Rasieren mit einem Nicht-Rasiermesser

chinoook

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Wir schärfen unsere Messer mit Lanskys, Sharpamers, Belgischen Japanern, mit Öl und ohne Öl auf Arkansas oder auf wasweissich auf was.

Als ein gutes Ergebnis gilt, wenn man sich die Haare vom Unterarm rasieren kann.

Ok.Seit ich nicht nur Lansky, Sharpmaker, einen japanesischen Wasserstein und erst seit neuestem einen Leder Abzugsriemen habe, geht das. Aber rasieren kann ich mich, selbst mit den erfolgreichst geschliffenen Messern noch nicht. Was also fehlt? Wie haben sich die Menschen im Mittelalter (in der Bronzezeit, die Cowboys des amerikanischen Westens, in der Steinzeit, in irgendwelchen Zwischenzeiten) rasiert?
Ab wann (oder: mit welchen Mitteln) wird aus einer scharfen Klinge eine rasierfähige?



-chinoook
 
Seidem ich mich mal nur mit Wasser (Handelsüblicher Naßrasierer)rasieren wollte weiß ich es...Das tat nämlich auch nicht so gut. Es liegt neben der scharfen Klinge am Schaum, wahlweise auch Seife.
 
Die besten Rasiermesser werden aus nicht rostfreien Stahlsorten (Kohlenstoffstahl) gefertigt. Erst dadurch erreicht man eine richtig feine, scharfe Schneide.
Die andere Voraussetzung ist natürlich ein extrem kleiner Schneidenwinkel (< 20°).
 
In der Bronzezeit haben sich die Menschen (hauptsächlich wohl die Männer) den Bart mit Rasiermessern aus ..... Bronze rasiert:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=51036

Ich rasiere mich nicht mit Messern sondern ganz schnöde mit einem elektrisch betriebenen Rasierapperat, aber schau mal Fotos von Rasiermessern an, dann wirst du feststellen, dass die ziemlich dünn ausgeschliffen (oft mit Hohlschliff) sind.
Für ein Taschenmesser (EDC) wäre so ein Schliff nicht tauglich und das gilt natürlich auch umgekehrt.

Es geht also um eine entsprechende Schneidgeometrie und ein Stahl mit kleinen Karbiden wäre auch von Vorteil.

Claus
 
Als ein gutes Ergebnis gilt, wenn man sich die Haare vom Unterarm rasieren kann.

Naja, das schaffe ich auch mit dem einfachen Zische Kombistein mit einer 320 Europäischen Körnung und nachfolgendem Leder.

Das ist erst die erste Stufe, umso schärfer das Messer wird, umso eindrucksvoller springen die Haare ab. Als ein gutes Ergebnis für ein feines Messer, wie z.B. ein Schnitzmesser halte ich es, wenn du dir in ein paar mm höhe über den unterarm fährst, es dabei Ziept und ein paar abgetrennte Haare auf der Klinge verbleiben.

Deshalb kann ich mich mit frisch geschärften rostenden Küchenmessern (nein, das mache ich nicht mehr wenn es dann im gebrauch ist ;) ) oder auch Bastelmessern aus 1.2210 oder Feile recht gut rasieren, die Haut im Gesicht ist nur etwas geröteter als mit einem richtigen Rasiermesser.

Dabei kommt es gewiss primär auch nicht auf die Härte an.
Ich habe letztens mit einem kleinen Reststück aus 1.2442 gespielt, indem ich kurz um Antimagnetisch gegangen bin und dann sofort ins Öl und angelassen.
Damit konnte ich mich auch rasieren, es fühlte sich aber noch weicher an, als bei 200° angelassener Federstahl.

Ab wann (oder: mit welchen Mitteln) wird aus einer scharfen Klinge eine rasierfähige?

Eher interessant in diese Richtung sollte die Korngröße sein. Wenn man diese beim Schärfen erreicht, und dann das Material einige Quadratzentimeter Haare abscheren kann, ohne das es sofort stumpf wird, ist es für eine Rasur geeignet.
Und ich denke da ist dann bereits bei einem durch spannungen gehärtetem Material wie z.B. Kupfer möglich irgendwie und unter dauerndem Nachschärfen/Abziehen zu einer Rasur zu kommen.
Diese Spannungen im Kupfer bekommt man durch Klopfen oder legieren.
Das hatten dann scheinbar auch schon die Ägypter:
http://www.zunftwissen.org/de/index.php/Rasiermesser

Auch Klingengeometrie und der Schärfwinkel sollten im vernüftigen Rahmen keine zu große Rolle spielen, solange sie dem Material genug Halt geben. Es wird damit nur evtl. der Rasiervorgang und das Schärfen an sich erschwert, wenn die Klinge nicht flexibel ist und man wegen fehlendem Hohlschliff größere Flächen mit abschleift.


Ab der Eisenzeit wars ja dann eh kein so großes Problem mehr. Bei einem sauber hergestellten Stahl ab etwa 0,7%C ist sicher schon eine sehr komfortable Rasur möglich, nur etwas häufiger schärfen als einen Feilenstahl mit 1,5%C muss man ihn natürlich.
Und in der Zeit war das Rasiermesser wahrscheinlich relativ Teuer.

Von daher sollten die Cowboys dann auch keine so großen Probleme mehr gehabt haben.
Aber das waren jetzt nur meine Gedanken zum Thema.
 
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Hallo Chinoook,

vieles wurde ja bereits angesprochen.
Die Hauptfaktoren sind sicher:

-Passende Stahlwahl (Niedrig legierte Werkzeugstähle, Kohlenstoffstähle, aber auch rostfreie wie AEB-L)
-Optimale Wärmebehandlung
-Sinnvoller Schneidwinkel
-Übung beim Schärfen ;)

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass zum erreichen einer solchen Schärfe folgende Steine voll genügen: 600dmt; 1000 King; 3000 King, Arkansas, Leder mit Chromoxid, pures Leder

Danach klappt auch mit einem Gebrauchsmesser das


mfg
Ulrik
 
Holla,

torcol hat gar nicht so unrecht. Im Gesicht ist viel leichter Rasieren, wenn die Barthaare aufgeweicht wurden. Deshalb gab / gibt es beim Barbier ja auch ein warmes Handtuch ins Gesicht und Spezialseifenschaum, der das Horn (aus dem Haar ja besteht) noch zusätzlich erweicht.

Und das Messer selbst will natürlich gut geledert werden.

Ohne diese Behandlung fällt es auch einem perfekt geschärften Rasiermesser nicht ganz so leicht.
Und wenn du dir mit einem Messer die Armhärchen abschaben kannst, heißt das noch lange nicht, daß im Gesicht viel zu holen wäre.
Das menschliche (Bart-)Haar ist schließlich bei gleicher Dicke stabiler als Kupferdraht...

Gruß, Thurse
 
Aber was war vor der Kupferzeit?
Eine Frage an die hier vertretenen Flintschläger: ist es möglich aus Obsidian etc. Rasiermesser herzustellen, oder sind die geraden Bruchkanten dafür einfach zu kurz?
 
Vor der Kupferzeit waren Obsidian, Flint, Muschelschalen, Haifischzähne, etc. das Maß der Dinge, was Schärfe angeht.
Ich würde aber nicht vom Bild eines glattrasierten Neandertalers ausgehen.
Die werden sich ihren Bart wohl eher nur gestutzt haben.
Die Römer haben sich das, was nach der Rasur noch stehen geblieben war, mit Bimsstein aus dem Gesicht "geschliffen".
Aus Südamerika gibt es auch Belege dafür, dass sich die Ureinwohner die Barthaare einfach ausgezupft haben :eek:.

Rasieren mit einem normalen Messer geht übrigens ganz gut, wenn:

-Der Haartest klappt
-Die Klingenform es zulässt
-Die Vorbereitung stimmt (heißes Wasser, Schaum, ...)
-Man(n) Übung bei der normalen Messerrasur hat und seinen Bartwuchs kennt

So ganz ohne Erfahrung sollte man aber imho nicht einfach drauf los messern wie Crocodile Dundee :glgl:.

EDIT: Ich erinner mich gerade daran,
dass es auch mit einem Axtkopf oder einer Schere geht
 
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