Liebes Messerforum,
ich war nun länger nicht mehr aktiv und melde mich mit einem kleinen Review zurück, über ein Messer das einige „Laser“-Liebhaber interessieren könnte!
Es geht wie der Titel verrät um das ASAGAO Gyuto 21 cm PM Stahl.
Eigentlich bin ich großer Fan von Carbonstahl Messern im traditionellen japanischen Design. Aber man sollte sich ja nicht völlig vor Neuem verschließen. Schießlich haben "Rostfreie" Messer schon auch ihre Daseinsberechtigung. Und dann dachte ich: Hey, wenn ich schon sowas ̶k̶̶e̶̶t̶̶z̶̶e̶̶r̶̶i̶̶s̶̶c̶̶h̶̶e̶̶s̶ ausprobier, warum dann nicht auchmal einen westlicher Griff? Und warum soll der denn dann nicht auch noch rot sein?!
Aufmerksam wurde ich durch ein Video von Aaron Gibson auf YouTube indem es eigentlich um das Takamura R2 210 Gyuto geht.
Allerdings habe ich mich bisher noch nicht dazu durchringen können ein Messer aus Japan oder den USA zu importieren und einen Händler in der EU für dieses Takamura Model war nicht zu finden.
Freude kam auf, als ich dann auf das ASAGAO Gyuto bei einem deutschen Shop gestoßen bin, denn dieses soll mit oben genanntem baugleich sein und auch von Takamura hergestellt werden.
Ob dem wirklich so ist und vorallem ob die Qualität in allen Details identisch ist vermag ich nicht zu beurteilen.
Aber wie auch immer, los gehts mit dem Review:
I. Zunächst die obligatorischen Eckdaten:
Klingenform: Gyuto
Griffart: westlich
Stahl d. Schneidlage: PM:R2
Härte: ca. 63 HCR
Klingenlänge: 217 mm
Länge d. Schneide: 212 mm
Klingenstärke (max.): 1,5 mm (Messschieber analog o. Nonius)
Klingenhöhe (max.): 45mm
Gesamtlänge: 34 cm
Gewicht: 149 Gramm
Preis (Jan. 2015): 135 Euro
Das Messer ist dreilagig aufgebaut, die Schneidlage aus rostresistentem PM Stahl mit der Bezeichnung R2 ist eingebettet in zwei Lagen von weicherem Edelstahl.
Der Griff besteht aus rotem Sandel-Schichtholz.
II.Geometrie
Das Gute ist ein wahrer Schneidteufel! Die maximale Klingenstärke von nur 1,5mm lässt‘s erahnen, ja die Klinge fliegt durch Zwiebel, Möhre und andere Feinde!
In Ermangelung eines digitalen Messschiebers oder zumindest einem mit Nonius werde ich so eine tolle Klingenstärkentabelle ala Gabriel nachreichen müssen. Wollte sowas sowieso kaufen, sobald ich weiß welchen...
Die Klingenform erlaubt natürlich Zug- und Druckschnitt, aber auch Wiegeschnitt mit Rücksicht auf die filigrane Schneide ist möglich.
Die Klinge ist im hinteren Bereich ausreichend flach um ordentlich zu Choppen - dafür sind Laser doch schließlich gedacht, nicht wahr?
Griff und Klinge sind im Übrigen recht gleichmäßig ausbalanciert, der Schwerpunkt liegt etwa 1,5 cm vor dem Griff, also etwa dort wo man beim sog. "Pinchgrip" Daumen und Zeigefinger hat. Für mich persönlich hätte das Messer noch etwas Klingenlastiger sein können. Dies ist aber natürlich Geschmackssache und vom jeweiligen Schneidstil abhängig.
III. Verarbeitung
Die Verarbeitung ist meiner Meinung nach ordentlich, auch im Verhältnis zum Preis von 135€ wohl als überdurchschnittlich gut zu beurteilen. Der absolute Oberhammer wie hier und dort zu hören oder zu lesen ist sie allerdings nicht.
Es handelt sich um eine Fulltang Konstruktion, die Backen sind seitlich aufgesetzt. Das gefällt mir persönlich eher gut, denn das resultiert in einer ordentlichen und geraden Griff/Klingen-Ausrichtung. Anders als bei vielen 0815 VG10 Tapetenmessern mit angeschweißter Klinge...
Einige Mini-Kratzer von der Spülmaschine! ...Just kidding!
Die hintere Kante der Schneide (Ago) ist leicht abgerundet, vorallem auf der rechten Seite, dort wo beim Pinchgrip der Mittelfinger oft anliegt (jedenfalls bei mir). Auch der Klingenrücken ist anteilig abgerundert. Im Bereich etwa bis 1,5 cm vom Griff entfernt.
IV. Standzeit
Ich habe das Messer jetzt seit einer Woche als einziges Messer genutzt und auch jeden Tag für mehr oder weniger große Schneidaufgaben verwendet.
Die Auslieferungsschärfe war übrigends überragend. Deutlich schärfer als ein Sirou Kamo mit Honba-zuke, was ich vor einigen jahren mal aus jugendlicher? Dummheit in dieser Ausführung gekauft habe
Nun, Auslieferungsschärfe ist natürlich kein Kaufargument. Stumpf werden sie alle.. und scharf auch... trotzdem sollte es hier nicht unerwähnt bleiben.
Also... Nach einer Woche Einsatz sah die Schneidfase deutlich mitgenommen aus. (nicht zwangsläufig fieser als eine Aogami Klinge nach gleicher Benutzung)
Gut zu sehen an Lichtrefelktionen. Natürlich auch zu fühlen indem man die Schneide leicht über den Daumennagel zieht (besser ohne Druck, ne)
Aber erstaunlich: Das Schneidgefühl war immernoch gut. Dachte zuerst das sei nur auf die Geometrie zurückzuführen, aber auch z.B. zähe Paprikahaut ließ sich noch hervorragend schneiden.
Auch rutscht die Klinge nirgendwo ohne Biss vom Daumennagel. Unter dem Mikroskop mit 22,5 facher Vergrößerung werden chips und bends gut erkennbar. Das sieht jetzt krasser aus als es ist...
Die trotzdem vorhandene Schärfe lässt sich meiner Meinung nach vermutlich dadurch erklären, dass viele Stellen zwischen den "Beschädigungen" stehenbleiben und immernoch für sehr bissige Schärfe sorgen. Das scheint vermehrt bei PM-Stählen in dieser Weise vorzukommen. Von Bark River Messern aus Elmax wird beispielsweise ähnliches berichtet. (Trotz chips scharf, was nicht heißen soll das Elmax sehr leicht zu Ausbrüchen neigt.)
Wie auch immer, heute dachte ich, ich sollte dem Messerchen zumindest mal ein touch up geben und habe es zunächst mit eigentlich bewährter Puma Metallpolitur auf Leder versucht. Pustekuchen! Da tat sich nicht wirklich was. Hier zeigt sich dann doch das R2 irgendwie widerstandsfähiges Zeugs ist.
Auch auf dem 3000er Chosera war der Abtrag wesentlich geringer/langsamer als gewohnt. Was allerdings bei diesem Klingenprofil nicht wirklich schlimm ist, denn da ist auch nicht viel zum abtragen.
Nach funf Minuten auf dem 3000er war ein sauberer Schliff hergestellt. Ich habe dabei einen etwas flacheren Winkel gewählt und bin gespannt ob die Standzeit dadurch weiter gesteigert werden kann. Davon ist eigentlich auszugehen, denn die krasse Auslieferungsschärfe lässt sich fraglos auch auf einen sehr steilen Winkel zurückführen, was bekanntlich auch zu höherer Schneidenempfindlichkeit führt.
Aber ich werde mich dahingehen nochmal melden und ein Update geben
V. Fazit
Zusammenfassend bin ich mit dem Messer sehr zufrieden.
Das Schneidgefühl ist eine Öffenbarung, dafür sorgt die hervorragende Geometrie. Die Rostresistenz ist schon angenehm, vorallem wenn man ein aufwendiges Gericht kocht und man immer mal wieder zum Messer greifen muss und die jeweilige Pflege in der Zwischenzeit auf ein Minimum beschränken kann.
Als Kritikpunkt fällt mir jetzt noch eine gewisse Angst ein, einen meiner Finger zu erstechen...so sehr habe ich mich in letzter Zeit an mein Nakiri gewöhnt^^
Die Schnitthaltigkeit ist soweit ordentlich - was aber noch weiter verfolgt werden muss. Gegebenenfalls werde ich auch um für bessere Chopp-Resistenz zu sorgen eine einseitige Mikrofase anbringen.
Ich hoffe ich konnte euch diese "rote Schneidsau" näher bringen und wünsche noch einen schönen Abend
Vielleicht hätte ich auch einfach weniger von diesen merkwürdigen Speisepilzen schnibbeln sollen!
ich war nun länger nicht mehr aktiv und melde mich mit einem kleinen Review zurück, über ein Messer das einige „Laser“-Liebhaber interessieren könnte!
Es geht wie der Titel verrät um das ASAGAO Gyuto 21 cm PM Stahl.
Eigentlich bin ich großer Fan von Carbonstahl Messern im traditionellen japanischen Design. Aber man sollte sich ja nicht völlig vor Neuem verschließen. Schießlich haben "Rostfreie" Messer schon auch ihre Daseinsberechtigung. Und dann dachte ich: Hey, wenn ich schon sowas ̶k̶̶e̶̶t̶̶z̶̶e̶̶r̶̶i̶̶s̶̶c̶̶h̶̶e̶̶s̶ ausprobier, warum dann nicht auchmal einen westlicher Griff? Und warum soll der denn dann nicht auch noch rot sein?!
Aufmerksam wurde ich durch ein Video von Aaron Gibson auf YouTube indem es eigentlich um das Takamura R2 210 Gyuto geht.
Allerdings habe ich mich bisher noch nicht dazu durchringen können ein Messer aus Japan oder den USA zu importieren und einen Händler in der EU für dieses Takamura Model war nicht zu finden.
Freude kam auf, als ich dann auf das ASAGAO Gyuto bei einem deutschen Shop gestoßen bin, denn dieses soll mit oben genanntem baugleich sein und auch von Takamura hergestellt werden.
Ob dem wirklich so ist und vorallem ob die Qualität in allen Details identisch ist vermag ich nicht zu beurteilen.
Aber wie auch immer, los gehts mit dem Review:
I. Zunächst die obligatorischen Eckdaten:
Klingenform: Gyuto
Griffart: westlich
Stahl d. Schneidlage: PM:R2
Härte: ca. 63 HCR
Klingenlänge: 217 mm
Länge d. Schneide: 212 mm
Klingenstärke (max.): 1,5 mm (Messschieber analog o. Nonius)
Klingenhöhe (max.): 45mm
Gesamtlänge: 34 cm
Gewicht: 149 Gramm
Preis (Jan. 2015): 135 Euro
Das Messer ist dreilagig aufgebaut, die Schneidlage aus rostresistentem PM Stahl mit der Bezeichnung R2 ist eingebettet in zwei Lagen von weicherem Edelstahl.
Der Griff besteht aus rotem Sandel-Schichtholz.
II.Geometrie
Das Gute ist ein wahrer Schneidteufel! Die maximale Klingenstärke von nur 1,5mm lässt‘s erahnen, ja die Klinge fliegt durch Zwiebel, Möhre und andere Feinde!
In Ermangelung eines digitalen Messschiebers oder zumindest einem mit Nonius werde ich so eine tolle Klingenstärkentabelle ala Gabriel nachreichen müssen. Wollte sowas sowieso kaufen, sobald ich weiß welchen...
Die Klingenform erlaubt natürlich Zug- und Druckschnitt, aber auch Wiegeschnitt mit Rücksicht auf die filigrane Schneide ist möglich.
Die Klinge ist im hinteren Bereich ausreichend flach um ordentlich zu Choppen - dafür sind Laser doch schließlich gedacht, nicht wahr?
Griff und Klinge sind im Übrigen recht gleichmäßig ausbalanciert, der Schwerpunkt liegt etwa 1,5 cm vor dem Griff, also etwa dort wo man beim sog. "Pinchgrip" Daumen und Zeigefinger hat. Für mich persönlich hätte das Messer noch etwas Klingenlastiger sein können. Dies ist aber natürlich Geschmackssache und vom jeweiligen Schneidstil abhängig.
III. Verarbeitung
Die Verarbeitung ist meiner Meinung nach ordentlich, auch im Verhältnis zum Preis von 135€ wohl als überdurchschnittlich gut zu beurteilen. Der absolute Oberhammer wie hier und dort zu hören oder zu lesen ist sie allerdings nicht.
Es handelt sich um eine Fulltang Konstruktion, die Backen sind seitlich aufgesetzt. Das gefällt mir persönlich eher gut, denn das resultiert in einer ordentlichen und geraden Griff/Klingen-Ausrichtung. Anders als bei vielen 0815 VG10 Tapetenmessern mit angeschweißter Klinge...
Einige Mini-Kratzer von der Spülmaschine! ...Just kidding!
Die hintere Kante der Schneide (Ago) ist leicht abgerundet, vorallem auf der rechten Seite, dort wo beim Pinchgrip der Mittelfinger oft anliegt (jedenfalls bei mir). Auch der Klingenrücken ist anteilig abgerundert. Im Bereich etwa bis 1,5 cm vom Griff entfernt.
IV. Standzeit
Ich habe das Messer jetzt seit einer Woche als einziges Messer genutzt und auch jeden Tag für mehr oder weniger große Schneidaufgaben verwendet.
Die Auslieferungsschärfe war übrigends überragend. Deutlich schärfer als ein Sirou Kamo mit Honba-zuke, was ich vor einigen jahren mal aus jugendlicher? Dummheit in dieser Ausführung gekauft habe
Nun, Auslieferungsschärfe ist natürlich kein Kaufargument. Stumpf werden sie alle.. und scharf auch... trotzdem sollte es hier nicht unerwähnt bleiben.
Also... Nach einer Woche Einsatz sah die Schneidfase deutlich mitgenommen aus. (nicht zwangsläufig fieser als eine Aogami Klinge nach gleicher Benutzung)
Gut zu sehen an Lichtrefelktionen. Natürlich auch zu fühlen indem man die Schneide leicht über den Daumennagel zieht (besser ohne Druck, ne)
Aber erstaunlich: Das Schneidgefühl war immernoch gut. Dachte zuerst das sei nur auf die Geometrie zurückzuführen, aber auch z.B. zähe Paprikahaut ließ sich noch hervorragend schneiden.
Auch rutscht die Klinge nirgendwo ohne Biss vom Daumennagel. Unter dem Mikroskop mit 22,5 facher Vergrößerung werden chips und bends gut erkennbar. Das sieht jetzt krasser aus als es ist...
Die trotzdem vorhandene Schärfe lässt sich meiner Meinung nach vermutlich dadurch erklären, dass viele Stellen zwischen den "Beschädigungen" stehenbleiben und immernoch für sehr bissige Schärfe sorgen. Das scheint vermehrt bei PM-Stählen in dieser Weise vorzukommen. Von Bark River Messern aus Elmax wird beispielsweise ähnliches berichtet. (Trotz chips scharf, was nicht heißen soll das Elmax sehr leicht zu Ausbrüchen neigt.)
Wie auch immer, heute dachte ich, ich sollte dem Messerchen zumindest mal ein touch up geben und habe es zunächst mit eigentlich bewährter Puma Metallpolitur auf Leder versucht. Pustekuchen! Da tat sich nicht wirklich was. Hier zeigt sich dann doch das R2 irgendwie widerstandsfähiges Zeugs ist.
Auch auf dem 3000er Chosera war der Abtrag wesentlich geringer/langsamer als gewohnt. Was allerdings bei diesem Klingenprofil nicht wirklich schlimm ist, denn da ist auch nicht viel zum abtragen.
Nach funf Minuten auf dem 3000er war ein sauberer Schliff hergestellt. Ich habe dabei einen etwas flacheren Winkel gewählt und bin gespannt ob die Standzeit dadurch weiter gesteigert werden kann. Davon ist eigentlich auszugehen, denn die krasse Auslieferungsschärfe lässt sich fraglos auch auf einen sehr steilen Winkel zurückführen, was bekanntlich auch zu höherer Schneidenempfindlichkeit führt.
Aber ich werde mich dahingehen nochmal melden und ein Update geben
V. Fazit
Zusammenfassend bin ich mit dem Messer sehr zufrieden.
Das Schneidgefühl ist eine Öffenbarung, dafür sorgt die hervorragende Geometrie. Die Rostresistenz ist schon angenehm, vorallem wenn man ein aufwendiges Gericht kocht und man immer mal wieder zum Messer greifen muss und die jeweilige Pflege in der Zwischenzeit auf ein Minimum beschränken kann.
Als Kritikpunkt fällt mir jetzt noch eine gewisse Angst ein, einen meiner Finger zu erstechen...so sehr habe ich mich in letzter Zeit an mein Nakiri gewöhnt^^
Die Schnitthaltigkeit ist soweit ordentlich - was aber noch weiter verfolgt werden muss. Gegebenenfalls werde ich auch um für bessere Chopp-Resistenz zu sorgen eine einseitige Mikrofase anbringen.
Ich hoffe ich konnte euch diese "rote Schneidsau" näher bringen und wünsche noch einen schönen Abend
Vielleicht hätte ich auch einfach weniger von diesen merkwürdigen Speisepilzen schnibbeln sollen!
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