Gabriel
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Review aus einem Blickwinkel
Masakage Yuki Gyuto 240mm
Diesmal ist mal wieder einzelnes Review von einem Messer dran. Es wurde mir von einem Mitforianer zugeschickt und ich durfte es netterweise 3 Wochen lang intensiv testen. Das Yuki ist mir vom Sehen schon seit Längerem bekannt. Jedoch erfährt das Messer hierzulande doch sehr wenig Aufmerksamkeit. Ob dies gerechtfertigt ist oder nicht war ich gespannt rauszufinden…
Daten und Fakten
Klingenlänge: 245 mm
Gesamtlänge: 400 mm
Klingenhöhe am Kehl: 51,1 mm
3-Lagenkonstruktion mit Schneidlage aus Shirogami 2 (Cutting Edge Knives gibt 62-63 HRC an) und rostfreien Außenlagen mit Nashiji („Birnenhaut“)-Finish
Schliff: beidseitig
Griffmaterial: Ho-Holz, oval mit einer Holzzwinge
Gewicht: 175 g
Erster Eindruck / Verarbeitung & Finish
Was mich immer davon abgehalten hat mich näher mit dem Messer zu beschäftigen ist die Ästhetik. Der ovale Griff mit der rotbraunen Holzzwinge treffen einfach nicht meinen Geschmack. Ein Fan von Kurouchi- oder Nashiji-Finishs bin ich eh noch nie gewesen. Schlicht aus diesem Grund habe ich beim Durchstöbern diverser Shops immer großzügig über das Yuki hinweggesehen.
Der erste Eindruck erinnert mich optisch schon etwas an das Tadafusa (welches momentan auch zufällig grad bei mir zum Testen ist. Bei genauerer Betrachtung fallen doch recht große Unterschiede auf. Das Klingenfinish ist nicht direkt vergleichbar und ebenso wenig die Verarbeitungsqualität. Das Yuki mag zwar nicht die hochwertigstens Griffmaterialien aufweisen oder das sauberst feingeschliffene Klingenfinish, aber die Verarbeitung ist in Relation zum Tadafusa und auch absolut gesehen sehr gut!
Das Messer kommt mit einer Art Glücksmünze. Naja, wer sowas mag wird sich freuen. Ich habe sie als allererstes entfernt (weshalb sie auf den Bildern auch nicht zu sehen ist). In Punkto Verarbeitung gibt es eigentlich sonst nichts zu meckern. Einziger Kritikpunkt (abgesehen ästhetischen Aspekte die wiegesagt Geschmackssache sind) wäre ggf. die hintere Kante der Schneide, welche relativ spitz ausgeführt ist und wo ich regelmäßig mit dem Geschirrtuch hängen geblieben bin. Ansonsten muss sich das Yuki in der Hinsicht aber nicht vor den anderen großen Namen verstecken.
Klingengeometrie
Da mir das Messer mit anständiger Schärfe geliefert wurde, konnte ich gleich ans Werk gehen. Sehr schnell gerieten Aspekte wie Zwingenmaterial, Griffform und Klingenfinish in den Hintergrund. Der erste spontane Eindruck erinnerte doch sehr stark an das Konosuke Fujiyama, welches ich vor einiger Zeit testen durfte und welches einen so guten Eindruck hinterlassen hat, dass ich mir direkt inzwischen ein Messer aus der Reihe bestellt habe. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Zumal das Gewicht des Messers schon durchaus als „solide anmutend“ (schwer würde ich nicht sagen…) erscheint. Fairerweise sollte ich an dieser Stelle gleich sagen, dass das Yuki meiner Meinung nach nicht ganz an die Schneideigenschaften eines Fujiyamas rankommt, es ist aber doch schon sehr nahe. Die Messwerte der Klingengeometrie und die Kehlaufnahmen zeigen hier ein recht positives Bild:
(der etwas erhöhte Messwert bei 10mm über der Schneide 10mm vor der Spitze ergibt sich aus der Tatsache, dass ich hier den Klingenrücken vermessen hab, welcher leicht höher als 10mm über der Schneide liegt...)
Hier der Kehl des Yukis im Vergleich mit dem Tadafusa 165mm Santoku.
Wie man erkennen kann ist das Yuki hinter der Wate schön dünn ausgeschliffen und muss sich nicht gegenüber der dreilagigen Konkurrenz verstecken. Es ist jedoch kein reiner Laser und bietet gesamtheitlich doch etwas mehr Stabilität in der Klinge. Dem Schneidgefühl steht das jedoch bei den meisten Dingen kaum im Weg.
Vergleich Klingenrücken (von links nach rechts): Tadafusa Santoku, Hiromoto AS Gyuto, Masakage Yuki Gyuto
Im Gebrauch
Das Messer kam sehr anständig scharf bei mir an. Shirogami 2 ist ja – korrekte Wärmebehandlung vorausgesetzt – sowieso ein Stahl, der hier seine Stärke ausspielen kann. Die Schneidlage wies schon von Anfang an von voriger Benutzung eine durchgängige Patina an der Schneidlage auf. Hier wird es vermutlich in der Anfangszeit zu leichter Reaktivität kommen. Ist erstmal an der Schneidlage eine Patina gebildet kann das Messer auch dank der rostfreien Außenlagen als sehr pflegeleicht bezeichnet werden. Insbesondere bei solchen etwas raueren Finishs bin ich über diese Tatsache recht dankbar, da diese meiner Meinung nach bei rostenden Außenlagen auf Dauer zu einer eher unschönen (im Vergleich mit geschliffenen, polierten Klingen) Optik führen.
Während der Testzeit ergab sich die Gelegenheit, dass ich ein recht Gemüse-lastiges kaltes Buffet für ca. 20 Leute zubereiten musste/durfte. Hier konnte das Yuki zeigen, was es in Sachen Schnitthaltigkeit und Schneidkantenstabilität drauf hat. Kurz gesagt: ich wurde nicht enttäuscht. Die Wärmebehandlung des Shirogamis ist scheinbar gut. Die Schnitthaltigkeit war für die Verhältnisse des Stahls anständig (wenn auch Aogami hier noch leicht besser abgeschnitten hätte vermutlich). Probleme mit Ausbrüchen gab es nicht!
Die Klingenform und –größe sagen mir sehr zu und unterstützen eigentlich alle meine (je nach Schneidgut) Schnitttechniken – Zug-/Druckschnitt, Choppen, Wiegeschnitt… das Yuki kann also in der Hinsicht als sehr allroundtauglich eingestuft werden. Während der Testphase habe ich das Messer ein zwei Mal auf dem 1µm-Diamantleder abgezogen und zum Ende auf dem Chosera 1000 und King 6000 geschärft. Hier gab es keine Überraschungen und der Shirogami ließ sich sehr leicht auf Schärfe bringen.
Hier das Klingenprofil im Vergleich zum Hiromoto AS 240mm:
Fazit
Das Yuki hat mir überraschend gut gefallen. Für einen zugegebenen nicht geringen Preis (von ca. 200€ + Versand, Zoll, Steuern…) bekommt man ein wirklich gutes Messer. Klingengeometrie, Profil, Verarbeitungsqualität, Stahlbehandlung stimmen auf jeden Fall. Einziges Manko sehe ich persönlich in dem Griff, den ich mir oktagonal oder kastanienförmig und mit einer schönen Hornzwinge gewünscht hätte. Für mich persönlich reicht das jedoch schon als Ausschlusskriterium. Das Klingenfinish ist ebenfalls Geschmackssache. Eine wirklich große positive oder negative Auswirkung beim Benutzen konnte ich nicht feststellen, theoretisch könnte vielleicht das Kleben des Schnittguts reduziert werden aber wirklich aufgefallen ist mir das nicht.
Wer jedoch ovale Griff, leicht rustikale (aber sauber verarbeitete) Klingenfinishs und Holzzwingen mag oder sich nicht daran stört, dem kann ich das Yuki nur ans Herz legen. In Sachen Qualität und Performance kann es mit der Konkurrenz in dem Preisbereich locker mithalten! Die rostfreien Außenflanken geben dazu noch einen kleinen Tick weniger Pflegeaufwand. Ich finde es ist etwas zu Unrecht bisher eher „unter dem Radar“ und werde es jedenfalls guten Gewissens öfter mal empfehlen.
Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen!
Gruß, Gabriel
Masakage Yuki Gyuto 240mm
Diesmal ist mal wieder einzelnes Review von einem Messer dran. Es wurde mir von einem Mitforianer zugeschickt und ich durfte es netterweise 3 Wochen lang intensiv testen. Das Yuki ist mir vom Sehen schon seit Längerem bekannt. Jedoch erfährt das Messer hierzulande doch sehr wenig Aufmerksamkeit. Ob dies gerechtfertigt ist oder nicht war ich gespannt rauszufinden…
Daten und Fakten
Klingenlänge: 245 mm
Gesamtlänge: 400 mm
Klingenhöhe am Kehl: 51,1 mm
3-Lagenkonstruktion mit Schneidlage aus Shirogami 2 (Cutting Edge Knives gibt 62-63 HRC an) und rostfreien Außenlagen mit Nashiji („Birnenhaut“)-Finish
Schliff: beidseitig
Griffmaterial: Ho-Holz, oval mit einer Holzzwinge
Gewicht: 175 g
Erster Eindruck / Verarbeitung & Finish
Was mich immer davon abgehalten hat mich näher mit dem Messer zu beschäftigen ist die Ästhetik. Der ovale Griff mit der rotbraunen Holzzwinge treffen einfach nicht meinen Geschmack. Ein Fan von Kurouchi- oder Nashiji-Finishs bin ich eh noch nie gewesen. Schlicht aus diesem Grund habe ich beim Durchstöbern diverser Shops immer großzügig über das Yuki hinweggesehen.
Der erste Eindruck erinnert mich optisch schon etwas an das Tadafusa (welches momentan auch zufällig grad bei mir zum Testen ist. Bei genauerer Betrachtung fallen doch recht große Unterschiede auf. Das Klingenfinish ist nicht direkt vergleichbar und ebenso wenig die Verarbeitungsqualität. Das Yuki mag zwar nicht die hochwertigstens Griffmaterialien aufweisen oder das sauberst feingeschliffene Klingenfinish, aber die Verarbeitung ist in Relation zum Tadafusa und auch absolut gesehen sehr gut!
Das Messer kommt mit einer Art Glücksmünze. Naja, wer sowas mag wird sich freuen. Ich habe sie als allererstes entfernt (weshalb sie auf den Bildern auch nicht zu sehen ist). In Punkto Verarbeitung gibt es eigentlich sonst nichts zu meckern. Einziger Kritikpunkt (abgesehen ästhetischen Aspekte die wiegesagt Geschmackssache sind) wäre ggf. die hintere Kante der Schneide, welche relativ spitz ausgeführt ist und wo ich regelmäßig mit dem Geschirrtuch hängen geblieben bin. Ansonsten muss sich das Yuki in der Hinsicht aber nicht vor den anderen großen Namen verstecken.
Klingengeometrie
Da mir das Messer mit anständiger Schärfe geliefert wurde, konnte ich gleich ans Werk gehen. Sehr schnell gerieten Aspekte wie Zwingenmaterial, Griffform und Klingenfinish in den Hintergrund. Der erste spontane Eindruck erinnerte doch sehr stark an das Konosuke Fujiyama, welches ich vor einiger Zeit testen durfte und welches einen so guten Eindruck hinterlassen hat, dass ich mir direkt inzwischen ein Messer aus der Reihe bestellt habe. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Zumal das Gewicht des Messers schon durchaus als „solide anmutend“ (schwer würde ich nicht sagen…) erscheint. Fairerweise sollte ich an dieser Stelle gleich sagen, dass das Yuki meiner Meinung nach nicht ganz an die Schneideigenschaften eines Fujiyamas rankommt, es ist aber doch schon sehr nahe. Die Messwerte der Klingengeometrie und die Kehlaufnahmen zeigen hier ein recht positives Bild:
(der etwas erhöhte Messwert bei 10mm über der Schneide 10mm vor der Spitze ergibt sich aus der Tatsache, dass ich hier den Klingenrücken vermessen hab, welcher leicht höher als 10mm über der Schneide liegt...)
Hier der Kehl des Yukis im Vergleich mit dem Tadafusa 165mm Santoku.
Wie man erkennen kann ist das Yuki hinter der Wate schön dünn ausgeschliffen und muss sich nicht gegenüber der dreilagigen Konkurrenz verstecken. Es ist jedoch kein reiner Laser und bietet gesamtheitlich doch etwas mehr Stabilität in der Klinge. Dem Schneidgefühl steht das jedoch bei den meisten Dingen kaum im Weg.
Vergleich Klingenrücken (von links nach rechts): Tadafusa Santoku, Hiromoto AS Gyuto, Masakage Yuki Gyuto
Im Gebrauch
Das Messer kam sehr anständig scharf bei mir an. Shirogami 2 ist ja – korrekte Wärmebehandlung vorausgesetzt – sowieso ein Stahl, der hier seine Stärke ausspielen kann. Die Schneidlage wies schon von Anfang an von voriger Benutzung eine durchgängige Patina an der Schneidlage auf. Hier wird es vermutlich in der Anfangszeit zu leichter Reaktivität kommen. Ist erstmal an der Schneidlage eine Patina gebildet kann das Messer auch dank der rostfreien Außenlagen als sehr pflegeleicht bezeichnet werden. Insbesondere bei solchen etwas raueren Finishs bin ich über diese Tatsache recht dankbar, da diese meiner Meinung nach bei rostenden Außenlagen auf Dauer zu einer eher unschönen (im Vergleich mit geschliffenen, polierten Klingen) Optik führen.
Während der Testzeit ergab sich die Gelegenheit, dass ich ein recht Gemüse-lastiges kaltes Buffet für ca. 20 Leute zubereiten musste/durfte. Hier konnte das Yuki zeigen, was es in Sachen Schnitthaltigkeit und Schneidkantenstabilität drauf hat. Kurz gesagt: ich wurde nicht enttäuscht. Die Wärmebehandlung des Shirogamis ist scheinbar gut. Die Schnitthaltigkeit war für die Verhältnisse des Stahls anständig (wenn auch Aogami hier noch leicht besser abgeschnitten hätte vermutlich). Probleme mit Ausbrüchen gab es nicht!
Die Klingenform und –größe sagen mir sehr zu und unterstützen eigentlich alle meine (je nach Schneidgut) Schnitttechniken – Zug-/Druckschnitt, Choppen, Wiegeschnitt… das Yuki kann also in der Hinsicht als sehr allroundtauglich eingestuft werden. Während der Testphase habe ich das Messer ein zwei Mal auf dem 1µm-Diamantleder abgezogen und zum Ende auf dem Chosera 1000 und King 6000 geschärft. Hier gab es keine Überraschungen und der Shirogami ließ sich sehr leicht auf Schärfe bringen.
Hier das Klingenprofil im Vergleich zum Hiromoto AS 240mm:
Fazit
Das Yuki hat mir überraschend gut gefallen. Für einen zugegebenen nicht geringen Preis (von ca. 200€ + Versand, Zoll, Steuern…) bekommt man ein wirklich gutes Messer. Klingengeometrie, Profil, Verarbeitungsqualität, Stahlbehandlung stimmen auf jeden Fall. Einziges Manko sehe ich persönlich in dem Griff, den ich mir oktagonal oder kastanienförmig und mit einer schönen Hornzwinge gewünscht hätte. Für mich persönlich reicht das jedoch schon als Ausschlusskriterium. Das Klingenfinish ist ebenfalls Geschmackssache. Eine wirklich große positive oder negative Auswirkung beim Benutzen konnte ich nicht feststellen, theoretisch könnte vielleicht das Kleben des Schnittguts reduziert werden aber wirklich aufgefallen ist mir das nicht.
Wer jedoch ovale Griff, leicht rustikale (aber sauber verarbeitete) Klingenfinishs und Holzzwingen mag oder sich nicht daran stört, dem kann ich das Yuki nur ans Herz legen. In Sachen Qualität und Performance kann es mit der Konkurrenz in dem Preisbereich locker mithalten! Die rostfreien Außenflanken geben dazu noch einen kleinen Tick weniger Pflegeaufwand. Ich finde es ist etwas zu Unrecht bisher eher „unter dem Radar“ und werde es jedenfalls guten Gewissens öfter mal empfehlen.
Zum Abschluss: vielen Dank fürs Testen dürfen!
Gruß, Gabriel