Review aus fünf Blickwinkeln: Tadafusa Santoku

Pflaster

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Tadafusa Santoku

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Da eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.


Fakten und Zahlen

Klinge: 3-lagig, Schneidlage Aogami, Flanken rostträge
Härte: 63 HRC
Klingenlänge: 165 mm
Gesamtlänge: 305 mm
Gewicht: 130 g
Griff: Magnolie mit schichtverleimter Edelholz-Zwinge
Preis: 83 Euro


Das Tadafusa Santoku wurde schon oft in Kaufberatungen des MF erwähnt und empfohlen. Ich kannte es bisher nur von daher und durch das Blättern im Dictum-Katalog. Bei diesem Messer war ich immer zwiegespalten: die rustikal anmutende Klinge mit Aogami-Schneidlage gefiel mir sehr gut, während ich die Edelholzzwinge recht häßlich fand. Sehr attraktiv fand ich wiederum den Preis von 83 Euro, welcher das Santoku zu einem der interessantesten Einstiegsmodelle der japanischen Messerwelt macht.


Verarbeitung

Nun habe ich das Messer zum ersten Mal in der Hand und kann mir einen genaueren Eindruck verschaffen. Die Klinge gefällt mir in Natura noch besser als auf den mir bekannten Fotos. Interessante Schmiedeoberfläche, rustikaler Look, ein paar Schleifspuren auf dem unteren Teil der Klinge, polierte Schneidlage mit leichter Patinabildung. Das Ganze wirkt urig und handgemacht – mir gefällt es. Der Klingenrücken ist sauber und nicht scharfkantig. Die hintere senkrechte Kante der Klinge ist nicht ganz so sauber entgratet, kann man aber so durchgehen lassen. Die Verarbeitung der Klinge kann man insgesamt als wirklich gut bezeichnen.

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Nun zum Griff. Durch die ovale Form neigt der Griff etwas mehr dazu, sich in der Hand zu drehen, als das bei Kastanien- oder achteckiger Form der Fall ist. Man kann aber ganz gut damit leben. Das hintere Ende des Griffes ist etwas ungleichmäßig angefast, der Übergang zur Edelholz-Zwinge dagegen perfekt und nicht spürbar.

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Jedoch ist das Erlloch ziemlich großzügig bemessen und man hat sich auch nicht die Mühe gemacht, die Reste der offenen Bohrung zu verschließen :staun:. Dadurch wurde in gewisser Weise dem Tierschutzgedanken Rechnung getragen, indem man für großzügige Unterschlupfmöglichkeiten für Mikroben und Krabbeltierchen aller Art gesorgt hat :D. Also, auf keinen Fall das Messer im Serienzustand mit zum Campen nehmen ;). Andererseits ist es natürlich keine große Sache, solche Spalten eigenhändig zu füllen.

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Insgesamt ist das Messer – besonders in Relation zu dessen Preis – ziemlich gut verarbeitet. Die kleinen vorhandenen Mängel lassen sich mit wenig Aufwand beheben, wenn man möchte. Im Vergleich zu der Tojiro Yasuki Shirogami-Serie im ähnlichen Preissegment sind vor allem das Griffholz und die Zwinge hochwertiger, aber auch die Klinge wirkt irgendwie authentischer und sieht mehr nach Handarbeit aus.


Performance

Das Tadafusa Santoku verfügt über eine schlanke Klingengeometrie und ist schön dünn ausgeschliffen. Dadurch ist es sehr schneidfreudig und zerlegt mühelos auch hartes Gemüse. Das ist schon ein richtig gut schneidendes Messer! Dabei macht die Schneide keinen sehr empfindlichen Eindruck, trotz Härtung auf ca. 63 HRC. Ich habe nicht so viel mit dem Messer geschnitten, dass ein Nachschleifen erforderlich gewesen wäre und kann insofern auch keine konkreten Aussagen zur Schneidhaltigkeit und Schärfbarkeit machen. Theoretisch sollte die Schneidhaltigkeit einer Aogami-Schneidlage mit 63 HRC jedenfalls sehr gut sein und die Schärfbarkeit denkbar einfach.

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Fazit

Das Preis-/Leistungsverhältnis des Tadafusa Santokus ist sicherlich nahezu unschlagbar. Wem das rustikale Design gefällt, der erhält für 83 Euro ein Messer, welches ein richtig guter Einstieg in die Welt der japanischen Dreilagenklingen ist. Es schneidet durch seine günstige Klingengeometrie sehr gut und sollte eine gute Standzeit mit einer einfachen Schärfbarkeit vereinen. Das Messer macht alles andere als einen billigen Eindruck; es ist gut – wenn auch nicht perfekt – verarbeitet. Die zwei kleinen Mängel lassen sich problemlos beseitigen. Ein Stückchen Schmirgelpapier für den leichten Grat an der hinteren senkrechten Kante der Klinge und ein kleiner Schluck Epoxykleber für das Erlloch – das war`s. Insgesamt gibt es eine klare Kaufempfehlung für dieses Santoku im günstigen Preissegment unter 100 Euro.

Gruß
Pflaster
 
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Review aus fünf Blickwinkeln:

Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.

TadafusaSantoku 165mm

Pflaster hat ja die meisten Aspekte des TadafusaSantokus schon hinreichend beleuchtet. Mein Review zu dem Messer fällt demnach aus wie das Messer ist – kurz und einfach :D

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Verarbeitung & Finish

Messer ausgepackt… der erste Eindruck war eher nicht so positiv. Schönheitspreise gewinnt das Messer nicht. Wie schon diskutiert sind ovaler Griff und die orange Holzzwinge nicht besonders schön anzuschauen – wenn auch sicherlich Geschmackssache. Das Klingenfinish ist recht eigen will ich meinen. Die Mischung aus Kurouchi und Nashiji-Finish in Verbindung mit dem sehr matt gehaltenen unteren Bereich wirkt angenehm rustikal ohne unbearbeitet zu wirken. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Klinge teils doch recht rustikal verarbeitet ist. So zeigt sich im Kehlbereich beispielsweise eine sehr unschöne scharfkantige Kerbe.


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In Kombination mit dem nicht abgedichteten Griffloch hinterlässt das Tadafusa im Hinblick auf Verarbeitung einen eher fahlen Beigeschmack. Dass es in dem Preisbereich deutlich besser geht, zeigt z.B. das Eden Kanso.

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Klingengeometrie

Die Klingengeometrie des Tadafusas ist sehr anständig. Die relativ hohe Klinge geht gut durchs Gemüse. Ein Laser ist das Tadafusa zwar nicht, die Messwerte zeigen aber durchaus ein positives Bild. Geometrie ist definitiv eine Stärke des Messers!

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Benutzung

Die Konkurrenz an Messern diesen Monat war hoch (Masakage Yuki, Herder 1922, Misono UX10). Dementsprechend wenig kam das Tadafusa zum Einsatz. Begründet durch die rostfreien Flanken in Kombination mit der schon vorhandenen Patina auf der Aogami-Schneidlage, zeigt sich das Tadafusa erfreulich pflegeleicht und erwartungsgemäß unreaktiv.
Die Wärmebehandlung des Aogami scheint mir ordentlich zu sein. Einmaliges Nachschärfen zeigte sowohl hinsichtlich Schleifeffektivität als auch erreichter Schärfe ein ordentliches Bild. Probleme mit Ausbrüchen gab es nicht. Während der Zubereitung der zwei oder drei Mahlzeiten , die das Tadafusa bewältigen musste zeigte sich keine deutliche Abnahme der Schärfe. Alles in allem ein typisches Bild für Aogami, auch wenn das Tadafusa meiner Meinung nach nicht ganz an die Bissigkeit eines Konosuke oder Kamo rankommt.


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Dass mir Klingenform und –größe nicht unbedingt zusagen, ahnen wahrscheinlich schon die meisten von euch, bin ich doch weder ein Freund von Santokus noch von kurzen Klingen. Im Endeffekt bestätigt sich dies hier mal wieder. Für viele Aufgaben (selbst schon größere Tomaten und Zwiebeln) fehlten mir doch ein paar cm Klingenlänge…


Fazit

Das Tadafusa wurde oft empfohlen, auch von mir. Ich kann sagen, dass ich diese Empfehlungen keineswegs revidieren würde. Die Klingenlängenproblematik mal außen vor, muss ich jedoch sagen, dass das Eden Kanso IMHO für ungefähr gleichen Preis doch ein wie ich finde kompletteres Paket abliefert. Die Stärken des Tadafusa im direkten Vergleich liegen klar in der anständigen Geometrie und den rostfreien Außenlagen. Jedoch zeigen sich doch Schwächen v.a. hinsichtlich der Verarbeitung. Gut, die Optik… Geschmackssache würde ich sagen ;)
Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen!

Gruß, Gabriel
 
Tadafusa Santoku 165mm

Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.



Ich mochte Tadafusa nie. Ich finde zur Show aufgebrachte Hammerschlagoptik nicht begeisternd und auch Holzzwingen chronisch hässlich. Von den Klingen hatte ich aber viel Gutes gehört. Jetzt musste ich mir die Frage gefallen lassen, ob ich das Messer weiter furchtbar finden durfte oder dieser Tage an mit gespaltenem Herzen würde leben müssen.

Verarbeitung:
Die Verarbeitung ist einfach aber ordentlich. Der Griff ist gleichmäßig gearbeitet und fasst sich gut an. Die Klinge ist verzugfrei und der Schliff absolut sauber. Kehl und Rücken sind natürlich nicht gerundet oder poliert, der Rücken ist aber definitiv nicht scharfkantig. Der Kehl hat fühlbare Kanten, die hätten entfernt werden müssen. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass der Besitzer das Angelloch um die Klinge herum wird zukitten müssen, da hier beidseitig große Spalten zu finden waren – ein deutlicher Negativpunkt, aber glücklicherweise eine schnelle Reparatur: Etwas Holzkitt (Leim mit Sägespänen) hineindrücken, überschüssiges Material sauber abwischen und trocknen lassen.





Klinge und Stahl:

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Die Klinge besteht aus auf 63° HRC gehärtetem Blaupapierstahl (Aogami) mit rostfreien Außenlagen. Das ist natürlich sehr praktisch, denn man muss sich kaum mit Verfärbungen von Stahl oder Schnittgut herumschlagen, insgesamt ist das Messer ein ganzes Stück unempfindlicher als eines der klassischen Konstruktion mit Eisenflanken. Der Dickenverlauf des Materials ist sehr sinnvoll gewählt, die Klinge außergewöhnlich dünn ausgeschliffen. So dünne Werte hinter der Schneide misst man so gut wie nie, die Fase ist kaum erkennbar. Dabei macht die Schneide keineswegs einen empfindlichen Eindruck, was sowohl für das Können der Schleifer als auch eine gute Wärmebehandlung spricht. Ich muss leider einräumen: Technisch gesehen ist die Klinge ziemlich großartig. Lediglich zur Standzeit und Schleifbarkeit kann ich keine belastbaren Aussagen machen, da ich das Messer nicht allzu viel benutzt und nicht geschliffen habe.





Schneiden und Handhabung:

Das Messer ist wie viele traditionelle Japaner recht klingenlastig, liegt aber ansonsten gut in der Hand und ist ein absoluter Schneidteufel. Die hinter der Wate extrem dünne Schneide macht es möglich, wobei der gut dimensionierte Rücken ein solides Gefühl vermittelt. Insgesamt läuft das Messer sehr gut beim Schneiden und macht jede Menge Spaß. Ein rechtes Fest.

Fazit:
Vermaledeiter Mist. Ich muss leider kräftig zurückrudern und diesem Messer den Kredit einräumen, den es verdient: Solche Klingen sind rar gesäht. Wenn der Spalt im Griff nicht gewesen wäre, müsste man dem Messer den kräftigen Stern einer leuchtenden Empfehlung annageln. So ist es ein außergewöhnlich gutes Messer mit einem anzumerkenden Makel .. das leider trotzdem hässlich ist. Päh.

Anmerkung: Alle Messer werden kategorisch mit allen Schnittechniken (Wiegeschnitt, Druck/Zugschnitt und Wiegen) getestet. Als traditionelles japanisches Messer wurde es hauptsächlich im Druck/Zugschnitt getestet. Geschnitten wurde ausschließlich auf einem Birkenholzbrett.
 
Ich habe auch drei Tadafusa im Ferienhaus und finde das die Messer für den preis Top sind. Sie lassen sich sehr gut schärfen und liegen ganz gut in der Hand.
Wohlgemerkt in dieser Preisklasse sind sie Top.
 
Servus,

TadafusaSantoku 165mm

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Eine ungeschriebene Regel der Kaufberatung besagt, möglichst nur Empfehlungen zu Messern abzugeben, die man selber kennt, daher haben wir beschlossen, in unregelmäßigen Abständen untereinander Kochmesser zu verleihen, um nicht jedes Messer von Interesse kaufen zu müssen. Jetzt gibt es fünf Meinungen zu einem Messer, von Amateuren als auch von Profiköchen.


Um jetzt hier abzuschliessen ein kurzes Fazit von mir als Besitzer:

Ich habe das Tadafusa als "Einsteigersantoku" um rund 80,- Euro immer schon empfohlen, jetzt nach dieser Runde und ausschliesslich positiven Erfahrungsberichten, auch von vielen anderen Nutzern hier im Forum ist das Messer dem Status als "Geheimtipp" entwachsen.

Die Messerwerte von Schwatvogel entsprechen dem Gefühl beim Schnitt, die Klinge geht durch eine Möhre wie nix, schneidet also wirklich hervorragend und um diesen Preis darf man durchaus von einer aussergewöhnlich guten Geometrie sprechen. Die Schneide ist OOTB scharf und über die ganze Länge nagelgängig!

Dictum bewirbt das Santoku mit "Kunst und Handwerk von hohem Nutzwert" , Kunst im Sinne von Kunsthandwerk ist übertrieben, aber "Handwerk von hohem Nutzwert" passt sehr gut und entspricht den Tatsachen.

Wer mit der orangefarbenen Pakkaholzzwinge und dem Klingenfinish leben kann, bekommt ein Messer das sich von der Geometrie, Schneidfähigkeit und Stahlqualität mit mehrfach teureren Messern messen kann.

Der einzige Verarbeitungsmangel ist ein offene Erlbohrung! Ich hab das mit Holzspachel auf Kunststoffbasis verschlossen, eine Arbeit von 2 Minuten. Jetzt kann kein Wasser oder Schmutz mehr in das Griffinnere eindringen.
Zukünftigen Käufern sei diese Massnahme ans Herz gelegt!

Vorher:

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Nachher:

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Zum Abschluss noch ein paar Impressionen, der Anschliff ist ein wenig mit Micro-Mesh überschliffen, wie auch der Klingenrücken, sieht doch gleich besser aus! :D

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Obwohl ich viele und vielfach teurere Messer bei mir herumliegen habe, wird das Tadafusa häufig genützt und zählt zu meinen Lieblingsmessern!

Gruß, güNef
 
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