Rost von Stahllinern bei Slipjointmessern entfernen

Humppa

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Servus!

Ich habe mir gestern auf dem örtlichen Flohmarkt zwei alte Slipjointmesser für insgesamt 10,00 € geschossen ;)

Eines davon ist ein relativ altes Robert Klaas, Solingen. Das andere ist ohne Stempelung; ich vermute, dass es sich dabei um ein Messer auf fernöstlicher Fertigung handelt. Das soll aber nicht Thema sein.

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Jedenfalls ist bei beiden Messern ein ziemlich starker Rostbefall an der Innenseite der Stahlliner sowie auf der Rückenfeder zu erkennen. Ich habe beide Messer schon ein Ultraschallbad mit etwas Spülmittel gelegt. Der Erfolg war mäßig. Anschließend habe ich mit in WD40 getränkten Pfeifenreinigern versucht, dem Rost Herr zu werden. Ebenfalls ohne viel Erfolg.
Nun habe ich an die Reinigung des Messerinnenlebens mit Stahlwolle gedacht. Diese dann in Ballistol oder WD40 getränkt und durch das Innenleben des Messers durchzuziehen. Würdet ihr mir zu diesem Vorgehen raten? Wenn ja, welche Wolle soll ich nehmen?
Den Schmodder an der Klingenachse ist auch ein Problem. Zumal ich nicht unbedingt das Messer in viel Chemie baden will, da ich sonst vermutlich die Holzgriffschalen schädigen könnte.
Die Patinastellen an den Backen und der Aussenseite der Rückenfeder stellen kein Problem dar, die sollen so bleiben.

Jedoch hätte ich den Rost im Innenleben gerne gereinigt.

Wer von euch hat Erfahrungen mit der Reinigung und Aufarbeitung solcher Messer und kann mir entsprechende Tipps geben?
Beide sollen dann als EDC gebraucht werden (also auch zum Brotzeitmachen).

Danke schon mal in Voraus für eure Tipps.

Viele Grüße
Andi
 
Servus!

Da hast du recht. Die Nieten mögen aus Messing sein; jedoch die verbauten Liner nicht. Ich will das Messer nicht im Öl baden oder von aussen mit Ballistol verwenden.

Meine persönliche Tenzendz hätte ohnehin eher zu WD40 oder vergleichbarem geführt. Die Sache mit dem Kupfer/Messing in Verbindung mit Ballistol habe ich bereits einmal an einem sehr geschätzem Case Medium Stockman miterlebt :( War kein Spaß.

Beste Grüße
 
Servus,


Du brauchst ein flaches Stück Metall, welches zwischen die Platinen passt mit noch etwas Spiel (z.B. eine Schlüsselfeile) und etwas Schleifpapier feiner Körnung.

Das Schleifpapier wickelst Du um das Metallstück.

Messerklinge ausklappen, und das schleifpapierbewehrte Metallteil fleissig hin- und herziehen innerhalb der Messerplatinen. Anzahl der Schleifpapier-Wicklungen so bemessen, dass sich das Ganze vernünftig im Messerinneren bewegen lässt (eh klar). Bei Bedarf neu wickeln, damit unverbrauchtes Schleifpapier zum Eingriff kommt. Nach ein paar Minuten sollte das erledigt sein.

Den hinterletzten Quadratmillimeter wirst Du damit zwar nicht erreichen, aber zur Benutzung des Messer langt's allemal.
So mache ich es zumindest immer. Mein Problem ist aber oft, dass sich auch zwischen Platinen und Griffschalen Rost gebildet hat. Da hilft dann nur noch Zerlegen des Messers...

Sandstrahlen geht auch gut, aber je nach Strahlgut wird die Oberfläche dadurch sehr rau und somit besonders korrosionsempfindlich.

Alternativ: Chemische Entrostung mit verdünnter Phosphorsäure. Aber nicht das ganze Messer einlegen, sondern nur ein wenig davon auf die zu entrostenden Stellen pinseln!.


Grüsse
 
Servus Nobbes!

Danke dir für den guten Tipp!

Ich denke, ich werde das mal mit nem Stück Schmirgelpapier ausprobieren. Insbesondere um die Liner wieder einigermaßen sauber zu bekommen. Also keine Stahlwolle und WD40/Ballistol o.ä.

Reicht es bzgl. der Klingenachse mit Einölen, und das aber immer wieder, damit der Schmodder dort auch herauskommt, oder is dort auch noch etwas besonderes zu beachten?

Danke nochmals, Nobbes :)

Andi
 
Wenn ich mein Klingenfinisch mache nehme ich dazu immer Nähmaschinenöl (beim Schlecker etc.) und nicht zu wenig. Hält das Schleifpapier sauber und schwemmt die Partikel weg. Mehr ist in dem Fall ganz klar besser ;-)

Gruß Jürgen
 
Hallo Andi,

ich habe gerade mein neues Laguiole Messer mit schmiederauher Klinge bekommen. An der Klingenwurzel und "unter" der Biene waren Rückstände aus der Produktion; der Klingengang war kratzend.
In meiner Werkzeugkiste habe ich noch einen Glasfaserpinsel (Grafikwerkzeug zum Radieren) gefunden.
Sieht aus wie ein Kugelschreiber und mit einem Drehknopf oben kann man die Fasern unten stückweise herausdrehen. Durmesser des Faserbündels unten ist ca 3-4mm. Der Abtrag bei Rost ist super. Das einzige was stört sind die Bruchstücke der Glasfasern, viele winzige Nadeln:mad:
Aber mit entsprechender Vorsicht ist es ein Super Werkzeug um kleine Roststellen an schwer zugänglichen Stellen zu entfernen. Jeder gut sortierte Schreibwarenladen hat solche Radierer.
Vielleicht hilft Dir das weiter.
Gruß
Walter
 
Servus!

@beelzebub: Das habe ich auch schon überlegt. Jedoch wenn man sich das Innenleben des Messers ansieht, vergeht einem der Appetit auf den schönsten Apfel... :disgust: :ghost: Ehrlich schauderhaft dieses Innenleben.

@walter: Das ist auch eine interessante Methode. Wäre sicherlich eine Option es mit so etwas bei der Klingenachse auszuprobieren.

Danke euch für die nützlichen Hinweise :)

Beste Grüße
Andi
 
Hallo Andi,


bis Verschmutzung im Bereich der Klingenachse gehe ich gewöhnlich wie folgt vor:

Handwaschbürste mit möglichst steifen Borsten mit etwas Seife versehen, nass machen, und das Messer bestmöglich abbürsten aus allen Richtungen. Dabei immer wieder auch die Stellung der Klinge verändern (graduell von ganz offen bis ganz geschlossen oder andersrum), um möglichst viele Bereiche zu erwischen. Immer für ausreichen nasses Arbeitsumfeld sorgen, damit es etwelchen Dreck wegschwemmen kann.
Zwischenzeitliches wie auch abschliessendes Abspülen unter laufendem heissen Wasser (was Deine Finger halt so abkönnen), dabei unter dem Wasserstrahl auch wieder die Klinge öffnen und schliessen.

Damit lässst sich schon viel erreichen.

Als Nächstes, so erforderlich: Bremsenreiniger aus der Sprühdose. Das Zeug ist stark fettlösend, und damit bekommt man oft auch noch erstaunlich viel aus Messern raus, bei denen man dachte, sie wären weitgehend gereinigt!

Anschliessend nochmal heisses Wasser mit etwas Seife.


Nun komplett trocknen lassen. Aber nicht einfach komplett nass weglegen (neuer Rost!), sondern mit Toilettenpapier, Taschentuch o.ä. möglichst alle Bereiche trockenwischen. Dabei ist dann auch wieder die vorher erwähnte Schlüsselfeile nützlich, mit deren Hilfe man das Papier in alle Ecken drücken kann.


Jetzt kommt Haushaltsöl (Nähmaschinenöl). Freigebig in Richtung Klingenachse träufeln, und dann Klinge auf- und zumachen. Häufig! Auch mal wieder Öl nachgeben! Am besten alles überm Waschbecken oder gleich in der Werkstatt, weil es kann schon mal was in der Gegend rumspritzen.

Es ist erstaunlich, wie schnell dabei das ursprünglich farblose Öl schwarz wird. Überschuss immer mit einem Stück Toilettenpapier oder Küchenrolle abnehmen.

Wenn frisches Öl nach wenigen Klingenbewegungen die Farbe nicht mehr nennenswert ändert, ist das Ding endlich sauber. Aber nunmehr verölt.

Also nochmal Seife und heisses Wasser. Dann trocknen lassen, und danach ein WENIG (!) Öl in den Bereich der Klingenachse geben. Bei Holzgriffschalen diese behandeln (ich nehme gerne Schaftol, aber da gibt es sehr viele Alternativen, die auch schon hier im Forum angesprochen wurden).


All das hört sich nach unheimlich viel Aufwand an, ist aber in der Praxis in einer Viertelstunde erledigt, wenn man die Trockenzeiten rausrechnet. Am effektivsten arbeitet man, wenn gleich mehrere Messer diese Behandlung brauchen. Dann trocknen die ersten schon, während man noch an weiteren arbeitet usw.


Viel Spass dabei!



Grüsse
 
Servus Nobbes!

Danke dir für die ausführliche Erläuterung hinsichtlich der Klingenachse :super:

Ich werde dass am Samstagnachmittag ausprobieren, neben der Behandlung der Liner und der Rückenfeder.

Die entsprechenden Resultate werde ich dann in diesem Post berichten. Ich denke, dass kann ich auch äquivalent für alle anderen alten Messer verwenden (Stahlliner vorausgesetzt... bei Messinglinern verhält es sich naturgemäß anders)

Danke auch an die vorangegangenen Tipps und Hinweise.

Beste Grüße
Andi
 
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