Recurve Klingen und Wellenschliffseuche

Als jemand, der ein Jahr lang ein Endura SE als EDC getragen hat, kann ich nur sagen, dass Wellenschliffe (aka Serrations) schon 'ne feine Sache sind. Vorausgesetzt, es ist egal, wie *sauber* man etwas zerteilt. Eins ist bei einem Wellenschliff sicher, sie zerschneiden so ziemlich alles.

Serrations von Spyderco sind häufig recht aggressiv und verbeissen sich, ack. Der Schnitt ist daher, abhängig vom Schnittgut, mit mehr Kraftaufwand verbunden. Kann ich mit leben. :D

Ich müsste mal eine Weile suchen, im Spyderco Forum gab's IIRC mal eine Story von einem Taucher, der ein Stahlseil mit einem Spyderco vertrennt hat. Klar, das Messer war danach für'n Popo, aber die Aktion hätte ich gerne mal mit einem Messer mit glattem Schliff gesehen.

Was die Langlebigkeit von Serrations angeht, vertraue ich da auf die (CATRA-) Tests von Sal Glesser und Co, und vermute, dass bei der Kommunikation mit ER ein Missverständniss vorliegt. Serrations werden die Schärfe nicht länger halten (Ausnahme: H1 Stahl), *aber* man wird mit einem Wellenschliff länger Dinge *zertrennen* können. Darum geht's.

Schörfbarkeit ist mit einem Sharpmaker *einfacher* als eine glatte Schneide.

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Recurves kann ich wenig abgewinnen. Sie stören mich nicht, aber ich verzichte lieber drauf.

Gruss, Keno
 
Recurveschliff ist doch, wenn ich es richtig verstanden habe,eine z.T oder ganz nach innen gebogene Schneide. Wenn das der Fall ist haben diese Klingen (ich arbeite schon seit über 30 Jahren damit, ohne zu wissen das es dafür so einen tollen Namen gibt) schon ihre Berechtigung.
Viele Gärtner und Baumschulmesser haben diese Schliffform, weil damit ein ziehender, ermüdungsfreier und glatter Schnitt möglich ist.
ein Extrembeispiel sind z.B. die großen Schwunghippen in der Baumschule.
Damit können Äste mit einem Durchmesser von 3 -4 cm (je nach Pflnzensorte, mit einem Schnitt dicht am Stamm entfernt werden.

Gruß Uwe.
 
Recurveschliff ist doch, wenn ich es richtig verstanden habe,eine z.T oder ganz nach innen gebogene Schneide. Wenn das der Fall ist haben diese Klingen (ich arbeite schon seit über 30 Jahren damit, ohne zu wissen das es dafür so einen tollen Namen gibt) schon ihre Berechtigung.
Viele Gärtner und Baumschulmesser haben diese Schliffform, weil damit ein ziehender, ermüdungsfreier und glatter Schnitt möglich ist.
ein Extrembeispiel sind z.B. die großen Schwunghippen in der Baumschule.
Damit können Äste mit einem Durchmesser von 3 -4 cm (je nach Pflnzensorte, mit einem Schnitt dicht am Stamm entfernt werden.

Gruß Uwe.

Für gewisse Anwendungen sind Recurveklingen sehr gut geeignet. Ich würde mein Herder Schälmesser mit einer solchen Klinge auch nicht hergeben wollen. Für ein EDC bzw. ein Allzweckmesser finde ich es meist eher nachteilig (vielleicht sollte ich mir mal einen Sharpmaker besorgen ;)). Sieht aber oft wirklich toll aus.
 
Das sind keine Recurves, sondern sogenannte Hawkbill-Klingen.

Eine Recurve sieht zB so aus:

K1470.jpg


Bild von: http://www.greatdeal.co.za/images/knives/K1470.jpg

Gruss, Keno
 
Vielleicht kann ja jemand meinen beschränkten Horizont etwas anheben und mir sagen für was ausser Bändern und Seile schneiden der Wellenschliff noch gut sein soll?

Das ist die falsche Frage. :D
Eher sollte man fragen, wofür man den Wellenschliff nicht verwenden kann. Und das ist eigentlich erstaunlich wenig.

Ich habe in meiner EDC-Riege eine ganze Reihe Messer mit Teil- oder Vollwelle, und ich habe immer wieder das Gefühl, daß der Anblick einer solchen Schneide bei vielen oft schon reflexhaft die Assoziation "Wellenschliff = Rupfen" hervorruft.

Viele Wellenschliffe schneiden z.B. auch Papier recht sauber, wenn man es darauf anlegt; das ist kein Hexenwerk. Und wenn es nicht gerade ums Schnitzen geht, ist ein Wellenschliff oft weit weniger beeinträchtigend, als oft angenommen wird, und er bietet eben die bereits genannten Vorteile.




Ergänzend zum Thema Serrations lässt sich meinerseits noch anmerken, dass bei den meisten Fabrik-(Teil-)Serrateds der Schliff dieser Serrations einseitig ausgeführt ist und sich diese Schliff-Asymmetrie leider auch in den Plainbereich mit hinein zieht.

Das deckt sich absolut nicht mit meinen Beobachtungen.
Die Serrations sind zwar einseitig (was bei deren Einsatz weitgehend wurscht ist,denke ich), aber daß der übrige Teil der Schneide dann überwiegend auch einseitig geschliffen ist, sehr ich nicht.
Diese Messer sind eher die Ausnahme; i.d.R. sind die Schneiden bei höherwertigen Messern dann dennoch zweiseitig gerabeitet.

CRKT hat z.B. (teilweise?) diese einseitigen Schneiden, und da finde ich ebenfalls, daß das nicht sein muß.


Und auch zum Thema Recurve und Vorteilen beim Schnittwinkel habe ich noch eine Ergänzung: Viele Messer mit Sheepfoot oder deutlich unter die Klingen-Mittellinie heruntergezogener Spearpoint bzw. Droppoint-Klinge haben ähnlich gute Schneideigenschaften beim Zugschnitt wie die Recurves,
So what? Ich als User und nicht als Sammler brauche einfach kein Recurve - und ich weiss aufgrund des Besitzes von auch ein paar Recurveklingen, wovon ich schreibe - Recurves kommen bei mir höchstens Sonntags in die Tasche, wenn ich davon ausgehe, eigentlich kein Messer zu benötigen, aber eben doch "angezogen" herumlaufen will, nur vielleicht etwas eleganter...
-ZiLi-

Aber dafür hat man da eben wieder deutliche Nachteile beim Schneiden auf einer Unterlage/ebenen Fläche.
Wo da für jeden der beste Kompromiß liegt, muß jeder selbst entscheiden.

(Und nur so als Anmerkung: ich finde schöne Wharncliffes absolut EDC-würdig! :D )



Allerdings sollte man mal Wellenschliff definieren.
Unter Wellenschliff fallen bei mir nicht die gezackt geschliffenen
Klingen, wie z.B. Spyderco.

Wellenschliff hat z.B. ein Brotmesser [...]

Bei dem, ich nenne es mal, Zackenschliff, ist mir die Nützlichkeit nicht ganz klar, da diese Messer ehrer reißen als schneiden. Die Zacken verhaken sich zu leicht im Schnittgut.
Das ist auch bei Schnüren und dünnen Seilen so.


Definitiv nicht richtig!

Wir haben gerade vor kurzem gerade wieder eine ganze Serie Schneidtests mit diversen Wellenschliffen (Oder "Zackenschliffen", wie Du sagen würdest) durchgeführt, alles Messer aus dem EDC- oder Tactical-Bereich, und die geschnibbelten Schnüre und Seile haben bei kaum einem nennenswert gehakt. Das ging meistens zackig durch. :haemisch:
Wobei es natürlich auch genug Beispiele für weniger gelungene Wellenschliffe gibt, auf die das voll zutrifft.
Aber eben bei weiten nicht in der Allgemeingültigkeit, wie das vielfach dargestellt wird.


häufig bleibt man mit der Teilwelle nur irgenwo hängen. Das Schneidgut wird nicht zerschnitten, sondern zerrupft.

Siehe oben :p

Vor allem, wenn es kein sauberer Wellenschliff ist, sondern irgendwelche ausgestanzten Zacken, wie bei vielen preisgünstigen Messern.

Also einen gestanzten Wellenschliff habe ich bisher glaube ich noch nicht gesehen.

Generell werden Wellenschliffe eigentlich mit einer auf der Außenbahn profilierten Scheibe hergestellt, die das Wellenprofil in die Klinge schleift.

im Spyderco Forum gab's IIRC mal eine Story von einem Taucher, der ein Stahlseil mit einem Spyderco vertrennt hat.

Mein eindrucksvollstes Erlebnis hinsichtlich Serrations ist immer noch die Demonstration von Sal Glesser auf der IWA, wie er mit einem Jester (Full Serrated) ein freihängendes half-inch Manila Rope mit einem Hieb durchtrennt hat.

Das war gelungen! :hehe:
 
Mein eindrucksvollstes Erlebnis hinsichtlich Serrations ist immer noch die Demonstration von Sal Glesser auf der IWA, wie er mit einem Jester (Full Serrated) ein freihängendes half-inch Manila Rope mit einem Hieb durchtrennt hat.

Das war gelungen! :hehe:

Verdammt, wieso muss ich da sofort an Cold Steel denken...:steirer:
Aber im Ernst: Ich besitze zur Zeit nur ein Messer mit Recurve und keins mit Wellenschliff. Ich bin aber immer mehr versucht mir eines zu besorgen, bevorzugt mit Spyderedge...
Mein Recurve mag ich mehr, als ich dachte, als ich es kaufte. Und dabei ist es "nur" ein Muela.
Also halte ich es eher so, wie beagleboy es in einem der beiden oben angegebenen Threads sagte: "Ich rate zum Versuch"

Gruß,
Carsten
 
Hm, Recurveklingen habe ich nur 2, bin auch noch nicht so überzeugt davon. Klar, zum Pakete öffnen, etc. sind sie super, aber sie sind mir doch etwas zu spezialisiert.

Serrations ist für mich fast ein Muss. Also wenn ich ein Messer nur mit glatter Klinge bekomme, ist das fast ein Grund für mich, es nicht zu nehmen. Ausser vielleicht, um die Sammlung zu vervollständigen. :hehe:

Als EDC trag' ich im Moment ein Spyderco Police mit Spyderedge und ein Extrema Ratio Fulcrum C. Beides schön mit Welle. :super:
 
Sehr interessant, die ganzen Erfahrungen, Meinungen, Vorlieben
und die dazugehörigen Erklärungen zu sehen.

@beagleboy:
Meine Erfahrungen bezüglich dieses "agressiven" Wellenschliffs ist halt anders.
Möglicherweise hatte ich die falschen Messer zur Auswahl.

Wie gesagt lehne ich den Welleschliff nicht ab, aber er muß "richtig"
ausgeführt sein. (was ich unter richtig verstehe, habe ich ja schon in meinem ersten Post erwähnt)
Mir hat das schon ein paar mal geholfen Elektobreitband vom Weidezaun
zu durchtrennen.
Das Spyderco Endura hat sich bei der Aufgabe verhakt.
Ja, es ging trotzdem, aber das LM schneidet hier "smarter".
 
Was Ästhetik und Hygiene anbelangt, hantiere ich am liebsten mit glatten Schneiden.
Aber:
Alle Jahre wieder, meist im November, wird in meinem Garten das ganze dürre Gesträuch aus den Beeten entfernt. Dazu nehme ich seit längerem mein Spyderco Manix mit Combo-edge. Ich kann mir kaum was Effektiveres vorstellen: Gestrüpp mit einer Hand bündeln, mit nach oben gerichteter Schneide ziehend abschneiden. Ich mußte die Klinge noch nie nachschärfen, obwohl da auch reichlich Sand und Blumenerde mit bei ist. Mit glatter Klinge wäre das kaum so machbar.
Und dann habe ich mittlerweile auch den Wellenschliff des Victorinox OHT, der ja bis zur Klingenspitze geht, liebgewonnen: Seit ich nach einer Großveranstaltung Unmengen von dicken Kabelbindern von Bühnengerüsten abschneiden durfte, weiß ich, daß das am Fixesten geht, wenn man die - wellenbewehrte - Spitze unter den Kabelbinder steckt und kurz anhebelt. Zack und weg. Mit glatter Klinge wesentlich mühsamer, weil sie dauernd abrutscht.
Im Büro, wo öfter glasfaserverstärkte Packbänder zu durchtrennen sind, möchte ich auch ungern auf den Wellenschliff verzichten.
Meine Brötchen schneiden sich am besten mit Wellenschliff. Bei Tisch benutze ich am liebsten Tischmesser von Victorinox, die haben denselben Wellenschliff wie OHT und die Mariner-Modelle.
Recurve-Messer habe ich kaum, außer ein Schanz-Custom. Ich glaube, wegen der Ästhetik, sie gefallen mir nicht wirklich. Aber das ist Geschmackssache.

Zusammenfassend finde ich, wie schon einer meiner Voerredner, es gibt aktuell wesentlich schlimmere Designsünden, nämlich die ganzen erwähnten Zacken, Bohrungen, Durchbrüche usw.
 
[...]
Das Spyderco Endura hat sich bei der Aufgabe verhakt.
Ja, es ging trotzdem, aber das LM schneidet hier "smarter".

Big-Bear,

ich sag's nochmal - das Verhaken kommt vor, ist aber mMn. alles Teil des Plans. Es ist mit mehr Kraftaufwand verbunden, aber auch mit mehr Effektivität.

Mit einem Jester! ein 1/2" Manila-Seil zertrennen, klappt eben nicht wenn sich die Klinge nicht verbeisst. Ich war auch dabei ;)

Gruss, Keno
 
Guten Abend beagleboy.

...Also einen gestanzten Wellenschliff habe ich bisher glaube ich noch nicht gesehen.

Ja, da hast Du natürlich recht. Ich hatte es ironisch gemeint und hätte in meinem Posting anstatt "irgendwelche ausgestanzten Zacken" besser schreiben sollen "irgendwelche Zacken, die wie ausgestanzt aussehen".

Was ich meine, sind diese billigen Wellenschliffe, die eine sehr grob geschliffene Schneidphase und eine nahezu schartige Schneide haben. Die Zacken sind nicht wirklich scharf, sondern lediglich spitz. An der nicht angeschliffenens Seite sieht der Wellenschliff imo aus wie ausgestanzt. Das wollte ich zum Ausdruck bringen.

Zur Veranschaulichung, was ich meine, habe ich gleich mal meinen neuen Makroblitz getestet:
Murkswelle1
deutlicher wird es, wenn man die nicht angeschliffene Rückseite betrachtet:
Murkswelle2

Die Fotos sind von einem Billigstnachbau um 10.- Euro (inkl. Fracht) des Ka-Bar Next Generation Fighting Knife. Ich hab's mir gekauft, um das Messer mal bestaunen und befummeln zu können, bevor ich mir bei Wolfster das teuere Original bestelle. Das war mir den Zehner wert.

edit
Ich vergass zu erwähnen, dass ich natürlich das Original mit der glatten Klinge kaufen werde.
 
Hm, Recurveklingen habe ich nur 2, bin auch noch nicht so überzeugt davon. Klar, zum Pakete öffnen, etc. sind sie super, aber sie sind mir doch etwas zu spezialisiert.

Recurveklingen spezialisiert??? :confused:

Es gibt so viele Messer mit einem dezenten recurve, ob es nun unser AK101 oder der Eurofighter ist, oder auch ein Benchmade 710, nur um mal ein paar Beispiele zu nennen.

Was soll daran denn spezialisiert sein? :argw:

Davon abgesehen wüßte ich nicht, inwieweit eine Recurveklinge beim Paketöffnen irgendeinen Vorteil bieten sollte.

Hier wäre Hawkbill oder Wharncliff deutlich besser (und spezialisierter ;) ).
 
:irre: aua... da hat mir wohl der Fieberwahn einen Streich gespielt... Hab' Recurve mit Hawkbill verwechselt... :irre:
 
....ich sag's nochmal - das Verhaken kommt vor, ist aber mMn. alles Teil des Plans. Es ist mit mehr Kraftaufwand verbunden, aber auch mit mehr Effektivität....

Kein Problem! Dann hab ich halt nicht den "richtigen Draht" dazu.
Soll ja vorkommen, dass man mit dem einen oder andern
Funktionselement nicht so richtig warm wird.
 
Muss man ja auch nicht :)

Ich wollt' nur erklärt haben, dass es halt ein Teilaspekt des Prinzips ist.

Ob man das dann für sich gut findet, muss jeder selber entscheiden.

(Ich wollte nicht unfreundlich rüberkommen, falls dem so war - sorry.)

Gruss, Keno
 
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