Rasiermesser mit Flamme "desinfiziert": unbrauchbar?

Tassilo

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Vor mir liegt ein schlichtes Rasiermesser des Herstellers "Fritz Bracht" (heute Dovo), Marke "Tennis Solingen".
weitere Angaben: Full hollow Ground (also 1/1 Hohl) sowie: aus bestem Schwedenstahl, also kein inox.

Der Besitzer hat es vor knapp 25 Jahren erworben und als eine Art Skalpell während einer langen Reise durch Asien mitgeführt.
Die letzten <25 Jahre lag es in der schlichten Kunststoffverpackung.

Das Messer hat die übliche Schneidenlänge von ca. 7cm und es finden sich keine (!) Rostspuren.

Vom Rundkopf zur Klingenmitte ist die Schneide im Bereich von ca. knapp 2cm verfärbt. Ich dachte zunächst an eine Korrosionserscheinung.

Jedoch: Der Besitzer hat das Messer in diesem Bereich zwecks "Desinfektion" in eineFlamme gehalten.

Die Verfärbung ist nahe der Schleiffase maximal 1mm Bläulich, daran schließt sich eine ebenso breite bräunliche Verfärbung an, die dann in eine 1-2 mm gelbliche Verfärbung übergeht.

Sieht doch nach Anlaßfarben aus, oder?


Ich habe das Messer am grünen Teil des Dovo-Stoßriemens abgezogen, anschließend am Juchtenleder. Zumindest auf Terzseite ist die Fase jetzt weitgehend blank.

Da ich Rasiermessernovize bin, sehe ich vorerst von einem Rasurversuch ab, mein Messer ist ein 6/8 vollhohl Dovo, das ganz anders in der Hand liegt.

Bei meinem Messerladen in Wien würde ein Schleifen knappe 15 € kosten.

Lohnt sich der Versuch oder ist es klüger, davon abzusehen, da das Material im betroffenen Bereich unrettbar beschädigt ist?


Weiß jemand etwas über die Zusammensetzung des Dovo-Schwedenstahls?


Vielen Dank für Eure Mühe!

Lieben Gruß aus Wien!

Tassilo
 
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Also ob der Stahl nun an der Stelle unbrauchbar ist oder nicht, sollte von der Einwirkzeit der Flamme abhängen, die du dann vermutlich nicht weißt, oder?
Anlassfarben sieht man eigentlich nur während der Stahl die Temperatur hat, danach verfärbt er sich wieder 'zurück'. Das ist ja der Sinn des Ganzen, dass man abschätzen kann bei welcher Temperatur das Material sich gerade befindet.
Ich denke es ist einfach ne Verfärbung, muss aber nicht weiter schlimm sein. Hast du mal mit ne feinen Polierpaste versucht wegzupolieren?

Ansonsten kann man das wohl nur durch Ausprobieren rausfinden, sprich, rasieren (ggf vorher schärfen lassen) und beobachten ob die Schärfe hält oder gleich einknickt. Für letzteren Fall wird es wohl schwer, die ursprünglichen Materialeigenschaften wieder herzustellen, da das Härten und Vergüten von Stählen ja nicht ganz ohne ist.

Ein Bild wäre aber trotzdem mal interessant...
 
leute leute... anlassfarben (bis ~350°C) sind doch keine glühfarben (ab ~500°C)

also, blau ist blau, bleibt blau und entspricht ca 300°C!
die ursprüngliche härte an der schneide (62HRC+) ist nun flöten..
was noch übrig ist, hängt vom stahl und real erreichter (anlass-)temperatur ab.
bei einem C85/C105 dürften noch max 56 HRC übrig sein.

versuch einfach mal, wie sich die klinge schlägt! ggf ist die standzeit halt unterirdisch
 
A
Anlassfarben sieht man eigentlich nur während der Stahl die Temperatur hat, danach verfärbt er sich wieder 'zurück'. Das ist ja der Sinn des Ganzen, dass man abschätzen kann bei welcher Temperatur das Material sich gerade befindet.
Also, Anlassfarben bilden sich durch Oxidation des Stahls, und bilden sich nicht wieder zurück. Da es sich offensichtlich um einen "Kohlenstoffstahl" handelt ist "Blau" schon zuviel des Guten....

Grüße,
Holger
 
Ok ok, ich nehm das mal zurück, hatte das so in Erinnerung.

Ansonsten einfach mal testen, der Schneidenbereich ist halt schon sehr dünn, denke auch dass die Temperatur die Härte zunichte gemacht haben wird, schließlich ist grade der Schneidenbereich bei nem vollhohlen Messer sehr dünn.

Probiers aus...
 
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