Revision Windmühlenmesser Yagatan, groß

jollo74

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Hallo zusammen,

Als erstes ein ganz großes DANKE SCHÖN von mir an die hiesigen Foren-Mitglieder:D. Bis zur Entdeckung dieses Forums habe ich mich für einen ausgewiesenen Messer-Kenner gehalten :rolleyes:, musste aber feststellen, dass es für mich noch SEHR viel zu Lernen gibt! Meine Messer sind jetzt noch schärfer als vorher, es geht mittlerweile sogar so weit, dass mir meine Frau untersagt, bestimmte Messer in der Küche zuuu scharf zu schleifen :irre:

Aber jetzt zum eigentlichen Thema dieses Postings, dem großen Yagatan Windmühlenmesser der Robert Herder GmbH & Co. KG.

Technische Daten:
Klingenlänge: 156 mm
Klingenstärke: geschätzte 1,3 mm
Stahl: Carbonstahl mit ca. 0,8% Kohlenstoffanteil (gem. Herstellerinformation), nicht rostrfrei
Schliff: Solinger Dünnschliff, blaugepließtet
Griff: Kirschbaumholz, geölt

So sieht das gute Stück nach täglichem Gebrauch über ca. 4 Jahre aus:
Yagatan_1.jpg

Yagatan_2.jpg


Die Klinge hat in den Jahren des Gebrauchs und Nachschleifens schon einige Millimeter an Breite verloren. Weiterhin hat sich auch eine deutliche Patina gebildet, etwas, auf das man sich bei einem Messer mit aus nicht rostfreiem Stahl einstellen muss.

Beim täglichen Gebrauch stört mich Patina überhaupt nicht, nur wenn es bei festlichen Anlässen seinen Dienst auf dem großen Holzbrett mit hessischer grober Mettwurst, Blut- und Leberwurstblasen und diversen Hartwürsten verrichtet, wird es vorher mit etwas Stahlfix oder Chrom- & Alupaste abgerieben und blinkt wie neu:super:. Den Griff pflege ich bei Bedarf mit Öl oder einem Bienenwachsbalsam.

Natürlich verbietet sich bei einem solchen Messer die Reinigung in einer Geschirrspülmaschine :rolleyes:. Das Messer wird nach Benutzung unter fließendem Wasser abgespült und gleich abgetrocknet. Wenn man nicht sofort zum Abtrocknen kommt empfiehlt es sich, das Messer mit der Klinge nach unten im Abtropfkorb zwischenzulagern, dies vermeidet langfristige Schäden am Griff.

Auf Grund der dünnen und sehr schneidfreudigen leicht gebogenen Klinge lassen sich so gut wie alle anfallenden Schneidarbeiten in der Küche meistern:
- Morgens schneidet das Yagatan erst die Brotscheiben ab und verstreicht auch die Butter für eine Stullenproduktion im quasi-industriellen Maßstab (es wollen insgesamt 5 Personen mit Frühstück und Pausenbroten versorgt werden)
- Mittags wird es zum Schneiden von Gemüse (Möhren, Paprika) verwendet
- Abends ist es wieder beim Zubereiten des Abendbrotes im Einsatz
Yagatan-Brot.jpg

Es verreichtet bei uns ca. 80% aller Schneidarbeiten; nicht weil es für alle Aufgaben das beste verfügbare Messer ist, sondern weil man es für so gut wie alles nutzen kann. Eigentlich nur beim Äpfel- und Kartoffel-Schälen kommt ein kleines „Kneipchen“ (so nennt man hier ein kleines Messerchen) zum Einsatz.

Natürlich bedarf das Messer einer gewissen Pflege und kann hat auch seine natürlichen Grenzen. Aber als Arbeitstier und Allrounder ist es zumindest in unserer Küche ungeschlagen:super:!
 
Ich finde auch, dass das Yatagan aufgrund seiner speziellen Form eines der vielseitigsten Küchenmesser ist; selbst zum Schälen noch kann man es zur Not ganz gut einsetzen. Und auch in rostfrei schneidet es hervorragend.

Das Yatagan gab es übrigens früher auch von anderen Herstellern. Hier (Bild 4) ein Auszug aus einem Katalog von Ed. Wüsthof (Dreizackwerk) von 1934, wo es Teil eines "Schinkenbestecks" ist.
 

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ich hab auch eins, in rostend :D
die klingengeometrie ist eine schau, und begeistert mich jedes mal wieder :)
das einzige was mich etwas stört ist die griff form, sie lässt mich auch zu einem anderen messer greifen, wenn mal sehr viel zu schneiden ist :(
 
Ich benutze auch seit Jahren mit großer Begeisterung mein Yatagan, es hat einen Griff aus Hainbuchenholz, und es ist DAS Messer für Arbeiten, die eine längere Klinge, einen dünnen Schnitt, ja fast alles eigentlich, erfordern.

Ich bin von diesem Messer sehr angetan, es ist wirklich gut durchdacht.
 
Hallo Jollo,

zuerst ein Danke für die Besprechung - es gibt nicht viele, die zum Einstand einen aussagekräftigen Erfahrungsbericht beisteuern.
Besonders der Halbsatz „eine Stullenproduktion im quasi-industriellen Maßstab“ hat mich aufmerken lassen - nach einem solchen Messer suche ich schon länger.

Eine Frage an brikler: kannst du deine Kritik an der Grifform präzisieren, was stört dich genau?

Steffen
 
Eine Frage an brikler: kannst du deine Kritik an der Grifform präzisieren, was stört dich genau?

Steffen
der griff ist zu dünn, für filigrane arbeiten passt das.
wenn man aber viel zum schneiden hat, rutscht man automatisch von dem "knubbel" hinten, vor zur klinge um seine kraft effizienter zu nutzen.
da vorne der griff aber zu dünn ist, ist dies auf die dauer unangenehm.
ich hoffe, dies war verständlich genug :)
 
Erst mal vielen Dank für den schönen Bericht, jollo 74!

habe das Yagatan mit Karbonklinge seit ca. 8 Jahren.. benutze es hauptsächlich für die feineren Schneidarbeiten.. aber wenn ich's schon mal in der Hand habe, wird es auch zum Hacken und Wiegen benutzt. Brot habe ich noch nicht damit geschnitten:confused:. Der Wetzstahl hält die Schärfe.. 2x in 8 Jahren war es beim Schleifprofi.
Alles in Allem sehr universell in der Küche einsetzbar!
 
Erstmal vielen Dank für die tolle Resonanz zu meinem Erstlingswerk :D! Es freut mich zu hören, dass der Bericht von Nutzen ist.

@bitzone: Der Griff ist relativ kurz und schmal. Das ist für die Vielseitigkeit der Einsatzmöglichkeiten sehr hilfreich, da man auch eher feine Schneidarbeiten und das Verstreichen der Butter sehr gut bewerkstelligen kann (hierbei hilft auch die dünne und relativ flexible Klinge). Trotz meiner eher groß geratenen Hände hat mich der schmale Griff noch nicht gestört, doch ich kann gut nachvollziehen, dass bei langwierigen und schwereren Schneidarbeiten ein kräftigerer Griff zu bevorzugen ist.

@albrecht: Brot schneiden geht aber auch prima :cool:. Selbst das große 2 1/2 Pfünder Holzofenbrot mit harter Kruste (siehe obige Bilder) muss vor der scharfen Klinge kapitulieren. Ich besitze gar keine Brotschneidemaschine aber diverse recht gute Brotmesser (bspw. ein WMF Spitzenklasse), doch keines kann meinem frisch geschärften Yagatan das Wasser reichen. Auch bei der (für mich) "Königsdisziplin des Brotschneidens", dem Aufschneiden eines frisch aufgebackenen Baguettes mit krosser Rinde und weichem Inneren, gelingt es, Scheiben gänzlich unzerquetscht und intakt abzuschneiden.
 
Nach diesem Bericht wusste ich, dass ich auch so einen Säbel brauche (ich hatte ja schon längere Zeit damit geliebäugelt....)
Vor 15cm Kohlenstoffstahl kapituliert selbst die härteste Melone :super:
 
Das freut mich sehr :D!
Das kannst du gleich nochmal tun. ;)

Auch ich habe das Yatagan nun einige Tage in Gebrauch.
Trotz des tatsächlich recht dünnen Griffes, ist meine Einschätzung: „Non, je ne regrette rien“.
Die Klinge reißt alles wieder 'raus, es ist ein Vergnügen damit zu arbeiten.

Nebenbei - und es freut mich, das über ein Solinger sagen zu können - auch die Verarbeitung ist gut - ich habe nichts zu bemängeln.

Danke für den Tipp.

Grüße,
Steffen
 
Morgen,

seit gestern zähle auch ich zum Kreis der begeisterten Yatagan Fechter :hehe: .
Es ist mein erstes Kohlenstoffstahlmesser in der Küche und ich bin sehr erfreut über dieses Kleinod - macht Lust auf mehr (--> vielleicht Serie 1922).
Ich muß mal probieren, in wieviele vollständige Scheiben ich eine normale Tomate schneiden kann :glgl: .
Das Yatagan wird wohl schnell mein Allrounder in der Küche werden :super: .

Eine Frage hätte ich noch an alteingesessene Yatagan Benutzer:
Auf welchen Winkel hin schärft ihr das Teil? Ist 30° zu "grob" oder ist 20° schon zu filigran :confused:
 
Hi,

auch ich darf mich nun als begeisterter Herder Yatagan-User outen (nicht rostfrei). Es ist ein echtes Allround-Talent und übernimmt im Moment den Großteil der anfallenden Schneideaufgaben in meiner Küche.

Zur Verarbeitung: Naja, was soll man sagen, ich bin größtenteils zufrieden. Interessanter Weise hat die linke "Griffschale" einen völlig anderen Farbton als die rechte, ich fand das witzig und reklamiere das daher auch nicht. Auch ist eine Griffhälfte perfekt angepasst, wie ich es selten an einem anderen Herder erleben durfte, bei der anderen findet man wieder die obligatorischen Spalte (also doch ein echtes Herder, hätte anfangs beinahe schon gedacht, dass ich eine Fälschung in Händen halte :steirer:)

Was ich trotzdem wahrscheinlich beim nächsten Herder wieder anders machen würde (und einige werden mich dafür steinigen wollen :hmpf:): Ich würde mir wohl keine rostende Version dieses Messers mehr kaufen, mir ist die Geruchsabgabe an die Lebensmittel einfach viel zu heftig, ich hoffe und gehe davon aus, dass sich das mit Einstellen einer ordentlichen Patina vollständig legt, ansonsten kommt mir keine rostende Klinge mehr in die Küche.

Von mir zum Preis von 30€ trotzdem ganz klar eine Kaufempfehlung.

Greez
Wischi
 
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