polaris1977
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Das Bulldog von Böker Plus im Design by Tom Krein lebt jetzt seit gut 2 Wochen bei mir.
Grunddaten gibt es hier:
http://www.boker.de/fahrtenmesser/boeker-plus/outdoormesser/02BO246.html
Gute Bilder gibt es hier, das Reviewe selbst habe ich mir seit längerem nicht mehr durchgelesen um jetzt unbefangen schreiben zu können:
http://www.bladeforums.com/forums/s...er-Plus-Krein-Bulldog?p=13218751#post13218751
Grundsätzlich gefallen mir die Designs von Krein sehr und die Haptik an sich auch, aber das PSK und erst recht das Poket Bowie waren mir als EDCs immer zu mickrig gewesen. Da in meinem ggw. beruflichen Umfeld um den Hamburger Rathausmarkt herum seit längerem ständig Belagerungszustand ist wird mir das Führen eines BM 710 langsam zu dauerstressig. Ich habe daher momentan einen erhöhten Bedarf für ein Fixed als EDC. Da ich nach zufälliger Feststellung von einem noch nicht ganz klaren Diabetestyp und begonnener Therapie in der zweiten Jahreshälfte 2013 wieder gut 17 Kilo zugenommen habe trägt sich das Böker+ Exodus dabei nicht mehr so bequem wie vorher. Jetzt kam noch Amazon-Gutscheine als Prämie daher und da das Bulldog bei mir eh ganz oben auf der Liste stand habe ich neulich zugegriffen.
Kurzreview:
Das Ding heißt Bulldog und so isses auch.
Langreview:
Überblick
Das Bulldog kommt in der mittlerweile wohl üblichen schwarzen Klappdeckelpappbox mit Magnetverschluß und Moosgummieinlage. Macht was her, sollte aber nicht allzu teuer sein. Mir reicht auch ein Simpelkarton völlig, aber ich nehme es gern. Leider hatte sich hier das Messer trotz der Schaumstoffabdeckung aus der Mulde gelöst und hatte die Einlage etwas lädiert. Scheint mir aber eher an unsanfter Behandlung der Packung durch Dritte zu liegen, diesmal hatte ich ja ausnahmsweise mal nicht direkt bei Böker geordert. Ließ sich mit etwas Kleber leicht reparieren und dem Messer hatte das nix getan. Zu ständigen Aufbewahrung ist die Box allerdings eh nur begrenzt geeignet, da die Scheide mit montiertem Clip nicht mehr in die Packung paßt. Ist mit bei einem EDC aber nicht wichtig.
Das Bulldog für seine Ausmaße ein wirklich mächtiges Gerät. Aufgrund des Gewichtes und anderer Angaben hatte ich schon versucht, es mir entsprechend vorzustellen, aber ganz hat das doch nicht geklappt. Das Teil fühlt sich für mich einerseits schwerer an, als es die Zahlen sagen bzw. als andere Messer mit ähnlichem Gewicht. Dabei liegt diese Schwere aber völlig in der Hand, viel mehr, als es die ~2 cm erwarten lassen, die der Schwerpunkt weiter hinten liegt als bei anderen Vertretern der Gewichtsklasse. Beim Bulldog liegt der Schwerpunkt genau hinter der Zeigefingermulde, also im Hammergriff zwischen Zeige- und Ringfinger, statt "vertrauterweise" ~ auf dem Zeigefinger.
Durch den zum Beginn der falschen Schneide hin markant hochgezogenen Klingenrücken und das ausgeprägte untere Parierelement wirkt die Klinge insgesamt viel Größer, als es der Länge nach Zahlen entspricht.
Auf den linken Spiegel der Klinge ist das klassische Böker+-Logo aufgelasert, auf dem Ricasso/Parierelement auf der rechten Seite finden sich die Seriennummer und der 440c-Stempel, das Krein-Logo mit dem Kategoriehundekopf ist zudem hier auf den Anschliff gelasert. Die Laserung wirkt je nach Lichteinfall auf den Bereich der Klinge kontrastierend golden oder anthrazit.
Auf den ersten Blick ist alles sauber verarbeitet, im Detail dann nicht immer, aber dazu später mehr.
Alles in allem gefällt es mir sehr und fühlt sich auch schön an. Letzteres wie bei Fixed üblich in der rechten wie in der linken Hand, was für mich ein Vorteil ggü vielen Foldern mit Clip ist, da ich mir über die Jahre eine möglichst große Beidhändigeit antrainiert habe und Werkzeuge auch gerne und oft mit beiden nutze.
Klinge
Als ich das Bulldog zum ersten mal im Katalogbild gesehen habe, hat mich die Klinge irgendwie an die Guten alten Anaconda-Bowies von Blackjack erinnert. Das trifft auf das Original noch mehr zu.
Zu 440c aus dem Hause Böker oder Böker+ dürfte in diesem Forum alles geschrieben sein.
Die Klinge hat ihre volle Stärke von in der Tat 4,9 mm bis zur Spitze des Spiegels 56 mm vor dem Beginn des Griffes auf dieser Höhe. Durch die breiten und hohlen Anschliffe von echter wie falscher Schneide verringert sich die Stärke dann schnell auf noch ~2 mm etwa 10 mm vor der Spitze, die ihren Namen sehr verdient.
Auf Höhe der Schleifkerbe beträgt die Klingenbreite 31 mm,am Beginn der Schneide 34 mm die größte Breite erreicht sie am Beginn der falschen Schneide mit 39 mm und verringert sich zur Spitze hin auf ~10 mm ungefähr 10 mm vor selbiger. Auf der Höhe der Spitze des Klingenspiegels ist der Anschliff der Schneide ~25 mm breit, der Anschliff der falschen Schneide 6 mm. Der Anschliff der Schneide ist hohl, der der Falschen glaub' ich auch. Aber im Vergleich z.B. zu den alltbewährten Bowieklingen an einem Buck 110 oder 119 wird die viel höhere Breite des Anschliffes beim Bulldogfür einen sehr viel größeren Radius genutzt. Erscheint mir so goldrichtig, zumal ich den praktischen Unterschied zwischen leichtem hohl und Flachschliff bei robusten EDC-Klingen für oft überbewertet halte. Der Verlauf der Schneide ist deutlich konvex, was zusammen mit dem Klingenrückenanstieg zum Beginn der falschen Schneide hin für eine insgesamt für eine seeehr breite Klinge sorgt. Durch die bauchige Form ist die Schneide vom Ende der Schleifkerbe bis zur Spitze echte 89mm(!) lang. Das Parierelement ragt im Vergleich zur unteren Griffschalenecke und der Schleifkerbe ~10mm vor und ist an der "Spitze" breit angefast.
Der Rücken trägt wie schon beim PSK zwei Gruppen von leichten Querrillen. Hier sind es jeweils 11, davon die mittleren 9 etwas tiefer, oder besser weniger flach. Das Profil dieser Rillen ist irgendwie \_/-förmig. Obwohl die nur eine so geringe Tiefe, haben bleiben meine Haut und auch Handschuhe (Leder wie PU) daran regelrecht kleben. Ich bin begeistert, ich habe noch ein so flaches "Jimping" in der Hand gehabt, das so viel Wirkung hatte. Ein tieferes Relief hätte auch nicht wirklich zum Gesamtbild dieses Messers gepaßt.
Das Finish entspricht dem, was man früher als gebürstet zu bezeichnen pflegte. Ist mir für einen User lieber als Poliertes und vor allem als Satiniertes. Ein dunkleres "stonewash"-finish à la Exodus aus gleichem Hause wäre mir in Sachen (Un)Empfindlichkeit noch lieber gewesen, auch wenn die Klinge dann wohl weniger hergemacht hätte. Dafür währe die Bowieklinge in dunkler wohl auch weniger weniger agressiv rübergekommen. Alles in allem für mich aber voll in Ordnung so.
Griff
Mann is der Dickmann!
Für meine Flossen (9erTeller mit 7er Fingern) wäre jeder mm mehr völlig überflüssige Größe & Gewicht gewesen. Der sollte auch wirklich Große Pranken gut füllen. Die G10-Schalen sind aufgenietet, am Griffende mit einer Hohlniete mit 9mm Innendurchmesser als Öse auch für den fettesten Fangriemen. Die Schalen haben einen gleichmäßig-fließend bombierten Querschnitt. Auf Höhe der Nase nach der Mulde für den Zeigefinger erreicht der Griff eine Stärke von 20mm, auf Höhe der Lochniete 15mm. Zum Glück gibt es beim Bulldog mal keine häßlichen Fiberzwischenlagen in Kostrastfarbe (bäh!).
Die Oberfläche ist leicht sandgestrahlt uns wirkt so Anthrazitfarben. Durch die bombierte Form ergibt sich daraus optisch eine schichtholzartige Maserung. Die Kanten der Griffschalen sind so bearbeitet, daß sie irgendwie "stumpf" sind und einen anthrazitfarbenen used-lock haben. im Griffberich geht das Finisch des Vollerls eher in die polierte Richtung. Fühlt sich toll an. Der Übergang von Griffschalen zum Erl ist nicht sicht und kaum fühlbar. In der Zeigefingermulde ist die Anpassung etwas(!) rauher, aber da mag ich das sogar etwas. Die Nieten sind satiniert.
Scheide + Gürtelclip
Es handelt sich um ein Fixed, die Scheide also bekanntlichwesentliche Komponente des Gesamtpakets. Die Kydexscheide mit "ledernarbiger" mattschwarzer Oberfläche hält das Messer sicher und klapperfrei, das Ziehen gestaltet sich bereits ohne viel einlaufen problemlos. Sie weißt oben zum Knick ein schöne abgeschrägte breite Kante auf, die ein tolles Gegenlager für den Daumen bietet, um besonders weich&leise und ggf. auch ohne Befestigung der Scheide mit einer Hand blank ziehen zu können.
Sie hat im Vergleich zum Messer ziemlich kleine Ausmaße, wobei die den Griff trotzdem bis über die erste Niete überdeckt. Sie ist auf der Seite des Messerrückens geknickt und an der Spitze mit 2 sowie 2 weiteren über die Länge der Schneide verteilten Hohlnieten vernietet. Ein Ablaufloch am Ort ist serienmäßig vorhanden.
Die Bauweise hat einen Vor- wie einen Nachteil. Sie trägt natürlich viel weniger auf, als ein rundum vernieteter "pancake" mit im Verhältnis viel mehr Material wie Böker sie z.B. dem MPT oder dem Exodus beilegt. Das hat grade beim Tragen IWB Vorteile. Dafür scheinen mir allerdings die Befestigungsmöglichkeiten an Trägersystemen sehr begrenzt, bei Schnürungen sieht es mit der einseitigen Vernietung noch mauer aus.
Dem Bulldog liegt kein großer Teklock mehr bei sondern ein etwas anders gestalteter mit Böker+ gelabelter Gürtelclip. Ob der nun besser oder schlechter ist, kann ich irgendwie (noch?) nicht wirklich sagen, da sich Vor- und Nachteile irgendwie die Wage halten. Der Clip ähnelt einem großen Teklock, ist aber vielmehr ein Clip mit Zusatzfeatures. zunächst einmal ist er ein Clip für Gürtel o.ä. bis 7 cm Breite, dessen Rückseite (d.h. der Lochplatte gegenüberliegende) am unteren Ende umgebördelt ist und so fast wie eine Gürtelschlaufe benutzt werden kann. Diese Rückseite hat des weiteren noch zwei Schlitze über die ganze Höhe. In diesen ist mit einer Schraube pro Schlitz ein Querriegelsteg befestigt, der so über die Höhe verschoben werden kann. Der Riegel ist auf der einen Seite flach, auf der anderen Seite L-Förmig. Man kann ihn nach Lösen der Schrauben drehen und so an dickere oder dünnere Gürtel o.ä. anpassen. Durch verschieben in der Höhe läßt sich der Clip auch an die Breite von Gürteln o.ä. anpassen, ähnlich wie mit den versetzbaren Riegelstegen an einem großen Teklock. Hier ist dann auch mein Problem: Den großen Teklock kann ich mit den beiden Riegelstegen schnell und ohne Werkzeug in der Breite verstellen, kann die Sitzhöhe des gesamten Teklocks nach oben oder unten verstellen und kann sogar aktuell nicht benötigte Stege im Teklock mitführen. Das ist für mich sehr hilfreich, da ich oft zwischen Gürteln von 4, 4,5 und 5 cm Breite wechsel und Hosen mit unterschiedlicher Bundhöhe und anderem Schnitt trage. Beim Böker-Clip muß ich dafür erst Schrauben lösen, und zwar Torx(!). Da bleibt dann nur eine Kompromisseinstellung´. Dafür ist der der Böker-Clip etwas flacher und beitet weniger "Haken und Ösen". Vor allem der Sicherungsriegel am großen Teklock lößt sich bei mir gerne, wenn IWB-getragen. Dafür ist der von Böker breiter und vor allem höher. Er bietet aber auch 2 Löcher mehr, was entscheidend sein wird, aber dazu später.
Verarbeitung zusammengefaßt
Wie ich es bei Böker+ gewohnt bin: Soweit ordentlich und in funktionsrelevanter wie haptischer Hinsicht (fast) völlig OK. Im Detail allerdings mit einigen Abstrichen.
Die Anschliffe, aber vor allem die Scheidfase und die Fasungen des Parierelementes sind alle im Detail ein bißchen unregelmäßig. Die Schleifkerbe ist nicht rund sondern etwas unregelmäßig aufgeführt und die rechte Griffschale liegt im Bereich der Innenkante nicht sauber auf dem Ricasso auf und ist etwas(!) ausgefranst. Diese beiden Details haben sogar eine gewisse Funktionsrelevanz hinsichtlich Verschmutzung bzw. Reinigung. Leider läßt sich das mit der Griffschale auch schwer selber beheben, weil die ja nicht verschraubt sondern vernietet sind. Das gilt nicht für eine kleine Macke der rechten Griffschale am Übergang zum vorderen Nietkopf.
Für mich ist das so OK, vor allem bei dem Preis. Das gute Stück ist mir leider auch schon nach wenigen Tagen verunfallt. Beim Auschlag mit der hinteren Kante der Griffschale auf eine Fliese hat sich ob des hohen Gewichtes eine kleine Macke im G10 gebildet. Die habe ich dann etwas verundet und gefärbt, so daß sie nicht stört und man sie kaum sieht. Sowas kommt bei jeden EDC-User irgendwann, bei makelloser Verarbeitung würde ich aber bei ersten Ditscher trotzdem viel mehr leiden. Also eigentlich alles gut so.
Die Scheide insgesamt wirkte auf mich leider etwas sehr lieblos verarbeitet, ganz besonders das Abflußbohrloch und die gratigen Kanten am Mund. Vor allem letztere störten funktional erheblich, da sich die Schneide mein lässigen Wegstecken leicht im Rand festfrist und in Verbindung mit dem konkaven Rückenprofil der Bowieklinge schnell eine schöne Kerbe in die Kante des Scheidenmundes schneidet. Die Grate konnte ich mit Bordmitteln genauso leicht leicht beseitigen wie die Bohrspuren im Drainageloch. Leider hatte ich die Grate zu spät bemerkt und die Scheide schon "im Felde" anbenutzt mit resultierenden Kerben. Das ließ sich zwar auch hinkriegen, aber natürlich nicht so schön, als wenn ich vorher präventiv Hand angelegt hätte.
Ich nehme solche Detailprobleme zugunsten des Preises immer gerne hin, das kann aber halt zu Problemchen führen, wenn die Lieferung grade an einem eher ungünstigen Tag erfolgt und man nicht die Geduld hat und trotzdem gleich schon mal anbenutzen/antragen muß. Man sollte sich halt möglichst gründlich Zeit zum Prüfen und ggf. Handanlegen nehmen.
Die Klinge war out of box sauscharf und bleib es bisher nach einigen Streifen über den Lederriemen auch.:livid:
Wem die Qualität nicht reicht oder wer verzweifelt Geld durchbringen muß, kann ja mal bei der Customvariante nachsehen.
Handling, Führen, Benutzen
Das Teil liegt schön in der Hand und hat eine Balance, die zum Profil und den von der Ergonomie induzierten Bewegungsabläufen toll paßt.
Der Griff ist klar auf Hammer- und Fechtgriff hin optimiert und ist dabei dann auch höchst bequem und ermüdungsfrei. Viel hilft hier viel. Im Fechtgriff diffundiert das Messer regelrecht in die Hand, auch dank der toll positionierten und wirkenden Rückenrillen am Daumen. Die breite und sehr bauchige Klinge eignet sich besonders für schnell gezogene oder geschobene Schnitte aus dem Handgelenk und dazu paßt die Balance mit zurückliegendem POB toll.
Reverse-Grip und diverse "verkürzte" Griffe mit der Schneide nach oben oder unten gehn auch ganz gut, aber halt nicht ganz so toll wie bei Griffen mit weniger Masse und komplexerem Profil wie z.B. mal wieder dem Exodus. Die Köpfe des vorderen Niets könnten dafür auch etwas rauher oder irgendwie mit einer leichten Fischhaut versehen sein um besseren Halt zu geben, wenn man mit einem Finger drauf liegt. Die Satinierung der Nietköpfe hilft da aber immerhin schon etwas. Ansonsten wären an einem so üppigen Griff zusätzliche Jimpings oder Details überflüssig und würden nur die Produktionskosten erhöhen und den Reinigungsbedarf erhöhen.
Für ziehendendes Schneiden von Steaks ist die Klinge natürlich geometriebedingt tauglicher als für Druckschnitte an reifen Tomaten.
Da die Spitze doch recht schlank ist würde ich trotz der insgesamt sehr massiven Bauweise beim Hebeln nur mindestens 50mm unterhalb der Spitze auf Spiegelhöhe der Klinge ansetzen. Dann sollte das Ding aber ne Menge aushalten und der Hebel ist durch den langen Griff auch immer noch lang genug. Für Verwendungen als Spaten, Spaltaxt usw. sind Bowieklingen an sich suboptimal und diese trotz der Materialgrundstärke wegen der breiten Hohlschliffe wohl auch.
Die Griffschalen sind trotz der nicht aggressiven Oberfläche griffig und bleiben es auch in nassem Zustand. Rauher möchte ich es bei einem EDC für eher urbane Umgebungen nicht haben. Für Outdoor, Survival oder EDC läßt sich da bestimmt mit einem Lanyard oder einer Fangschnur viel mehr Griffsicherheit und Kontrolle schaffen. Bei EDCs mit vollwertigem oder großem Griff, seien es Fixed oder Folder, verzichte ich aber immer gern auf das Gebamsel.
Getragen habe ich es bisher wie bei EDC-Fixed üblich IWB auf 4-5 Uhr und teilweise OWB Cross-Draw auf 9 Uhr. Dabei habe ich das Bulldog wie üblich schräg an den Clip montiert. Hier habe ich dann trotz der Nachteile hinsichtlich der Schnellverstellung aus wechselnde Gürtelbreiten den Böker-Clip gewählt. Bei diesem läßt sich nämlich die Scheide des Bulldog durch die beiden Zusatzlöcher etwas steiler stellen (~5°?) als beim Teklock und zudem etwas tiefer zur Oberkante des Gürtels anbringen. Da der Schwerpunkt des grifflastigen Bulldog außerhalb der Scheide und hoch liegt gleicht das den insgesamt etwas labileren Sitz mehr als aus, vor allem IWB. Vielleicht fällt mir ja irgendwann noch mal was ein, wie man Scheide oder Teklock so modden kann, daß das besser paßt als die jetzige Variante.
Auftragen tut das Bulldog trotz des üppigen Griffes bei mir so nicht, vor allem IWB. Ein Polohemd drüber reicht.
In der Hosen- Bein oder sogar der A****tasche einer weiten Cargoshorts oder in der Pattentasche am Duster läßt sich das Bulldog hilfsweise auch ganz gut lose tragen und ziehen, da hilft dann der großflächige Clip sogar um es stabil und schräg in der Tasche zu fixieren.
So wie die Hohlnieten am Ort placiert sind, könnte man das Bulldog auch als (Steer-)Knecknife tragen. Als Bootknife wäre es ob der Grifflastigkeit und der Griffstärke denkbar ungeeignet. In ein AF-Schulterholster von Böker müßte es ob der schmalen Scheide eigentlich auch gut reinpassen.
Bei festen 9cm Klingenlänge muß man beim Führen des Bulldog bis auf weiteres so wenig Gedanken an waffenrechtliche Aprilscherze verschwenden wie Bulldoggenhalter an rassenhassmotivierte Hundegesetze . Ggf. könnte es noch hilfreich sein, daß der Desinger kein (Ex-)Kommandokämpfer, Geheimdienstkiller oder Krimineller ist sondern Ex-Sani.
Fazit
Ein absolut preiswerter EDC-User der viel Spaß macht. Viel mehr Material kann man in feststehenden nominellen 9cm Klingenlänge kaum sinnvoll unterbringen und auch nicht viel mehr Schneide raushohlen. Für urbane Verwendung ausreichend überdimensioniert. Für sonstige Zwecke stellt sich jenseits des Bulldog wirklich die Frage, ob mehr cm bei der Klingenlänge dafür wirklich einen lohnenden Vorteil bieten. Bei manchen sicherlich, bei vielen wohl eher nicht (mehr?).
mfG
Immo
Grunddaten gibt es hier:
http://www.boker.de/fahrtenmesser/boeker-plus/outdoormesser/02BO246.html
Gute Bilder gibt es hier, das Reviewe selbst habe ich mir seit längerem nicht mehr durchgelesen um jetzt unbefangen schreiben zu können:
http://www.bladeforums.com/forums/s...er-Plus-Krein-Bulldog?p=13218751#post13218751
Grundsätzlich gefallen mir die Designs von Krein sehr und die Haptik an sich auch, aber das PSK und erst recht das Poket Bowie waren mir als EDCs immer zu mickrig gewesen. Da in meinem ggw. beruflichen Umfeld um den Hamburger Rathausmarkt herum seit längerem ständig Belagerungszustand ist wird mir das Führen eines BM 710 langsam zu dauerstressig. Ich habe daher momentan einen erhöhten Bedarf für ein Fixed als EDC. Da ich nach zufälliger Feststellung von einem noch nicht ganz klaren Diabetestyp und begonnener Therapie in der zweiten Jahreshälfte 2013 wieder gut 17 Kilo zugenommen habe trägt sich das Böker+ Exodus dabei nicht mehr so bequem wie vorher. Jetzt kam noch Amazon-Gutscheine als Prämie daher und da das Bulldog bei mir eh ganz oben auf der Liste stand habe ich neulich zugegriffen.
Kurzreview:
Das Ding heißt Bulldog und so isses auch.
Langreview:
Überblick
Das Bulldog kommt in der mittlerweile wohl üblichen schwarzen Klappdeckelpappbox mit Magnetverschluß und Moosgummieinlage. Macht was her, sollte aber nicht allzu teuer sein. Mir reicht auch ein Simpelkarton völlig, aber ich nehme es gern. Leider hatte sich hier das Messer trotz der Schaumstoffabdeckung aus der Mulde gelöst und hatte die Einlage etwas lädiert. Scheint mir aber eher an unsanfter Behandlung der Packung durch Dritte zu liegen, diesmal hatte ich ja ausnahmsweise mal nicht direkt bei Böker geordert. Ließ sich mit etwas Kleber leicht reparieren und dem Messer hatte das nix getan. Zu ständigen Aufbewahrung ist die Box allerdings eh nur begrenzt geeignet, da die Scheide mit montiertem Clip nicht mehr in die Packung paßt. Ist mit bei einem EDC aber nicht wichtig.
Das Bulldog für seine Ausmaße ein wirklich mächtiges Gerät. Aufgrund des Gewichtes und anderer Angaben hatte ich schon versucht, es mir entsprechend vorzustellen, aber ganz hat das doch nicht geklappt. Das Teil fühlt sich für mich einerseits schwerer an, als es die Zahlen sagen bzw. als andere Messer mit ähnlichem Gewicht. Dabei liegt diese Schwere aber völlig in der Hand, viel mehr, als es die ~2 cm erwarten lassen, die der Schwerpunkt weiter hinten liegt als bei anderen Vertretern der Gewichtsklasse. Beim Bulldog liegt der Schwerpunkt genau hinter der Zeigefingermulde, also im Hammergriff zwischen Zeige- und Ringfinger, statt "vertrauterweise" ~ auf dem Zeigefinger.
Durch den zum Beginn der falschen Schneide hin markant hochgezogenen Klingenrücken und das ausgeprägte untere Parierelement wirkt die Klinge insgesamt viel Größer, als es der Länge nach Zahlen entspricht.
Auf den linken Spiegel der Klinge ist das klassische Böker+-Logo aufgelasert, auf dem Ricasso/Parierelement auf der rechten Seite finden sich die Seriennummer und der 440c-Stempel, das Krein-Logo mit dem Kategoriehundekopf ist zudem hier auf den Anschliff gelasert. Die Laserung wirkt je nach Lichteinfall auf den Bereich der Klinge kontrastierend golden oder anthrazit.
Auf den ersten Blick ist alles sauber verarbeitet, im Detail dann nicht immer, aber dazu später mehr.
Alles in allem gefällt es mir sehr und fühlt sich auch schön an. Letzteres wie bei Fixed üblich in der rechten wie in der linken Hand, was für mich ein Vorteil ggü vielen Foldern mit Clip ist, da ich mir über die Jahre eine möglichst große Beidhändigeit antrainiert habe und Werkzeuge auch gerne und oft mit beiden nutze.
Klinge
Als ich das Bulldog zum ersten mal im Katalogbild gesehen habe, hat mich die Klinge irgendwie an die Guten alten Anaconda-Bowies von Blackjack erinnert. Das trifft auf das Original noch mehr zu.
Zu 440c aus dem Hause Böker oder Böker+ dürfte in diesem Forum alles geschrieben sein.
Die Klinge hat ihre volle Stärke von in der Tat 4,9 mm bis zur Spitze des Spiegels 56 mm vor dem Beginn des Griffes auf dieser Höhe. Durch die breiten und hohlen Anschliffe von echter wie falscher Schneide verringert sich die Stärke dann schnell auf noch ~2 mm etwa 10 mm vor der Spitze, die ihren Namen sehr verdient.
Auf Höhe der Schleifkerbe beträgt die Klingenbreite 31 mm,am Beginn der Schneide 34 mm die größte Breite erreicht sie am Beginn der falschen Schneide mit 39 mm und verringert sich zur Spitze hin auf ~10 mm ungefähr 10 mm vor selbiger. Auf der Höhe der Spitze des Klingenspiegels ist der Anschliff der Schneide ~25 mm breit, der Anschliff der falschen Schneide 6 mm. Der Anschliff der Schneide ist hohl, der der Falschen glaub' ich auch. Aber im Vergleich z.B. zu den alltbewährten Bowieklingen an einem Buck 110 oder 119 wird die viel höhere Breite des Anschliffes beim Bulldogfür einen sehr viel größeren Radius genutzt. Erscheint mir so goldrichtig, zumal ich den praktischen Unterschied zwischen leichtem hohl und Flachschliff bei robusten EDC-Klingen für oft überbewertet halte. Der Verlauf der Schneide ist deutlich konvex, was zusammen mit dem Klingenrückenanstieg zum Beginn der falschen Schneide hin für eine insgesamt für eine seeehr breite Klinge sorgt. Durch die bauchige Form ist die Schneide vom Ende der Schleifkerbe bis zur Spitze echte 89mm(!) lang. Das Parierelement ragt im Vergleich zur unteren Griffschalenecke und der Schleifkerbe ~10mm vor und ist an der "Spitze" breit angefast.
Der Rücken trägt wie schon beim PSK zwei Gruppen von leichten Querrillen. Hier sind es jeweils 11, davon die mittleren 9 etwas tiefer, oder besser weniger flach. Das Profil dieser Rillen ist irgendwie \_/-förmig. Obwohl die nur eine so geringe Tiefe, haben bleiben meine Haut und auch Handschuhe (Leder wie PU) daran regelrecht kleben. Ich bin begeistert, ich habe noch ein so flaches "Jimping" in der Hand gehabt, das so viel Wirkung hatte. Ein tieferes Relief hätte auch nicht wirklich zum Gesamtbild dieses Messers gepaßt.
Das Finish entspricht dem, was man früher als gebürstet zu bezeichnen pflegte. Ist mir für einen User lieber als Poliertes und vor allem als Satiniertes. Ein dunkleres "stonewash"-finish à la Exodus aus gleichem Hause wäre mir in Sachen (Un)Empfindlichkeit noch lieber gewesen, auch wenn die Klinge dann wohl weniger hergemacht hätte. Dafür währe die Bowieklinge in dunkler wohl auch weniger weniger agressiv rübergekommen. Alles in allem für mich aber voll in Ordnung so.
Griff
Mann is der Dickmann!
Für meine Flossen (9erTeller mit 7er Fingern) wäre jeder mm mehr völlig überflüssige Größe & Gewicht gewesen. Der sollte auch wirklich Große Pranken gut füllen. Die G10-Schalen sind aufgenietet, am Griffende mit einer Hohlniete mit 9mm Innendurchmesser als Öse auch für den fettesten Fangriemen. Die Schalen haben einen gleichmäßig-fließend bombierten Querschnitt. Auf Höhe der Nase nach der Mulde für den Zeigefinger erreicht der Griff eine Stärke von 20mm, auf Höhe der Lochniete 15mm. Zum Glück gibt es beim Bulldog mal keine häßlichen Fiberzwischenlagen in Kostrastfarbe (bäh!).
Die Oberfläche ist leicht sandgestrahlt uns wirkt so Anthrazitfarben. Durch die bombierte Form ergibt sich daraus optisch eine schichtholzartige Maserung. Die Kanten der Griffschalen sind so bearbeitet, daß sie irgendwie "stumpf" sind und einen anthrazitfarbenen used-lock haben. im Griffberich geht das Finisch des Vollerls eher in die polierte Richtung. Fühlt sich toll an. Der Übergang von Griffschalen zum Erl ist nicht sicht und kaum fühlbar. In der Zeigefingermulde ist die Anpassung etwas(!) rauher, aber da mag ich das sogar etwas. Die Nieten sind satiniert.
Scheide + Gürtelclip
Es handelt sich um ein Fixed, die Scheide also bekanntlichwesentliche Komponente des Gesamtpakets. Die Kydexscheide mit "ledernarbiger" mattschwarzer Oberfläche hält das Messer sicher und klapperfrei, das Ziehen gestaltet sich bereits ohne viel einlaufen problemlos. Sie weißt oben zum Knick ein schöne abgeschrägte breite Kante auf, die ein tolles Gegenlager für den Daumen bietet, um besonders weich&leise und ggf. auch ohne Befestigung der Scheide mit einer Hand blank ziehen zu können.
Sie hat im Vergleich zum Messer ziemlich kleine Ausmaße, wobei die den Griff trotzdem bis über die erste Niete überdeckt. Sie ist auf der Seite des Messerrückens geknickt und an der Spitze mit 2 sowie 2 weiteren über die Länge der Schneide verteilten Hohlnieten vernietet. Ein Ablaufloch am Ort ist serienmäßig vorhanden.
Die Bauweise hat einen Vor- wie einen Nachteil. Sie trägt natürlich viel weniger auf, als ein rundum vernieteter "pancake" mit im Verhältnis viel mehr Material wie Böker sie z.B. dem MPT oder dem Exodus beilegt. Das hat grade beim Tragen IWB Vorteile. Dafür scheinen mir allerdings die Befestigungsmöglichkeiten an Trägersystemen sehr begrenzt, bei Schnürungen sieht es mit der einseitigen Vernietung noch mauer aus.
Dem Bulldog liegt kein großer Teklock mehr bei sondern ein etwas anders gestalteter mit Böker+ gelabelter Gürtelclip. Ob der nun besser oder schlechter ist, kann ich irgendwie (noch?) nicht wirklich sagen, da sich Vor- und Nachteile irgendwie die Wage halten. Der Clip ähnelt einem großen Teklock, ist aber vielmehr ein Clip mit Zusatzfeatures. zunächst einmal ist er ein Clip für Gürtel o.ä. bis 7 cm Breite, dessen Rückseite (d.h. der Lochplatte gegenüberliegende) am unteren Ende umgebördelt ist und so fast wie eine Gürtelschlaufe benutzt werden kann. Diese Rückseite hat des weiteren noch zwei Schlitze über die ganze Höhe. In diesen ist mit einer Schraube pro Schlitz ein Querriegelsteg befestigt, der so über die Höhe verschoben werden kann. Der Riegel ist auf der einen Seite flach, auf der anderen Seite L-Förmig. Man kann ihn nach Lösen der Schrauben drehen und so an dickere oder dünnere Gürtel o.ä. anpassen. Durch verschieben in der Höhe läßt sich der Clip auch an die Breite von Gürteln o.ä. anpassen, ähnlich wie mit den versetzbaren Riegelstegen an einem großen Teklock. Hier ist dann auch mein Problem: Den großen Teklock kann ich mit den beiden Riegelstegen schnell und ohne Werkzeug in der Breite verstellen, kann die Sitzhöhe des gesamten Teklocks nach oben oder unten verstellen und kann sogar aktuell nicht benötigte Stege im Teklock mitführen. Das ist für mich sehr hilfreich, da ich oft zwischen Gürteln von 4, 4,5 und 5 cm Breite wechsel und Hosen mit unterschiedlicher Bundhöhe und anderem Schnitt trage. Beim Böker-Clip muß ich dafür erst Schrauben lösen, und zwar Torx(!). Da bleibt dann nur eine Kompromisseinstellung´. Dafür ist der der Böker-Clip etwas flacher und beitet weniger "Haken und Ösen". Vor allem der Sicherungsriegel am großen Teklock lößt sich bei mir gerne, wenn IWB-getragen. Dafür ist der von Böker breiter und vor allem höher. Er bietet aber auch 2 Löcher mehr, was entscheidend sein wird, aber dazu später.
Verarbeitung zusammengefaßt
Wie ich es bei Böker+ gewohnt bin: Soweit ordentlich und in funktionsrelevanter wie haptischer Hinsicht (fast) völlig OK. Im Detail allerdings mit einigen Abstrichen.
Die Anschliffe, aber vor allem die Scheidfase und die Fasungen des Parierelementes sind alle im Detail ein bißchen unregelmäßig. Die Schleifkerbe ist nicht rund sondern etwas unregelmäßig aufgeführt und die rechte Griffschale liegt im Bereich der Innenkante nicht sauber auf dem Ricasso auf und ist etwas(!) ausgefranst. Diese beiden Details haben sogar eine gewisse Funktionsrelevanz hinsichtlich Verschmutzung bzw. Reinigung. Leider läßt sich das mit der Griffschale auch schwer selber beheben, weil die ja nicht verschraubt sondern vernietet sind. Das gilt nicht für eine kleine Macke der rechten Griffschale am Übergang zum vorderen Nietkopf.
Für mich ist das so OK, vor allem bei dem Preis. Das gute Stück ist mir leider auch schon nach wenigen Tagen verunfallt. Beim Auschlag mit der hinteren Kante der Griffschale auf eine Fliese hat sich ob des hohen Gewichtes eine kleine Macke im G10 gebildet. Die habe ich dann etwas verundet und gefärbt, so daß sie nicht stört und man sie kaum sieht. Sowas kommt bei jeden EDC-User irgendwann, bei makelloser Verarbeitung würde ich aber bei ersten Ditscher trotzdem viel mehr leiden. Also eigentlich alles gut so.
Die Scheide insgesamt wirkte auf mich leider etwas sehr lieblos verarbeitet, ganz besonders das Abflußbohrloch und die gratigen Kanten am Mund. Vor allem letztere störten funktional erheblich, da sich die Schneide mein lässigen Wegstecken leicht im Rand festfrist und in Verbindung mit dem konkaven Rückenprofil der Bowieklinge schnell eine schöne Kerbe in die Kante des Scheidenmundes schneidet. Die Grate konnte ich mit Bordmitteln genauso leicht leicht beseitigen wie die Bohrspuren im Drainageloch. Leider hatte ich die Grate zu spät bemerkt und die Scheide schon "im Felde" anbenutzt mit resultierenden Kerben. Das ließ sich zwar auch hinkriegen, aber natürlich nicht so schön, als wenn ich vorher präventiv Hand angelegt hätte.
Ich nehme solche Detailprobleme zugunsten des Preises immer gerne hin, das kann aber halt zu Problemchen führen, wenn die Lieferung grade an einem eher ungünstigen Tag erfolgt und man nicht die Geduld hat und trotzdem gleich schon mal anbenutzen/antragen muß. Man sollte sich halt möglichst gründlich Zeit zum Prüfen und ggf. Handanlegen nehmen.
Die Klinge war out of box sauscharf und bleib es bisher nach einigen Streifen über den Lederriemen auch.:livid:
Wem die Qualität nicht reicht oder wer verzweifelt Geld durchbringen muß, kann ja mal bei der Customvariante nachsehen.
Handling, Führen, Benutzen
Das Teil liegt schön in der Hand und hat eine Balance, die zum Profil und den von der Ergonomie induzierten Bewegungsabläufen toll paßt.
Der Griff ist klar auf Hammer- und Fechtgriff hin optimiert und ist dabei dann auch höchst bequem und ermüdungsfrei. Viel hilft hier viel. Im Fechtgriff diffundiert das Messer regelrecht in die Hand, auch dank der toll positionierten und wirkenden Rückenrillen am Daumen. Die breite und sehr bauchige Klinge eignet sich besonders für schnell gezogene oder geschobene Schnitte aus dem Handgelenk und dazu paßt die Balance mit zurückliegendem POB toll.
Reverse-Grip und diverse "verkürzte" Griffe mit der Schneide nach oben oder unten gehn auch ganz gut, aber halt nicht ganz so toll wie bei Griffen mit weniger Masse und komplexerem Profil wie z.B. mal wieder dem Exodus. Die Köpfe des vorderen Niets könnten dafür auch etwas rauher oder irgendwie mit einer leichten Fischhaut versehen sein um besseren Halt zu geben, wenn man mit einem Finger drauf liegt. Die Satinierung der Nietköpfe hilft da aber immerhin schon etwas. Ansonsten wären an einem so üppigen Griff zusätzliche Jimpings oder Details überflüssig und würden nur die Produktionskosten erhöhen und den Reinigungsbedarf erhöhen.
Für ziehendendes Schneiden von Steaks ist die Klinge natürlich geometriebedingt tauglicher als für Druckschnitte an reifen Tomaten.
Da die Spitze doch recht schlank ist würde ich trotz der insgesamt sehr massiven Bauweise beim Hebeln nur mindestens 50mm unterhalb der Spitze auf Spiegelhöhe der Klinge ansetzen. Dann sollte das Ding aber ne Menge aushalten und der Hebel ist durch den langen Griff auch immer noch lang genug. Für Verwendungen als Spaten, Spaltaxt usw. sind Bowieklingen an sich suboptimal und diese trotz der Materialgrundstärke wegen der breiten Hohlschliffe wohl auch.
Die Griffschalen sind trotz der nicht aggressiven Oberfläche griffig und bleiben es auch in nassem Zustand. Rauher möchte ich es bei einem EDC für eher urbane Umgebungen nicht haben. Für Outdoor, Survival oder EDC läßt sich da bestimmt mit einem Lanyard oder einer Fangschnur viel mehr Griffsicherheit und Kontrolle schaffen. Bei EDCs mit vollwertigem oder großem Griff, seien es Fixed oder Folder, verzichte ich aber immer gern auf das Gebamsel.
Getragen habe ich es bisher wie bei EDC-Fixed üblich IWB auf 4-5 Uhr und teilweise OWB Cross-Draw auf 9 Uhr. Dabei habe ich das Bulldog wie üblich schräg an den Clip montiert. Hier habe ich dann trotz der Nachteile hinsichtlich der Schnellverstellung aus wechselnde Gürtelbreiten den Böker-Clip gewählt. Bei diesem läßt sich nämlich die Scheide des Bulldog durch die beiden Zusatzlöcher etwas steiler stellen (~5°?) als beim Teklock und zudem etwas tiefer zur Oberkante des Gürtels anbringen. Da der Schwerpunkt des grifflastigen Bulldog außerhalb der Scheide und hoch liegt gleicht das den insgesamt etwas labileren Sitz mehr als aus, vor allem IWB. Vielleicht fällt mir ja irgendwann noch mal was ein, wie man Scheide oder Teklock so modden kann, daß das besser paßt als die jetzige Variante.
Auftragen tut das Bulldog trotz des üppigen Griffes bei mir so nicht, vor allem IWB. Ein Polohemd drüber reicht.
In der Hosen- Bein oder sogar der A****tasche einer weiten Cargoshorts oder in der Pattentasche am Duster läßt sich das Bulldog hilfsweise auch ganz gut lose tragen und ziehen, da hilft dann der großflächige Clip sogar um es stabil und schräg in der Tasche zu fixieren.
So wie die Hohlnieten am Ort placiert sind, könnte man das Bulldog auch als (Steer-)Knecknife tragen. Als Bootknife wäre es ob der Grifflastigkeit und der Griffstärke denkbar ungeeignet. In ein AF-Schulterholster von Böker müßte es ob der schmalen Scheide eigentlich auch gut reinpassen.
Bei festen 9cm Klingenlänge muß man beim Führen des Bulldog bis auf weiteres so wenig Gedanken an waffenrechtliche Aprilscherze verschwenden wie Bulldoggenhalter an rassenhassmotivierte Hundegesetze . Ggf. könnte es noch hilfreich sein, daß der Desinger kein (Ex-)Kommandokämpfer, Geheimdienstkiller oder Krimineller ist sondern Ex-Sani.
Fazit
Ein absolut preiswerter EDC-User der viel Spaß macht. Viel mehr Material kann man in feststehenden nominellen 9cm Klingenlänge kaum sinnvoll unterbringen und auch nicht viel mehr Schneide raushohlen. Für urbane Verwendung ausreichend überdimensioniert. Für sonstige Zwecke stellt sich jenseits des Bulldog wirklich die Frage, ob mehr cm bei der Klingenlänge dafür wirklich einen lohnenden Vorteil bieten. Bei manchen sicherlich, bei vielen wohl eher nicht (mehr?).
mfG
Immo
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