Reproduzierbare Prüfung der Schärfe von Klingen

lumberjack264

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Hallo zusammen,

nachdem ich das Forum bereits durchsucht habe und nicht fündig geworden bin, stelle ich mal hiermit meine erste Anfrage.

Für ein Studienprojekt bin ich damit beauftragt worden, eine Messmethode zu entwickeln, bzw. zu finden, mit der die Schärfe von industriell gefertigten Klingen reproduzierbar gemessen werden kann. Ich habe es mir ähnlich wie die Prüfung der Mikrohärte nach Vickers (Eindrücken eines Diamanten in die Klinge) vorgestellt. Mit dem Prüfgerät über die Klinge fahren und am Ende bekommt man einen ablesbaren (und damit statistisch verwertbaren) Wert mitgeteilt.

Kennt jemand ein Messverfahren, mit dem dieses möglich ist, bzw. gleichzeitig auch ein Institut oder einen Ansprechpartner an das man sich wenden kann? Mitteilungen auch gerne per mail oder pn.

Danke für eure Mithilfe

Mit freunlichen Grüßen
 
CATRA-Tests sind zB eine Möglichkeit. [http://www.catra.org/]

Roman hat in Gießen erzählt, dass medizinische Kanülen sogar akustisch geprüft werden - sie werden durch eine Kunststoffmembran gestochen; und der dabei entstehende Klang kann dann ausgewertet werden.

Gruss, Keno
 
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Wenn ich das richtig verstehe, dann suchst Du eine Prüfmethode für die Schneidleistung, nicht für den Winkel.
Das mit dem Winkel ist schnell erledigt, siehe den Link von Cheez zu catra. Man kann sich so ein Lasergoniometer auch ziemlich einfach selbst bauen, im Buch von Verhoeven (gibt es hier: ist das auch gut beschrieben.
Wenn es aber um die Schneidleistung geht, dann rate ich Dir, mal einen Blick in Romans Buch zu werfen.
Eine Methode ist auch in der EN ISO 8442 Teil 5 beschrieben, wo mit Klingen definierte Kartenstapel geschnitten werden, die auch abrasiv beschichtet sind. Messwerte sind dann die Größen ICP (initial cutting performance), TCC (total card cut) und CER (cutting edge retention)

Wenn es aber ins Eingemachte geht, dann geht nur ein Weg:
Definition der mit den Klingen zu bewältigenden Schneidaufgaben (drückend, ziehend, schlagend) und das Schneidgut (biegehart, biegeschlaff, abrasiv, dünn, dick (beides in Bezug auf die Klingenbreite).
Und dann:

Heinz Klemm, Die Vorgänge beim Schneiden mit Messern, Freiberger Forschungshefte B 12, Eisenhüttenwesen, Seite 1-84, Berlin, Juli 1957, Herausgegeben von der Bergakademie Freiberg.
Ist anspruchsvoll, aber erstklassig. Grundlagenwerk halt.

Danach natürlich noch die üblichen Verdächtigen: Stüdemanns Dissertation etc. Kann man in Romans Literaturverzeichnis nachlesen.

Es gibt also schon eine Menge. Man braucht das Rad nicht neu zu erfinden.

Natürlich kann man jede Menge einfache Tests etwas reproduzierbarer gestalten. Aber die Methode soll ja Bestand haben.

Wenn man eine Klinge auf gute Schärfe gebracht hat, ist ein guter Test das Schneiden von Papier und die genaue Begutachtung der Schnittufer: ausgefranst, glatt und sauber, hakt die Schneide, geht es längs und quer zum Blatt. Oder:
Klinge auf den Rücken legen, Blatt Papier senkrecht drauffallen lassen. Wie tief ist die Kerbe, wenns gar keine gibt, ist das Messer nicht scharf.

Ich setze es immer hinten am Nackenhaar an, und es muß beim Runterziehen ziepen und schneiden, auf das Geräusch achten.

Die letzten Verfahren sind subjektiv, man kann nichts vergleichen ausser nicht gut genug und scharf.

Bei Papier: kann man mit blossem Drücken den Anschnitt machen?

Man kriegt eigentlich alle Klingen (vernünftige Stähle vorausgesetzt) so scharf. Doch was passiert im Gebrauch. Da sind die oben genannten Tests schon gut.

Oder gleich den Schnittfähigkeitstest und Schneidkantenstabilitätstest nach Roman durchführen. Ist labormäßig sehr sicher.

Ich hoffe, ich konnte zur Verwirrung beitragen.:D

:D:D:D Man kann auch Tomaten und Seidentücher nehmen.:D:D:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Herbert;

testen die Catra-Tests nicht auch Schärfe und Schnitthaltigkeit? Ich meine, dass zB Spyderco damit auch Klingen testen lässt.

Mal ein konkreter Link zu den Tests von Catra, die angeblich auch Schärfe testen: http://www.catra.org/pages/products/kniveslevel1/knives blades.htm

(Anmerkung - Ich setzte "Schärfe" nicht umbedingt mit "Schneidleistung" gleich - bei letzterer erwarte ich eine geeignete Geometrie.)

Gruss, Keno
 
Danke erst einmal für die Links usw. Haben mir schon einmal sehr geholfen. Allerdings bin ich an der Literaturliste sehr interessiert. Hat irgendjemand von euch Teile davon elektronisch vorliegen? Oder als Buch und möchte dieses verkaufen?
Denke nämlich, dass wenn es über die Unibib verfügbar ist, es sehr lange dauert.

@cheez
Soweit ich das mit dem Catra Test verstanden habe, wird mit einer Art Druckprüfmaschine eine eingespannte Klinge in ein Silikonkissen gedrückt. Hat jemand dazu genauere Informationen oder weiss, ob in Deutschland eine dieser Maschinen steht?

Vielen Dank schonmal, ihr wart echt super und habt mir sehr geholfen.
 
@cheez: Du hast Recht. Die testen beides, und ich glaube, einige Messerhersteller machen das.
Die Kriterien sind halt die ICP, also die Anfangsschärfe, und dann die Beständigkeit der Schärfe gegen Beanspruchung.
Die Sache mit der EN ISO beschreibt die Sache mit dem Kartenstapel.

Und ja, Deine Anmerkung in Klammern unterschreibe ich voll. Das muß man sich immer vor Augen halten.

@lumberjack264: die EN ISO dürfte über die Uni überhaupt kein Problem sein, wenn man die privat kaufen möchte, kostet das etwa 80 Euro bei Beuth.

Die Literaturliste war hier mal verlinkt. Ich such da mal. Sonst würde ich einfach Roman mal anmailen, der ist nett. Der hilft Dir bestimmt weiter.

Wenn Du nicht weiterkommst, maile mich mal an.
 
Hallo,
Interessante Aufgabenstellung! Ich würde da an Deiner Stelle bei Skalpell- oder Rasiermesserklingenherstellern nachfragen. Die Frage ist halt nur, ob die damit rausrücken. Qualitätssicherung, in diesem Fall ist das ja die Schärfe, ist immer ein großer Posten in der Kalkulation und das entsprechende Know-How wird hier vielleicht nicht einfach ausgebreitet. Zumindest denke ich, dass Du bei Medizintechnik-Firmen besser aufgehoben bist. Dort kommt es ja wirklich auf die Schärfe an. Bei den hier im Forum produzierten Messern ist die Schärfe wohl eher ein subjektiver Faktor, d.h. wenn die Haare fallen, ist gut.

Die Idee mit der akustischen Kontrolle ist gut. Die Resonanzen eines solchen Schneidvorgangs kann man auswerten. Gemessen werden sie in der Regel mit einem Laser. Dann wird das Messergebnis in einen Bereich "gut" oder "schlecht" einsortiert. Diese Resonanzen müssen vorher angelernt werden und das Programm sortiert dann automatisch aus. Das funktioniert z.B. bei Motoren von Autos, Handwerkzeugen und sogar bei Eiern, die in Schwingung gebracht, d.h. "berauscht" werden.
Ich bin da kein Fachmann, aber vielleicht kann Dir das Weiterhelfen.
In diesem Fall die Begriffe: Noise Analysis, Qualitätskontrolle, etc. googlen.

Viel Glück
 
Catra-Sharpness Tester

Hallo zusammen,

nachdem ich bei einer vorherigen Anfrage auf die Catra-Sharpness Tester gebracht worden bin, hätte ich einige Fragen hierzu.

1. Weiß oder kennt jemand ein Prüflabor, eine Firma, eine (Fach-)Hochschule in Deutschland, die damit arbeiten und möchte mir dieses mitteilen, gerne auch per email.

2. Hat jemand dieses Verfahren schon einmal beobachtet oder kennt dieses genau? Habe zwar im Netz einige Videos dazu gesehen (z.B. http://www.youtube.com/user/CATRAUK), allerdings ist mit die Funktionsweise nicht genau klar (Wichtig:Sharpness Tester!) Wird hier nur die Maximalkraft nach Eindringen in einen speziellen Silikonprüfkörper gemessen und anschließend als Graph ausgegeben? Sind die Horizontalbewegungen eine andere Messmethode, die getrennt von der MAximalkraft laufen?

3. Weiß jemand, wo man die Prüfkörper bestellen kann und was diese kosten? Finde keine Adresse dazu beim Hersteller.

Hoffe mal, dass mir geholfen werden kann. Danke schonmal.

gruß
 
Ich habe die Themen zusammengelegt; wir können das ruhig hier weiterdiskutieren.

Bist du schonmal auf die Idee gekommen; die Firma Catra selbst anzuschreiben? Es findet sich bestimmt eine Kontaktmöglichkeit auf der Homepage.

Keno
 
Na man muss ja nicht gleich zu den nachmacher nach übersee gehen Cheez.... ;-))

Die VPA Remscheid ist hier zuständig und da gibt es alle Tests diesbezüglich die man braucht.

Spannen finde ich nur, dass man einen Studenten losschickt um eine Studienarbeit zu machen......

Wenn ich jetzt böse sein darf.. hat da ein Prof eine Anfrage von der Industrie bekommen und will jetzt ein Projekt anlanden und damit Kohle machen, ohne dass er die eigendlich kompetenten wie die VPA einbindet. und der nette Student ist sich am hacken ablaufen und für die richtigen tipps......

nix für unguat:haemisch:
 
hat da ein Prof eine Anfrage von der Industrie bekommen und will jetzt ein Projekt anlanden und damit Kohle machen,

Nee, ganz so schlimm ist es nicht. Kann mich zwar nicht darüber auslassen, aber das Thema ist mein Vorschlag gewesen. Und hat auch nichts mit Geldmacherei zu tun.
 
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