Review "Messer Enzyklopädie"

WalterH

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Ja, wo stellt man das am besten rein? "Allgemeines" ist wohl das Gescheiteste.

Auf dem Kolbermoorer Schmiedetreffen bin ich über folgendes Buch gestolpert:

A.E. Hartink
Messer Enzyklopädie
Edition Dörfler im Nebel Verlag
ISBN 3-89555-078-7

Aus dem Holländischen von Michael Störmer

Inhalt:

1) Seite 8, Die Geschichte des Messers
2) Seite 13, Messertypen
3) Seite 21, Messerherstellung
4) Seite 25, Stahlsorten
5) Seite 31, Feststellmechanismen
6) Seite 37, Verzierungen und gravuren
7) Seite 43, Griffmaterialien
8) Seite 59 Meser von A-Z

Danach kommen noch Danksagung, Webseiten. Bibiographie und Register.

Die ersten 7 Kapitel kann man sich als regelmässiger Forums-Leser getrost schenken. Sie umfassen genau das, was man sich den Titeln nach darunter vorstellt. Und auch in genau der Tiefe, die man sich vorstellt: Messerherstellung in 4 Seiten, Stahlsorten in 5 Seiten ... eben! :(

Ausserdem strotzt dieser Teil nur so von Fehlern! Beispiele:

Seite 16: "Fallmesser: Die federgespannte Klinge dieses Messers verbirgt sich im Griff ... solche Messer werden auch als Automatikmesser oder Springmesser bezeichnet."

Seite 21f: "James Thorlief Eriksen ... härtet seinen 440C Stahl folgendermassen: ... für eine Stunde auf Minus 350 Grad abgekühlt..."

Seite 29: "Rostfreier Damast entsteht durch die Beimengung von Nickel während des Schmiedeprozesses"

Jetzt fragt ihr euch vielleicht, warum ich das Buch dann gekauft habe :irre:

Zum einen hat es nur 8 Euro oder so gekostet. Und zum anderen ist da noch das Kapitel 8! :hehe:

300 Seiten Beschreibungen von Messermachern, Messerherstellern und Messerhändlern (Ja, Herbertz und Böker sind auch drin). Zu jedem Macher/Hersteller mindestens ein Bild, das typische Arbeiten zeigt. Auch hier ist der Text manchmal recht anstrengend (In einem Bild mit zwei Messern die Bildunterschrift vertauscht - sehr schwierig bei einem Tanto und einem Droppoint), aber die Bilder sind einfach geil!

Die Auswahl der Macher ist recht subjektiv. Wenn ich mir so die deutschen Macher ansehe: Balbach ist drin, Hennicke, Königsberger, Böhlke, Hayn, Narushima, Faust, Pöhler auch (so beim Durchblättern mit dem Daumen), dafür fehlen z.B. Greiss, Boll, Herbst, Becker oder Kressler.

International das gleiche Bild: Hill, Hibben, Thorburn sind drin, dafür fehlen die Amis fast komplett! International ist das Buch eher Osteuropa-lastig. Viele Tschechen, Polen Ungarn etc. sind drin.

Die grossen Hersteller (CRKT, Benchmade, Spyderco, Puma, etc) sind alle drin. Da das Buch aber schätzungsweise von 2000 ist, sind die Kollektionen etwas veraltet. Schätzungsweise deshalb, weil das Herstellungsjahr nirgends auffundbar ist.

Fazit: Wer ein Buch mit Massen von Farbbildern sucht (normalerweise 6-8 auf einer Seite), der kann sich's kaufen und Bilder kukken. Wer inhaltlich tiefgehende Informationen sucht, sollte es unbedingt lassen.

-Walter
 
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WalterH schrieb:
Ja, wo stellt man das am besten rein? "Allgemeines" ist wohl das Gescheiteste.

Auf dem Kolbermoorer Schmiedetreffen bin ich über folgendes Buch gestolpert:

A.E. Hartink
Messer Enzyklopädie
Edition Dörfler im Nebel Verlag
ISBN 3-89555-078-7
Ich hätte dieses Buch wegen seines umspannenden Titels schon fast gekauft,
habe mir dann aber die Lesermeinungen bei Amazon genauer angeschaut.
Vom Tenor werden genau die Dinge bekritelt, welche dir auch auffielen.
Vor allem, das diese "Enzyklopädie" bisher noch nie aktualisiert wurde, bemängelten die meisten.
Ist denn wenigstens das Kapitel über Feststellmechanismen einigermaßen lohnenswert?
 
Mokifan: Es sind alle zum Zeitpunkt der Drucklegung wesentlichen Locks drin. Der Compression-Lock fehlt z.B. noch. Und von den 2 verschiedenen Back-Lock Mechanismen ist auch nur einer drin. Sonst ist es recht vollständig.

Kritikpunkt hier: Nur zum Backlock und Para-Lock sind technische Zeichnungen drin. Sinst beschränkt sich die Erklärung leider auf Text und Beispiel-Bilder der kompletten Messer, manchmal mit kleinen Pfeilen zur Verdeutlichung dran.

Hier der Text zum Lock der Böker Speedlocks: "Der Auslöseknopf des Verriegelungsmechanismus wird durch ein "A" gekennzeichnet. Klappt man die Klinge ein, wird eine Feder gespannt. Drückt man auf den Knopf, springt die Klinge seitlich aus dem Griff heraus und wird automatisch verriegelt. Zum Einklappen muss der Knopf nochmals gedrückt werden".

Das ist alles. Vielsagend, was? :hehe:

Dafür ist das Bild vom Speedlock recht gut. :hehe:

Wie gesagt: Als Bildband, um typische Stile der beschriebenen Macher zu studieren, recht interessant. Auch als Anregungen zum Selbermachen. Textuell ist es dafür unterirdisch!

-Walter
 
Mokifan schrieb:
Vor allem, das diese "Enzyklopädie" bisher noch nie aktualisiert wurde, bemängelten die meisten.
Ein zweites Buch soll noch dieses Jahr heraus kommen, mit neuen Bildern. Ich hoffe, mit korrigierten und nicht mit neuen Fehlern.
 
...wenn dieses Jahr tatsächlich noch ein korrigiertes Buch auf den Markt kommen sollte, wäre das eine Erklärung dafür, dass man die alte Ausgabe nur neu verpackt herausgegeben hat - nämlich um die alten Bestände loszuwerden :rolleyes: - von vor drei oder vier Jahren bis jetzt hat sich bis auf den Einband wirklich nichts geändert...

Gruß Andreas
 
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