Review aus Fünf Blickwinkel:Ashi Ginga Shirogami Gyuto

güNef

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Review aus fünf Blickwinkeln:

Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.

Hier ist die Erste davon:

Hier geht’s um ein Gyuto das zu den „dünnen“ seiner Zunft gehört und sich durch seine besonders schneidfreudige Geometrie einen exzellenten Ruf erworben hat und zur Standardempfehlung gehört wenn es um ein besonders schneidfähiges Exemplar aus einer japanischen Manufaktur gehen soll.

Ashi Ginga Shirogami Gyuto 240mm

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Da dieses Messer entschieden dünner ist, als Solinger Standardware (ausgenommen Herder) ist es mitunter etwas empfindlicher als robustere Geometrien, das gleicht es allerdings mit faszinierender Schneidfähigkeit aus. Ausgewogen im Sinne einer idealen Verteilung aller Eigenschaften ist es daher nicht. Ich habe das Messer jetzt seit drei Wochen zur Ansicht, in Gebrauch und zum Vergleich!

Die Schneiderei:

Wer ein Ashi kauft will ein dünnes Messer und das bekommt der Käufer auch.
Was die Geometrie anbelangt sind wir hier schon ziemlich weit vorne, unmittelbar hinter der Schneide bis gut 2/3 der Klingenhöhe geht es nur mehr bedingt dünner.

Die Ashi Ginga's mit Wa-Griff sind gesamt noch ein wenig dünner, getoppt wird das nur noch von der Schwedenstahl-Serie!

Ich für mich trenne klar zwischen reinen „Lasern“ und ausgewogenen Klingen und halte das auch für nötig. Jemand der sich für ein sehr dünnes Messer entscheidet, sollte für sich vorher klären was von diesem Messer erwartet wird.

Will heißen: Extrem dünne Messer mit sehr harter Schneide sind eigentlich Liebhaberei, die generelle Stärke liegt im Schneiden von festem Schnittgut, da gleiten sie von oben bis unten durch ohne zu spalten oder zwischen den Schnitthälften „stecken“ zu bleiben. Zugleich stellt sich hier bei besonders harten Stählen wieder ein Nachteil ein, da das Zerteilen eines harten Kürbisses die Schneide über Gebühr belasten kann, ein Verkanten könnte schon reichen und die glatte Schneide ist dahin. Es entscheidet also die perfekte Balance von Anschliff, Stahl und Wärmebehandlung der Klinge über die Schneidkantenstabilität und somit über die Haltbarkeit der Schneide. Ob man für solches Gemüse lieber ein derbes Messer nimmt um sein gutes zu schonen obliegt dem Nutzer. Daher, wer ein Messer mit dünner Geometrie wählt, sollte sehr harte Stähle meiden um die Empfindlichkeit der Schneide nicht unnötig nach oben zu schrauben. Hier sind ein paar Grad Rockwell weniger oftmals mehr und die entschieden bessere Wahl. Dann darf man auch mal gedankenlos und unkonzentriert am Brett stehen.

Der Stahl/Die Klinge:

Die Klinge ist Monostahl und vollständig aus Shirogami 2. Das Ashi ist mit ca. 61 HRC jetzt nicht extrem hoch gehärtet und das feine Korn von diesem sehr reinen Stahl nimmt eine enorme Schärfe und eine feine Schneide an, bei akzeptabler Standzeit für den privaten Gebrauch, hier halte ich eine hohe Schnitthaltigkeit ohnehin für überbewertet.

Zitat berko, Berufskoch:

Nicht so im Profibereich, da verliert der Shirogami seine extrem Schärfe recht rasch und pendelt sich dann bei geschätzten 60% seiner Maximalschärfe ein.

Die Klinge bildet natürlich eine Patina aus, sehr reaktiv allerdings nicht, das passiert recht langsam, weder riecht der Stahl noch färbt er Lebensmittel ein.

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Das Ashi Ginga Shirogami ist von meinem Blickwinkelbericht aus schon länger in Benutzung und das sieht man dem Messer auch an. Es ist ohne Patina angekommen, ich nehme an sie wurde mechanisch entfernt, die Flanken zeigen längs Scheuerspuren. Patina bildet sich beim Arbeiten dann langsam wieder aus, zu Beginn in Schneidennähe, später werden die Patinafelder größer.

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Wer so eine Klinge und Bolster nicht regelmäßig poliert, muss mit Ablagerungen an Klinge und Bolster leben. Verfärbungen und eventuell beginnende Korrosion sieht man hier schön. Wer das nicht goutiert muss eben regelmäßig/übermäßig pflegen, oder wählt die rostträge Schwedenstahlvariante. Aber nur Shirogami ist Shirogami, wer diesen Stahl will, weiß ja in der Regel welche Eigenschaften der Stahl mitbringt und hat sich bewusst dafür entschieden.

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Ashi Hamono verwendet nur zwei Stahlsorten, eine rostträge und eine rostfähige, das hier die Erfahrung und Durchführung einer ausgewogenen Wärmebehandlung gegeben ist, erklärt den Ruf dieser Messer. Zum rostträgen Ashi Ginga Hamono gibt es hier einen ausgezeichneten Bericht.

Ich habe in den letzten 3 Wochen etwa 15 Mahlzeiten zubereitet, weder musste ich nachschärfen noch gab es Mikroausbrüche der Schneide. Dass ich nicht mit Kraft ins Brett fahre noch damit herumhacke darf vorausgesetzt werden. Es war ein achtsamer Umgang, wie ich ihn auch meinen Messern angedeihen lasse.

Die Klinge verjüngt sich am Rücken Richtung Spitze um gut 50%, also von 2,0mm auf 1,0mm, das man mit dieser Spitze ideal parieren kann liegt auf der Hand.

links Schanz/Ashi/Mora(dünngeschliffen)

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Der Klingerrücken ist poliert, aber nicht gerundet, das bleibt wie so oft den Wa-Bochos vorbehalten, warum das so ist, weiß niemand und das wurde schon öfters kritisiert.

links Schanz/Ashi/Mora(dünngeschliffen)

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Jon Broida lässt bei seiner Gessin Ginga Reihe auch bei den Yo-Bochos den Rücken und Kehl runden, es geht doch.

Hier der Kehl im Vergleich mit Mora und Takamura:

links Ashi/rechts Takamura

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links Ashi/rechts Mora(dünngeschliffen)

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Der Griff:

Die übliche Massenware, Pakkaholz, drei Nieten etwas breitere und flachere Bolster als die Konkurrenz. Also alles gut und in Ordnung, nichts herausragendes.

Finish:

Die Messer sind zweckmäßig gefertigt und nicht nachlässig verarbeitet. Das war’s auch schon. Einen Schönheitswettbewerb gewinnen sie nicht.

Vergleich mit Schanz Lucidus, Takamura Mikagi R2, Mora(dünngeschliffen), Ashi Ginga

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Fazit:

Das dieses Messer natürlich wunderbar schneidet liegt auf der Hand. Dreilagenmesser haben hier ihre liebe Not nicht den Anschluss zu verlieren. Als Draufgabe zeigt so ein Messer auch beim beim Durchnitt was ein dünnes Profil zu leisten vermag. Das halbieren und verarbeiten von großem Obst, dessen Schalen nicht bretthart sind, wie Wasser-Zucker oder Honigmelonen ist eine Freude, da hier kaum noch ein Spalten stattfindet. Alles was als nachgiebiges Schnittgut bezeichnet werden kann zerfällt unter dem Messer.

Ich habe jetzt zwei sehr dünne Messer im Block, sollte ich aus Liebhaberei noch eines zukaufen wollen, dann ein Wa-Gyuto, 210mm ob das Ashi Hamono, Gessin Ginga, Konosuke HD, Suisin Inox Honyaki, Sakai Takayuki Grand Chef Wa oder ein Sakai Yusuke wird kann ich nicht sagen.

Was es nicht wird ist ein Yo-Bocho Ashi Ginga Shirogami, es ist mir nicht fesch genug und Yo-Bochos habe ich schon genügend und mit AS meinen rostfähigen Lieblingsstahl.

Welche der beiden angebotenen Stähle jetzt zu präferieren wäre, liegt einzig am Käufer/Nutzer und eben wo und wie dieser das Messer einzusetzen gedenkt.

Gruß, güNef
 
Zuletzt bearbeitet:
Ashi Ginga Shirogami Gyuto 240 mm


Da güNef mit seinem Review sehr gut vorgelegt hat und aus meiner Sicht da nicht viel zu ergänzen bleibt, kann ich mich hier kurz fassen. Die Fakten liegen bereits auf dem Tisch und so kann ich in diesem zweiten Beitrag nur einige persönliche Eindrücke und weitere Vergleiche hinzufügen.

Das Ashi Ginga ist mir natürlich bestens vertraut, da ich seit einigen Monaten die rostträge 210 mm-Version besitze. Nun habe ich also gewissermaßen den großen Bruder in der Hand. Dessen Klinge misst 236 mm (211 mm), die Gesamtlänge beträgt 365 mm (334 mm) und das Gewicht liegt bei 197 g (138 g). In Klammern zum Vergleich die Werte meines kleinen Ashis.

Zweimal Ashi:
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Obwohl ich das kleinere Messer bevorzuge, habe ich mich doch wiederum sehr schnell an das große gewöhnt. Dessen Schwerpunkt liegt unmittelbar vor dem Kropf, wodurch es gut ausbalanciert ist und mir gar nicht so schwer vorkommt. Es wirkt leichter und handlicher und vor allem nicht so mächtig wie z.B. das Misono UX10, welches ich vor kurzem testen durfte. Da würde ich auf jeden Fall das Ashi bevorzugen. Vor allem natürlich aufgrund seiner sehr dünnen Klinge, die eine hervorragende Schneidfähigkeit ermöglicht. Allerdings ist das UX10 besser verarbeitet und mutet insgesamt edler und hochwertiger an.

Der große und der kleine Bruder:
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Das UX10 wirkt mächtiger im Vergleich zum kleinen Ashi, vor allem wegen des großen Griffes:
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Wenn ich die beiden Ashis vergleiche, dann gibt es von der serienmäßigen Verarbeitung her keine Unterschiede. Bei meinem habe ich ja den Kropf glätten und den Klingenrücken abrunden lassen, was sowohl die Optik als auch die Haptik leicht verbessert hat.

Auch bei der Schneidfähigkeit beider Ashis konnte ich keinen Unterschied feststellen. Die Klingengeometrien der beiden sehen ziemlich gleich aus und beide schneiden exzellent, wurden jedoch minimal vom ausgedünnten Kagayaki Carbonext übertroffen. Jedenfalls konnte ich der Shirogami-Klinge mit meinen Schleifkünsten keine höhere Schärfe entlocken als derjenigen aus 13C26. Ein sehr guter Schleifer könnte da sicherlich noch ein wenig mehr an Schärfe rausholen und dann vielleicht auch einen kleinen Unterschied zwischen den beiden ermitteln. Theoretisch sollte der Shirogami etwas vorne liegen, wenn es um die erreichbare Maximalschärfe geht. Bei mir bleibt das aber im theoretischen Bereich.

Ähnliche Geometrie der Brüder: links 240er, rechts 210er
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Der kleine Bruder hat eine deutlich dünnere Klinge sowie einen nachträglich gerundeten Rücken:
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Kaum zu toppen ist dagegen die Schärfbarkeit des Shirogami. Mit wenigen Schüben über den BBB ließ sich eine super Schärfe erzielen, Armrasur in beide Richtungen problemlos. Ganz so leicht lässt sich der Sandvik 13C26 nicht schleifen, obwohl ich auch ihn zu den leicht schärfbaren Stählen zählen würde. Aber hier liegt natürlich der besondere Reiz und Vorteil des Shirogami. Mit wirklich geringstem Aufwand lässt sich bei Bedarf immer wieder ganz schnell eine Topschärfe herstellen.

Überrascht war ich von der geringen Reaktivität dieses Stahls. Er kam bei mir mit ein bißchen Patina an der vorderen Hälfte der Klinge an und hat sich bei mir gar nicht mehr verändert. Ich glaube, ich habe aber auch keine sehr säurehaltigen Lebensmittel damit geschnitten. Hauptsächlich wurde wieder mit verschiedenen harten Gemüsen getestet. Die Klinge sieht so aus, als wäre sie selber etwas unentschlossen, ob sie eine Patina bilden soll oder nicht. Vom Aussehen her wäre mir eine blanke Klinge lieber – oder eine mit „anständiger“ Patina. Auch deshalb würde ich bei der rostträgen Variante des Ashis in Schwedenstahl bleiben.


Fazit

Da mein eigenes Ashi mein Lieblingsmesser ist, war mir auch dessen großer Bruder sehr schnell sympathisch. Im serienmäßigen Zustand ist das Ashi ordentlich, aber nicht herausragend gut verarbeitet. Es ist gut ausbalanciert und ermöglicht dadurch ein ermüdungsfreies Arbeiten. Seine Schneidfähigkeit ist nur schwer zu toppen, ebenso die einfache Schärfbarkeit seines Stahls. Obwohl die Schneide des Ashi sehr filigran ist, befürchte ich nicht, dass es hier schnell zu Ausbrüchen kommen könnte. Der Shirogami ist ja aufgrund seines feinen Gefüges dafür prädestiniert, feinste Schneiden auszubilden und diese auch ohne Ausbrüche halten zu können – eine angemessene Wärmebehandlung vorausgesetzt. Und insofern habe ich keine Bedenken, dass die Leute bei Ashi genau wissen, was sie tun.

Gruß
Pflaster
 
Zuletzt bearbeitet:
Review aus fünf Blickwinkeln:

Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.

Hier mein Review zum AshiGingaYo-Gyuto 240mm in Shirogami 2:


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Die Ashi Gingas sind ja insbesondere in den letzten Monaten in aller Munde. Kaum eine Kaufberatung geht ohne die Erwähnung eines solchen Messers von statten und überall wird extrem insbesondere das Preis-Leisungs-Verhältnis gepriesen sowie die Verarbeitungsqualität. Da ich noch keins der Messer vorher „wirklich benutzt“ habe, habe ich diesem Messer diesen Monat besondere Aufmerksamkeit geschenkt.


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Verarbeitung & Finish

Natürlich war ich durch die vorangegangenen Reviews schon etwas vorinformiert und wusste was auf mich zukommt… eigentlich gute solide Verarbeitung mit einer unschönen Stelle im Übergangsbereich zwischen Klinge und Griff. Und kurz gesagt – genauso ist es auch. Das Messer ist insbesondere in dieser Konfiguration mit Standard-Yo-Griff nicht besonders auffällig oder „schön“ – es ist eben ein typisches Yo-Gyuto. Soweit so gut.. insgesamt gibt es kaum große Kritikpunkte. Die Verarbeitung ist insgesamt ordentlich, sowohl von Griff als auch Klinge. Allerdings finde ich insbesondere die Sektion am hinteren Ende des Griffs etwas „eckig“ ausgeführt, sowohl von den Kanten als auch von der Linienführung. Hier könnte etwas mehr Liebe zum Detail einfließen.


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Die Vorderseite des Bolsters ist jedoch ein herber Kritikpunkt. So etwas geht meiner Meinung garnicht und das können einige Messer für sehr viel weniger Geld doch deutlich besser. Hier stört die raue Verarbeitung beim Greifen und es sammelt sich Dreck. Das muss wirklich nicht sein… dieser Punkt alleine würde mich schon dazu bewegen meiner allgemeinen Tendenz zu folgen und eher zu einem (anscheinend ja sauberer verarbeiteten) Wa-Gyuto zu greifen!


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Der Griff an sich ist ansonsten ordentlich verarbeitet, zwar nicht so schön wie beim Misono UX10 aber insbesondere im Vergleich zur typischen Konkurrenz von JCK Masamoto etc. gibt es da nichts zu beanstanden.


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Klingengeometrie

Das Ashi ist ein Laser – das ist ja bekannt. Angeblich sollen ja die Wa-Gyutos noch etwas dünner sein als die Yo-Gyutos… bestätigen oder widerlegen kann ich das an dieser Stelle nicht. Jedoch weist auch schon das Yo-Ginga eine hervorragende Geometrie auf. Meinem Empfinden nach bietet das Ginga einen guten Kompromiss zwischen einer Lasergeometrie und dennoch noch genug Steifigkeit, so dass nicht zu viel Flexibilität entsteht. Ich muss dazu sagen, dass das Ashi jetzt nicht ganz das dünnste Messer ist, was ich bisher getestet hab. Insbesondere im Bereich der Spitze gibt es da doch noch ein paar Messer, die etwas dünner und feiner ausgeschliffen sind. Insgesamt zeigt sich jedoch (erwartungsgemäß) hier ein sehr gutes Bild – definitiv die Stärke des Ashis!


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Klingenprofil

Das Klingenprofil hat mir sehr gefallen. Die Schneide bietet genug Bauch und die Klinge genug Steifigkeit um gut im Wiegeschnitt arbeiten zu können. Insgesamt hat das Messer nahezu die ideale Balance, auch wenn ich es gerne etwas Klingen-lastiger bevorzugen würde. Dabei ist ein hinreichend großer flacher Bereich vorhanden, so dass man mit dem Ginga auch gut choppen kann. Natürlich klebt das Schnittgut etwas an der Klinge aber das ist bei fast allen mir bekannten Lasern so… In Kombination mit der für mich idealen Größe des Messers würde es an dieser Stelle von mir definitiv 10/10 Punkten geben! Perfekt.


Schnitthaltigkeitund Reaktivität

Sehr zu meiner Freude ist das im Zirkel getestete Ashi eins in Shirogami. Wie vielleicht bekannt ist, verehre ich diesen Stahl. Wie auch Murray Carter (wen die Aussagen dazu interessieren… einfach mal bei YT suchen nach „Murray Carter white blue steel“) schon sagt bietet er in den Händen eines echten Meister schlicht unendliches Potenzial. Die Leistung des weißen Papierstahls ist dabei extrem abhängig von dem Können der Schmiede, während aus Aogami laut ihm jeder Lehrling ein anständiges Messer hinbekommt, da der Stahl von sich aus schon so gute Eigenschaften aufweist. Gut… ich kann diese Aussage jetzt nicht 100% nachvollziehen oder überprüfen, aber was ich sagen kann ist, dass wirklich guter Shirogami von Schärfbarkeit und auch Standzeit mit Aogami nicht nur gleich auf ist sondern auch durchaus überlegen sein kann (vielleicht abgesehen von der Standzeit bei auch entsprechend gut behandeltem Aogami s).
Nun, hat Ashi diesen Stahl im Griff? Kurz gesagt… ja, schon. Ashi härtet den Stahl wie bei vielen der moderneren japanischen Lasern nicht sonderlich hoch. Für mich zeigt sich das in einer für Shirogami zwar akzeptablen aber nicht ausgereizten Standzeit und Schärfbarkeit. Sowohl mein Masamoto KS, mein AokiWarikomi Nakiri, mein Konosuke Fujiyama (Shirogami 1) als auch das getestete AokiSantoku in Shirogami 1 zeigen hier deutlich mehr Potenzial.

Dennoch bietet Ashis Shirogami im Gebrauch für mein Anforderungsprofil gute Eigenschaften und auch einen guten Kompromiss hinsichtlich Pflege. Jedenfalls wurde das Messer bei mir intensivst genutzt, Probleme mit Ausbrüchen gab es dabei nicht. Vor Anfang der Testphase habe ich es von 1000er Körnung ab ordentlich geschärft, was natürlich erwartungsgemäß gut funktioniert. Zwischendrin habe ich das Messer noch 3 oder 4 Mal auf dem Diamantleder abgezogen und es nach Ende des Tests nochmal auf meinem Imanishi Bester 4000 und kurz auf einem Finisher abgezogen.


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Während der Testphase hat es dabei einiges an (IMHO schöner :)) Patina entwickelt. Die Reaktivität würde ich im typischen Bereich für Shirogami 2 einordnen, also nicht extrem hoch und IMHO unproblematisch.


Fazit

Ich kann die aktuelle Position der Ashis in den Kaufberatungen durchaus nachvollziehen nach dem ausgiebigen Tests dieses Messers. Bietet es doch schlicht und einfach ein sehr gutes Gesamtpaket und das für einen wie ich finde auch recht günstigen Preis!

Die meisten Schwächen, die es zeigt sind meiner Meinung nach durch den westlichen Griff bedingt und dürften sich durch die Wahl eine Wa-Modells eliminieren lassen (so eins testen zu dürfen, vielleicht in stainless, würde mir übrigens außerordentlich interessieren :D).

Jedoch wird sich bei mir in nächster Zeit dennoch kein Ashi Gyuto einfinden. Warum? Jedenfalls nicht weil ich es schlecht finde! Es passt schlicht nicht mehr in mein Anforderungsprofil. Wenn es ums pure Schneiderlebnis und die Freude an der Schärfe geht sind höher gehärtete Japaner (z.B. Aoki und Konosuke Fujiyama) dem Ashi schlicht überlegen. Was Laser angeht ist mein Block mit dem Suisin Inox Honyaki ausgestattet, welches IMHO in Sachen Geometrie, Schliff, Finish und subjektiven „Heiliger Gral“-Gefühl noch dem Ashi ein gutes Stück voraus ist. Allerdings… würde ich jetzt nach der Erfahrung noch zum Suisin greifen? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ein Ashi mit Ebenholzgriff in Shirogami wäre schon harte Konkurrenz… aber um das abschließend beurteilen zu können müsste ich einfach nochmal mehr Ashis testen denke ich. Wenn der Preis eine Rolle spielt würde ich sicher zum Ashi greifen. Da ich aber eher in der Hinsicht ein subjektiver unbelehrbarer unvernünftiger Mensch bin würde mein Griff bei einem neuen Laser wohl doch eher zu einem Konosuke HD2 oder Suisin gehen ;)

Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen! Hat Spaß gemacht mit dem Ashi!


Gruß, Gabriel
 
Als Besitzers des Messers ist es an mir, ein paar abschließende Worte zu dem Messer zu finden.
Ich habe das Ashi gekauft, als der Name in Deutschland noch recht unbekannt war. Entsprechend gespannt war ich selbst, als ich das Paket das erste mal in der Hand hielt. Da ich gleichzeitig für einen Freund ein 21cm Gyuto in Schwedenstahl gekauft habe - und inzwischen selbst auch ein solches in der japanischen Griffvariante besitze -, hatte ich auch schon länger den Vergleich, dessen Aufarbeitung ich damals vollmundig versprochen habe, zu dem es aber nie gekommen ist. Das Messer ist im Zuge dieses Zirkels umfänglich geprüft worden, ich will mich hauptsächlich an ein paar zusammenfassenden Worten versuchen.

Die Yo-Version des Ashi Ginga ist ein Messer, das man für seine gute Geometrie kauft und dann für sein rundes Gesamtpaket schätzen lernt. Ich würde mir wünschen, die westliche Variante wäre genauso gut verarbeitet wie die japanische Variante; Kehl und Rücken sind wie bei fast allen westlichen Messern nicht gerundet, was aber ziemlich schnell selbst gemacht ist - die recht groben Bearbeitungsspuren am Kropf dagegen wären allerdings wirklich verzichtbar gewesen und sind auch weniger leicht zu korrigieren. Abgesehen von diesen kleinen Schönheitsfehlern leistet sich das Ginga aber keine einzige weitere Schwäche. Ich finde die Geometrie, obgleich ihr das Wort "Laser" anhängt, durchaus gut ausbalanciert: Das Messer ist extrem schneidfreudig, dabei aber gar nicht besonders empfindlich. Die Unterschiede in Schärfe, Standzeit und Nachschliff zwischen der Shirogami- und Schwedenstahl-Variante zeigten sich mir weniger deutlich, als ich das erwartet hatte. Gerade der Schliff höher gehärteter rostträger Stähle kann erfahrungsgemäß auch schon mal sehr nervig sein; der Sandvik-Stahl ist im Vergleich zu Takefu Goldstählen aber ein Traum. Ich habe guten Gewissens bei meinem 21er Gyuto zu der rostträgen Variante gegriffen, obwohl ich ein erklärter Fan von Carbonstahlmessern bin - so gut ist der Sandvik-Stahl in den Händen von Ashi. Insgesamt liegen die Stahleigenschaften in beiden Varianten in einem als sehr gut zu nennenden Bereich.

Alles in allem ist das Ashi Ginga ein Messer, das ich jedem nur ans Herz legen kann .. und das in den Kaufberatungen ja auch regelmäßig tue.
 
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