Rick Hinderer - Ritter der Tafelrunde

pebe

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Rick Hinderer - Ritter der Tafelrunde

Rick Hinderer ist schon lange im Geschäft - etwa seit 1985. Seine Inspiritation zur Frage für wen er Messer er machen wollte, kommt u.a. aus seiner Erfahrung als Fire Fighter und hieraus entstand der Legende nach seine XM Serie - taktische Messer für First Responder, also besonders robuste und zuverlässige Klappmesser für zivile Einsatzkräfte.

In meiner Welt enden echte Taschenmesser bei einem Sebenza - das ist für mich der Stellverteter der Obergrenze robuster Taschenmessers für den gemeinen Hosensack.

Unabhängig davon, dass ein Sebenza vermutlich einige vollmundig deklarierte, auch größere taktische Klappmesser leistungsmäßig übertrumpft, bleibt es für mich ein Taschenmesser - so persönlich diese Ansicht auch sein mag, so oft finde ich sie doch unter langjährig Erfahrenen geteilt. Alles darüber hinaus wandert bei mir in Regel in den Rucksack oder sehe ich nur als Teil einer Dienstausrüstung am Körper.


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Rick Hinderer‘s klassische XM Serie gibt es seit 2006 und definiert aus meiner Sicht die optimalen Zutaten eines taktischen Einsatzmesser.

Satte Materialstärken für Stabilität, üppigeres Griffvolumen für bequemen Dauerbetrieb, mehr Ergonomie durch vorgeformte Griffe mit Choil und Flipperguard sowie übergroße Thumbstuds und vielfaches Jimping bestätigen dieses Ansinnen.

Er setzte als einer der ersten auf CNC Technik und erreichte nicht zuletzt mit deren Präzision in der Fertigung die Zuverlässigkeit in der Anwendung, für die seine Messer bekannt sind.

Damit ist das klassische XM ein bis ins Detail durchdachter und präzise gebauter Funktionsklapper. Eine einfache, aber sehr solide Konstruktion, dabei robust, griffig, zuverlässig und gut zerlegbar - echter Benchmark bei den Arbeitstieren.

Das typische XM hat eine Lockside Scale aus Titan nebst Integrallock mit Hinderer Overtravelstop, eine textured G10 Scale mit Halfliner aus Titan auf der Showside. Dieser Mix sorgt für Stabilität bei mehr Grip und weniger Gewicht als eine full titanium Konstruktion.


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Auch die Spantoklingenform mit ausgeprägt stabiler Spitze wird Hinderer zugeschrieben - zumindest in der breiten Verwendung in einer Serienfertigung.

Diese ist, wie alle XM18 3.5er Versionen, genau 8,9cm lang, 4mm stark und aus verschiedenem PM Stahl - aktuell dem CPM20V, hier beim älteren Spanto noch CTS-XHP.


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Aus irgendeinem Grund, mochten mir die XMs früher nicht genug gefallen, jedenfalls verloren sie den Stammplatz in meiner Vitrinenschublade.

Es wurde Zeit, ohne Schublade der Sache auf den Grund zu gehen. Und so kam, was kommen musste - nach langer Abstinenz zogen 4 Hinderer in die Burg zum ritterlichen Turnier, um sich einen Platz an der Tafelrunde zu erobern.


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Der erste war ein Spontankauf der Gattung Gelegenheit schafft Diebe - in Orange.

Dieses XM 18 3.5 ist ein Slicer - das ist die schneidfreudigste Hinderer Klingengeometrie mit weit hochgezogenem Anschliff. Die Klinge kam mäßig scharf aus zweiter Hand und so hatte ich diese sehr präzise mit 20 Grad je Seite auf dem Wicked Edge mit 6 Körnungen für mich passend optimiert.

Ich messe nun einen Wert unter 0,5mm am Ende der breiten Fase. Die S35VN Klinge ist sehr scharf geworden, hat mehrere Kartons problemslos kleinformatig geschnitten und ist immer noch mackenfrei scharf - damit erfüllt das XM ziemlich genau meine Erwartungen an dieses Messer.

Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, dass weitere Hinderer folgen würden, dachte ich ein künftiger Ritter brauche eine angemessene Rüstung und so bestellte ich, trotz drohender Meuterei im Dukatenhafen, kurzentschlossen eine textured titanium scale beim Händler.

Blutzoll beschreibt die Preislage am besten.


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Männer, ich find‘s mal richtig goil.

Ein echter Brocken nun mit 164g für nur 8,9cm Klinge - aber ein richtig sattes Eisen, gefühlt unzerstörbar und im Gegensatz zu allen anderen Brocken, die ich hatte, schneidet dieser brauchbar.

Spätestens jetzt war klar, so ein Haudegen kommt in jedem Fall an die Tafel.

Da wäre allerdings noch die lausige Flipperfunktion des Slicers zu erwähnen und der sperrig große Flippertab, der in allen Lagen wie eine mächtige Geiernase heraussteht. Muss das sein und warum ist das so?

Davon und noch viel mehr will ich im nächsten Teil berichten.

Einen schönen Abend Euch allen.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
An Pebe‘s Tafelrunde müssen bestimmt noch ein paar Stühle heran gerückt werden.
Man merkt, dass Du „on Fire“ bist und das freut mich. Tatsächlich hast Du mir damit die Arbeiten von Rick Hinderer etwas näher gebracht.
Bisher habe ich nämlich nichts von ihm in meinem Portfolio 🤷🏻‍♂️

Schalömchen Excali
 
Rick Hinderer - Ritter ohne Furcht und Adel

Im ersten Teil hatte ich die XM Serie als erprobte taktische Einsatzmesser für den zivilen Bereich vorgestellt. Keine Schönlinge oder gar feinteilige Schmuckstücke - von adeliger Noblesse weit entfernt und doch alles akribisch durchdacht und umgesetzt.

Nun gut. Nachdem klar ist, dass sich hier ein echter Worker um einen Platz an der Rittertafel bemüht, kommen wir zu meinem wunden Punkt der XM Serie - dem Flipper.

Alle nicht aktuellen Modelle, die ich in Händen hatte, flippten so wie mein Slicer - und das ist irgendwo zwischen mäßig und sehr mäßig.

Wer je ein Shirogorov in Händen hatte, das in jeder Lage bei geringstem Impuls die Klinge rausfeuert, wird mein Urteil gnädig finden. Generell wird heutzutage die Flippermechanik eher als Ersatz für eine Federfunktion verstanden und der Flippertab wird daher zunehmend kleiner und unauffälliger verbaut.

Jedenfalls. Ohne geübte Technik verhungert die XM Klinge beim Öffnen auf halber Strecke - zwar klappt dies nach einiger Übung nebst Muskelmemory deutlich besser, ist aber dennoch weit entfernt von einer spielerischen Leichtigkeit des Funktionierens.

Hier hilft vielleicht der Blick auf die Entstehungsgeschichte aus Sicht von Rick Hinderer. Er befand schon vor fast 20 Jahren, dass ein großer Flippertab ein Vorteil im Einsatz wäre, damit auch mit derben Schutzhandschuhen das Messer schnell und ohne Gefummel zu öffnen wäre.

Klare Sache, mit kurzem Ruck aus dem Handgelenkt lässt sich spätestens nach Überwindung des Detentwiderstandes jede Flipperklinge locker vollständig öffnen, gerade bei dem solide gebauten Hinderer rastet die Klinge dann mit deutlichem Klonk sicher ein.

Der große gerundete Flippertab, die Geiernase, ist zudem im geöffneten Zustand ein wesentlich sicherer Ankerpunkt für den Finger im Vorgriff und ein wirksamer Handschutz im Normalgriff.

Ich vermute mal, das erstens die XM Serie im Ursprung nicht als Flipper, so wie wir das heute kennen und mögen, konstruiert war und zweitens lange Zeit überhaupt keine Notwendigkeit für Verbesserungen gesehen wurde - bis neulich.

Immerhin. Zwischenzeitlich habe ich mich mit mit diesem mächtigen Flippertab arrangiert - mehr noch befinde ich sogar, er gehört zu einem echten Hinderer dazu. Einerseits.

Andererseits gibt es ja dann doch auch schon immer den deutlich eleganteren XM18 ohne Flipper ab Werk, wenngleich der wesentlich seltener und als größeres XM24 schon wieder gar nicht zu haben ist.


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Die Lösung meines Problems schien daher für mich recht offenkundig..

Ein großes XM24 wäre eine schöne Ergänzung zum Testen, mit Bowieformat die coolste Klinge und weil die größerer Klinge prinzipbedingt noch schlechter flippt, wird dort der Flippertab entfernt. Bingo.

Nachdem Hinderer sowohl neu als auch angemessenen gebraucht eher rar verfügbar sind, konnte ich aber doch mit Unterstützung von Messerfreunden ein nicht öffentliches Händlerangebot ergattern.

XM24 Bowie, 10,2cm Klinge in CPM20CV stonewashed gestrahlt mit bronze stonewashed ti und black G10 scale. Gewicht 207g.


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Was für eine Wuchtbrumme!

Dieses Bowie hat eindeutig Skulpturcharakter.

Yup. Es ist groß, es ist schwer, es sieht grimmig aus und es darf bezweifelt werden, dass dies die ideale Einsatzklinge ist - aber es ist in jeder Hinsicht beeindruckend.

Und. Überraschung. Der Brocken flippt auch noch ordentlich!

Ich hab‘ die baulichen Veränderungen nicht im Detail recherchiert, aber zum einen sind Kugellager verbaut und zum anderen ist der Detentwiderstand derart verstärkt, dass der Flipper genügend Impulsenergie aufbaut, bevor die Klinge zuverlässig und vollständig auffliegt.

Das hatte ich nicht erwartet.


Vergleich XM18 3.5 mit XM24 4.0

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Aber. Erstens kommt es anders zweitens als man denkt.

Die Ernüchterung folgte auf den Fuss. Der Detend war jetzt so heftig stramm, dass sich die Klinge, zumindest in diesem fabrikneuen Zustand, nicht einen Milimeter per thumbstud in Richtung Öffnen bewegen liess. Das war derart deftig, dass weder durch Gebrauch noch durch Manipulation eine zufriedenstellende Lösung zu erwarten war. Ausserdem wollte ich kein fabrikneues Messer auf Verdacht umstricken - dazu sind die aktuellen Preise zu heftig.

Aus der Traum vom großen Non Flipper.

Notruf im Messerforum. Zufälligerweise hatte einer meiner ältesten Messerfreunde hier im Forum ein XM18 Bowie zu verkaufen und war gleichzeitig an dem neuen XM24 interessiert. Nach 2 Tagen lag das kleinere Bowie mit dem lascheren Detent ausgepackt auf meinem Tisch.

So muss das.


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Der Lock war leicht kratzig, die hintere Ti Scale war grausig lilablau stonewashed, die G10 Scale eigentlich blauschwarz, dazu gab‘s verbaute bronze Ti sowie original silberne Hardware. Es gab also reichlich zu tun.

Der amtliche Burg und Hofschmied war schnell kontaktiert und die Aufgabenstellung sicherlich leichter formuliert als umzusetzen.

Alles Titan per Strahlung entfärben ( Scale, Liner, Clip, Insert ), danach stonewash der Teile, den Lock richten, neu karbidisieren. Und. Den Flippertab entfernen und zwar so, dass der choil vergrößert wird und sich dabei zunächst harmonisch an die Scale anschmiegt, um ihr dann bündig zu folgen. Die Klingenwurzel dann abschließend passend finishen. Alles klar?

Alex Kremer, Herold und Meister der Schmiede, hat mich wie immer gleich verstanden und mehr noch, alle Arbeiten auch perfekt umgesetzt.

Obwohl ich von ihm nix anderes kenne, bin ich doch immer wieder sprachlos, wie gut er scheinbar gedankenlesend alles handwerklich penibel umgesetzt bekommt. Meinen herzlichen Dank an Alex!

Aber seht selbst.


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Ich könnte mit dem Ergebnis nicht zufriedener sein.

Der Flipper ist ab, die blueblack Scale ist für mich die schönste G10 Farbe am Bowie. Dunkel aber edler als Schwarz, allein die silberne Hardware gefiel mir besser dazu.

Mein kräftiger Finger hat jetzt reichlich Platz und genügend Halt im Choil, die Klinge lässt sich geschmeidig mit dem Daumen aufdrehen oder wahlweise easy flicken.


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Sogar den Clip habe ich in der ungewöhnlichen werkseitigen Tip Down Position belassen. Vorne stört er in der Regel weniger in der Handlage als hinten und er kommt nicht auf der Lockbar zu liegen. Und. Ist typisch Hinderer.


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Ich bin im Nachgang eigentlich nicht unglücklich über den Lauf der Dinge. Obwohl ich einen ausgeprägten Faible für große und gut gemachte Klopper hege - und das große Hinderer Bowie ist ein wirklich gut gemachtes und beeindruckendes Messer - haben solche Messer streng genommen keinen Platz mehr in meiner Sammlung - auch wenn mir dann und wann doch die Gäule durchgehen. 😆

Leichter geworden ist die Entscheidung für die Rittertafel dennoch nicht.

Der Full Ti Slicer mit Hakennase ist mir schon richtig ans Herz gewachsen, obwohl und gerade weil er nicht perfekt meiner persönlichen Linie schnörkellos geradliniger Formen entspricht.

Hier wurde aber derart konsequent und präzise ein durchdachtes Konzept umgesetzt, dass man als chronisch Messerverrückter fast nicht daran vorbeikommt - wenn man sich damit beschäftigt.

Mit dem Bowie jedoch ist ein lang gehegter stiller Jugendtraum in Erfüllung gegangen - die ultimative Steigerung eines Buck 110. Das wäre Anfang der Siebzigerjahre ohne jeden Zweifel das amtliche Zepter jedes jugendlichen Piratenkönigs gewesen.

Und ein solcher steckt wohl immer ein bisschen in jedem Messerverrückten - egal welchen Alters. :irre:

Noch mehr von Hinderer und seinem Slipjoint gibt‘s im dritten Teil.

Ein schönes Wochenende Euch allen.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Mich hattest du – wie du weißt, lieber Peter – irgendwo zwischen durchdachtem Konzept und leidenschaftlichen Jugendträumen sehr schnell entfacht und für die Messer von Rick Hinderer begeistert.

Die Messer sind aus reiner User-Perspektive sicherlich streitbar, z.B. im Hinblick auf die Flipperfunktion, das Gewicht, die Klingengeometrie und vielleicht auch den Preis.

Dennoch. Ich kann es nichteinmal konkret benennen. Aber neben dem zuverlässigen Konzept, der präzisen Fertigung und der bequemen Ergonomie machen diese Teile einfach Spaß!

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Wie schön für uns, dass auch dir mal die Gäule durchgehen ;)
Danke für diese erfrischende Berichtserie.

Ein schönes Wochenende auch dir.
 
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Rick Hinderer - Ritter im wechselnden Gewand

Bislang hatte ich nur die klassische XM Serie mit Integrallock betrachtet - aus guten Gründen, die alle schon berichtet sind. Es gibt inzwischen ja auch weitere Modelle wie Halftrack, Fulltrack, Eklipse, Jurassic und Firetac. Verwandt, aber doch anders.

Jedenfalls deckt die XM Serie den benannten Bereich bestens ab und umso erfreulicher ist es, dass hier ein kleines Modell hinzugefügt wurde, dass in vielen Ländern den legalen Bestimmungen zum Führen entspricht.

Das XM Slippy

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Beim Blick auf die nebeneinander liegenden Brüdern wird schnell klar, das sind eindeutig XM Gene. Mehr noch, die Verwandschaft ist unübersehbar. Selbst die Anordnung und Form von Clip, Pivot, Insert sowie der Verschraubung wurde übernommen.

Mit nur 10,5cm Länge geschlossen gehört der kleinste XM Sprößling tatsächlich eher zu den Kampfzwergen.

Die knapp 7,7cm lange und 2,75mm starke Klinge aus CPM20CV hat die typische Slicerform der Hinderer Familie. Die Klinge wäre vermutlich noch einen Ticken dünner gegangen, aber das wäre dann nicht nur weniger robust, sondern das Messer wäre noch grifflastiger als es aufgrund der Rückenfeder ohnehin schon ist. Gemessen hatte ich 0,4 - 0,5mm hinter der Wate. Wenig überraschend, sauber nachgeschliffen schneidet es brauchbar ordentlich.

Das Gewicht mit Clip beträgt 102g, wenn ich den Clip entferne, eindeutig Virgil Weight - die Zulassung für den täglichen Trageverkehr.


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Ich persönlich finde das Format des Slippy insgesamt recht ausgewogen - am Ende für ein robustes XM Design absolut passend.

Das besondere an diesem Slippy ist zunächst der langgezogene Nagelhau, der tatsächlich ein gleichmäßiger Fuller ist, an dem an beliebiger Stelle ein Tortenheber zum einhändigen Öffnen der Klinge befestigt werden kann. Beliebig, damit entsprechend der persönlichen Daumenlänge oder Vorliebe, der passende Aufdrehradius eingestellt werden kann.


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Mein Slippy ist Gen1 und hier gibt es zwei Unterschiede zum aktuellen Gen2. Erstens ist am aktuelleren Modell der Fuller knapp 1 Zentimeter kürzer und zweitens scheint die Feder eine Nummer stärker zu sein.

Ich nutze das Slippy ausschließlich ohne Tortenheber - so ist §42 unstrittig, falls fälschlicherweise die Einhandnummer bei Kontrolle unklar sein sollte. Der längere Fuller ist für mich daher nicht nur optisch stimmiger, sondern bietet weiter vorne auch den leichteren Hebelweg, so wie ich ihn von anderen Slipjoints gewohnt bin.

Die stärkere Feder ist Geschmacksache. Mein Gen1 hat erheblich mehr Widerstand als jedes meiner Schatt & Morgans und andererseits weniger als meine Attilas.

Den Spagat zwischen Abrutschen mit feuchten oder öligen Fingern und maximalen Einklappschutz muss jeder für sich austurnen.

Die Feder im Rücken ist optisch ansprechend gestaltet. Das typische XM Jimping wird auf der Feder ziseliert fortgesetzt und ergibt zusammen mit den Linern ein einheitliches Rückenbild, das die Feder als solches auf den flüchtigen Blick nicht erkennen läßt.


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Auch gibt es einen wirksamen Halfstop der Klinge und zunächst trifft beim versehentlichen Einklappen nur der Choil auf den Finger. Wie sich das unter Vollast im Gefecht ausgeht, will ich ohne Not allerdings nicht ausprobieren.

Gefühlt reicht die Federstärke meines Gen1 für die angedachten Softeinsätze, Kartonmassaker müsste ich mal austesten, steht bei mir aber nicht im Pflichtenheft.

Die G10 Griffschalen des Slippys weisen eine sehr spezielle Verschraubung auf. Zusätzlich zum Pivot und den Verschraubungspunkten des größeren Bruders, sind auf der Frontscale drei zusätzliche und auf der rückwärtigen Scale eine weitere kleinere Schrauben verbaut.


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Nach dem Lösen dieser vier Torx T5 Schräubchen plus Clip nebst insert waren die Scales komplett befreit und entfernbar.

Die eigentlichen Linerschrauben und die Achse, wie sie am XM Integral vorhanden sind, sind hier wie Pins angelegt, auf denen die Scales nur gesteckt aufliegen. Verschraubt werden diese lediglich mit den zusätzlichen Torx T5 und den beiden Clipaussparungen.


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Auf der Rückseite ist die einzelne T5 geschickt unter dem Clip versteckt. Auf der Frontscale sind jedoch die drei zusätzlich Schrauben omnipresent verbaut.

Der geneigte aber vermutet technisch wenig begabte User kann damit täglich, wie an der Smartwatch das Armband, die Scales nach Farbe wählen und ohne größere Zerlegearbeit wechseln.

Ich persönlich würde gerne auf die unnötige 3+1 Schraubenkonstruktion nebst Mehrgewicht und unrunder Optik verzichten - das gibt leider einen deutlichen Abzug in der B-Note.

Ohne den Schraubensalat würde ich das Slippy tatsächlich auf den Thron setzen, so gut gefällt mir hier das umgesetzte XM Prinzip - am ärgerlichsten ist eigentlich, dass ein berühmt schnörkelloses XM damit genau einen solchen unnötigen Schnörkel verpasst bekommen hat.

Aber gut. Das ist selbstverständlich meine sehr persönliche Sicht der Dinge - die kann, muss man aber nicht teilen. Der eigentlichen Funktion und der Verarbeitungsqualität des Messers tut dies alles natürlich keinen Abruch.

Am Ende der Betrachtung bekommt man dennoch ein XM Slipjoint, das seinem Namen in allen wesentlichen Belangen gerecht wird.

Es fühlt sich solide an, es ist solide und sauber verarbeitet, liegt gut in der Hand und hat eine gute Größe und Klingenform - it‘s a Hinderer.

Es ist tatsächlich das erste und einzige Messer, an dem nicht nur der Clip dran bleibt sondern auch öffentlich benutzt wird!

Euch allen noch einen schönen Sonntagabend.

grüsse, pebe
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit einem Bild vom XM24 Bowie ist meine Hinderer Trilogie voerst zu Ende.

Weitere Bilder von euren eigenen Hinderer sind, mit und ohne Erzählung, herzlich in diesem Thread willkommen..

grüsse, pebe


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Besten Dank, pebe für die umfangreiche und lesenswert verfasste Darstellung der Hinderer XM World.

Wahrhaftige Wuchtbrummen, auch wenn das Slippy gewichtsmäßig fast die klassiche Schokoladentafel knackt.

Die Schraubenorgie gefällt mir auch nicht so (und dann auch noch in T5) - bin halt kein "daily scale swapper". Wenn die Liner aus Stahl wären, könnte man sich evtl sogar Schalen ohne die drei Schräubchen aber mit drei Magneten vorstellen .... vielleicht hat jemand ja eine Quelle für Titanmagneten?

Viel Spaß mit deinen Hindies!

Greetz

Virgil
 
Vielen Dank, Pebe, für diesen Bericht und die Vorstellung der verschiedenen Modelle. Das Slippy sieht wirklich toll aus. Ich hatte, sobald Rick das XM-18 vorgestellt hatte (im Custom Knives and Guns-Forum, das gab's damals noch), eines bei ihm bestellt. Spanto-Klinge (war damals die einzige Ausführung), kein Flipper, orangefarbene Griffschale. Hat dann eine Weile gedauert, bis es ankam - ich war vermutlich nicht der einzige Besteller - aber irgendwann im Jahr 2006 hatte ich es dann und fand es super. Ein paar Features, die heute Standard sind, gab es damals noch nicht, z. B. den Überdehnschutz, aber die Qualität war topp. Ich habe es damals sogar ans Messer Magazin geschickt, die hatten es sich erbeten, um es für einen Artikel fotografieren zu dürfen. Es kam gut wieder daheim an und reüssierte in besagtem Printmedium.
Irgendwann hat es dann einen neuen Liebhaber gefunden. Ich hatte kurzzeitig auch ein Mini-XM-18, das war ebenfalls ein schönes Messer.
Das Design hat was, der Griff erinnert an die diversen Bill-Harsey Folder von verschiedenen Herstellern. Scheint ergonomisch Sinn zu machen.
 
Ich habe auf mein XM18 3.5" Spanto (mit Kremer Grind) heute statt der Full Ti Showside-Scale einen Titanliner und eine strukturierte graue G10 Scale montiert.

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Gewichtsersparnis 25g, von 180g auf 155g. Immernoch kein Leichtgewicht aber man spürt den Unterschied schon direkt in der Hand. Und das strukturierte G10 macht aus meiner Sicht auch echt was her.

Ich hatte die Parts wild im Sekundärmarkt zusammengekauft ohne auf Modell-Generationen oder irgendetwas anderes zu achten. Und die Bauteile passen sowohl untereinander als auch zum Rest des Messers einfach nahtlos zusammen. Klingenstand, Klingenlauf und Action sind unverändert tadellos.

Dieses präzise funktionierende Baukasten-Prinzip der Hinderer Knives ist für mich ein bemerkenswerter Pluspunkt.

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Obwohl ein full ti set am voluminösen Hinderer ganz besonders fies brachial daher kommt, gefällt mir rein optisch Deine neue Kombination extrem gut.

Die grind lines mit der dunkelgrauen scale Textur sind sensationell. Da komm‘ ich schon wieder in Grübeln.

Tolle Kombination, Daniel!

grüsse, pebe
 
Danke Peter, ich bin auch jedesmal begeistert, wenn ich das Messer in die Hand nehme.

Hoffentlich kann da der kleine Bruder halbwegs mithalten, der grad noch im gelben Bulli unterwegs ist 🤭

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Endlich ist mein XM Slippy vom gelben Bulli gesprungen.

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Mir wiederum sprang direkt die Ähnlichkeit zum UKPK in Funktion, Dimension und Ergonomie ins Auge, ebenfalls ein Modell, das ich sehr mag.

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Ich denke die drei werden gute Freunde..
 
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