Pflaster
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Misono UX10 Gyuto 240 mm
Da eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.
Fakten und Zahlen
Klinge: nicht näher bezeichneter Schwedenstahl, rostträge
Härte: 60 HRC
Klingendicke: 2,3 mm
Klingenlänge: 240 mm
Gesamtlänge: 382 mm
Gewicht: 228 g
Griff: Staminawood
Preis: 285 Euro
Das Misono UX10-Gyuto war in letzter Zeit im MF des öfteren im Gespräch. http://www.messerforum.net/showthre...X10-24er-Gyuto-382-extraordin%E4re-Millimeter! Dieses Messer genießt ein recht hohes Ansehen und so war ich gespannt darauf, es einmal selbst in die Hand zu nehmen. Da das schöne Teil mit 285 Euro nicht gerade als preiswert zu bezeichnen ist, ist der Respekt entsprechend und ebenso die Sorgfalt, mit der man das Eigentum anderer behandelt. Insofern hatte ich mir vorgenommen, mich beim Testen hauptsächlich auf die Verarbeitung und die Schneidfähigkeit zu konzentrieren, dagegen die Schneidhaltigkeit und Schärfbarkeit außen vor zu lassen. Letzteres kann man getrost dem Besitzer überlassen, der am ehesten in der Lage ist, hier durch einen Langzeittest zu konkreten Ergebnissen zu kommen.
Verarbeitung
Wenn man wie ich gewohnt ist, mit 18-21 cm langen Kingen zu hantieren, dann ist der erste Eindruck des 24er UX10 schon ziemlich beeindruckend. Das fängt bereits mit der Verpackung an. Da hat man eine riesige Schachtel von 44 cm Länge und 9 cm Breite vor sich, innen mit blauem Samt ausgelegt – ein edel wirkender Rahmen für das Messer.
Mit diesem Gyuto (228 g) hat man schon etwas in der Hand. Dagegen wirkt mein 18er Hiromoto fast wie ein Kinderspielzeug.
Von oben nach unten: Misono 240 mm, Ashi 210 mm, Hiromoto 180 mm
Was als erstes ins Auge springt: der seidige Glanz des satinierten Klingenspiegels. Der verleiht dem ganzen Messer eine hochwertige Anmutung. Tolles Finish!
Die Klinge ist komplett sauber gearbeitet, vom Rücken bis zum 70/30 Anschliff, von der Spitze bis zum Kehl. Ein winziger Kritikpunkt: der Kehl ist mir ein klein wenig zu scharfkantig. Das könnte nach stundenlangem Arbeiten irgendwann ungemütlich für den anliegenden Finger werden. Ansonsten ist die Verarbeitung in meinen Augen perfekt.
Das gilt genauso für Bolster und Griff: keine Spalten oder Überstände; alles sauber verarbeitet. Hier gibt es für mich wirklich nichts zu meckern.
Performance
Da ich eigentlich ein Freund von nicht allzu großen Messern bin und großen Wert auf eine gute Handlichkeit lege, kann ich mir kaum vorstellen, mir selber einmal ein 24er Gyuto zuzulegen. Nun hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit ein solches zu testen. Ich muss sagen, dass ich mich erstaunlich schnell an das große Messer gewöhnt habe – hätte ich nicht gedacht. 228 g Gewicht sind schon eine Ansage, aber da das Messer sehr gut ausbalanciert ist – der Schwerpunkt liegt direkt am Übergang vom Bolster zur Klinge – nimmt man das hohe Gewicht gar nicht wirklich wahr. Der „mächtige“ Griff aus Holzlaminat liegt gut in der Hand, ich würde sagen perfekt für große Pranken.
Das Aussehen ist ja in jedem Fall Geschmacksache und das gilt auch für die Zwinge des UX10. Hier gehen die Meinungen auseinander. Ich muss sagen, mir gefallen sowohl Bolster als auch das komplette Messer recht gut. Die Form des Bolsters, welches zur Klinge hin immer schmaler wird, empfinde ich als sehr angenehm beim Pinchgrip.
Der 70/30-Anschliff fühlt sich für mich übrigens nicht anders an als ein gewöhnlicher 50/50. Die Klingengeometrie kann man wohl als ausgewogen bezeichnen. So stelle ich als Hobbykoch mir ein perfektes Messer für den Profi vor. Die Klinge ist recht schlank, aber kein Laser. Die Schneide ist robust genug, auch schon mal leichte Unachtsamkeiten zu verzeihen, und trotzdem schneidet das Messer sehr gut. Ich habe verschiedenste Gemüsesorten geschnitten und alles wurde sehr gut bewältigt. Mein 21er Ashi Ginga geht allerdings spürbar leichter durch jedes Schnittgut. Für die Profiküche wäre wahrscheinlich trotzdem das UX10 die bessere Wahl.
links Misono, rechts Ashi
Fazit
Das Misono UX10 ist ein tolles Messer: hochwertig, sehr sauber verarbeitet, exzellentes Finish, gut ausbalanciert, ausgewogene Klingengeometrie mit robuster Schneide, gute Schneidfähigkeit. Für mich persönlich ist das 24er Gyuto zu groß und zu schwer; da würde ich das 21er vorziehen. Und vor allem wäre mir dieses Messer zu teuer. Natürlich verursacht jeder Arbeitsschritt Kosten und ein sorgfältiges Finish bis ins letzte Detail wird am Ende auch bezahlt werden müssen. Dennoch ist in meinen Augen das Preis-/Leistungsverhältnis ein bißchen aus dem Ruder gelaufen und der Preis für mich nicht ganz nachvollziehbar. Davon abgesehen könnte ich mir vorstellen, dass das UX10 sehr gut für die Verwendung in der Profiküche geeignet ist.
Gruß
Pflaster
Da eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.
Fakten und Zahlen
Klinge: nicht näher bezeichneter Schwedenstahl, rostträge
Härte: 60 HRC
Klingendicke: 2,3 mm
Klingenlänge: 240 mm
Gesamtlänge: 382 mm
Gewicht: 228 g
Griff: Staminawood
Preis: 285 Euro
Das Misono UX10-Gyuto war in letzter Zeit im MF des öfteren im Gespräch. http://www.messerforum.net/showthre...X10-24er-Gyuto-382-extraordin%E4re-Millimeter! Dieses Messer genießt ein recht hohes Ansehen und so war ich gespannt darauf, es einmal selbst in die Hand zu nehmen. Da das schöne Teil mit 285 Euro nicht gerade als preiswert zu bezeichnen ist, ist der Respekt entsprechend und ebenso die Sorgfalt, mit der man das Eigentum anderer behandelt. Insofern hatte ich mir vorgenommen, mich beim Testen hauptsächlich auf die Verarbeitung und die Schneidfähigkeit zu konzentrieren, dagegen die Schneidhaltigkeit und Schärfbarkeit außen vor zu lassen. Letzteres kann man getrost dem Besitzer überlassen, der am ehesten in der Lage ist, hier durch einen Langzeittest zu konkreten Ergebnissen zu kommen.
Verarbeitung
Wenn man wie ich gewohnt ist, mit 18-21 cm langen Kingen zu hantieren, dann ist der erste Eindruck des 24er UX10 schon ziemlich beeindruckend. Das fängt bereits mit der Verpackung an. Da hat man eine riesige Schachtel von 44 cm Länge und 9 cm Breite vor sich, innen mit blauem Samt ausgelegt – ein edel wirkender Rahmen für das Messer.
Mit diesem Gyuto (228 g) hat man schon etwas in der Hand. Dagegen wirkt mein 18er Hiromoto fast wie ein Kinderspielzeug.
Von oben nach unten: Misono 240 mm, Ashi 210 mm, Hiromoto 180 mm
Was als erstes ins Auge springt: der seidige Glanz des satinierten Klingenspiegels. Der verleiht dem ganzen Messer eine hochwertige Anmutung. Tolles Finish!
Die Klinge ist komplett sauber gearbeitet, vom Rücken bis zum 70/30 Anschliff, von der Spitze bis zum Kehl. Ein winziger Kritikpunkt: der Kehl ist mir ein klein wenig zu scharfkantig. Das könnte nach stundenlangem Arbeiten irgendwann ungemütlich für den anliegenden Finger werden. Ansonsten ist die Verarbeitung in meinen Augen perfekt.
Das gilt genauso für Bolster und Griff: keine Spalten oder Überstände; alles sauber verarbeitet. Hier gibt es für mich wirklich nichts zu meckern.
Performance
Da ich eigentlich ein Freund von nicht allzu großen Messern bin und großen Wert auf eine gute Handlichkeit lege, kann ich mir kaum vorstellen, mir selber einmal ein 24er Gyuto zuzulegen. Nun hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit ein solches zu testen. Ich muss sagen, dass ich mich erstaunlich schnell an das große Messer gewöhnt habe – hätte ich nicht gedacht. 228 g Gewicht sind schon eine Ansage, aber da das Messer sehr gut ausbalanciert ist – der Schwerpunkt liegt direkt am Übergang vom Bolster zur Klinge – nimmt man das hohe Gewicht gar nicht wirklich wahr. Der „mächtige“ Griff aus Holzlaminat liegt gut in der Hand, ich würde sagen perfekt für große Pranken.
Das Aussehen ist ja in jedem Fall Geschmacksache und das gilt auch für die Zwinge des UX10. Hier gehen die Meinungen auseinander. Ich muss sagen, mir gefallen sowohl Bolster als auch das komplette Messer recht gut. Die Form des Bolsters, welches zur Klinge hin immer schmaler wird, empfinde ich als sehr angenehm beim Pinchgrip.
Der 70/30-Anschliff fühlt sich für mich übrigens nicht anders an als ein gewöhnlicher 50/50. Die Klingengeometrie kann man wohl als ausgewogen bezeichnen. So stelle ich als Hobbykoch mir ein perfektes Messer für den Profi vor. Die Klinge ist recht schlank, aber kein Laser. Die Schneide ist robust genug, auch schon mal leichte Unachtsamkeiten zu verzeihen, und trotzdem schneidet das Messer sehr gut. Ich habe verschiedenste Gemüsesorten geschnitten und alles wurde sehr gut bewältigt. Mein 21er Ashi Ginga geht allerdings spürbar leichter durch jedes Schnittgut. Für die Profiküche wäre wahrscheinlich trotzdem das UX10 die bessere Wahl.
links Misono, rechts Ashi
Fazit
Das Misono UX10 ist ein tolles Messer: hochwertig, sehr sauber verarbeitet, exzellentes Finish, gut ausbalanciert, ausgewogene Klingengeometrie mit robuster Schneide, gute Schneidfähigkeit. Für mich persönlich ist das 24er Gyuto zu groß und zu schwer; da würde ich das 21er vorziehen. Und vor allem wäre mir dieses Messer zu teuer. Natürlich verursacht jeder Arbeitsschritt Kosten und ein sorgfältiges Finish bis ins letzte Detail wird am Ende auch bezahlt werden müssen. Dennoch ist in meinen Augen das Preis-/Leistungsverhältnis ein bißchen aus dem Ruder gelaufen und der Preis für mich nicht ganz nachvollziehbar. Davon abgesehen könnte ich mir vorstellen, dass das UX10 sehr gut für die Verwendung in der Profiküche geeignet ist.
Gruß
Pflaster