Rezension Kurosaki 240mm Gyuto R2

Büchner

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Vor ungefähr einem Monat habe ich das Messer auf cleancut.se auf der Suche nach einem mittelschweren und schnitthaltigen 240mm Gyuto bestellt. Im Kurosaki hoffte ich zudem auf einen schneidfähigen, aber noch robusten Gesellen zu treffen. Positiv überraschte mich die Lieferzeit, die Sendung kam, sage und schreibe zwei Tage nach Aufgabe der Bestellung an. Wirklich flott, flexibel die Zahlungsarten betreffend waren sie auch. Weniger angenehm war dagegen der Endpreis, auf wenig über 300 Euro fielen die Kosten. Zoll- und abgabefrei aus Schweden, 2495 Kronen für das Messer, 200 Kronen für den Transport, Transaktionsgebühr und ungünstiger Kurs, da kommt schon was zusammen.


Ersteindruck
Das Messer sieht schöner aus als auf dem Bild, wie ich finde! Die Hammerschlagoberfläche schimmert schön in gelbem Licht. Die Verarbeitung wirkt schon mal erstklassig, das Messer fühlt sich gut und angenehm schwer an, es scheint zu sein wonach ich gesucht habe. Rasierschärfe war auch gegeben, würde sagen 2000-3000 jap. Körnung, da wäre noch etwas mehr drin. Ich habe gleich zu Beginn eine minimale 10 000er Mikrophase im Winkel von 15 und 30 Grad für Rechtshänder angeschliffen. Der von Haus angeschliffene Winkel ist recht groß, ich schätze auf 15-18 Grad für jede Seite. Dafür ist die Wate kaum zu erkennen. Der Standardanschliff kommt dem 'ballig gegen 0' dünngeschliffenen Anschliff sehr nahe.






Daten

CKTG/ Weitere
Gewicht: 193g
Klingenlänge: 244mm
Gesamtlänge: 400mm
Klingenstärke: 3,29mm
Klingenhöhe: 51,14mm
Härte: 62HRC

Eigene Erhebung:
Gewicht: 193g
Klingenlänge: 245mm bis zur Zwinge, 238mm scharf
Gesamtlänge: 397mm
Klingenstärke: 3,0mm auf Kehlhöhe, 5cm vor dem Ort 1,9mm
Klingenhöhe: 51mm


Klinge
Die Klinge ist wie für Gyutos dieser Größe üblich geformt und ausgezeichnet verarbeitet. An der Hammerschlagoberfläche gibt es nichts zu meckern, die Täler dieser Struktur sind weniger tief als ich vermutet hätte. Es lassen sich keine harten Kanten in dem Muster ertasten, alles geht verhältnismäßig glatt ineinander über. Die Krümmung der Schneide ist mittelstark, es gibt nur eine kleine Flachstrecke ca 2cm hinter der Kehlspitze bis auf 8cm nach dem Kehl. Die Klinge hat auch eine gute Höhe vom 51mm, das erlaubt es Schnittgut bequem mit der Klinge zu befördern.








Klinge-Griff-Übergang
Der runde Kehl ist gebrochen und poliert, der Rücken allerdings noch recht scharf. Das Erlloch ist sehr sauber mit passendem hellen Füllmaterial verschlossen worden. Es sind auf dem rechten Klingenspiegel japanische Zeichen eingraviert, durch die raue Oberfläche sind sie jedoch kaum zu erkennen.






Griff
Gut verarbeitet, hier gibt es auch nichts zu meckern. Alles so wie es sein sollte, spaltfreier Übergang zwischen Zwinge und Holz, wobei die Zwinge auch aus Holz besteht, soweit ich weiß. Das Griffholz ist Palisander. Herkömmlich japanisch gut.




Leistung
Hier zeigt sich der Arbeitscharackter des Messers. Die Schneidfähigkeit ist ordentlich, aber nicht herrlich. Auf der 10er-Skala eine 4-5/10, also im mittigen mittleren Bereich. Im mittleren und hinteren Bereich der Klinge schneidet es vergleichbar mit einem Carbonext. Möhren ohne Knacken zu schneiden ist kein Problem. Dabei ist die Spitze nicht merklich dünner geschliffen, als der Rest der Klinge, durch den Abstand zum Griff ist die für den Schnitt aufzuwendende Kraft hier größer. Besonders bei Zwiebeln ist das bemerkbar, hier erleichtert das Anwinkeln, um mit einem ziehenden Schnitt die Zwiebel parallel zur Unterlage zu schneiden, ungemein die Arbeit. Ich bevorzuge einen dünneren Schliff zur Spitze hin, um das auszugleichen. Die Klinge ist eigentlich ganz gut dünn geschliffen, allerdings steht die winzige Sekundärphase in einem recht großen Winkel, vermutlich zwischen 15 und 18 Grad pro Seite. Dies vermute ich als eine Ursache, weshalb das Messer nicht so gut schneidet wie beispielsweise das Herder 1922 mit ähnlicher Klingenstärke. Daher habe ich die Sekundärphase etwas hochgezogen, in einem Winkel von ungefähr 12 Grad, allerdings habe ich einen kleinen Bereich vor der unmittelbaren Kante im alten Winkel belassen, also die Sekundärphase ballig umgeschliffen. Zum einen aus Faulheit, zum anderen wollte ich nicht die Stabilität beeinträchtigen, und außerdem sähe eine noch höher gezogene Wate nicht mehr so schön aus. Das Metall bildet keine Patina aus, wie bei R2-Stahl zu erwarten. Wie ich gehofft hatte, ist die Schnittgutfreisetzung im Bereich der Hammerschlagoberfläche sehr gut. Hier fällt viel ab, und der Rest lässt sich leicht entfernen. Darunter klebt es wie üblich stark, das fällt allerdings nur bei feinen Stücken des Schnittguts auf. Auch der Pflegeaufwand ist nicht größer, als ohne diese texturierte Oberfläche, es lässt sich sehr einfach sauber wischen. Zur Standzeit kann ich bisher wenig sagen, in einer Woche kochen für einen Vierpersonenhaushalt ist es noch rasierscharf. Die Schneide weist nach einiger Hacksitzungen auf einem Ahorn-Stirnholzbrett einen kleinen Ausbruche auf, unter 100-facher Vergrößerung entdeckt und mit dem Auge gerade so wahrnehmbar. Ansonsten ist die Schneide unterm Mikroskop gut intakt und sauber geschlossen.



Vergleich 240mm Kotetsu, Kurosaki, Ashi



Fazit
Ein gutes Arbeitstier das meine Erwartungen erfüllt, obwohl die Schneidfähigkeit insbesondere im Bereich der Spitze Raum zur Verbesserung lässt. Es ist sehr gut gearbeitet mit einer optisch und praktisch geeigneten und ungewöhnlichen Klingenoberfläche.
 
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Moin,

vielen Dank für das schöne Review :super: Für den Preis ist das Messer auf jeden Fall einen Blick wert für jemanden, der ein PM-Stahl-Gyuto sucht. Was mich bisher immer abgeschreckt hat ist die doch etwas "eigene" Optik der Oberflächenstrukturierung die auf mich irgendwie künstlich wirkt und die Befürchtung der hohen Reibung aufgrund der starken Ausprägung. Konntest du diesbezüglich etwas feststellen?

Mittelmäßige Schneidfähigkeit... 4-5/10... Schneidfähigkeit unter Herder 1922... klingt irgendwie ja nicht so überzeugt...

hast du vor das Messer zu überarbeiten oder wird es die Rolle des PM-Stahl-"Workhorse" (auch wenn das eher wie ein Widerspruch in sich klingt) in deiner Küchen einnehmen?


Gruß, Gabriel
 
Hallo Büchner,

schönes Review! Das Gyuto gefällt mir sehr gut; ich mag die Hammerschlag-Optik. Ich finde, Kurosaki ist ein sehr interessanter Schmied, der auch weitere tolle Messer-Serien herstellt. Ich hab schon länger ein Auge darauf.

Schade, dass die Schneidleistung nicht überzeugen kann - da hatte ich eigentlich mehr erwartet. Lässt sich natürlich immer noch verbessern.

Wie empfindest du denn die Schleifbarkeit des R2? Ich war bei meinem Takamura überrascht, wie leicht der sich schleifen lässt. Ist das bei deinem Kurosaki auch so?

Übrigens nette Gesellschaft, in der sich das Kurosaki auf dem letzten Bild befindet!:super: Das Ashi sieht nach Shirogami aus - richtig?

Gruß
Pflaster
 
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Vielen Dank für die freundlichen Antworten,
Die Bilder sind im Übrigen alle, bis auf das Vergleichsbild zwischen den Messern nach meiner Schleifmaßnahme aufgenommen wurden. Das heißt die Sekundärphase ist eigentlich so klein wie bei diesem Bild.
Hier noch eins, in welchem man die Phasen der drei Messer recht gut beleuchtet sieht, ebenfalls vor dem Umschliff.



Die Oberflächenstruktur nahm vor dem Kauf auch nicht als Vorteil war, mir war es schlicht egal, vielleicht ein wenig neugierig war ich. Nun, es gefällt mir, denn der Trenneffekt ist stark, und es sieht schick aus. Eine größere Reibung kann ich nicht wahrnehmen, wenn das Schnittgut den Bereich die texturierte Fläche passiert. Sie ist auch sehr glatt, und weniger tief, rau oder 'kantig', als die Fotos vielleicht vermuten lassen.

Nun, für einen Ottonormalmessernutzer wäre die Schneidfähigkeit wohl sehr gut, sie ist besser als meine von der Klingenstärke sehr dünnen markenlosen Standard-VG10-Messer. Aber du hast recht, ein wenig besser könnte es vor allem im Bereich der Spitze sein, am Bauch sehe ich die gröbere Geometrie wegen des Gewichts der Klinge und der Trennfähigkeit nicht von Nachteil. Das Messer verkeilt sich beispielsweise beim Hacken nicht so wie die Ashis und manchmal das Herder. Ich erwarte aber auch von einem Arbeitsmesser nicht unbedingt ein Schneidniveau auf Höhe eines Herder 1922. Meines schneidet gefühlt wegen Gewicht, kompromisslosen Flachschliff und 10-Grad-Sekundärphase ebenso gut wie seine japanischen Kollegen aus dem Hause Ashi Hamono.
Und Trotzdem: Das Kurosaki ist bereits auf dem Weg nach Baden-Württemberg, um dort von der Familie Schanz im vorderen Bereich nur geschliffen zu werden. :)

Ich war bei meinem Takamura ebenfalls von der Leichtigkeit der Bearbeitung überrascht. Hier beim Kurosaki kam es mir nicht so vor, ich denke auf die Schleifbarkeit hatte die Materialdicke, das persöhnliche Empfinden und der Stein eine große Auswirkung, so glaube ich, dass wirklich brauchbare Aussagen über die Schleifbarkeit nur von Leuten getroffen werden können, die da mehr schleifen als ich.
Also gefühlt würde ich sagen es war nicht übermäßig schwer, der Stahl schmolz aber auch nicht auf den Steinen, wie es mir beim dünnen Asagao vorkam.
Das Ashi ist ein 240er Schwedenstahl 61HRC. ^^ Ein tolles Messer, und Gott sei Dank noch vor der 'Ashi-Krise' ergattert.

Pulverstahl mag ich auch immer mehr und mein "letztes" Messer was ich mir holen werde ist auch aus nem Pulverstahl. ;)
:D
Auf dieses Letzte bin ich gespannt, und ich glaube wir beide müssen 'auf das Letzte' noch ein Weilchen warten. ;)
Ich tendiere im Moment auch zu schnitthaltig, und dabei meist rostfrei: PM.
 
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Servus,

Auf jeden Fall hast du wie gesagt da ein paar tolle Reviews von einigen exotischen Messer in letzter Zeit verfasst, die wirklich sehr aufschlussreich und detailliert sind!

ich bin ja nicht immer einer Meinung mit krassi, aber in diesem Fall hat er mal völlig recht! :D

Dreizehn Beiträge und Vier davon sind ellenlange und bemühte Vorstellungen von hier bis dato noch nicht gezeigten Messern, dass verdient wirklich ein herzliches "Danke"! :super:

Das du meiner launigen Bitte, das auch stille Mitleser die was zu zeigen haben das ruhig auch machen sollen, mit solcher Effizienz nachkommst kann schon was.

Auch ich bin schon um das Kurosaki herumgeschlichen, da ich die Klingenoberfläche so ungewöhnlich wie ansprechend finde und mir genau den Effekt versprochen habe, den du positiv herausgestrichen hast, eine auffällig gute Schnittgutfreisetzung.

Die eher "durchschnittliche" Schneidfähigkeit trübt das Bild ein wenig ein und ein Ausdünnen will wohl überlegt sein, um Erstens den "Food release" Effekt nicht unbeabsichtigt aufzuheben oder zu reduzieren und dem Klingenspiegel nicht seinen Charme zu nehmen. Wenn schon ausdünnen, dann würde ich nur bis zum Hammerschlag und nicht vom Rücken abwärts abschleifen lassen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, um die rechte Balance zwischen Abtrag und "Serienfinish-Erhalt" zu finden.

Ich bin jetzt schon auf das Ergebnis gespannt!

Gruß, güNef
 
Ich war bei meinem Takamura ebenfalls von der Leichtigkeit der Bearbeitung überrascht. Hier beim Kurosaki kam es mir nicht so vor, ich denke auf die Schleifbarkeit hatte die Materialdicke, das persöhnliche Empfinden und der Stein eine große Auswirkung, so glaube ich, dass wirklich brauchbare Aussagen über die Schleifbarkeit nur von Leuten getroffen werden können, die da mehr schleifen als ich.
Also gefühlt würde ich sagen es war nicht übermäßig schwer, der Stahl schmolz aber auch nicht auf den Steinen, wie es mir beim dünnen Asagao vorkam.

Danke für die Erklärung! Ich vermute wie du, dass sich der R2 des Takamura aufgrund der sehr dünnen Schneide so leicht schleifen lässt. Es muss ja beim Schärfen nur sehr wenig Material abgetragen werden. Obwohl du nun am Kurosaki etwas mehr Material abgenommen hast, hat der Stahl offensichtlich trotzdem keine großen Schwierigkeiten gemacht. Ich bin nämlich noch unschlüssig, ob ich nach meinem Takamura noch weitere PM-Stahl-Messer haben möchte.

Das Ashi ist ein 240er Schwedenstahl 61HRC.

Ok, auf dem ersten Foto sah das Ashi so aus, als wäre es im Begriff eine leichte Patina anzusetzen. Auf dem zweiten Bild ist die Klingenoberfläche aber wie bei meinen Ashis auch. Gute Wahl!!

Das Kurosaki ist bereits auf dem Weg nach Baden-Württemberg, um dort von der Familie Schanz im vorderen Bereich nur geschliffen zu werden.

Bei Jürgen ist dein Messer in guten Händen. Da bin ich sehr gespannt auf das Ergebnis der Bearbeitung.

Gruß
Pflaster
 
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