Rettet die Bäume …

corax

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Hallo zusammen,
frei nach diesem Motto habe ich ein altes Böker Taschenmesser restauriert. Das Messer stammt vermutlich aus den 1960er Jahren. Genau kann ich es leider nicht sagen, aber vielleicht gibt es hier ja kundige Menschen, die das Alter anhand der Marke einschätzen können.



Das Messer hat eine große Klinge (6,5 cm) und eine Federklinge (4,5 cm) sowie einen Korkenzieher. Die Griffschalen bestehen aus Bunthorn. Neben ziemlich starkem Verschleiß war leider auch eine der Griffschalen gerissen und die Spitze der großen Klinge abgebrochen.



Zunächst habe ich das Messer völlig zerlegt, indem ich die Griffschalen vorsichtig abgehebelt und die Niete an den aufgetriebenen Enden abgekniffen habe. Danach lassen sich die Niete auf der gegenüberliegenden Seite herausziehen oder man kann sie mit einem dünnen Stift vorsichtig herausschlagen.



Alle Teile habe ich vom Dreck der Jahrzehnte gesäubert und poliert. Die Klingen wurden geschliffen und die große Klinge hat eine neue Spitze bekommen.



Um den Riss zu stabilisieren, habe ich die Griffschalen auf die Platinen mit 2-K-Klebstoff geklebt und anschließend poliert.



Dann ging es wieder ans Zusammensetzen des Messers. Verbunden habe ich alle Teile mit 2mm Messingstiften. Die Vernietung habe ich allerdings etwas anders ausgeführt als im Originalzustand. Ich habe die Niete nicht plan geschliffen, sondern leicht hervorstehende, halbkugelförmige Nietköpfe geformt. So lässt sich ein später eventuell entstehendes Klingenspiel leicht beheben, ohne dass man durch die Hammerschläge die Griffschalen beschädigt.



So sieht das überholte Messer jetzt aus. Bereit für die nächsten 60 Jahre … aber das ist ja eigentlich kein Alter für einen Baum ;-)



Viele Grüße,
corax
 
Klasse, das hast du toll gemacht! Es ist beeindruckend, wie schön das gute, alte Stück wieder hergerichtet wurde, so dass es weiter seiner Arbeit nachgehen kann und dabei auch noch stattlich aussieht. Falls ich solch ein ähnliches Gebrauchsstück hätte, dann würde ich dich fragen, ob du es mir auch so schön restaurieren kannst.
Lob und Anerkennung!

LG
lvk
 
Das gefällt mir!
Hast Du sehr schön wieder hingekriegt. Ich finde es immer wieder toll, wenn man sich die Mühe macht, solche alten Schätzchen wieder in den Originalzustand zu versetzen oder gar zu verbessern. Die Sache mit der Ausformung der Nietköpfe finde ich äußerst gelungen. Der Charme des Messers steigt damit eindeutig.
Ich hoffe, Du wirst viel Freude mit dem guten Stück haben.
Solche Aktivitäten beleben nicht zuletzt auch das messerforum, nicht immer nur super high end, sondern bewahren und wertschätzen.
Nochmal: Prima gemacht.
 
Hallo corax,
sehr feine Arbeit! Die Schadstelle hast du gut in den Griff bekommen und die neuen Niete sind perfekt so. Das war sicher eine Herausforderung!
Nun ist es ein schönes EDC. Meine Anerkennung!
Gruß! rocco26
 
Das ist wirklich gut geworden.
Ich hätte nicht gedacht das die gerissene Schale wieder so gut wird.
Der Nietkopf für den Korkenzieher war sicher mühselig.:super:
 
Ich kann mich nur den Worten von Herbert anschließen - mit handwerklichem Geschick und viel Liebe zum Detail hast Du aus der grauen Maus einen stolzen Schwan gezaubert - Respekt!

Herzlichen Dank für`s Zeigen! :super:
 
Ich kann mich nicht erinnern, schon soviel Mühe und Hingabe bei der Aufarbeitung eines relativ einfachen Messers gesehen zu haben. Dadurch bekommt das Messer nun einen ganz neuen immateriellen Wert. Finde ich große Klasse - und trifft den Titel voll. Da warten noch viele „alt mach neu“. :super:
Das Messer ist nach meiner Meinung durchaus älter, vor WK2.

Gruß
 
Solche Aktivitäten beleben nicht zuletzt auch das messerforum, nicht immer nur super high end, sondern bewahren und wertschätzen.
Genau diese Gedanken hatte ich jetzt auch, nachdem ich mir deinen Bericht angesehen habe!
Danke dafür corax! :super:
 
Wow, was für ein tolles Feedback! Es freut mich sehr und zeigt mir auch eure Wertschätzung gegenüber diesen alten Messern. Danke!

Vielen Dank, Abu, für deine Einschätzung zum Alter:
Das Messer ist nach meiner Meinung durchaus älter, vor WK2.

Eine Sache hatte ich vergessen zu beschreiben. Eine der Griffschalen war leider auch etwas gewölbt und konnten daher nicht mehr plan auf der Platine aufliegen. Um dieses Problem zu beheben, habe ich sie zunächst für ca 48h in Wasser eingelegt. Danach war die Griffschale formbar. Ich habe sie dann im Schraubstock zwischen zwei Holzleisten eingespannt und so fixiert trocknen lassen bis sie wieder eben war (dieser Schritt ist in der 5. Abbildung oben links dargestellt.).

Viele Grüße,
corax
 
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