Hierzu ein paar eigene Erfahrungen,
natürlich ist es so, dass wenn man sich der Materie neu nähert man gerne soetwas wie, besser und überlegen auch für seine Klingen haben will.
Das ging mir genauso.
Nach langen Diskussionen mit Ulrich in früherer Zeit habe ich bei Osseberg ich glaube es was 1997 100Kg 1.4111 den alten rostbeständigen Rasierklingenstahl der Solinger Industrie bestellt.
Mit der Idee besonders feinschneidig und doch rostbeständig.
Als das Zeug dann endlich da war, in 70x12mm extra auch für halbintegrale geeignet, hab ich mich natürlich gleich ans Werk gemacht.
Als die Klingenrohlinge dann fertig waren und ich die ersten nach dem härten geschärft hatte, war ich, muss ich zugeben enttäuscht. So toller Stahl und doch nicht richtig scharf wie meine Messer aus C- Stahl.
Ich dachte das wäre ein problem mit der WB, also ab ins Labor und erst mal die Parameter der WB mit einer Veruchsreihe und dem Test zur Schneidkantenstabilität herausfinden.
Nachdem ich die erste Probe unterm Mikroskop hatte, wusste ich was die Stunde geschlagen hatte. Chromkarbide massig und in Zeilen sogroß wie Legosteine (40µm und auch mehr).
Nun die Test lieferten dann zumindest die genauen WB Parameter für die Anwendung: schlanke feine Schneidkanten dieser speziellen Charge, aber zufrieden war ich natürlich nicht damit.
Dann Literatur gewälzt und mit Ulrich diskutiert.
Erste Idee war ein Hochtemperatur Diffusionsglühen von mehreren Stunden bei 1200 °C.....
Rein ins Mikrioskop...der Stahl hatte zwar eine deutliche menge an feinem Karbid gut verteil ausgeschieden, aber die Bauklötze von Karbiden waren nahezu unverändert geblieben.
Also musste die thermomechanische Behandlung her, sprich für meinen fall das normale schmieden. Ein Freund hatte ienn großen Lufthammer und los gings...
Habe dann mehrere Versuche gemacht mit verschiedenen Endumformgraden und Schmiedetemperaturen...
anschließende Weichglühen.
Wieder ins Labor und unters Mikroskop.
Nix, praktisch unverändert die Struktur
Daraufhin hatte ich einen Besuch beim Max-Plank-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf und sprach dort mit dem damaligen Leiter Prof. Dr. Ing. Frommeyer über das Thema.
Der arbeitete zu dieser Zeit unter anderem an der Superplastizität von ledeburitischen Werkstoffen wie CPM 10V usw.
Er zeigte mir die Vorrichtungen die notwendig sind um eine Gefügeverfeinerung einzustellen bei ledeburitischen Werkstoffen wie eben auch der 1.4111 usw.
Nach einer relativ kurzen Diskussion über das Thema war mir klar, dass is nix für die normale Schmiede. Man brauch wirklich exakte Kenntinis der Vorgänge im Werkstoff und sehr präziese Prozesskontrolle sowie eine Maschinerie und Analytik die kein normaler Schmiedebetrieb sich leisten könnte, und wenn, dann müssten eben auch die anderen vorab genannten Parameter erfüllt sein um zu gleichmäßig guten ergebnissen zu kommen.
Meine Enttäuschung war natürlich groß zu dieser Zeit zumal ich auch einiges an Geld, dass ich mir als Student abgespart hatte in die 100 KG 1.4111 investiert hatte.
Fazit: Das Einstellen einer verbesserten Stuktur von ledeburitischen Stäheln bleibt ausserhalb des Wirkungsbereiches von normalen Schmiede betrieben.
Aussagen wie Verbesserung des Gefüges durch spezial Schmiedeprozess für diese Legierungen bleiben für den Messerbereich eine reine Marketingmaßnahme ohne Grundlage. Der Herstellungsprozess wird natülich dadurch teilweise erleichtert da man schöne Formübergänge bekommen kann und dabei wenig Materialverlust hat.
Für die Stähle die es zutrifft, Ulrich hat es ja bereits erklärt, sollte noch gesagt werden, das ganze muss gezielt geschehen, wenn man glaubt man hat geschmiedet und damit ist alles besser geworden, der täuscht sich gewaltig, im Gegenteil oft wird wegen der oft fehlenden technologischen Grundlagen geaus das gegenteil erzielt.
Wenn man beispielsweise feine Feilenstähle oder Kugellagerstähle schmiedet, dann ist der Ausgangszustand bevor man es schmiedet in der Regel als schon optimal zu bezeichnen, der wird jetzt nicht besser dadurch, dass man mal heiß mach und draufhaut.
Der wird bestenfalls, wenn mann genau weis was man tun muss, auch bei der WB, genau wieder so sein, wie das Ausgangsprodukt und mehr nicht.
Die UHC Stähle die Ulrich angesprochen hat, gibt auch nicht zu kaufen die Herstellung derselben sind auch nur unter den oben genannten Grenzen zu sehen, nicht mehr und nicht weniger.
Unabhängig davon, schmiede ich Messer mit Leidenschaft und das sicherlich solange ich lebe....
VG Roman