Roadhouse setzt bulthaup-Apfel-Laser ein …

Rock'n'Roll

MF Ehrenmitglied
Beiträge
5.874
Boas,

einigermaßen beunruhigt durch eine angebliche Überlegenheit japanischer Schneidmittel beim Apfeldurchschnitt haben wir alle Register gezogen - und unser ältestes Messer aus der Schublade gekramt :p. Das auf der Klinge mit bulthaup beschriftete Alteisen - wir hatten es irgendwo schon mal angesprochen - erstanden wir Ende der 70er Jahre beim besagten Küchenhersteller. Eine Küche selben Namens konnten wir uns als Student zu dieser Zeit nicht leisten (heute auch nicht ;)). Stahl und Hersteller sind uns unbekannt.

Neben dem so gut wie für alles genutzten Windmühlenmesser war es unser Grail-Knife. Immer, wenn Größe erforderlich war, mußte es ran. Es hat alles auf allem geschnitten, was sich anbot - Brett, Teller, Tischplatte. Auch Schubladen von innen kennt es zur Genüge. Es ist extrem flexibel. Die Klinge läßt sich verbiegen, daß einem angst und bange werden kann. Und es ist filigran. Die Tabelle unten zeigt die Geometrie im Vergleich zu unseren neueren Edel-Schneidgeräten.

Geschärft wurde, wenn überhaupt, mit dem ollen Jahrmarkt-Schrubbstab für 2,50 DM. Jetzt haben wir - in Ermangelung eines Banksteins :eek: - mal den Sinter hergenommen, flach - wie gewohnt - zugelangt und etwas geschärft.

Das „Kleine“ rasiert jetzt wieder, schneidet ohne Theater das berüchtigte 7fach gefaltete Papiertuch von der Küchenrolle (Karnstein-Kriterium) nach halber Klinge durch. Den Gabriel-Tomatentest kann es auch: Scheibe ab ohne Anfassen. Das frei in der Hand gehaltene Blatt durchschlägt die Klinge mit Bravur. Die „Apfelglasplatte“ muß den Vergleich mit der japanisch hergestellten Gast-Hobbykoch-Variante nicht scheuen :super:

Wir sind wieder etwas entspannter. Hatten wir doch zwischenzeitlich befürchtet, auch noch ein japanisches Küchenmesser kaufen zu müssen (und Banksteine), um in Ruhe frühstücken zu können :) ...


attachment.php




01 DSC04073-2.jpg 02 DSC04087-2.jpg 03 DSC04104-2.jpg 04 DSC04105-2.jpg 05 DSC04381-2.jpg 06 DSC04036-2.jpg 07 DSC04188-2.jpg 08 DSC04217-2.jpg 09 DSC04139-2.jpg 10 DSC04143-2.jpg

11 DSC04159-2.jpg 12 DSC04327-2.jpg 13 DSC04332-2.jpg 14 DSC04366 c-2.jpg 15 DSC04320-2.jpg 16 DSC04229-2.jpg 17 DSC04240-2.jpg 18 DSC04260-2.jpg 19 DSC04249-2.jpg


Das bulthaup liegt jetzt mit seinen neuen Kollegen oben auf dem Tresen ….

Aus der Jukebox die Beatles mit „Glass Onion


Aus sunny Monte Gordo

Johnny & R’n’R
 

Anhänge

  • Klingengeometrie bulthaup.jpg
    Klingengeometrie bulthaup.jpg
    151,1 KB · Aufrufe: 875
Zuletzt bearbeitet:
Dies "bulthaup" ähnelt meinem Fissler Original-Profi Schneider in allen Belangen... Es steht weiter auf der Klinge X50 Cr Mo V15, 15/6", Nummer 8 0 0 7 8 0 6, Solingen, Made in Germany (paßt ja zum Apfel).
Im Detail handelt es sich um eine 15,5 cm/6" lange Klinge die den Proportionen folgend ein paar Millimeter weniger Höhe aufweist als das 18cm/7" bulthaup. Die Form des Kropfs und des Griffs/der Griffschalen, die Art der Nieten (Aluminium, 1/4") stimmen überein.
Und auch in den aktuellen Messerserien (die modischeren Gestaltungslinien folgt) wird der Typ Schinkenmesser (als solches hatte ich es vor 15-20 Jahren erworben) in zwei Längen (16 und 20 cm) angeboten.
Diese klassische Form mit durchgehender Klinge, Kropf und Griffschalenpaar kenne ich auch von Küppels dort jedoch mit Stahlnieten, empfindlicherem Griff (Geschirrspüler), nicht so guter Verarbeitung (Passung, Ausschliff) und mäßigerem Stahl.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Info. Sehe ich mir mal an. Der Apfel ist im übrigen ein Fuji :emmersed: ...

Greetz R'n'R
 
@ ClimberWü

könnte hinhauen, das Schinkenmesser. Irgendeiner der „üblichen Verdächtigen“ kann es ja nur gewesen sein. Nehmen wir mal der Einfachheit an, es ist das Schinkenmesser. Den hat es übrigens auch immer ordentlich dünn geschnitten :joyous:. Und sehen uns den Stahl an. Was haben wir:

X50 Cr Mo V15

Das heißt, 0,5 % Kohlenstoff, 14,5 % Chrom und 0,65 % Molibdän, je 1 % Mangan und Silizium, einen Spritzer Vanadium nicht zu vergessen (0,15%). Der nämlich sorgt dafür, daß sich die Klinge SEHR FEIN ausschleifen läßt - was sie ja ohne Zweifel tut. So wie z.B. auch VG-10, der ja auch sauscharf wird als Edelstahl :super:!

„Very stain resistant. Other than that not much to speak of. The cryptic X50CrMoV15 stands for 0.5% carbon, the other 15% is composed of 14% or 14.5% of Cr, some Mo and V. X in the name is a an indicator for high alloy steel, 0.5% C content means, by definition X50CrMoV15 isn't a high carbon steel, despite of some marketing claims. In fact it has less C content compared to 440C steel. However, it's plenty tough and resists corrosion well and it is a high alloy steel. If you don't want to bother maintaining your knives this is a good choice. Except for the low edge holding ability of course.“ (http://zknives.com/knives/kitchen/misc/articles/kkchoser/kksteelp2.shtml)

Und der Stahl ist TOUGH. Das hat er in mehr als 30 Jahren in unserem Besitz bewiesen! Die Standzeit ist dafür eher gering. Für uns vollkommen irrelevant. Miniküche, viele Messer, zwei, maximal drei kleine Mahlzeiten am Tag. Und den „Highspeed-Schärfer“ Sinterrubin am Haken. Uns brennt nichts an mit dieser Ausrüstung. Wir haben auch keinerlei Vorstellung, was man an der Leistung ganz konkret dieses Messers mit Banksteinen verbessern könnte/sollte. Einen gefühlt fundamentalen Unterschied kann das wohl kaum bewerkstelligen. Selbst wenn, wäre das „Hohe Glück“ ja nur von allerkürzester Dauer - bei der geringen Standzeit.

Wenn Armhaare fliegen, Tomatenscheiben fallen ohne Hand anlegen zu müssen und supergefaltete Papierknubbel durchgehen wie nichts, sind wir mehr als zufrieden!
Aber ein japanisches Küchenmesser kommt dennoch auf den Tresen - irgendwann. Sirou Kamo, Ashi Hamono, Watanabe Pro … Und so’n grüner „Backstein“ vielleicht - wegen Glass Onion :D

Wir beobachten zunächst weiter die Küchen-Crew bei ihrer unermüdlichen Suche nach der wahren Schärfe :glgl:

Gruß R’n‘R

PS Küppels haben wir hier auch noch 2 liegen. Gab es bei Karstadt in der Restetruhe für Stück 2,- €. Qualität stimmt exakt mit der von Dir beschriebenen überein. Für's Grobe gut geeignet ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß jetzt nicht ob Bilder meines Messers dienlich wären? Charakteristisch ist der Knick in den Griffschalen vor der ersten Niete, bei anderen Messern ähnlicher Bauart habe ich einen parallelen Verlauf oder einen stärker gerundeten Bogen gesehen, sowie die Ausprägung des Griffendes.
Fissler wäre mein Tipp ohne den ganz großen Überblick zu haben.

Die Schärfe könnte länger halten, die Elastizität der Klinge stört bei mancher Anwendung, so dass meist ein Wüsthoff Grand Prix Santoku in selbiger Stahlart aber steif und mit viel besserer Standzeit zum Einsatz kommt.
Alle Messer ohne Sonderschliff werden von mir am 400/1000 Kombi und 3000 Wasserstein von KAI sowie Arkansas Abzug konditioniert. Gelegentlich wird mit Wetzstahl oder Keramikstab aufgefrischt.

Mein Messer hat seine Spuren weg, einmal auf die Spitze gefallen (herausgebogen und geschliffen), ein paar grobe Spuren vom Wetzstahl, an Griff und Nieten die Spuren vieler Maschinenspülgänge...

PS
sowas wie Küppels taugt gut um das Schleifen zu erlernen - man darf viel ändern, öfters nachschleifen und hat keinen großen finanziellen Verlust :hmpf:
 
Zuletzt bearbeitet:
Boas,

nachdem sich das „bulthaup“ einigen wesentlichen Herausforderungen stellen mußte, haben wir es auch noch mit einer respektablen Mords-Möhre konfrontiert. Schneid oder Brech - das war hier die Frage! Zisch oder Knack?

Das Ergebnis beruhigt auch auf diesem Sektor. Nicht Zisch - aber auch nicht Brech oder Knack. Sondern Schneid. Ganz locker leicht. Und das mit sehr ordentlichem Ergebnis. Für Zisch müssen wir dann eben das Herder 1922 Office nehmen …

Wenn wir demnächst einen Japaner an Bord haben, machen wir den ultimativen deutsch-japanischen Apfel/Möhren-Sound-Check - mit Video - versprochen :D

DSC04442-2.jpg DSC04449-2.jpg DSC04462-2.jpg


Bis dahin freuen wir uns über jede weitere Anregung auf diesem Sektor.

Gruß Johnny & R’n‘R
 
Peter,

ich glaube, dieses portugiesische Gemüse und auch die Küchenrolle schneidet sich einfach leichter als die deutschen/österreichischen Pendants.
Kann ja auch was mit der Erdumdrehung in südlicheren Gefilden zutun haben. Ich glaub einfach, Du hast da aufgrund Deiner geographischen Lage einfach einen Vorteil. :steirer:

Andreas
 
Ganz ehrlich, hier dreht sich alles wie auch sonst. Welcher Art die Umdrehungen in Deiner näheren Umgebung sind, entzieht sich dagegen meiner Kenntnis. Die "winterharten" Möhren in Österreich brauchen natürlich ganz andere Kaliber - Gränsfors vielleicht :D ...

Immer schön scharf bleiben

Johnny & Rock'n'Roll
 
Danke für die Fotos. Sehr schön. Habe das "bulthaup" gerade mal in die Hand genommen und gegen die Bilder abgeglichen. Kein Zweifel, daß es sich um eine Version des Fissler-Schinkenmessers handelt. So weiß ich jetzt Genaues über dieses im Vergleich sehr eindrucksvoll abschneidende Messer und seinen Stahl. Die Geometrie ist besonders wegen der bisherigen Gesamtstabilität - wohlgemerkt nicht der Schnitthaltigkeit der Schneide - erstaunlich. Werde es zukünftig gut behandeln und noch mehr wertschätzen :) ...

Gruß R'n'R
 
Boas,

was für uns hier am Ende nach ausgiebigen Schneid- und Schärferlebnissen (auch mit allen möglichen anderen kleinen und großen Küchenmessern) und ausgiebiger Beschäftigung mit diesem Thema in der letzten Zeit als wesentliche Erkenntnis stehenbleibt, ist das Folgende:

Es gibt deutsche rostträge Serienküchenmesser mit beeindruckender Geometrie. Im wesentlichen maximal 1 mm Klingenstärke halten wir für beeindruckend: Lediglich hinter der Wate gehen hier Herders Dünnschliffe leicht in Führung.

Auch ein Messer, welches den schönen Namen "Schinkenmesser" trägt, schneidet Kräuter, Knoblauch und Gemüse. Nur bei sehr sperrigem Schnittgut ist die hohe Flexibilität der schlanken Klinge möglicherweise störend. Wir haben immer sehr gern mit dieser Klinge gearbeitet ...

Eine derart schlanke Klinge muß man nicht fürchten. Diese hält alle möglichen Belastungen seit vielen Jahren aus. Also ist bei vernünftig wärmebehandeltem Stahl auch ein Ausdünnen anderer (Edelstahl)Klingen als unbedenklich einzuschätzen. Sehr gute Erfahrungen mit filetierten SB1-Klingen bestätigen uns diese Einschätzung.

Das Schärfen einer (selbst wenn jahrelang vernachlässigten) Klinge auf ausgezeichneten Gebrauchszustand ist auf Dauer ohne Bankstein möglich - unter Zuhilfenahme eines Spyderco Sharpmakers, nach der Erfahrung der letzten Monate besser noch eines Sinterrubin-Stabs.

Küchenpapier und Tomaten, sowie Möhren, Rettiche, Paprikaschoten und ähnliches zu Test- und Genußzwecken (außer Papier) herangezogenes Schnittgut entsprechen nach Rücksprache mit den örtlichen Behörden gesamteuropäischen Normen :glee: ...


Grüße aus (in wenigen Minuten) sunny Monte Gordo

Johnny & Rock'n'Roll
 
Zurück