... bei der Suche nach einem Survival- / Outdoor Messer ...
Hat einer von euch das Messer? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Und auch wenn ihr es noch nicht habt, was haltet ihr grundsätzlich davon?
Hatte es bei einem Bushcraft Forentreffen in der Hand, es gibt eine lange Diskussion dazu mit Stellungnahme von Nandger Franck, sogar mit detaillierter Preiskalkulation. Objektiv sicher eine Bereicherung der Messervielfalt, qualitativ konnte ich keine Mängel feststellen, mann muss sich mit allen Fakten auseinandersetzen, am Ende entscheidet der Geschmack und bei knappem Budget die Gegenüberstellung der Alternativen. Wie bei jedem Messerkauf.
Es ist nicht mein Fall, obwohl ich rostende Stähle mag, auch solche mit rustikaler Optik, die man offen gesagt auch in rostfrei bekommt. Optik ist das eine, Schneidverhalten und Praxistauglichkeit für die eigene Verwendung das andere.
Wer ein handgeschmiedetes Messer will, kann bei Schmiedeglut direkt fertige Exemplare kaufen. Ich finde das gut, weil es die Hemmschwelle senkt sich auf ein custom einzulassen. Die Kosten sind angemessen, meiner Meinung nach.
Für weniger Geld bekomme ich aus günstigerer Handfertigung ein fertiges Messer mit Griffschalen und inklusive handgemachter Scheide. Bezugsquellen sind hier im Forum bekannt, Gebetsmühlen an. Für weniger Geld bekomme ich eine Serienklinge in hochwertiger Qualität (Beispiel Linder SuperEdge), an die ich selbst Griffschalen befestige und dennoch größere Auswahl an fertigen Lederscheiden beziehen kann. Das gelingt auch unter 100 Euro in der anvisierten Klingenlänge. Jeder Zentimeter Material kostet in der Produktion, siehe die Zentimeterpreise der gängigen Stahlsorten, Aufwand an Maschinen und Fertigungsprozesse.
Für 100 Euro ein survivaltaugliches Messer herzustellen ist möglich, siehe militärische Massenproduktion, dort kann man ansetzen und eines der Modelle für den privaten Markt kaufen, man macht eben Abstriche an den Details. Umgekehrt, wer will einem "Survivalmesser" sein Leben anvertrauen, scheut sich aber Griffschalen zu befestigen? Das ist doch verquer. Das "Sacki Survival Messer" sehe ich als Praxisentwurf und gut gewählte Umsetzung für eine bestimmte Vorstellung von einem auf bestimmte Zwecke hin konstruierten Werkzeug. Nach Marktfreigabe wurden Anregungen der Community aufgenommen, es gibt inzwischen verschiedene Stahlsorten zur Auswahl, die Pulverbeschichtung wird angeboten, ein interessantes fast schon modulares System.

Wir mehr Bohrungen will - siehe Vergleich zum GEK EDC - der wird sie bei Schmiedeglut auch bekommen.
Gewickelte Griffe finde ich völlig i.O., es ist keineswegs zu 100 % Schietwetter und es gibt outdoor wie zuhause genügend Zeit um zu reinigen oder neu zu wickeln. Zu hoffen, ein rostender Stahl wird im eigenen Falle nie rosten ist naiv, ehrlich wäre die Haltung die chemischen Prozesse bei jedem genutzten Material anzunehmen, vor bzw. beim Kauf informiert man sich und pflegt auf notwendigem Mindestmaß, so wie man es selbst möchte: glänzend, rostfrei oder anschmuddelt mit vintage look.
Gewickelte Griff sind Gewichtssparer und gleichzeitig Arbeits-/Befestigungsmaterial für den Fall der Fälle, das ist m.E. das gewichtigere Argument für diese Griffgestaltung. Man kann ein "Survivalmesser" allein nach den
Mehrzweckeigenschaften des Griffes wie der Scheide auswählen. Bei einem Minimum an Anforderungen bzgl. des Stahls. Je nachdem ob Trageeigenschaften für die angedachte Notsituation wichtig sind oder andere "Survival" Hilfswerkzeuge, die im Hohlgriff oder der Scheidentasche enthalten sind.
Nachdenkhilfe: Was spricht dagegen eine große Fertigklinge zu nehmen, darauf ein Taschenmesser, Feuerzeug,Schärfstein bzw. modernen Diamantschärfer und eine flache Packung Kekse zu legen, dieses Paket mit Frischhaltefolie zu wickeln und dann in eine gebrauchte Kartentasche mit Schulterschnur (Paracord) und ggf. Gürtelhalterung zu stecken - muss ein Not-/Survivalmesser direkt greifbar, führbar sein? Am Ziel- und Verwendungsort wickelt man aus, fädelt in die Messerklinge das Paracord ein und wickelt mit der Folie einen nahezu rutschfesten Griff, wasserabweisend noch dazu ... nach dem Gebrauch, beim Aufbruch zum nächsten Abenteuer wickelt man ab und verstaut wieder alles.
Der Ästhet kauft sich ggf. dünnes Elchleder, nimmt statt einem primitiven SAK irgendein HighTec Klappmesser, wickelt stattdessen sein Smartphone - weil ohne gehe ich nie aus dem Haus - in die Frischhaltefolie usw.
Ein Mora als "Survivalmesser" Ersatz lehne ich für meinen Teil ab, ein Glock Feldmesser hingegen würde ich akzeptieren. Und erinnere an das wiederaufgelegt
Böker Plus US Air Force SK, ein wunderbarer Gegenentwurf zu den schweren Kloppern, die gerne als ultimative Lösung gehandelt werden.
Gewichte meiner Klingen bzw. Vergleichsmesser - alles 10-12 cm mit Ausnahme Eklund:
- 106 g - Eklund full tang AEB-L
- 114 g - Müller Outdoor MSP CPM420V
- 120 g - Hultafors GK Carbonstahl - inkl. Kunststoffgriff
- 144 g - Eickhorn GEK EDC D2 - mit Schnürsenkel Wicklung 158 g
- 148 g - MLL First One O1 - inkl. Holzgriff
- 178 g - Glock Feldmesser Carbonstahl gekürzt - inkl. Kunststoffgriff
- 190 g - Herbertz "Survival" 6 mm Klingenstärke AISI 420, inkl. Perlon Griffwicklung - mein altes Bogenmesser
Der einzigste "dicke Brecher" ist mein schwerstes und günstigstes Messer, der 420 Stahl mit geringster Härtung, empfehlenswert für Schnurwicklung erachte ich das GEK EDC, mit dessen Bohrungen hat man viele Möglichkeiten, eine primitive Variante möchte ich zeigen:
Im Bild zu sehen eine
Pilotenmesser Scheide von Weber Messer. Das ist kein Paracord, sondern zwei = beide Schnürsenkel eines bekannten Wanderschuhherstellers, von oben gefädelt*, ab Griffmitte doppelt, so wie es der Handinnenfläche gut tut.

. Diese Schnürsenkel bekommt man oft im Abverkauf, weil die Farben sich nach Saison ändern und offenbar an neuen Schuhen unpassend wären. In entsprechenden Längen kann man bequem
beide Schnürsenkel einflechten, es bleibt genug Überschuß um auch starke Handrücken noch zu umspannen: vier Stränge umschließen den Handrücken und
erlauben das Messer loszulassen ohne es ablegen zu müssen, etwa beim Feuermachen, Bastel und Schnitzarbeiten am Holz usw. Stört die Stränge zieht man hinten alles heraus und macht einen Knoten, Kordel etc., will man Elastizität kann man Gummistopper auffädeln, viel Gestaltungsspielraum für verspielte Jungs.
*Scharfe Kanten an den Klingenbohrungen natürlich vorher entgraden.