Review AB Blades aus Deutschland

JayS

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Review AB Blades low S-Grind

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Ich bin vor einiger Zeit schon ein, zwei Mal über AB Blades, Andrei Bacical auf Instagram gestolpert. Er ist Hobbymacher aus Deutschland, bei Trier und hat so vor 4 Jahren mit dem Messermachen angefangen. Ich fand sie optisch nicht schlecht, Hohlkehle wirkte vielleicht etwas zu hoch. Nun hat er im KKF angeboten ein Messer zu testen, bei dem er die Hohlkehle sehr niedrig setzt. Hat mich natürlich interessiert und ich hab mitgemacht.

Specs:
Stahl: Apex Ultra Mono
252x66mm
263g

Griff: 125mm (112+13mm Zwinge)
Breite: 22,0 zu 16,3mm vorne Zwinge:14,8mm
Höhe: 24,6 zu 23,0mm vorne Zwinge: 21,6mm
Griff zu Kehl: 16mm

Schwerpunkt: 45mm
Ziemlich gut ausbalanciert. Ich greife relativ weit vorne.

Dicke:
Schneide
zwischen 0,09-0,13mm

Rücken:
aus Griff: 5,17mm/ Kehl: 5,07/ Mitte: 3,81mm/ K-Tip Drop(39mm zur Spitze): 1,58mm/ 2cm zur Spitze: 0,56mm/ 1cm zur Spitze: 0,34mm
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Kante: 0,49/0,44/0,39/0,34mm


Kehl 5cm 10cm 5cm zur Spitze 2cm zur Spitze
5mm über Wate 0,62 0,46 0,57 0,52 0,43
10mm über Wate 0,73 0,57 0,65 0,78 0,60
20mm über Wate 1,18 1,09 1,06 1,02

Fit and Finish:
Der Griff ist achteckig und tapert schön, angenehm nach vorne. Griff ist sauber eingefasst und die Zwinge, tapert auch, ist gut heirloom abgesetzt vom Griff. Es gibt keine störenden Kanten am Griff. Fasst sich insgesamt gut an und liegt fest in der Hand. Länge zum Kehl ziemlich optimal für mich, schön dünn durch den Taper und nichts scharfkantiges. Auch die Länge finde ich angenehm mit 125mm.
Bis zum K-Tip Abfall ist der Rücken schön gerundet, Kehl oben auch gut gerundet. Unten zur Schneide hin könnte er etwas mehr gerundet sein, aber ist nicht störend. Logo und alles eine saubere Optik. K-Tip Rücken leicht rundlich, gefällt mr besser als gerade, aber nicht optimal. Für mich macht Martin Huber, das optisch am schönsten. Das Messer hat einen Bandschleifer Querfinish, von der Kante zur Schneide ist der Klingenspiegel stärker poliert. Die Spitze hat einen leichten Overgrind.

Profil und Schliff:
Das Messer hat einen Flatspot von knapp 10cm nach hinten zur Ferse, dann kommt ein minimaler Overgrid, dann nochmal flacher hinten raus. Vorne die letzten 11cm zur Spitze besitzt es einen schönen runden Verlauf. Die Spitze liegt auf einer Höhe von 11mm.
Das Messer hat erst einen schwachen Taper, die letzten 8cm wird er stärker. Beim K-Tip drop setzt ein starker Taper ein, die Region wird dabei sehr dünn. Das Messer hat eine Hohlkehle mit eine Höhe von 4cm, bei den letzten 10cm wird dies geringer. Die „Abscher“Kante liegt hinten auf einer Höhe von gerade einmal 4,4mm über der Wate, vorne wird sie noch niedriger und kommt auf 3,1mm. Die Kante ist dadurch ziemlich schwach ausgeprägt, die Hohlkehle selbst ist gut genug ausgeprägt. Der Bereich HK zur Schneide ist ordentlich konvex geschliffen.
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Schnitttechniken:
Das Messer läuft gut im Druck- und Schubschnitt. Profil ist für mich dennoch etwas zu flach und die Spitze ist auch nicht sehr hoch. Zugschnitt funktioniert auch gut. Choppen geht, aber habe mich nicht wirklich getraut, da ein kleinster Ausbruch dabei schon etwas schlimmer ist. Im Wiegeschnitt läuft es nicht sehr angenehm.

Schnittgut:
Zwiebeln: Fliegt nur so durch bei horizontalen Schnitten, sowohl im Bauchbereich als auch mit der Spitze. Vertikale Schnitte gingen auch problemlos von statten, es werden so gut wie keine Schichten nach oben gezogen. Beim Brunoise schneiden bleiben die Würfel etwas kleben, bleiben nicht stehen. Juliennes bleiben ziemlich da wo sie sollen, liegen hauptsächlich auf einem Haufen.
Karotte: Das Messer schneidet Karotten butterleicht. Auch beim Längshalbieren so gut wie keine Geräusche. Es entsteht ein sehr sauberes und glattes Schnittbild. Dickere Scheiben bleiben stehen oder fallen zur Seite. Scheiben von einer halbierten Karotte bleiben etwas mehr haften. Schneidet dünne Längsscheiben leicht und präzise mit guten Foodrelease. Feuchte Karotten kleben minimal. Auch Juliennes wandern etwas die Klinge hoch, fallen aber immer wieder ab zur Seite, wenn Neue nach kommen. Auch Brunoise sammeln sich etwas auf der Klinge, lassen sich jedoch leicht abwischen.
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Sellerie: Beim in Scheiben schneiden kommt es manchmal zu einem leichten, nötigen Druckunterschied im Schnitt, die Klinge fällt hauptsächlich allerdings hindurch. Scheiben stapeln und dann in Balken schneiden, kommt es öfter mal die letzten 1-2mm zu einem minimalen Stocken, dabei ist dann etwas mehr Druck erforderlich, aber wirklich nicht viel. In Würfel schneiden zieht das Messer sie manchmal etwas hoch und man muss sie kurz mit dem Finger fest platzieren.
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Es schneidet sehr leicht durch Lauch, auch am dickeren Übrgang hell zu grün. Die Ringe, vor allem halbierte, wandern hingegen die Klinge hoch und fallen teils auch über den Rücken.
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Kohlrabi hat sich leicht schneiden lassen und die gestapelten Schichten wurden manchmal minimal nach oben gezogen. Bei dickeren Gurkenscheiben bleiben sie in Reih und Glied stehen. Dünnere Scheiben kleben etwas, lassen sich nicht abschütteln, jedoch leicht abstreifen. Auch Zucchinis haben etwas zu sehr geklebt.
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Fazit:
Ein sehr angenehmes, leicht schneidendes Messer. Es ist gut gewichtet und ausbalanciert. Das Gewicht hilft beim leichten Schnitt. Der Griff liegt angenehm in der Hand. Hat eine ideale Nackenlänge für mich. Ist insgesamt sauber verarbeitet. Optik sagt mir zwar nicht vollständig zu, aber ich finde es auch nicht hässlich. Bin aber auch kein K-Tip Liebhaber. Es ist schön dünn ausgeschliffen mit einer dünnen Spitze, die gut funktioniert. Das Profil ist mir persönlich zu flach.
Das Messer ist mäßig reaktiv, entwickelt langsam Patina. Jedoch verfärben Zwiebeln, gerade am Anfang. Auch nach ein paar Tagen haben sich die Zwiebeln noch verfärbt, wenn man sie ein paar Minute liegen ließ, vor allem Brunoises.
Ich war auf den niedrigen S-Grind gespannt und muss sagen, ich bin nicht ganz überzeugt. Die Kante ist sehr schwach ausgeprägt und somit in ihrer Funktionalität nicht ganz zufrieden stellend. Dickeres, schwereres und höheres Schnittgut bleibt kaum kleben, aber sobald es kleiner und dünner wird, wandert es zu leicht über die Kante. Sie besitzt keinen wirklich Abscher-Effekt. Auch funktioniert der Foodrelease bei feuchterem Schnittgut nicht so gut. Um einen besseren Foodrelease zu generieren, müsste sie ausgeprägter sein und somit benötigt man mehr Masse, Dicke. Dies geschieht nur wenn man sie höher ansetzt, da man sonst den leichten Schnitt korrumpiert. Meiner Erfahrung nach wirkt ein S-Grind mit Kante am besten im Bereich 6-8mm über der Schneide. Je niedriger sie ist, desto geringer die Lebensspanne. Gerade bei Ausbrüchen ist sowas tückisch. Ein weiterer Nachteil beim Foodrelease ist der etwas polierte, gebuffte Finish. Darum kleben meines Erachtens feuchte Lebensmittel mehr. Vielleicht klingt mein Fazit etwas negativ, doch das Messer hat mir definitiv Spaß gemacht. Es hat einen angenehmen, leichten Schnitt mit ordentlichem, gutem FR. Wenn der FR beim Macher jedoch im Vorderpunkt steht, würde ich das Konzept noch etwas abändern.

Grüße,
Julian
 
Cooles Design 👍
Hohlkehle nur am Bandschleifer hat halt leider den Effekt, das eine spürbare Abscherkante schwierig umzusetzen ist. Da greifen dann Konzepte von Sheepers oder Uwe besser.

Aber cooles Teil 👌 danke fürs zeigen 😉

Gruß Fabian ✌️
 
Servus,

Hohlkehle nur am Bandschleifer hat halt leider den Effekt, das eine spürbare Abscherkante schwierig umzusetzen ist. Da greifen dann Konzepte von Sheepers oder Uwe besser.

die erste ernsthafte Abscherkante hat Xerxes, ich glaube 2016 an seine „Baukasten“-Gyutos angeschliffen. War nicht mit einer Fräse gemacht, sondern geschliffen und ich vermute gedremmelt. Er hat ein Geheimnis daraus gemacht. Ich suche später noch Bilder raus, damit du dir was vorstellen kannst.

Integrierte HK, also konkav ins Flankenfinish eingeschliffen, wie Robin Dalman es macht, bringt praktisch nix, da muss schon mehr passieren, da hast du recht.

Gruß, güNef
 
Ich war auf den niedrigen S-Grind gespannt und muss sagen, ich bin nicht ganz überzeugt.
Das von Dir beschriebene Verhalten des Messers hätte ich ehrlich gesagt genau so erwartet.
Sowas ähnliches habe ich auch schon versucht, als ich mich von der Geometrie des Griechen habe inspirieren lassen. Allerdings nur auf der Foodreleaseflanke.
Wesentliche Merkmale waren: Schmale Primärfase mit sehr spitzem Winkel, dann Knick der Flanke in die Vertikale bei einer Dicke von 0,5mm.
Die Vertikale Flanke dann beibehalten und in einer Höhe von geschätzt 25-30mm dann mit einem Radius zurück auf die ursprüngliche Flanke.
Schneidet recht schön, ist aber im Hinblick auf Foodrelease eine Sackgasse, weil das Konzept nicht genug Potential für weitere Optimierungen bietet.
Ich habe das Messer hier schon mal gezeigt: Versuch Foodreleasekonzept
Man bräuchte eigentlich an der Abscherkante noch einen Rücksprung, aber wie soll man bei 0,5mm Dicke einen Rücksprung realisieren, ohne die Stabilität der Klinge komplett zu ruinieren.
 
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