Rock'n'Roll
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Boas,
Satan mit der Sense pflegte die Großmutter zu sagen, wenn ein außerordentlicher Anlaß gegenwärtig war. „Satan mit der Sense!“ entfuhr es uns, als wir das Päckchen aus Stutensee ausgepackt hatten und das „Glanzstück“ in Händen hielten.
Wir haben ja schon einige Schanz-Messerchen an Bord (Schanz/Pose Featherweight, Viper Middle und die beiden Küchen-Filets Petty und Kleines Gyuto - alle SB1-Klinge) und wissen ihre Qualitäten wohl zu schätzen. Zudem haben wir zwei weitere Messer mit Klinge aus SB1 - ein Hasenfuß-SBH und ein Taschenmesserchen von Eckhard Schmoll. Wir haben diesen Stahl lieben gelernt. Neben niedrig legierten Carbonstählen - wie beispielsweise O-1 - ist er mittlerweile unser Favorit.
Und so hatten wir schon vor längerer Zeit auch immer wieder ein Auge auf Jürgens Taschenmesser geworfen. Wir waren sehr neugierig. Nur waren uns seine DPPKs alle zu „glatt“, zu elegant. Nicht der richtige Rock’n‘Roll ! Fast hätten wir bei einem extrem farbig anodisierten Exemplar zugeschlagen. Dann aber - nach kurzem Innehalten es letztlich sein gelassen. Kannten wir uns doch. Zu bunt würde irgendwann im Regal landen. Ent-anodisieren?? Das kennen wir ja auch schon. Wir haben es gelassen.
Dann - beim Stöbern im Weltweiten - gerieten wir zufällig in Jürgens Archiv. Und stießen dort auf ein DPPK2 aus 2006. Heiliges Blechle - das könnte es sein. Wir lasen beim weiteren Recherchieren, daß jemand vor Zeiten, dem es auch gefallen hatte, von Jürgen die Mahnung erhielt, sich gegebenenfalls zu beeilen, da es diese Version bald nicht mehr geben werde.
Am 23. Mai haben wir das Bild aus dem Archiv kopiert, es Jürgen zugemailt und mal nachgefragt. So, wie abgebildet, kein Damast, sondern Klinge aus SB1. Diese schlank und dünn ausgeschliffen. Wir wollten schneiden.
Er hat „JA“ gesagt. Ja, aber…! Aber es würde dauern. September, wie von uns gewünscht, wohl eher nicht. Egal, wir wollten es. Und am 16. Dezember ist es an der Tankstelle gegenüber für uns abgegeben worden. Wir waren selten soooo gespannt! Rüber ins Roadhouse und ausgepackt. Satan mit der Sense …
Ins Zeug gelegt
Jürgen hat sich ins Zeug gelegt. Wir wissen ja mittlerweile aus allerhand lehrreichen WIPs hier im Forum, was für eine Schweine-Arbeit es ist, ein einzelnes Messer nach individuellen Wünschen anzufertigen. Wieviele Details im Spiel sind. Und welche Probleme - wie z.B. quietschender oder beißender Lock etc.pp - auftreten können. Machen wir es kurz. Es sind keine aufgetreten. Wir hatten spontan das Gefühl, noch kein so perfektes Klappmesser in Händen gehalten zu haben. Hier paßt wirklich ALLES!
Abgesehen davon, daß Jürgen das Design bezüglich Oberflächengestaltung genau nach unseren Wünschen umgesetzt hat, sind Finish und Funktion überragend. Das Spydie-Hole - dessen zwingender Freund wir eigentlich gar nicht sind - ist hier ein exzellenter Klingenheber, der dem Spieltrieb enorm förderlich ist. Die Spannung, unter der die geschlossene Klinge gehalten wird, das Aufgleiten und folgende Verriegeln der Lockbar - ein Traum. Das Entriegeln nicht minder. Kein Knarzen, Ruckeln oder Verzögern. Es läuft! Auf und Zu, Auf und Zu … …
Die Handlage wunderbar. Abrutschsicher durch die Canvas-Micarta-Auflage - die wir ausdrücklich wollten. Mancher sagt, das „olle Plastik“ passe bei so einem edlen Messer nicht. Geschmacksach!! Das Schwarz changiert durch die Grooves leicht grau. So wie der langsam grau werdende Bart eines alternden Mannes. Das paßt jedenfalls !
Die polierte Oberfläche von Klinge, Clip und Titanschalen hat uns schon zur Verzweiflung gebracht. Man sieht alles und jeden Finger-Touch. In Kürze wird es Schrammen geben. Patina heißt das oder Charakter. Wir wollten das so und wir bereuen es nicht. Wir werden das Messer gebrauchen. Dafür ist es da. Und es ist eine Freude.
Es hat Klinge …
Die Klinge hat Jürgen nach allen Regeln der Kunst erlesen schneidfreudig ausgelegt. Und der scharfe Teil beginnt mehr oder weniger unmittelbar da, wo der Griff aufhört. An der Wurzel 3,5 mm stark ist die 9,2 cm lange Pracht ab Spyderhole bereits 3 mm, in der Mitte bei 4,6 cm noch 2,65 mm und 1 cm vor der Spitze noch 1,65 mm stark - um sich dann in Nichts aufzulösen. Das Large Regular Sebenza hält über die ganze Strecke seine 3 mm. Die leicht recurve Klinge ist 4 mm länger als die des Large Regular Sebenza mit 8,8 cm. In der Klingenmitte hat das Sebie 0,5 mm direkt hinter der Wate. 1 cm vor der Spitze sind es gar 0,7 mm. Der Digitale zeigt für das DPPK2 in der Mitte 0,35 mm und 1 cm vor der Spitze 0,24 mm.
Wir haben dann noch den Vergleich mit einem weiteren Kleinod dieses Jahres angestellt, einem unserer erklärten Lieblinge, dem wunderbaren Damast-Folder „Leo 3“ von Eckhard Schmoll. An der Wurzel 2,8, in der Mitte 2,8 und 1 cm vor der Spitze 1,8 mm zeigt der Digitale hier. Direkt hinter der Wate sind es durchgängig 0,33 mm.
Man kann also akzentuiert sagen, daß es sich beim Sebie um ein Brecheisen handelt und bei „Leo 3“ und unserem filetierten DPPK2 um eher filigrane Taschenmesser. Das macht sich deutlich bemerkbar. Am Apfel und an der Möhre!! Das Sebie wird seinem Titel „Brecheisen“ an beiden Kandidaten gerecht, während das Schanz sowohl Obst als auch Gemüse SCHNEIDET. Das tut auch Eckhards „Leo“. Die Klinge hinterläßt einen akzeptabel geteilten Apfel und knallt beim Schnitt durch eine dicke Möhre nicht aufs Brett.
Die Möhrenscheibchen sind ansehnlich glatt, die Sebie-Möhrenscheiben haben Ausbrüche zu verzeichnen. Was uns - als ausgewiesene Liebhaber schlanker balliger Klingen - aber restlos vom Sockel gehauen hat, ist die Tatsache, daß das hohlgeschliffene DPPK2 beim Möhrenschnitt noch weniger „Lärm“ macht als „Leo 3“ und noch sauberere Möhrchen produziert. Chapeau Jürgen!! Das nenne ich dünn ausgeschliffen für die Klinge eines derartigen Folders. Schneidfreude trägt im Roadhouse wieder mal Deinen Namen!!
Nur daß wir drüber gesprochen haben - die Klinge sitzt mittig, der Lock greift kurzfristig. Als es ankam - auch das soll noch erwähnt sein - war das Old School nicht so ganz knackig hyperscharf! Reine Vorsichtsmaßnahme, damit wir uns nicht schon beim Auspacken die Finger abschneiden . Als wir die Klinge nämlich exakt zweimal je Seite über den Sinter gezogen hatten, war Gefahr. Papier, Armhaare, alles flog sofort durch die Gegend ! Dieser Zustand hielt auch an, als wir ein paar Hölzchen beschnippelt hatten. Keine wirkliche Herausforderung, aber immerhin 30 Minuten lang während eines Hundespaziergangs. So kennen wir SB1 und den Sinter. Wir sind gerüstet!
Echt besorgt
Jürgen, Du hast es uns echt besorgt mit diesem „Old School“. Stählerne Pracht (behütet von etwas Canvas-Micarta ) gepaart mit Schneidfähigkeit und Perfektion in der Ausführung. Ein bißchen Damast am Kopf der Lockbar und als Lockbar-Stabilizer ist auch noch als Akzent im Spiel. Und das Krönchen selbstverständlich!! Wo wir schon in der S-Klasse unterwegs sind, durften natürlich auch die von Mercedes gern verwendeten Torx mit Pin nicht fehlen. Und dennoch hat das Old School Rock’n‘Roll!
Handlage hatten wir schon angesprochen. Sehr gut! Größe ebenfalls. Gemessen an den Titangriffschalen ist es gerade 10,6 mm stark. Dieses Maß baut sich durch die Griffauflage an der ausladensten Stelle bis zu 14,35 mm max. in der Griffmitte auf, wo das abgerundet ausgearbeitete Micarta sich gut passend in die hohle Hand schmiegt. Gefühlt ist das im Ergebnis bequemer als beim Large Regular Sebie. Es ist - das Spydie-Hole läßt grüßen - auch kein fetter Klingenheber da, auf den der Daumen beim Befummeln auflaufen könnte. Und es ist dermaßen rund ausgearbeitet überall, gefast und poliert, daß es eine Freude ist. Nicht, daß wir fette Klingenheber schlechtreden wollen und Spydie-Holes feiern. Aber bei diesem DPPK2 paßt eben alles auf das Erfreulichste zusammen …
Roadhouse Fab Four
Wir haben mal spontan zugegriffen und unsere Fabelhaften Vier aufgelegt. Gerd Haslauers gnadenloses SBH „Red Rock“. Klinge aus 4,18 mm SB1. Für Wandertage in den Kordilleren! Dann das Large Regular Sebenza. 3 mm S30V im mausgrauen Titan-Korsett. Der Überall- und Allzeit-Rocker. Eckhard Schmolls fabelhaftes Taschenmesserchen „Leo 3“. Durch Carbonschalen angenehm leicht zu tragen, schlank und elegant und mit seiner Klinge aus Balbachs Leistungsdamast ein echtes Biest. Hier schließt sich Jürgens Old School in vortrefflichster Weise an.
Es ist elegant und bequem zu tragen. Die Verarbeitung läßt keine Wünsche offen. Die große - immer noch ausreichend stabile - Klinge aus SB1 ist auf das Allerfeinste ausgeschliffen und liefert Schneidfreude pur ab. SB1 kann das!! Trotz seiner glanzvollen Erscheinung und kleinen „Schicki-Mickis“ wie Damast und Krönchen geht es im Roadhouse noch als echter „Rocker“ durch und darf aufgrund seiner absolut stimmigen Gesamteigenschaften in diesem Jahr auf Platz 1 der Ehrentribüne Platz nehmen. Wir werden ihm die „geeignete“ Patina ganz sicher angedeihen lassen.
Jürgen - das ist das Schlußwort jetzt und hier - ist ein in jeder Hinsicht angenehmer Geschäftspartner. Mehr Geduld kann man nicht aufbringen. Jede Mail wird zeitnah und ausführlich beantwortet. Gerade mal nachgesehen. Für das Old School steht der email-Zähler seit dem 23. Mai auf 72. Kaum zu glauben. Liegt natürlich auch daran, daß Jürgen zu tun hatte und wir immer mal wieder gedrängelt und nachgefragt haben . Jürgen hat Geduld! Danke für das schöne Messer und LG aus Monte Gordo!
Schanz DPPK2 Version 3 - Old School Custom
Länge geöffnet: 211 mm
Länge geschlossen: 117 mm
Klinge: SB1, gehärtet auf 61 HRC (Finish: leicht quersatiniert, poliert), Spydie-Hole 1 cm Durchmesser, smooth gefast
Klingenlänge: 92 mm (ebenfalls 92 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 27,2 mm, leicht recurver Verlauf, nach vorne auf Null zulaufend
Klingenstärke: 3,5 mm an der Wurzel, ab Spydie-Hole 3 mm (langsam und stetig abnehmend auf Null)
Klingenform: Droppoint, keine direkte Daumenrampe, stattdessen wunderbar abgerundeter Klingenrücken
Klingenschliff: Klinge insgesamt sehr dünn ausgeschliffen, leichter Hohlschliff, kleine Fase < 1 mm
Klingenachse: 4 mm mit 6 mm Bronzebuchse, Teflonwasher
Achsschraube: Torx T10
Griff- und Clip-Schrauben: Torx T10 (mit Pin)
Schrauben für Damast-Lockbar-Stabilizer und Damast-Lockbar-Kopfstück: Torx T6
Schraubenmaterial: V2A
Stoppin: gehärteter Stahl rostfrei, 4 mm
1 Stand-Off (Abstandshalter) am Griffende: Titan, 5 mm
Arretierung: Framelock, Lockbar mit geschraubtem, auswechselbarem Damast-Abschluß, Damast-Lockbar-Stabilizer (Damasteel Vinland)
Griffmaterial: 3 mm satiniertes Titan Grade 5 (6AL4V) mit gegroovter Canvas-Micarta Auflage auf der Lock-abgewandten Seite, anthrazitfarbene Anmutung
Griffstärke: 10,6 Titan - 14,5 mm inkl. Micarta (18 mm max. inkl. Clip)
Griffhöhe: 29,2 mm max. an der Achsschraube über 21,3 und 28,1 auf hinten 24 mm
Klinge-Griff-Verhältnis: 1:1,27
Gewicht: 120 Gramm auf der Marktwaage Monte Gordo
Kein Lanyardhole
Clip: Titan Grade 5 (6AL4V), Tip Up, nicht umsetzbar
Detent-Ball: Stahl
Keine Beschriftung auf Griff oder Klinge
Schanz-Krönchen über der Klingenachse auf der Clipseite
Die Bühne frei
Aus der Jukebox - back to basics und ganz “Old School” - Miller Anderson mit Leavin' Trunk (Keef Hartley), Live 2008
Wir lassen uns gern weiter von deutschen (und österreichischen) Messerbauern überraschen
Aus sunny Monte Gordo
Johnny & Rock’n’Roll
Satan mit der Sense pflegte die Großmutter zu sagen, wenn ein außerordentlicher Anlaß gegenwärtig war. „Satan mit der Sense!“ entfuhr es uns, als wir das Päckchen aus Stutensee ausgepackt hatten und das „Glanzstück“ in Händen hielten.
Wir haben ja schon einige Schanz-Messerchen an Bord (Schanz/Pose Featherweight, Viper Middle und die beiden Küchen-Filets Petty und Kleines Gyuto - alle SB1-Klinge) und wissen ihre Qualitäten wohl zu schätzen. Zudem haben wir zwei weitere Messer mit Klinge aus SB1 - ein Hasenfuß-SBH und ein Taschenmesserchen von Eckhard Schmoll. Wir haben diesen Stahl lieben gelernt. Neben niedrig legierten Carbonstählen - wie beispielsweise O-1 - ist er mittlerweile unser Favorit.
Und so hatten wir schon vor längerer Zeit auch immer wieder ein Auge auf Jürgens Taschenmesser geworfen. Wir waren sehr neugierig. Nur waren uns seine DPPKs alle zu „glatt“, zu elegant. Nicht der richtige Rock’n‘Roll ! Fast hätten wir bei einem extrem farbig anodisierten Exemplar zugeschlagen. Dann aber - nach kurzem Innehalten es letztlich sein gelassen. Kannten wir uns doch. Zu bunt würde irgendwann im Regal landen. Ent-anodisieren?? Das kennen wir ja auch schon. Wir haben es gelassen.
Dann - beim Stöbern im Weltweiten - gerieten wir zufällig in Jürgens Archiv. Und stießen dort auf ein DPPK2 aus 2006. Heiliges Blechle - das könnte es sein. Wir lasen beim weiteren Recherchieren, daß jemand vor Zeiten, dem es auch gefallen hatte, von Jürgen die Mahnung erhielt, sich gegebenenfalls zu beeilen, da es diese Version bald nicht mehr geben werde.
Am 23. Mai haben wir das Bild aus dem Archiv kopiert, es Jürgen zugemailt und mal nachgefragt. So, wie abgebildet, kein Damast, sondern Klinge aus SB1. Diese schlank und dünn ausgeschliffen. Wir wollten schneiden.
Er hat „JA“ gesagt. Ja, aber…! Aber es würde dauern. September, wie von uns gewünscht, wohl eher nicht. Egal, wir wollten es. Und am 16. Dezember ist es an der Tankstelle gegenüber für uns abgegeben worden. Wir waren selten soooo gespannt! Rüber ins Roadhouse und ausgepackt. Satan mit der Sense …
Ins Zeug gelegt
Jürgen hat sich ins Zeug gelegt. Wir wissen ja mittlerweile aus allerhand lehrreichen WIPs hier im Forum, was für eine Schweine-Arbeit es ist, ein einzelnes Messer nach individuellen Wünschen anzufertigen. Wieviele Details im Spiel sind. Und welche Probleme - wie z.B. quietschender oder beißender Lock etc.pp - auftreten können. Machen wir es kurz. Es sind keine aufgetreten. Wir hatten spontan das Gefühl, noch kein so perfektes Klappmesser in Händen gehalten zu haben. Hier paßt wirklich ALLES!
Abgesehen davon, daß Jürgen das Design bezüglich Oberflächengestaltung genau nach unseren Wünschen umgesetzt hat, sind Finish und Funktion überragend. Das Spydie-Hole - dessen zwingender Freund wir eigentlich gar nicht sind - ist hier ein exzellenter Klingenheber, der dem Spieltrieb enorm förderlich ist. Die Spannung, unter der die geschlossene Klinge gehalten wird, das Aufgleiten und folgende Verriegeln der Lockbar - ein Traum. Das Entriegeln nicht minder. Kein Knarzen, Ruckeln oder Verzögern. Es läuft! Auf und Zu, Auf und Zu … …
Die Handlage wunderbar. Abrutschsicher durch die Canvas-Micarta-Auflage - die wir ausdrücklich wollten. Mancher sagt, das „olle Plastik“ passe bei so einem edlen Messer nicht. Geschmacksach!! Das Schwarz changiert durch die Grooves leicht grau. So wie der langsam grau werdende Bart eines alternden Mannes. Das paßt jedenfalls !
Die polierte Oberfläche von Klinge, Clip und Titanschalen hat uns schon zur Verzweiflung gebracht. Man sieht alles und jeden Finger-Touch. In Kürze wird es Schrammen geben. Patina heißt das oder Charakter. Wir wollten das so und wir bereuen es nicht. Wir werden das Messer gebrauchen. Dafür ist es da. Und es ist eine Freude.
Es hat Klinge …
Die Klinge hat Jürgen nach allen Regeln der Kunst erlesen schneidfreudig ausgelegt. Und der scharfe Teil beginnt mehr oder weniger unmittelbar da, wo der Griff aufhört. An der Wurzel 3,5 mm stark ist die 9,2 cm lange Pracht ab Spyderhole bereits 3 mm, in der Mitte bei 4,6 cm noch 2,65 mm und 1 cm vor der Spitze noch 1,65 mm stark - um sich dann in Nichts aufzulösen. Das Large Regular Sebenza hält über die ganze Strecke seine 3 mm. Die leicht recurve Klinge ist 4 mm länger als die des Large Regular Sebenza mit 8,8 cm. In der Klingenmitte hat das Sebie 0,5 mm direkt hinter der Wate. 1 cm vor der Spitze sind es gar 0,7 mm. Der Digitale zeigt für das DPPK2 in der Mitte 0,35 mm und 1 cm vor der Spitze 0,24 mm.
Wir haben dann noch den Vergleich mit einem weiteren Kleinod dieses Jahres angestellt, einem unserer erklärten Lieblinge, dem wunderbaren Damast-Folder „Leo 3“ von Eckhard Schmoll. An der Wurzel 2,8, in der Mitte 2,8 und 1 cm vor der Spitze 1,8 mm zeigt der Digitale hier. Direkt hinter der Wate sind es durchgängig 0,33 mm.
Man kann also akzentuiert sagen, daß es sich beim Sebie um ein Brecheisen handelt und bei „Leo 3“ und unserem filetierten DPPK2 um eher filigrane Taschenmesser. Das macht sich deutlich bemerkbar. Am Apfel und an der Möhre!! Das Sebie wird seinem Titel „Brecheisen“ an beiden Kandidaten gerecht, während das Schanz sowohl Obst als auch Gemüse SCHNEIDET. Das tut auch Eckhards „Leo“. Die Klinge hinterläßt einen akzeptabel geteilten Apfel und knallt beim Schnitt durch eine dicke Möhre nicht aufs Brett.
Die Möhrenscheibchen sind ansehnlich glatt, die Sebie-Möhrenscheiben haben Ausbrüche zu verzeichnen. Was uns - als ausgewiesene Liebhaber schlanker balliger Klingen - aber restlos vom Sockel gehauen hat, ist die Tatsache, daß das hohlgeschliffene DPPK2 beim Möhrenschnitt noch weniger „Lärm“ macht als „Leo 3“ und noch sauberere Möhrchen produziert. Chapeau Jürgen!! Das nenne ich dünn ausgeschliffen für die Klinge eines derartigen Folders. Schneidfreude trägt im Roadhouse wieder mal Deinen Namen!!
Nur daß wir drüber gesprochen haben - die Klinge sitzt mittig, der Lock greift kurzfristig. Als es ankam - auch das soll noch erwähnt sein - war das Old School nicht so ganz knackig hyperscharf! Reine Vorsichtsmaßnahme, damit wir uns nicht schon beim Auspacken die Finger abschneiden . Als wir die Klinge nämlich exakt zweimal je Seite über den Sinter gezogen hatten, war Gefahr. Papier, Armhaare, alles flog sofort durch die Gegend ! Dieser Zustand hielt auch an, als wir ein paar Hölzchen beschnippelt hatten. Keine wirkliche Herausforderung, aber immerhin 30 Minuten lang während eines Hundespaziergangs. So kennen wir SB1 und den Sinter. Wir sind gerüstet!
Echt besorgt
Jürgen, Du hast es uns echt besorgt mit diesem „Old School“. Stählerne Pracht (behütet von etwas Canvas-Micarta ) gepaart mit Schneidfähigkeit und Perfektion in der Ausführung. Ein bißchen Damast am Kopf der Lockbar und als Lockbar-Stabilizer ist auch noch als Akzent im Spiel. Und das Krönchen selbstverständlich!! Wo wir schon in der S-Klasse unterwegs sind, durften natürlich auch die von Mercedes gern verwendeten Torx mit Pin nicht fehlen. Und dennoch hat das Old School Rock’n‘Roll!
Handlage hatten wir schon angesprochen. Sehr gut! Größe ebenfalls. Gemessen an den Titangriffschalen ist es gerade 10,6 mm stark. Dieses Maß baut sich durch die Griffauflage an der ausladensten Stelle bis zu 14,35 mm max. in der Griffmitte auf, wo das abgerundet ausgearbeitete Micarta sich gut passend in die hohle Hand schmiegt. Gefühlt ist das im Ergebnis bequemer als beim Large Regular Sebie. Es ist - das Spydie-Hole läßt grüßen - auch kein fetter Klingenheber da, auf den der Daumen beim Befummeln auflaufen könnte. Und es ist dermaßen rund ausgearbeitet überall, gefast und poliert, daß es eine Freude ist. Nicht, daß wir fette Klingenheber schlechtreden wollen und Spydie-Holes feiern. Aber bei diesem DPPK2 paßt eben alles auf das Erfreulichste zusammen …
Roadhouse Fab Four
Wir haben mal spontan zugegriffen und unsere Fabelhaften Vier aufgelegt. Gerd Haslauers gnadenloses SBH „Red Rock“. Klinge aus 4,18 mm SB1. Für Wandertage in den Kordilleren! Dann das Large Regular Sebenza. 3 mm S30V im mausgrauen Titan-Korsett. Der Überall- und Allzeit-Rocker. Eckhard Schmolls fabelhaftes Taschenmesserchen „Leo 3“. Durch Carbonschalen angenehm leicht zu tragen, schlank und elegant und mit seiner Klinge aus Balbachs Leistungsdamast ein echtes Biest. Hier schließt sich Jürgens Old School in vortrefflichster Weise an.
Es ist elegant und bequem zu tragen. Die Verarbeitung läßt keine Wünsche offen. Die große - immer noch ausreichend stabile - Klinge aus SB1 ist auf das Allerfeinste ausgeschliffen und liefert Schneidfreude pur ab. SB1 kann das!! Trotz seiner glanzvollen Erscheinung und kleinen „Schicki-Mickis“ wie Damast und Krönchen geht es im Roadhouse noch als echter „Rocker“ durch und darf aufgrund seiner absolut stimmigen Gesamteigenschaften in diesem Jahr auf Platz 1 der Ehrentribüne Platz nehmen. Wir werden ihm die „geeignete“ Patina ganz sicher angedeihen lassen.
Jürgen - das ist das Schlußwort jetzt und hier - ist ein in jeder Hinsicht angenehmer Geschäftspartner. Mehr Geduld kann man nicht aufbringen. Jede Mail wird zeitnah und ausführlich beantwortet. Gerade mal nachgesehen. Für das Old School steht der email-Zähler seit dem 23. Mai auf 72. Kaum zu glauben. Liegt natürlich auch daran, daß Jürgen zu tun hatte und wir immer mal wieder gedrängelt und nachgefragt haben . Jürgen hat Geduld! Danke für das schöne Messer und LG aus Monte Gordo!
Schanz DPPK2 Version 3 - Old School Custom
Länge geöffnet: 211 mm
Länge geschlossen: 117 mm
Klinge: SB1, gehärtet auf 61 HRC (Finish: leicht quersatiniert, poliert), Spydie-Hole 1 cm Durchmesser, smooth gefast
Klingenlänge: 92 mm (ebenfalls 92 mm scharf - die Schneidfase entlang gemessen)
Klingenhöhe: 27,2 mm, leicht recurver Verlauf, nach vorne auf Null zulaufend
Klingenstärke: 3,5 mm an der Wurzel, ab Spydie-Hole 3 mm (langsam und stetig abnehmend auf Null)
Klingenform: Droppoint, keine direkte Daumenrampe, stattdessen wunderbar abgerundeter Klingenrücken
Klingenschliff: Klinge insgesamt sehr dünn ausgeschliffen, leichter Hohlschliff, kleine Fase < 1 mm
Klingenachse: 4 mm mit 6 mm Bronzebuchse, Teflonwasher
Achsschraube: Torx T10
Griff- und Clip-Schrauben: Torx T10 (mit Pin)
Schrauben für Damast-Lockbar-Stabilizer und Damast-Lockbar-Kopfstück: Torx T6
Schraubenmaterial: V2A
Stoppin: gehärteter Stahl rostfrei, 4 mm
1 Stand-Off (Abstandshalter) am Griffende: Titan, 5 mm
Arretierung: Framelock, Lockbar mit geschraubtem, auswechselbarem Damast-Abschluß, Damast-Lockbar-Stabilizer (Damasteel Vinland)
Griffmaterial: 3 mm satiniertes Titan Grade 5 (6AL4V) mit gegroovter Canvas-Micarta Auflage auf der Lock-abgewandten Seite, anthrazitfarbene Anmutung
Griffstärke: 10,6 Titan - 14,5 mm inkl. Micarta (18 mm max. inkl. Clip)
Griffhöhe: 29,2 mm max. an der Achsschraube über 21,3 und 28,1 auf hinten 24 mm
Klinge-Griff-Verhältnis: 1:1,27
Gewicht: 120 Gramm auf der Marktwaage Monte Gordo
Kein Lanyardhole
Clip: Titan Grade 5 (6AL4V), Tip Up, nicht umsetzbar
Detent-Ball: Stahl
Keine Beschriftung auf Griff oder Klinge
Schanz-Krönchen über der Klingenachse auf der Clipseite
Die Bühne frei
Aus der Jukebox - back to basics und ganz “Old School” - Miller Anderson mit Leavin' Trunk (Keef Hartley), Live 2008
Wir lassen uns gern weiter von deutschen (und österreichischen) Messerbauern überraschen
Aus sunny Monte Gordo
Johnny & Rock’n’Roll
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