Samuraischwert Wakizashi - Restaurierung

Taras Bulba

Mitglied
Beiträge
29
Hallo zusammen,

Infos zu Schmieden wurden hier ja schon einige gegeben. Ich bräuchte allerdings jemanden, der Griff und Scheide eines Schwertes restaurieren könnte, am besten im Raum Köln / NRW. Falls jemand ein paar Infos zu dem Schwert hat (siehe links), würde mich das auch freuen (-: Die Klinge scheint nix besonderes, aber Griff und Scheide wirken wertig.

Würde mich über ein paar Hinweise freuen, Danke !

Ein Katana mit genau gleichem Griff und Scheide habe ich übrigens im Topkapi Palast in Istanbul gesehen.

http://imageshack.us/photo/my-images/16/sam3dp.jpg/
http://imageshack.us/photo/my-images/20/sam2f.jpg/
http://imageshack.us/photo/my-images/691/sam1s.jpg/

PS: Meine im Titel natürlich Restaurierung und nicht Restauration (-:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Restaurierung eines Kurzschwerts

.....Ich brauchte allerdings jemanden, der Griff und Scheide eines Schwerts restaurieren könnte......Die Klinge scheint nix Besonderes, aber Griff und Scheide sollen Elfenbein sein.......

Ein Katana mit genau gleichem Griff und Scheide habe ich übrigens im Topkapi-Palast in Istanbul gesehen.......
Ein SAMURAI-Schwert ist das natürlich nicht, sondern ein Touristensäbel, der möglicherweise (aber nicht sicher) aus Japan kommt. Solche Souvenirs wurden früher (Ende 19./Anf. 20. Jhdt. für wohlhabende, aber meist kenntnislose Reisende gemacht, die Japan besuchten. Vorbilder waren sog. Tempelschwerter, also Waffen in solchen kampfuntauglichen Montierungen, die als Opfergabe in SHINTO-Tempeln überreicht wurden, um die Götter (oder die Mönche) gnädig und geneigt zu stimmen.

Es gab tatsächlich bei den hochwertigen Ausführungen Montierungen aus Elfenbein, die Touristen-Souvenirs waren aber zumeist aus Knochen gemacht.

Entscheidend für die Qualität der Montierung ist immer die feine, detailgetreue und künstlerisch hochwertige Ausführung der Schnitzarbeiten. Die Klingen waren selten von hoher Klasse, aber auch das gab es.

Ob eine vergleichbare Waffe wie Deine im TOPKAPI-Museum ausliegt, wage ich zu bezweifeln. Es wird dort wohl eher etwas Hochwertiges sein, und dann wohl auch kein KATANA, sondern wie vorliegend eine Klinge in TACHI-Montierung.

Restaurieren könnte ein solches Objekt einer der Künstler in der Elfenbeinschnitzerstadt Erbach im Odenwald. Vielleicht wendest Du Dich mal an das BSO - Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis. Dort bekommt man eine Ausbildung zur Elfenbeinschnitzerin/zum Elfenbeinschnitzer (www.bso-michelstadt.de).

Über die Kosten kann ich Dir nichts sagen.

Viel Erfolg!

Gruß

sanjuro
 
Sieht in der Tat wertiger aus als der übliche Ramsch, den Leute hier öfter zeigen. Die Schnitzereien sehen recht gut gemacht aus.


Ookami
 
Ich weiß nichts von der Quelle deiens Stücks und per Ferndiagnose ist es immer schwer genaues zu sagen (gerade anhand so kleiner Fotos). Ich würde mich vorher ggf. versichern ob es überhaupt Elefenbein ist oder Knochen oder gar Kunststoff. Sollte es Elfenbein sein würde ich mich vorher darüber informieren ob man ein Zertifikat besitzen muss, dass dies legal gehandeltes Elefenbein ist. Nicht dass man dich versehentlich für einen Elefenbeinschmuggler hält oder das Teil noch konfisziert wird.
 
Ich habe ehrlich gesagt etwas unterschätzt, dass das Thema Elfenbein recht sensibel ist.

Das Stück stammt von meinem Großvater, ich habe es daher nicht gekauft bzw. geschmuggelt o.ä.

Ich weiß nur, dass er es vor 60-80 Jahren bekommen hat. Glaube nicht, dass es damals schon große Gesetze zum Artenschutz gab, aber ich werde mich dennoch mal informieren.
 
Kurzschwert - Restaurierung

Sieht in der Tat wertiger aus als der übliche Ramsch, den Leute hier öfter zeigen. Die Schnitzereien sehen recht gut gemacht aus.....
Ein simples Kriterium zur Einschätzung solcher Stücke sind - auch für den Laien erkennbar - die Gesichter der geschnitzten Figuren. Wenn diese fein und vor allem individuell gemacht sind (und nicht flach, grob und gleichförmig), dann kann eine bessere Qualität angenommen werden. Für die guten japanischen Stücke ist typisch, dass sie mit relativ tiefen Reliefs aufwarten und zudem über die gesamte Fläche in jedem Detail qualitätvoll sind.

Das gezeigte Objekt hat schon einmal den Vorzug, dass die Farbe des Materials relativ gleichförmig ist. Billige Stücke aus Knochen sind manchmal ziemlich variierend in den Farbtönen; da geht es dann von reinweiß bis fast gelb.

Eine Cites-Bescheinigung für Objekte aus Elfenbein (nicht 'Elefenbein') braucht man nach meiner Kenntnis nicht, wenn nachgewiesen oder als sicher angenommen werden kann, dass das Material aus der Zeit vor dem Handelsverbot stammt.

Bevor das Stück in die Hände eines Restaurators für Elfenbein gelangt, sollte ein Fachmann für Klingen unbedingt einen Blick darauf werfen!

Gruß

sanjuro
 
Ich habe übrigens ein Foto von dem im Topkapi gefunden, man kann es auf dem Foto nicht sehen, aber die Verzierungen sind von der Art und Form her genau wie bei meinem Teil. Das im Topkapi mag sicherlich noch aus einer ganz anderen Liga sein, aber die Ähnlichkeiten und die Details machen mich doch neugierig.

http://imageshack.us/f/534/topkapi.jpg/

Ich habe auch ein Schwert bei dem Griff und Scheide aus Kamelknochen sind und da sind die Farbtöne wie du sagtest ganz unterschiedlich und Plastik schließe ich aufgrund des Alters fast aus, oder gab es vor 60 Jahren Schwerter mit Plastikgriffen?

Aber egal, ich konsultiere mal jemanden, der mir über das Material Gewissheit geben kann und gucke auch, ob ich jemanden finde, der sich mit Klingen auskennt, sowas muss es in Köln doch eigentlich geben.

Zur Herkunft kann ich übrigens noch sagen, dass es mein Großvater in den 40er Jahren von einem Engländer in Nordafrika bekommen hat (nicht, dass das jetzt ein Problem wird (-:). Aber das ist auch alles, wie oder woher es der Engländer hatte, keine Ahnung und fragen kann man auch keinen mehr. Auch falls das Schwert nix besonderes sein sollte, finde ich seine Geschichte doch recht spannend.
 
Kurzschwert - Restaurierung

.....ich konsultiere mal jemanden, der mir über das Material Gewissheit geben kann und gucke auch, ob ich jemanden finde, der sich mit Klingen auskennt, sowas muss es in Köln doch eigentlich geben......
Auch falls das Schwert nix Besonderes sein sollte, finde ich seine Geschichte doch recht spannend.
Die Geschichte 'dahinter' ist nicht selten genauso interessant wie das Objekt selbst.

In Deinem Bereich gibt es einen renommierten Händler, den Du aufsuchen könntest:

Japanische Schwertgalerie - Karl Peuker
Kreuzstr. 26 a
53474 Bad Neuenahr

Telefon (0 26 41) 91 66 65
E-Mail: info@schwert-galerie.de
Internet: www.japanische-schwert-galerie.de

Aber Dein erster Weg könnte auch ins Museum für Ostasiatische Kunst in Köln führen. Die Auktionshäuser LEMPERTZ (Neumarkt 3) und KLEFISCH in Köln haben (im Hintergrund) ebenfalls Fachleute an der Hand, die etwas zu dem Schwert sagen könnten.

Wichtig ist immer, den Säbel nicht einfach zur Begutachtung abzuliefern, sondern einen direkten Termin mit dem jeweiligen Fachmann/der Fachfrau zu vereinbaren.

Viel Erfolg!

Gruß

sanjuro
 
Super, danke für die Info. Ich hoffe, ich schaffe es in der nächsten Zeit mal da hinzugehen. Falls es was Spannendes zu berichten gibt, werde ich das natürlich hier tun.

Grüße
 
Ich habe das Stück zwar noch nicht begutachten lassen, aber selber noch etwas nachgeforscht. Besonders mit Englischen Suchwörtern kommt man sehr oft weiter. Insgesamt trifft aber Sanjuros erste Einschätzung voll zu.

Bei dem Material handelt es sich um Elfenbein und wurde wohl Ende des 19 Jh. hergestellt evtl. auch ganz frühes 20 Jh.

Die Bezeichnungen sind unterschiedlich, aber alle haben gemeinsam, dass es sich um, Ehren- / Opferschwerter handelt weswegen die Klinge im Vergleich zum Rest sehr einfach ist.

Der Wert solcher Stücke ist ganz unterschiedlich und bei Englischen bzw. Amerikanischen Auktionshäusern reichen die Summern von 500 - 3500 und mehr Dollar, abhängig von Größe und Zustand. Stücke, die noch in wesentlichen schlechterem Zustand als das meinige sind, stehen auch für 200 +/- zum Verkauf.

Da ich eh nicht vorhabe, das Stück zu verkaufen, ist mir das aber gerade auch egal, als Deko macht es sich sehr gut und ist bisher immer noch das beste Stück in meiner bescheidenen Sammlung. Restaurieren werde ich es wohl auch nicht lassen, da sich das mit Sicherheit preislich nicht rechnet.

Grüße
 
Huba buba

So mehr weis ich leider auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Info, aber es ist schon komisch, wenn man von "dummen" Touristen spricht, hat man immer die Touristen der heutigen Zeit im Kopf, das Stück ist nun ja schon mindestens 60 Jahre alt und da gab es nun mal einfach nicht so viele Touristen wie heute. Insofern kann man Touristestück damals nicht unbedingt mit Touristenstück heute gleichsetzen, weil letzere aufgrund der höheren Nachfrage auch eine höhere Stückzahl haben sollten. Andereseits interssant, das Touristen damals genauso "verarscht" wurden wie heute auch.

Grüße

TB
 
Wakizashi - Restaurierung

...... wenn man von "dummen" Touristen spricht, hat man immer die Touristen der heutigen Zeit im Kopf, das Stück ist nun ja schon mindestens 60 Jahre alt und da gab es nun mal einfach nicht so viele Touristen wie heute. Insofern kann man Touristenstück damals nicht unbedingt mit Touristenstück heute gleichsetzen.... Andererseits interessant, dass Touristen damals genauso "verarscht" wurden wie heute auch......
Du siehst das schon ganz richtig. Ich habe deshalb auch die Formulierung 'kenntnislose Reisende' verwendet, weil - damals wie heute - nur wenige Touristen sich vor ihrer Reise etwas ernsthafter und tiefgründiger mit der japanischen Kultur befassen. Oft wird einfach nur die Andersartigkeit begafft und belächelt, und Verständnis oder gar Wissen stellen sich nicht ein.

Ich erlaube mir, dazu etwas weiter auszuholen, und hoffe, dass ein kurzer Blick in die Geschichte Japans auch mehr Verständnis für die Veränderungen in der Waffentechnologie weckt:

Wenn man vom Japan der Zeit um 1900 oder gar etwas davor spricht, dann muss man sich vor Augen halten, dass sich NIPPON bis 1853 gegenüber dem Westen gänzlich verschlossen hielt. Die Amerikaner (die ja immer wissen, was für andere Staaten das Beste wäre) unter Commodore Perry zwangen Japan mit Waffengewalt zur Öffnung gegenüber den Handelswünschen des Westens.

Die sehr wenigen Touristen, die damals Japan besuchten, waren häufig sehr begüterte Leute mit einer gewissen Neugier auf eine fremde, sehr exotisch anmutende Kultur. Sie konnten sich in Japan praktisch kaufen, was ihnen gefiel, und da dort die alte SAMURAI-Kultur (nach 1878) zusammen gebrochen war und man sich völlig der Technik des Westens zuwandte, fehlte es nicht an Angeboten. SAMURAI verkauften aus Not ihre Schwerter, die sie nicht mehr tragen durften, Lackkünstler, die zuvor von wohlhabenden japanischen Kunden lebten, vereinfachten ihre Technik und fertigten Objekte für den Export und den Tourismus in minderer Qualität an (auf jedem Flohmarkt findet man die Objekte heute noch), und der Tee für den Export wurde in die reichlich vorhandenen Farbholzschnitte japanischer Künstler verpackt.

In dieser Zeit wurden auch von wohlhabenden westlichen Sammlern große Kollektionen japanischer Kulturobjekte begonnen oder angelegt. Es galt als schick und skurril, Hunderte von Schwertern, TSUBA, NETSUKE und Porzellanobjekten zu besitzen und zu zeigen, und nicht immer wurde dabei - mangels geeigneter Informationsquellen - nur die beste Qualität angehäuft.

In dieser Situation muss man sich auch die Herstellung solcher Elfenbeinschwerter vorstellen - die japanischen Künstler mussten ja von irgend etwas leben, und da die einheimische Kundschaft zum einen Teil in wirtschaftlicher Not war und der andere Teil sich mehr für Eisenbahnen, 'eiserne' Schiffe und große Maschinen interessierte, war der Export die Rettung. Die 'alte' Qualität blieb dabei allerdings auf der Strecke.

Gruß

sanjuro
 
Wer Wissen haben will soll suchen.
Ich nehm alles wieder mit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachdem ich eure Fachwörter mal nachgeschlagen habe, verstehe ich auch wovon ihr redet (-:

Hatte mich übrigens vertan, das Teil ist nicht min. 60 Jahre alt sondern älter, da es zwischen 1942 und 43 in den Besitz meines Großvaters kam und das wie schon anfangs geschrieben in Afrika. Außerdem hat er das Teil ja von einem Engländer bekommen. Geht man jetzt von dem aus, was ihr geschrieben habt, dass Reisende solche Stücke in Japan erworben haben, klingt es doch etwas unlogisch, dass ein englischer Soldat in den wirren des 2WK in Japan war, dort dieses Stück erworben hat und dann mit nach Afrika genommen hat?!

PS: Kann man solche Geschichten hier zum besten geben oder ist das auch wieder etwas kritisch...?
 
Kleiner Nachtrag und Beantwortung meines Posts:

Habe eben das hier gefunden (sieh unten), was euer bisher gesagtes ja auch bestätigt. Da solche Schwerter auch noch in den 30er Jahren hergestellt worden sind, kann es ja durchaus sein, dass es ein Engländer, die ja in dem Zeitraum durchaus in der Ecke Japan präsent waren, irgendwo gekauft hat und der dann paar Jahr später nach Afrika versetzt wurde.

Übrigens habe ich woanders gelesen, dass die Ammis nach dem 2WK zwischen 250.000 und 300.000 Schwerter aus Japan mitgenommen haben, unglaublich.

" Carved bone and carved ivory sword mountings almost always have untempered, soft steel blades. These were made as tourist items from the 1870's through the 1930's. These items are purchased for the quality of the carving only. The great majority of these swords are made of carved bone, not ivory. Ivory has a distinctive grain. If you cannot see this grain or do not know what to look for, assume it is carved bone, not ivory.

Swords with carved bone handles and scabbards are of no interest to Nihonto collectors other than perhaps as an example of how poorly made a blade can be. They are referred to as "hocho tetsu" (kitchen steel) - a most derogatory term in sword circles. Swords of this type were made in all sizes, from tanto to katana or tachi. Some of these bone swords will have very low grade metal mountings, commonly with the Tokugawa mon incised into or embossed on the mountings."

Quellle: http://home.earthlink.net/~steinrl/realold.htm
 
Wakizashi - Restaurierung

......Vorsicht mit dieser Steinschen Verallgemeinerung.....
Es hat niemand etwas verallgemeinert, wie Du bei sorgfältiger Lektüre feststellen wirst.
Ich schrieb:.....nicht immer wurde dabei - mangels geeigneter Informationsquellen - nur die beste Qualität angehäuft.....

Taras Bulba schrieb bzw. zitierte:......Carved bone and carved ivory sword mountings almost always have untempered, soft steel blades......

Gruß

sanjuro
 
Zurück