Restaustenit

Prandur

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Hallo,

Ich habe kürzlich eine Damastklinge aus 1.2842 und 75Ni8 über der auskühlenden Glut meiner Esse angelassen (ca 15 Sekunden) und bin versehentlich zu hoch in den Bereich der blauen Anlassfarbe gekommen. Ich habe dann nochmals hier im Forum und im Internet nach Anlasstemperaturen recherchiert, was zu einem neuen Hinweis geführt hat. Ich weiß dass man sich beim Anlassen in diesem Temperaturbereich vom hier beschriebenen Optimum von 200° C entfernt und sich bei 300° C ein Zähigkeitsverlust bei gleichzeitig geringerer Härte einstellt. Das Problem ist die Frage ab welcher Temperatur der Restaustenit beginnt in Martensit umzuwandeln. Das Merkblatt Wärmebehandlung von Stahl vom Stahlinformationszentrum gibt folgende Auskunft über die Temperatur:

Bei Anlasstemperaturen bis ca. 230 °C wird vorhandener Restaustenit stabilisiert. Ab etwa 230 bis 280 °C wird bei unlegierten und niedrig legierten Werkzeugstählen der Restaustenit so beeinflusst, dass er beim Abkühlen auf Raumtemperatur unter Bildung neuer Martensit- und/oder Bainitanteile teilweise zerfällt

Dies würde bedeuten das man mit einer Anlasstemperatur von 200 °C keinen Restaustenit beseitigen kann. Natürlich hängt der Zerfallsbeginn auch von dem Legierungsgehalt des Stahls ab. Ich nehme hier Bezug auf die unlegierten und niedrig legierten Werkzeugstähle, die meistens zum Schmieden verwendet werden.
Meine Frage wäre in wie weit sich geringe Gehalte von Restaustenit negativ auf die Schneidkantenstabilität/Zähigkeit auswirken. Falls der Effekt gering ist würde auch ein Anlassen auf über 200° C keinen Sinn machen. Die Klinge Überstand das Schnitzen von Hartholz Problemlos ohne Ausbrüche. Ist es eventuell der Restaustenit der für die höhere Zähigkeit des bei 200 ° C angelassenem Stahl verantwortlich ist ?
 
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