Verfassungsstand dieses Berichtes: Juni 2022
Es bestand die Bitte, ein paar Worte zu meinem QSP Penguin zu verlieren. Zum Kontext: Ich bin ein ahnungsloser Dünnbrettbohrer, der Messer einfach nach Gefallen kauft, nur vages Halbwissen zu Stählen, Schneidgeometrien oder Schärfthematik hat und auch keine wilden Bäume fällenden Outdoor-Erfahrungen vorweisen kann. Ich bin ein typischer Home Cardboard Ninja und damit klassischer Wunschkunde der Knife Industry. Damit Ihr wisst, was Ihr hier zu erwarten habt ;-)
WAS IST DAS PENGUIN?
Dieses kleine feine Sheepfoot Messer hat zur Markteinführung ziemliche Wellen geschlagen. Civivi und CJRB waren die neuen Platzhirsche im günstigen Messersegment, an denen kein Weg vorbeizuführen schien. Dann kam das Penguin: Chinakracher –unmöglich günstig – sakrisch gut.
WER IST QSP?
QSP Knife ist einer der unzähligen Messerhersteller aus China. Selbstdarstellung gibt’s hier: http://qspknife.com/about.asp Die Qualität ist durchgehend hoch und absolut wettbewerbsfähig. Sven Kinast von messerdepot Solingen hat z. B. eines seiner Hausdesigns (ich meine das SK03) mit QSP realisiert.
MEINE PENGUIN-VERSIOIN
Ich habe das QS130-A mit schachbrettartigem Micarta und der klassischen günstigen D2 Klinge. Hier ein kurzes Impressions-Video:
TECHNISCHE ASPEKTE
Klinge: Sheepfoot
Stahl: China based D2
Härte laut Hersteller 58-60 HRC
Finish: Dual Tone Satin
Griffe: braunes Micarta poliert
Gesamtlänge: 180 mm
Geschlossen: 102 mm
Klingenlänge: 78 mm
Klingenstärke: ca. 3 mm
Schliff: Saber Flatgrind
Messergewicht: etwas über 90 g (variierend zum Modell)
Sharpening Choil
Deep Carry Clip umsetzbar
Daumenpins zur Öffnung
Verschluss: Linerlock (teurere Versionen auch mit Framelock verfügbar)
Achssystem: Kupferscheiben (Copper Washers)
Preis: UVP: US$ 39,95 / Marktpreis: 25-35 € für dieses Basis-D2-Modell
LOOK, FEEL & ERFAHRUNGEN
Ich fand das QSP Penguin zu Beginn grottensthässlich und habe es komplett ignoriert. Aber Geschmäcker und Perspektiven ändern sich ja glücklicherweise. Das Penguin wurde permanent in Beratungen als der ultimative unschlagbare Preis-Leistungs-Kracher empfohlen. Da ich Micarta sehr mag, bin ich zu dieser Penguin-Version gekommen. Danach kamen noch viele andere Modelle heraus. Eine Übersicht an Optionen gibt’s einen Absatz weiter unten.
Supergünstig: Ja
Supergut: Ja
Superzackig: Ja
Superöffenbar: Jain (persönlicher Geschmack)
Superschnittig: Ja
Supergriffig: Nein (das ist aber wahrscheinlich meine Variante speziell)
Flugrostfreundlich: Ja
42a-konform: Nein
Erwartungen erfüllt: JA JA
Das war die Kurzvariante. In ein zwei Worte gefasst:
Handlage: ist angenehm durch die neutrale Form. Aber für meine Handschuhgröße 9 ist es ein Dreieinhalb-Finger-Messer. Die Handlage ist zwar solide. Nur: Die Micarta-Schachbrettoptik sah auf den Bildern schöner aus als in echt.
Grip: Ist keinesfalls mies, die Oberfläche ist aber etwas poliert und damit glatt. Damit ist meine Penguin-Version in manchen Situationen etwas schlüpfriger in den Griffeln, als ich das gerne hätte. Mit einer G10-Version oder der viel gelobten Jeansmicarta-Variante könnte das eventuell besser sein. Die hatte ich aber noch nicht live in den Pfoten. Wöllte ich etwas picky sein, könnte ich vorne am Griff den etwas großzügig dimensionierten „Fingerschutz-Hubbel“ dafür kritisieren. Für meinen Geschmack ist er etwas zu breit geraten. Ich wäre mit dem Griff gern einen Tick näher an der Klinge. Mit dem Zeigefinger auf den Hubbel zu gehen ist möglich, aber nicht komfortabel.
Action: ist Wow. Für so einen günstigen Preis haut das Penguin deutlich teurere Messer weg. Das Detend Setup ist knackig. Da baut sich schön Druck für ein knackiges Öffnen auf. Überlegt Euch mal, welche Qualität von Messer Ihr vor 5 bis 10 Jahren für 25 € erwartet habt. Die Klinge katapultiert förmlich raus und landet mit einem satten Klick.
Linerlock: Mochte ich lange Zeit nicht (bin ignoranterweise auf diesen „Linerlock ist schwacher Lock ... gefährlich gefährlich“-Zug aufgesprungen, ohne selbst die nötige Kontextintelligenz aufzubringen). Am Penguin funktioniert es 1a. Der Daumen kommt gut hin, der Liner lässt sich leicht entriegeln, er hat ein angenehmes Chimping und ist solide genug für alltägliche Aufgaben. Wer für den persönlichen Seelenfrieden einen erfolgreichen Spinewack-Test braucht, greife gerne zu einem anderen Lock. Ich hatte null Probleme bisher.
Daumenpins: funktionieren gut. Daumenflick ist top und zuverlässig. Mittelfingerflick geht ebenfalls, wenn man den richtigen Winkel mal raus hat. Für meinen Geschmack sind sie allerdings etwas nah an den Griffen. 100% optimal ist es nicht. Aber hey ... beim 500€-Sebenza auch nicht. Und wir reden hier von einem 30-Euro-Messer. Lassen wir die Kirche im Dorf. Für den Preis ist das Penguin ein absolut erstklassiger Überflieger.
Klinge und Schliff: funktionieren. Eine Schafsfußklinge muss man mögen. Sie hat, wie ein Wharncliffe auch, klare Vorteile bei bestimmten Alltagsaufgaben. Wirklich stumpf ist es bisher auch nicht geworden. Das China D2 scheint bei QSP vernünftig zu performen. Ja, ich hab es kürzlich aus Versehen draußen im Gewitter liegen lassen. Ja, es hat direkt leicht Patina angenommen. War aber auch sofort wieder abgewischt. Das Teil gammelt sicher nicht allein vom Anschauen weg. Der Klingenaufbau ist robust und solide. Durch den halbhohen Flachschliff (ich habs oben Saber genannt) hat das Profil schon mehr eine Dreiecksform. Die keilt spürbar stärker beim Karton-Schnetzeln als z. B. mein Delica. Spyderco ist beim Thema Anschliff aber eh eine eigene Liga. Für Jeden-Tag-Aufgaben und auch nicht so messerschonende gröbere Sachen ist das Penguin mehr als fähig für mich.
Ich bin bisher ... bis auf meine Griffwahl ... absolut und uneingeschränkt zufrieden.
ZAHLREICHE WEITERE OPTIONEN
Screenshots sind aus urheberrechtlichen Gründen verständlicherweise nicht erlaubt. Hier der Link zu allen gelisteten Penguin-Modellen auf der QSP Website:
Penguin- Modelle
Ganz aktuell zur Bladeshow 2022 hab ich auf der QSP Website die Ankündigung gesehen:
Ein größeres Penguin L und ein kleines Penguin S sollen vorgestellt werden.
FAZIT
Meine Äußerungen unter dem Punkt Look, Feel und Erfahrungen haben es glaub schon recht deutlich gemacht: das QSP Penguin rockt!
Es wird dem allgemeinen Ruf als Preis-Leistungs-Kracher mehr als gerecht und ist bei richtiger Griffwahl in der D2-Basisvariante ein No Brainer ... auf deutsch: ganz klare Empfehlung. Ich selbst hatte einen enormen Haben-will-Reflex bei den Light-Premium-Varianten mit Titan und 154CM-Stahl. Auch die Frag-Pattern-Griffversion finde ich sehr schnittig (für aktuell um 137€ aber way overpriced). Habe bisher nicht zugegriffen. Ob es die 50€ für Kupfer-/Messing-/Kreativcarbon-Griffe oder die 110€ plus für 154CM mit Titan/Frag Pattern wert sind, muss jeder für sich wissen. Die schnöde Basisversion ist es auf jeden Fall aus meiner Sicht. Ich denke, das Penguin ist ein legitimer Modern Classic unter den Budgetmesssern. In Deutschland aber, wie vieles, nicht legal im öffentlichen Raum zu tragen.
Grüße,
Euer Cardboard Ninja columbo
Es bestand die Bitte, ein paar Worte zu meinem QSP Penguin zu verlieren. Zum Kontext: Ich bin ein ahnungsloser Dünnbrettbohrer, der Messer einfach nach Gefallen kauft, nur vages Halbwissen zu Stählen, Schneidgeometrien oder Schärfthematik hat und auch keine wilden Bäume fällenden Outdoor-Erfahrungen vorweisen kann. Ich bin ein typischer Home Cardboard Ninja und damit klassischer Wunschkunde der Knife Industry. Damit Ihr wisst, was Ihr hier zu erwarten habt ;-)
WAS IST DAS PENGUIN?
Dieses kleine feine Sheepfoot Messer hat zur Markteinführung ziemliche Wellen geschlagen. Civivi und CJRB waren die neuen Platzhirsche im günstigen Messersegment, an denen kein Weg vorbeizuführen schien. Dann kam das Penguin: Chinakracher –unmöglich günstig – sakrisch gut.
WER IST QSP?
QSP Knife ist einer der unzähligen Messerhersteller aus China. Selbstdarstellung gibt’s hier: http://qspknife.com/about.asp Die Qualität ist durchgehend hoch und absolut wettbewerbsfähig. Sven Kinast von messerdepot Solingen hat z. B. eines seiner Hausdesigns (ich meine das SK03) mit QSP realisiert.
MEINE PENGUIN-VERSIOIN
Ich habe das QS130-A mit schachbrettartigem Micarta und der klassischen günstigen D2 Klinge. Hier ein kurzes Impressions-Video:
TECHNISCHE ASPEKTE
Klinge: Sheepfoot
Stahl: China based D2
Härte laut Hersteller 58-60 HRC
Finish: Dual Tone Satin
Griffe: braunes Micarta poliert
Gesamtlänge: 180 mm
Geschlossen: 102 mm
Klingenlänge: 78 mm
Klingenstärke: ca. 3 mm
Schliff: Saber Flatgrind
Messergewicht: etwas über 90 g (variierend zum Modell)
Sharpening Choil
Deep Carry Clip umsetzbar
Daumenpins zur Öffnung
Verschluss: Linerlock (teurere Versionen auch mit Framelock verfügbar)
Achssystem: Kupferscheiben (Copper Washers)
Preis: UVP: US$ 39,95 / Marktpreis: 25-35 € für dieses Basis-D2-Modell
LOOK, FEEL & ERFAHRUNGEN
Ich fand das QSP Penguin zu Beginn grottensthässlich und habe es komplett ignoriert. Aber Geschmäcker und Perspektiven ändern sich ja glücklicherweise. Das Penguin wurde permanent in Beratungen als der ultimative unschlagbare Preis-Leistungs-Kracher empfohlen. Da ich Micarta sehr mag, bin ich zu dieser Penguin-Version gekommen. Danach kamen noch viele andere Modelle heraus. Eine Übersicht an Optionen gibt’s einen Absatz weiter unten.
Supergünstig: Ja
Supergut: Ja
Superzackig: Ja
Superöffenbar: Jain (persönlicher Geschmack)
Superschnittig: Ja
Supergriffig: Nein (das ist aber wahrscheinlich meine Variante speziell)
Flugrostfreundlich: Ja
42a-konform: Nein
Erwartungen erfüllt: JA JA
Das war die Kurzvariante. In ein zwei Worte gefasst:
Handlage: ist angenehm durch die neutrale Form. Aber für meine Handschuhgröße 9 ist es ein Dreieinhalb-Finger-Messer. Die Handlage ist zwar solide. Nur: Die Micarta-Schachbrettoptik sah auf den Bildern schöner aus als in echt.
Grip: Ist keinesfalls mies, die Oberfläche ist aber etwas poliert und damit glatt. Damit ist meine Penguin-Version in manchen Situationen etwas schlüpfriger in den Griffeln, als ich das gerne hätte. Mit einer G10-Version oder der viel gelobten Jeansmicarta-Variante könnte das eventuell besser sein. Die hatte ich aber noch nicht live in den Pfoten. Wöllte ich etwas picky sein, könnte ich vorne am Griff den etwas großzügig dimensionierten „Fingerschutz-Hubbel“ dafür kritisieren. Für meinen Geschmack ist er etwas zu breit geraten. Ich wäre mit dem Griff gern einen Tick näher an der Klinge. Mit dem Zeigefinger auf den Hubbel zu gehen ist möglich, aber nicht komfortabel.
Action: ist Wow. Für so einen günstigen Preis haut das Penguin deutlich teurere Messer weg. Das Detend Setup ist knackig. Da baut sich schön Druck für ein knackiges Öffnen auf. Überlegt Euch mal, welche Qualität von Messer Ihr vor 5 bis 10 Jahren für 25 € erwartet habt. Die Klinge katapultiert förmlich raus und landet mit einem satten Klick.
Linerlock: Mochte ich lange Zeit nicht (bin ignoranterweise auf diesen „Linerlock ist schwacher Lock ... gefährlich gefährlich“-Zug aufgesprungen, ohne selbst die nötige Kontextintelligenz aufzubringen). Am Penguin funktioniert es 1a. Der Daumen kommt gut hin, der Liner lässt sich leicht entriegeln, er hat ein angenehmes Chimping und ist solide genug für alltägliche Aufgaben. Wer für den persönlichen Seelenfrieden einen erfolgreichen Spinewack-Test braucht, greife gerne zu einem anderen Lock. Ich hatte null Probleme bisher.
Daumenpins: funktionieren gut. Daumenflick ist top und zuverlässig. Mittelfingerflick geht ebenfalls, wenn man den richtigen Winkel mal raus hat. Für meinen Geschmack sind sie allerdings etwas nah an den Griffen. 100% optimal ist es nicht. Aber hey ... beim 500€-Sebenza auch nicht. Und wir reden hier von einem 30-Euro-Messer. Lassen wir die Kirche im Dorf. Für den Preis ist das Penguin ein absolut erstklassiger Überflieger.
Klinge und Schliff: funktionieren. Eine Schafsfußklinge muss man mögen. Sie hat, wie ein Wharncliffe auch, klare Vorteile bei bestimmten Alltagsaufgaben. Wirklich stumpf ist es bisher auch nicht geworden. Das China D2 scheint bei QSP vernünftig zu performen. Ja, ich hab es kürzlich aus Versehen draußen im Gewitter liegen lassen. Ja, es hat direkt leicht Patina angenommen. War aber auch sofort wieder abgewischt. Das Teil gammelt sicher nicht allein vom Anschauen weg. Der Klingenaufbau ist robust und solide. Durch den halbhohen Flachschliff (ich habs oben Saber genannt) hat das Profil schon mehr eine Dreiecksform. Die keilt spürbar stärker beim Karton-Schnetzeln als z. B. mein Delica. Spyderco ist beim Thema Anschliff aber eh eine eigene Liga. Für Jeden-Tag-Aufgaben und auch nicht so messerschonende gröbere Sachen ist das Penguin mehr als fähig für mich.
Ich bin bisher ... bis auf meine Griffwahl ... absolut und uneingeschränkt zufrieden.
ZAHLREICHE WEITERE OPTIONEN
Screenshots sind aus urheberrechtlichen Gründen verständlicherweise nicht erlaubt. Hier der Link zu allen gelisteten Penguin-Modellen auf der QSP Website:
Penguin- Modelle
Ganz aktuell zur Bladeshow 2022 hab ich auf der QSP Website die Ankündigung gesehen:
Ein größeres Penguin L und ein kleines Penguin S sollen vorgestellt werden.
FAZIT
Meine Äußerungen unter dem Punkt Look, Feel und Erfahrungen haben es glaub schon recht deutlich gemacht: das QSP Penguin rockt!
Es wird dem allgemeinen Ruf als Preis-Leistungs-Kracher mehr als gerecht und ist bei richtiger Griffwahl in der D2-Basisvariante ein No Brainer ... auf deutsch: ganz klare Empfehlung. Ich selbst hatte einen enormen Haben-will-Reflex bei den Light-Premium-Varianten mit Titan und 154CM-Stahl. Auch die Frag-Pattern-Griffversion finde ich sehr schnittig (für aktuell um 137€ aber way overpriced). Habe bisher nicht zugegriffen. Ob es die 50€ für Kupfer-/Messing-/Kreativcarbon-Griffe oder die 110€ plus für 154CM mit Titan/Frag Pattern wert sind, muss jeder für sich wissen. Die schnöde Basisversion ist es auf jeden Fall aus meiner Sicht. Ich denke, das Penguin ist ein legitimer Modern Classic unter den Budgetmesssern. In Deutschland aber, wie vieles, nicht legal im öffentlichen Raum zu tragen.
Grüße,
Euer Cardboard Ninja columbo
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