Santoku 12 cm von Peter Abel

klingler

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Nachstehend eine kleine Betrachtung zum Santoku 12 cm von Peter Abel

Warum wollt ich’s haben:

Weil es momentan so hip ist, Küchenmesser zu erwerben. :p
Na ja, meine alten Küchenmesser sind Unterkante Low-Budget und auch schon ziemlich lange in Dienst, so dass es an der Zeit war, nach Verbesserung zu streben. Und so dachte ich: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt.“ Bei der IMA in München hab ich Peters Küchen-Messer zum ersten Mal in der Hand gehabt und sie haben mir auf Anhieb gefallen. Also hab ich den Weihnachtsrabatt genutzt und mir das kleine Santoku ausgesucht, weil mich diese Klingenform angesprochen hat.

Wie isch’s:

Klingenlänge: 12 cm
Gesamtlänge: 22 cm
Klingenstärke (max): 2,2 mm
Schneidenhöhe (max): 3,35 mm
Gewicht: 78 g
Stahl: Kohlenstoffstahl, nicht rostfrei, CK75 (1.1750), s. Post #6.
Griff: Ebenholz – mein Sonderwunsch…

Wie schaut’s aus:

Die Verarbeitung geht voll in Ordnung, aber wer sucht, der findet natürlich die eine oder andere Kleinigkeit. Wenn man die Klinge im Licht spiegelt, dann zeigt sich, dass die Fläche nicht 100%ig plan ist, sondern nur zu 99,5 %. Mangels Vergleichsmöglichkeiten kann ich jetzt nicht sagen, ob das bei den handgeschleckten japanischen Küchenmessern anders ist oder nicht. Fühlen kann man das nicht, man sieht es lediglich und dem Schneidverhalten tut das keinen Abbruch, siehe unten. Bei mir zu Hause scheint die Luftfeuchtigkeit etwas geringer zu sein als in Peters Werkstatt. Waren bei Lieferung Griff, Erl und Nieten bündig, so ist das Holz nunmehr leicht geschrumpft, so dass man einen minimalen Überstand der Kanten fühlen kann. Vielleicht ändert sich das aber auch wieder, wenn die Witterung etwas feuchter wird.

Wie fasst sich’s an:

Die Schärfe naP (neu aus Paket) war klasse, die Haare flohen vom Arm, nur vom Anblick der scharfen Klinge. Das Messer ist recht leicht und so lässt sich das Menü ermüdungsfrei herstellen. Die Handlage ist –ich sag es jetzt mal so- zweckmäßig. Es ist kein ausgeformter Griff, der von alleine in die Hand kriecht, aber das soll er ja auch nicht. Vielmehr ist ein Umgreifen –vor, zurück, Zeigefinger oder Daumen auf den Klingenrücken, Wiegeschnitt, Zugschnitt usw.- superleicht möglich. Die Phase am Griff-Ende könnte von mir aus eher „von oben nach unten“ laufen, anstatt umgekehrt mit dem kleineren Winkel im Handballen zu liegen. Da das aber bei allen Messern von Peter so ist, sag ich mal, das ist „Abel-Style“ und ich kann damit leben.

Wie schneid’s:

Viel Kraft braucht es nicht, um durch das Schnittgut zu gleiten. Ich habe es vorwiegend für Gemüse und Kräuter verwendet und da geht alles, von hauchdünnen, weichen Tomatenscheiben bis zu relativ harten Möhren. Die Schnittstärke lässt sich „einstellen“ von durchscheinend bis „Gurke halbiert“. Die Finger sollte man aber rechtzeitig in Sicherheit bringen, denn ich vermute mal, dass sich Fingerkuppen genauso leicht abtrennen lassen wie Wurstzipfel… :irre:
Bedingt durch die Größe der Klinge ist das Messer eher für kleine Dinge geeignet. Melonen, elefantenbeinstarke italienische Mortadella oder der 2,5 kg Brotlaib sind da nicht so unbedingt der Wunschgegner. Aber hierfür bietet der Peter ja auch passende Instrumente an!
Auf dem nicht rostfreien Stahl bildet sich gaaanz langsam eine Patina, was aber deutlich länger dauert als bei einem Opinel und dabei bin ich weder vor Zwiebeln noch vor Zitronen zurückgeschreckt. Geschmacklich werden die Nahrungsmittel nicht beeinträchtigt, sagt mein Gaumen. Es schmeckt jedenfalls nichts nach Metall…

Wie schleift sich’s:

Nachdem ich das Möhrenkraut incl. dem möhrenkrautgrünen Stahldraht :argw: von den Möhren getrennt hatte, zeigte sich die Klinge ob dieser Misshandlung etwas beleidigt und es brach ihr ein kleiner Zacken aus der Krone, äh Schneide. Das war ein willkommener Grund, um auszuprobieren, wie sich die Klinge auf einem Stein schleifen lässt. Das Ergebnis war eindeutig – geht schnell und wird sau scharf.

Summa summarum:

Es gibt ja Messer, die kauft man, benutzt sie 5 Jahre nicht und verkauft sie wieder, weil der Zeitgeist das Design disqualifiziert hat. Es gibt auch Messer, die man kauft, benutzt und wieder verkauft, weil es nicht das ist, was man sich erwartet hat. Und dann gibt es eben die Messer vom Peter. Die kauft man, benutzt sie, freut sich und will sie nie wieder hergeben.

Wer es bis hierher geschafft hat, darf sich jetzt über ein paar Bilder freuen:

Links: Unterkante Low Budget gegen Mittelklasse (Mittelklasse ist jetzt preislich gemeint) oder: Tausche alt gegen neu!
Mitte: Möhre halb bis durchscheinend…
Rechts: Der optimale Gemüse-Trenner!
 

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Hallo klingler,

so sollte ein Review sein - angenehm zu lesen, sachlich korrekt usw.! :super:

Den Peter wird das Review freuen, denn seine Küchenmesser sind IMHO hier im Forum etwas unterrepräsentiert.

Ich hatte schon die Gelegenheit, diese kleinen Schneidteufel zu bewundern, war aber mit der Klingenform nicht ganz glücklich. Ich bevorzuge die Petty-Klinge; da werde ich in absehbarer Zeit aber keinen Bedarf haben.

Aber:
Ich hatte jetzt schon mehrfach das europäische Kochmesser mit 180mm aus 440B in der Hand und bin sehr angetan davon, zumal dieses Messer von einer professionellen Köchin benutzt wird und lt. Aussage die Gebrauchseigenschaften untadelig sind.
Dieses Kochmesser liegt satt in meiner Hand, nicht zu leicht/schwer, gut ausbalanciert, rasiert alles was im Weg ist - ein insider-Tip!
(Habe mir schon Griffschalen reservieren lassen...) :D

BTW:
Hast Du das Santoku mit Standard-Schliff, oder mit dem speziellen Dünnschliff?


Viele Grüße aus Lich...

Peter
 
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BTW:
Hast Du das Santoku mit Standard-Schliff, oder mit dem speziellen Dünnschliff?

Ich habe das Santoku mit Standard-Schliff geordert. Der Dünnschliff schneidet vielleicht noch besser, aber ich als Grobmotoriker...:glgl:

Ich habe ein Windmühlenmesser mit Dünnschliff und da gibt es eigentlich regelmäßig Macken in der Schneide. Ist nicht schlimm, weil es sich schnell rausschleifen lässt - ist ja nicht viel Material da- aber es macht auf Dauer halt Arbeit... Aus Beobachtung meiner motorischen Fähigkeiten in Kombination mit meinen Erfahrungen habe ich mich für den Standardschliff entschieden und ich glaube zu meinem Vorteil :D .
 
ich kann mir gut vorstellen, dass die küchenmesser von p. abel und j. schanz in der küche sehr gut funktionieren. sie haben eine nicht zu dicke klinge, das material stimmt. mittlerweile auch rostträge im angebot und der anschliff wird sowieso immer flacher. damasttapeten braucht es nicht und japanische importhypes sind sowieso durch die vielen stationen und preisabsprachen zu teuer.

mit was schleifst du dein herder/windmühle? mit dem wetzstahl oder porzellanstab (richtig angewendet) darf das nicht passieren. wenn kein materialfehler vorliegt.
 
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Na da freut sich doch wer über diesen Bericht, nämlich ich :super:


der Stahl ist der Ck75 (1.1750 ), ganz ein klassischer Kohlenstoffstahl.
Holz als Griffmaterial, so schön es ist, hat immer die Eigenschaften eines fleissigen Handwerkers......

Es arbeitet immer :steirer:
In Abhängigkeit vom Klima, Temperatur und Luftfeuchtigkeit wird es immer ein wenig arbeiten.
Ist es zuviel kann ich es dir auch gerne nochmal überschleifen (wenn es sich auf deine Witterung eingestellt hat. (kost' nix, gehört zum Service)
Evtl. bleibt es dann glatt oder arbeitet weniger.
Ein Tipp, immer mal mit Leinöl einreiben (oder über Nacht in ein Glas mit Leinölfirnis gemischt mit Terpentin stellen)
Selbst Ebenholz nimmt etwas Öl auf, wird etwas Satter in der Farbe und vom 'Greifgefühl' her.


ansonsten noch viel Freude und viele geschnippelte Möhren wünsche ich dir


gruß
Peter
 
...Ist es zuviel kann ich es dir auch gerne nochmal überschleifen (wenn es sich auf deine Witterung eingestellt hat. (kost' nix, gehört zum Service)...

Besten Dank für das Angebot. Ich schau mal welches Ergebnis sich beim Schwinden und Quellen im Laufe der Zeit einstellt. Der jetztige Zustand ist so, dass man den Absatz zwischen Erl und Holz fühlen kann, aber es ist minimal. Bei den relativ geringen Abmessungen des Griffes könnnen ja auch nur kleinste Schwindmaße auftreten.
 
Ist ja ein wirklich schönes Messer, aber ich finde, von einem Santoku hat es jetzt nicht so viel...


Na das ist doch die Hauptsache, das es ein schönes und funktionales Messer ist. :)

Diese Form ist eben meine Interpretaion eines Santoku.
Ein bisserl künstlerische Freiheit braucht es eben.;)


gruß

Peter
 
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