Projekt: Iaito-Eigenbau im Nambokucho-Stil

@WiCon: "Ken-Jutsu" - na toll, jetzt hab ich Kaffee auf der Tastatur :D

@D.Kraft: Immer schön langsam mit den jungen Schmieden...:p - is noch mehr für zwei Finger als für zwei Hände (hab mir aber schon überlegt, das ganze mit einem Clip an der Rückseite der Saya und man könnte es in der Innentasche des Jacketts tragen, so als "Urban Samurai" :teuflisch)

Aber im Ernst, ich hab ja schon vorgesorgt und mir 50cm CK75 an Lager gelegt, doch bevor ich mich da dran machen kann, muß ich mir noch nen Amboß besorgen und einen Abzug für meine Feldesse schweißen - so wies aussieht, geht das jetzt aber schon am WE über die Bühne.
Alles in allem sehe ich schon unzählige schlaflose Nächte an mir vorüberziehen....

Grüße,

Christoph
 
AW: Iaito-Eigenbau im Nambokucho-Stil

Das "Pülverchen" muss superfein sein, sonst macht es wieder Kratzer in die Oberfläche. Das Mahlen muss von Hand in einem sog. Pulvermörser (aus Porzellan, Oberflächen von Schale und Pistill unglasiert) erfolgen. Das dauert auch für kleinen Mengen sehr lange. Durch das Mischen mit dem Öl entsteht keine Emulsion, sondern eine Suspension. Sie wird durch rohe Baumwollwatte (Nylonwatte oder Celluloseacetat/Kosmetikwatte gehen nicht) gefiltert, damit das Vorhandensein größerer Partikel mit Sicherheit ausgeschlossen wird.
sanjuro

Werden da nicht schon modernere zerkleinerungs Verfahren benutzt (Kugelmühlen, Scheibenschwingmühlen)? Oder das zB. Eisenoxid aus Lösung ausgefällt?
Wieso eigentlich Keramik Mörser da können doch schnell Partikkel abgerieben werden (also im Uni Labor darf man nur Achatmörser nehmen und für die Scheibenschwingmühle gibt es einsätze aus SiC, Achat und Zirkonoxid).
 
Für den Eigengebrauch reichen einfaches Porzelanmörser vollkommen aus. Hier kommt es mehr darauf an den Hammerschlag (Zunder) möglichst fein zu zermahlen . Das geht mit dem Mörser schon ganz gut.
Verunreinigungen stören nicht solange die Korngröße bzw. die Verunreinigung keine Kratzer auf der Klinge erzeugen.

Es geht hier ja nicht darum unter Laborbedingungen einen möglichst reinen Stoff zu bekommen.

Ich persönlich hatte deswegen zumindestens noch nie Probleme.
 
Weiter gehts mit Klinge 2:

das "zweidrittel Tanto" :rolleyes: vorraussichtliche Klingenlänge 20cm Klingenstärke 3,5mm

Material: Feile
Vorgehensweise (vor Härtung): Identisch mit dem Ersten, nur diesmal kam mein Bandschleifer zum Einsatz => Rohling fertig in ca. 3h.

Härtung:

Auftragen des Lehmmantels (Mischung schon beschrieben) mit einem Pinsel (funktioniert hervorragend).
2 Tage Trockenzeit (zwangsweise, da beruflich unterwegs).

Gestern habe ich dann um 19:30 zum ersten Mal die (Feld-)Esse befeuert und Kraft meines Fußes zur Weißglut getrieben, in die ich dann den präparierten Rohling packte.
Nach kurzer Zeit hatte ich zuerst den Rücken und dann die Schneide zur Orangeglut gebracht (die Finger auch - Meine Standardhandschuhe stehen jetzt knüppelhart in der Ecke :D) um dann das Ganze blitzschnell in einen Eimer mit doch recht kaltem Wasser zu tauchen.

Fauchen und Zischen aber kein Knirschen oder Krachen... die Klinge blieb heil.

Nach Entfernen des vollständig erhaltenen Lehmmantels (das schiebe ich auf die lange Trockenzeit - es hatte sich schon leichter Rost gebildet) konnte ich schon eine leichte Krümmung erkennen (ca 3mm auf 20cm) und leider nicht nur in der gewünschten Richtung :argw: .

Hier noch ein paar Bilder der grob gereinigten Klinge an Microchips und Leiternbahnen :hehe: - Hamachi und Munemachi werden noch eingefeilt:

zwodrittel01.jpg


zwodrittel02.jpg


Und hier noch von Härteverzug (mal sehen wie ich den richte -> Forensuche):

haerteverzug.jpg


Grüße,

Christoph

edit:

Habe hier und im Bladesmith´s Board folgende Anregungen zum Richten einer differentiell gehärteten Klinge gefunden:

1. Richten direkt nach dem Härten - mit der Restwärme aus dem Härtevorgang (zu spät...)

2. Richten mit Anlasstemperatur nach dem Anlassen (3-Punkt-Fixierung)

3. Richten mit eingespanntem (3-Punkt) Werkstück im Ofen bei Anlasstemperatur, dann abschrecken.

4. Richten durch punktuelles (Gasbrenner) erhitzen ( heat to "sizzle" also wahrsch. knapp über 100 Grad) der Gegenseite und abschrecken

5. Kaltes Richten über dem Knie o. ä.

6. Sein lassen - neue Wärmebehandlung (bitte nicht...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Härteverzug ist gerichtet!

Habe das folgendermaßen gemacht:

- Klinge ca. 30 min. bei 160 Grad im Backofen erhitzt
- die "Erlseite" bis zum "Knick" zwischen zwei Holzstücke in den Schraubstock gespannt
- ein ovalgeklopftes Kupferrohr (ebenfalls vorgewärmt) über den Rest der Klinge gestülpt (Hebelwirkung) und geradegebogen

Das klappt so wahrscheinlich nur, wenn man wirklich wie bei mir einen definierten Knick in der Klinge hat, bei größeren Radien müsste man wohl anders vorgehen.

Dann habe ich eine Seite der Klinge schonmal mit 180er Naßschleifpapier von allen Härte- und Korrosionsspuren befreit und man kann schon, im rechten Licht betrachtet, die Härtelinie erkennen, die sich überraschenderweise sehr genau an meinem Tonmantel orientiert.

Jetzt heist es also polieren bis die Schwarte kracht :D ...

Bilder folgen.

Grüße,

Christoph
 
Klinge im Jpan-Look

....voraussichtliche Klingenlänge 20cm, Klingenstärke 3,5 mm
.....Nach kurzer Zeit hatte ich zuerst den Rücken und dann die Schneide zur Orangeglut gebracht .....
Das war sicherlich ein ordentliches Stück Arbeit, und bei der Behandlung auch eine Portion Glück, dass nicht mehr kaputt gegangen ist.

Wenn die Klinge japanisch inspiriert sein sollte, hättest Du sie wohl etwas dicker machen sollen; 3,5 mm ist recht wenig. Und das Härten sollte, um gute Resultate zu erhalten, doch besser nach den Empfehlungen (ca. 800°C, mit Magnet testen) vorgenommen werden; das Bruchrisiko ist so doch zu groß.

Gruß

sanjuro
 
Wenn die Klinge japanisch inspiriert sein sollte, hättest Du sie wohl etwas dicker machen sollen; 3,5 mm ist recht wenig
Das ist absolut richtig, die Dicke der Klinge ergab sich aus dem Ausgangsmaterial, mehr war nicht drin. Da ich aber in diesem Fall auch schon vor Arbeitsbeginn eine recht wenig japanische Montierung im Kopf hatte, stört mich das nicht wirklich.

Und das Härten sollte, um gute Resultate zu erhalten, doch besser nach den Empfehlungen (ca. 800°C, mit Magnet testen) vorgenommen werden
Ja, irgendwie hat es mich geritten. Ich wollte einfach wissen, was ich dem Material abverlangen kann.
In meinem derzeitigen Lieblingsbuch steht aber auch, daß die Temperaturen von Schule zu Schule unterschiedlich waren und z. B. die Schmiede der Soshu-Schule mit erheblich höheren Temperaturen gehärtet haben, was zwar ein gröberes Korn und somit eine sprödere Klinge zur Folge hatte aber eben auch eine auffälligere Zeichnung.

Dies scheint sich auch nach meinem ersten Vorschliff zu bestätigen, ich habe jetzt bei 240er Korn auf dem Bankstein bereits eine deutlich hervortretende Härtelinie mit sichtbarem Grenzbereich zwischen hartem und weichem Gefüge.

Werde versuchen von den verschiedenen Polierstadien eine Bilderfolge zu fertigen...

Grüße,

Christoph
 
....In meinem derzeitigen ....Lieblingsbuch steht aber auch, dass die Temperaturen von Schule zu Schule unterschiedlich waren und z. B. die Schmiede der Soshu-Schule mit erheblich höheren Temperaturen gehärtet haben, was zwar ein gröberes Korn und somit eine sprödere Klinge zur Folge hatte, aber eben auch eine auffälligere Zeichnung.......
Vermutlich gab es da tatsächlich Variationen, aber man muss natürlich ebenso berücksichtigen, dass auch der Stahl und die Schmiedetechnik von Schule zu Schule leicht unterschiedlich waren. Was wir heute noch an gut erhaltenen Klingen sehen können, hat mindestens einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte an intensiver Praxis und Erfahrung als Grundlage. Die "Experimente" sind vermutlich inzwischen wieder zu Raseneisenerz geworden oder eingeschmolzen.

Gruß

sanjuro
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

hier mal die ersten Bilder des 240er Anschliffs:

linie240.jpg


nochmal aus der Nähe (meine Cam kann leider nicht schöner...):

closeup240.jpg


Hier habe ich mal die 1000er Seite angetestet.
Fazit: Ich brauche deutlich mehr Zwischenabstufungen (400, 600, 800...):

test01.jpg


Alles in allem ein für mich motivierendes Ergebnis für den zweiten Härteversuch.

Jetzt muss ich bloss noch ne Bank überfallen, um mir die entsprechenden Steine leisten zu können :D .

Grüße,

Christoph
 
Hi,

hier mal wieder nach etwas arbeitsbedingter Zwangsabstinenz ein kleines Update:

Klinge mit 1000er Naßschleifpapier vorbehandelt, dann mit etwas Zitronensaft zart angeätzt und leicht mit feiner Polierpaste bearbeitet (Fotos heute morgen zwischen Tür und Angel geschossen, daher die fiese Quali):

lang1000.jpg


und hier noch eins, wo man ganz gut den Grenzbereich zwischen hart und weich erkennen kann:

quer1000.jpg


Feinere Schleifmedien sind schon bestellt.

Bin mal gespannt wies wird...

Grüße,

Christoph
 
TANTO-Eigenbau im Nambokucho-Stil

.....Klinge mit 1000er Naßschleifpapier vorbehandelt, dann mit etwas Zitronensaft zart angeätzt und leicht mit feiner Polierpaste bearbeitet.....
Das sieht doch schon nach einem richtigen Messer aus. Allerdings finde ich, dass der "Japan"-Look nicht so ganz getroffen wurde, was ich auf die ganz andere YAKIBA und den Spitzerl anstelle eines japanischen NAKAGO zurückführe. Die japanische Angelform hätte nicht mehr, sondern vermutlich weniger Arbeit gemacht!

Gruß

sanjuro
 
Hallo Sanjuro,

was den Spitzerl angeht hatte ich keine andere Möglichkeit, das war der "Erl" der Feile, die ich verwendet habe.

"Yakiba" beschreibt den gehärteten Bereich der Schneide, beschreibt dann "Hamon" den Verlauf der "Yakiba" oder verstehe ich das falsch?

Die Klinge sollte nur japanische Inspirationen annehmen und war alles in allem eher ein Versuchsobjekt (s. "brutale" WB), daher werde ich sie auch nicht "japanisch" montieren.

Danke für die Anregungen.

Grüße,

Christoph
 
"TANTO"-Eigenbau

...."Yakiba" beschreibt den gehärteten Bereich der Schneide, beschreibt dann "Hamon" den Verlauf der "Yakiba" oder verstehe ich das falsch?.....

Guten Abend!

Nein, das ist richtig, wobei HAMON auch ein schmalerer oder breiterer Bereich mit "Inhalt" (NIE/NIOI und Strukturen daraus) sein kann.

Gruß

sanjuro
 
Es schleppt sich voran!

Hier noch ein paar Bilder von der Kupferzwinge im Rohzustand:

zwinge01.jpg


zwinge02.jpg


zwinge03.jpg


zwinge04.jpg


Grüße,

Christoph

edit: noch ne Totale:

zwinge05.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

habe am Wochenende das Teil so gut wie fertig bekommen!

Hier mal ne kleine Bilderfolge (wenns denn interessiert...)

Griffmaterial ist Bambus und Bubinga. Fittings sind aus Kupfer:

zerlegt01.jpg


Zur Verstärkung habe ich noch zwei verdrillte Kupferkabel eingebaut (dachte mir, da hält der Epoxi besonders gut drin):

zerlegt02.jpg


Probeweise anpassen:

zerlegt03.jpg


Geklebt und vorgeschliffen:

grob01.jpg


Fast fertig:

grob02.jpg


grob03.jpg


grob04.jpg


Ufff, soweit erstmal die Bilderflut :rolleyes: .

To Do Liste:

- Klingenfinish

- Griff nochmal abschleifen und Linien im Bubinga definieren

- Kupferzwinge finishen (ist noch zu klobig)

- Griffabschluss fertigen.

- edit: Griff an der Klinge befestigen (ist bisher nur gesteckt)

Grüße,

Christoph
 
Zuletzt bearbeitet:
So langsam wirds...

hier noch ein paar Fotos vom derzeitigen Bearbeitungsstand:

klinge01.jpg

klinge03.jpg

klinge04.jpg


Habe den Winkel Klinge/ Griff etwas abgeflacht (dadurch ist die Kupferscheibe etwas nach unten gewandert - wird noch korrigiert), sieht imho besser aus, die Zwinge ist jezt nahe ander Endform, und das Finish ist auch schon mal Kratzerfrei.

Was den Griffabschluss angeht bin ich derzeit noch etwas ratlos, eine einfache Kupferscheibe sieht irgendwie nicht so Prickelnd aus...

Habt Ihr vielleicht die eine oder andere Anregung?

Grüße,

Christoph
 
Also schön Nugui.
Erstmal : Die Suspension wird nicht durch Watte gefiltert sondern durch Papier, sog.Nugui-gami. Das dieses Papier auch bei der Klingenpflege benutzt wird steht auf einem anderen Blatt.
Welche Reaktionen treten ein ?
Auf der einen Seite ein Glättungseffekt und auf der anderern Seite ein sehr geringer Einlagerungseffekt in die Struktur.
Feinheit : Traditionell wird das Pulver probiert. Nein ich scherze nicht.
Wenn es sich fast cremig auf der Zunge anfühlt ist es O.K.
Wie erziele ich die gewünschte Klingenfarbe ?
Ohne eine gute Jistsuya Arbeit gar nicht.
Wie weit sollte man "Färben" ?
Beim Kesho hängt es sehr von der Hamonbreite ab. Würde man das Ji bei einer breiten Hamon zu sehr abdunkel, wäre das Hadori zu übertrieben.
Beinenem super schmalen Suguha ist etwas dunkler angesagt da der hamon sonst zu lasch wirkt.
Aber !!!!!
Die Stahlfarbe die durch den Jitsuya erzeugt wurde sollte damit nicht verändert werden. Wir schieben nur etwas im Hell / Dnkelkontrast umher.
d.h. Wenn ich ein wunderschöes Owari-Blau habe wäre es tödlich da mit einem reinem Kanahada drauf loszugehen. Die Farbe, dieser wunderschöne Sommerhimmel, wäre im Eimer.

Sashikomi-Nugui : Eines der kompleziertesten Themen die man sich denken kann. Prinzipiell ist in der Suspension Ales erlaubt. Angefangen von zrstossenem Koma-Nagura, quer über Aoto bis hin zum Tsuchima.
Die sehr moderne Variante wie sie in den Büchern beschrieben wird mit Jitekko ( Jisekiko ) kann bitterböse nach hinten losgehn. Etwas zu lange gearbeitet und man hat einen hübschen roten Ton auf der Klinge.
Wilkommen beim Farbradieren dem Irokeshi : Alles ab hatsuya bitte von Vorne.
Man muß sich dem Stahl anpassen. Ein Patentrezept gibt es nicht. Ein Feiner kohada verlangt nach einer anderen Rezeptur als ein wüster O-Hada.
Aber auch gillt die Regel : Ohne ordentliche Jitsuya Arbeit wird es nix.

Anwendung : Hier gilt auch wieder : Den Stahl lesen. Es gibt Klingen aus dem ue-Koto bei denen man sich einen Wolf rubbeln kann mit vollem Druck ohne einen Effekt zu erziehlen, auf der anderen Seite gibt es Klingen aus dem Shinshnto da reicht ein Einmaliges leichtes Drübergehen mit der korrekten Mischung.

Kurz : Nugui ist echt kompliziert.
 
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