lieb …
Portugiesisches Slipjoint
Ursprungszustand: Bedauernswert mit sehr stark beanspruchter Klinge
Gesamtlänge: 14,8 cm (vormals mit ganzer Spitze vermutlich 15 cm)
Länge geschlossen: 9 cm (öffnet unter spürbarem und sicher wieder verschließendem Federdruck)
Klingenlänge: 6,5 cm (davon scharf 5,8 cm)
Klingenstärke: 2 cm auf Null zulaufend (Hohlschliff, Nagelhau, leidlich schärfbar)
Griffdicke max.: 1,2 cm
Griffhöhe max.: 1,5 cm
Gewicht: Wie Opinel No. 8
Zu guter Letzt haben wir (Johnny, das Messer und ich) Carlos einen Besuch abgestattet und den Kreis wieder geschlossen. Wo es als Schmierfink auf den Weg gebracht worden war, lag es nun strahlend auf der Espressomaschine, die uns - wie auch heute - schon so oft einen wirklich guten Café gebrüht hatte.
Auf dem Nachhauseweg hatte Jeff Beck den „Blues Deluxe“ und wir fuhren der endlich wieder aufscheinenden Sonne entgegen …
Aus Monte Gordo
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