Problem bei Wärmebehandlung

aqua

Mitglied
Beiträge
415
Ich wollte heute mein neues Messer (Stahl: 1.2842) spannungsarm glühen. Das habe ich in so einer Microforge aus einem Ytongstein gemacht, in der ich auch schon Messer gehärtet habe. Nachdem ich das Messer rausgenommen habe und etwas mit Schleifpapier drüber gefahren bin, sind mir so komische Strukturen (s. Bilder), die sich aus leicht reliefartig hervorheben, aufgefallen. Die Dinger lassen sich nur noch sehr schwer bis gar nicht wegschleifen. Sieht jedenfalls scheisse aus und ich möchte sie weghaben. Was ist da passiert? Wurde das Messer evtl. zu schnell erhitzt (22mm Hartlöter mit knapp 2000° Flammentemperatur)? Ich frag deshalb, da mit einer kleinen Lötlampe dieses Problem nie aufgetaucht ist, aber mit dem Brenner schon das zweite Mal. Kann man da jetzt noch was dagegen unternehmen, bzw. für das nächste Mal vorbeugen?
Kennt jemand vielleicht einen Thread wo das schon behandlet wurde, ich hab jedenfalls keinen gefunden, da ich aber auch nicht wusste nach was ich überhaupt suchen soll.:irre:
In jedem Fall schon mal Danke!!

108_p1755.jpg


108_p1756.jpg
 
mh sieht komisch aus , schade das du kein bild hast wie die oberfläche vor dem schmirgeln aussah , ich tipp mal auf verzunderung oder oxidation auf grund der atmosphäre in deinem ofen ,vileicht ist deien brennerflame nicht neutral .was nutzt du den für ein brenngas ?
bist du sicher das du die glüh temp eingehalten hast ??
 
Doch ich hab ein, zwar schlechtes, Bild von vor der WB. Sieht aber alles normal aus. Die Temperatur kann ich leider nicht messen, aber der Stahl war hellrot, überhitzt habe ich ihn denke ich nicht.
Als Gas nutze ich Propan, also auch nix Aussergewöhnliches.
Vielleicht hilfts noch etwas zu beschreiben, wie der Verlauf beim Erhitzen war. Zuerst wurde der Stahl glleichmässig heisser - also gleiche Farbe. Etwas danach bildeten sich kleine Punkte (d=1mm) die heller erschienen. Noch etwas später bildeten sich ein paar grössere Punkte (d=ca.7mm) von denen sich manche mit den auf Bild 2 zu erkennenden decken. Es waren aber nicht so viele Punkte zu erkennen, wie auf dem Bild.
Meinst Du das bleibt so oder gibts da noch was zu retten? Gut momentan könnte ich es nochmal wegschleifen, aber wie siehts "innen" aus?

Hier jedenfalls noch das Bild

108_p1757.jpg
 
Hellrot ist viel zu heiß, weit über Härtetemperatur bei diesem Stahl.
Möglicherweise ist der Stahl noch zu retten, durch mehrfaches glühen/abkühlen um den Umwandlungspunkt herum.
Nimm nächstes Mal einen Magneten zum Prüfen der richtigen Temperatur, wenn nichts besseres vorhanden ist und die Erfahrung für das Beurteilen der richtigen Temperatur nach der Farbe nicht vorliegt.
 
Guenter, wie funktioniert das prüfen mit einem Magneten für die richtige Temperatur?

Gruß DIrk
 
Wird die Klinge vom Magneten noch angezogen wird (oder umgekehrt), dann ist die Temperatur zu niedrig, wenn nicht mehr, dann ist sie richtig oder zu hoch.
 
Danke Guenther für Deinen Rat, ich werds mal so versuchen. Eine Frage hab ich aber noch. Wie soll ich das Messer dann abkühlen. Wieder im Ofen, rauslegen an die Luft oder gleich in Öl tauchen?
 
du packst das messer ins feuer bis es nichtmehr magnetisch ist, holst es raus und lässt es an der luft abkühlen bis es wieder magnetisch ist. das wiederholst du 2-xmal.
wenn du fertig bist, packst du die klinge zum entgültigen abkühlen in sand/asche/butterbrot/...
 
Hi kababaer, vielen Dank für die Anleitung. In der Zwischenzeit sind meine Eltern aber ins Allgäu gefahren und ich hab das Messer für den Dorfschmied mitgegeben, damit der das professionell richten und auch gleich härten kann. Ich werd mal berichten, wie es ausgegangen sein wird.
Jedenfalls glaub ich so langsam, es ist besser das härten jemandem zu überlassen, der Ahnung und vernünftige Geräte hat.
 
Ich denke Guenter hat recht.
Hellrot dürften je nach Lichtverhältnissen ca. 1000° C gewesen sein.
Gehärtet wird der 1.2842 bei 790-820 ° C.
Weichgeglüht / eingeformt wird er bei knapp 700 ° C
Spannungarmglühem geschieht noch darunter bei 600° C +/- 50° C.

Du warst weit über Härtetemperatur. Der 1.2842 neigt zu Grobkornbildung bei hoher Temperatur.
Wahrscheinlich hast du im Stahl momentan ein Grobkörniges Gefüge mit ungleichmäßiger Verteilung der Karbide.
Hoffentlich kennt sich der Dorfschmied mit Werkzeugstählen aus, sonst kann das ganze in die Hose gehen.
Viel an Maschienen braucht es für das korrekte Härten solcher Stähle nicht unbedingt.
Sehr wichtig ist aber die Kenntniss was man machen muss um einen falsch eingestellten Stahl wieder zu reparieren:
=> Normaliseren, Pendelglühen, einformen.
Harten....

Ich hoffe es geht noch mal gut.

Gruß

Peter
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr gute Idee es einen Profi machen zu lassen. Es steckt einfach zu viel Arbeit in so einer Klinge.
Übrigens habe ich letztens zwei Klingen aus 2842 bei Claymore härten lassen und bin sehr zufrieden!!!! Die Klingen klingen beim Anschlagen.

Paulus
 
grüsse an alle erstma,

@claymore

pendelglühen??(der umwandlungspunkt den günther anspricht?)
...ist es die technik die kababear erwähnt?- und auch mit dem
einformen bin ich unbewandert??oder auch mit dem endkühlen in
butterbrot/asche/sand bin ich unbewandert..
meine erste klinge aus stossdämpfermaterial mit ca.0,8c sprang beim härteversuch
die struktur kommt mir bekannt vor, nur leider das normalisieren vor dem zweiten härteversuch(in salatöl auf wasser) lies ich, wie ich annehme zu meinem leidwesen auser acht..wäre als kühlung erhitztes
130grad heisses öl vielleicht besser?
auch bin ich mir nicht sicher ob mein relativ zügiges eintauchen mit der schneide zuerst eine korrekte technik darstellt-ich habe mittlerweile zu ohren bekommen, dass man den messerrücken zuerst und dabei das messer nicht ganz eintauchen soll??
desweiteren stelle ich mir die frage ob es einen unterschied macht den stahl auf sagen wir mal ein dunkles gelb zu erwärmen, und dann die härte-farbe abzuwarten, oder direkt bis zu dieser- und nicht weiter zu arbeiten.
???soviele fragen?..tsts

meinen dank an alle wissenswerten beiträge
bis dann;
lothar
 
So es gibt Neuigkeiten: Meine Eltern waren zwar dort, aber der Schmied war leider verreist, also wars nix mit reparieren. Weil es sich dann immer wieder verzögert hat, bis wieder jemand dort hingegenagen wäre, ist mir die Warterei so auf den Sack gegangen, dass ich mich selbst an das Messer getraut habe. Ich habe mich dabei kababaers Methode (s.o) bedient (vielen Dank nochmal!!). Also zweimal auf "Entmagnetisierungstemperatur" und dann hab ich das Messer in die Asche vom Holzhofen gelegt. Und siehe da: Alles super gelaufen!!! Die Klinge sieht wieder so aus wie sie sein soll.
Gehärtet hab ich nach etwas polieren am nächsten Tag auch gleich noch (natürlich bei deutlich niedrigerer Tempeatur als beim ersten Mal ;))
Vielen Dank an alle für Eure Mithilfe!! :super:
 
Zurück