Sax partiell Härten

Hagen.N

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Hallo an alle Forenmitglieder,
Ich habe vor kurzem ein aus 55Si7 gemachtes Sax gehärtet, dabei hatte ich auf den Flanken Isolierpaste aufgetragen, seitlich ist beim Härten glücklicherweise kein Verzug aufgetreten, allerdings hat sich die Schneide verzogen und zwar in die entgegengesezte Richtung, die man erwartet wenn mann partitiell härtet. Bei der Vergütung eines Katans dehnt sich ja durch das Härten die Schneide aus während der Rücken weich bleibt,sodass es seine charakterisische Form erhält. Bei mir ist es genau entgegengesetz passiert, also zumindest hat sich die Schneide von einer geraden Form in eine Quasi Recurve Form verzogen.Obwohl die Schneide Hart ist und der Rücken weich, was der Feilentest ergeben hat.
Wisst ihr woran das liegen könnte?
Grüsse,
 
AW: Sax Partitiell härten

Du hast in Öl gehärtet!?
Im internet gibt es einige Filmchen über Katanahärten, da kann man sehen, dass sie sich im Wasser erst nach vorne biegt und dann erst nach hinten. In öl tut es das selbe nur dass es nicht mehr zurück geht.
Übrigens gibt es einige Sax Klingen die nach vorne gebogen sind. Darum kann man annehmen dass die damals auch in Öl gehärtet haben...vielleicht ...natürlich können Klingen Querschnitt und der Stahl selbst, oder der gesamte Klingen aufbau,
ebenso mir unterschiedlichen Verformungen zu tun haben. Ich bleibe aber in deinem Fall dabei, dass es wahrscheinlich am Öl liegt.

Oh und zeig doch bilder wenn du fertig bist, es gibt zu wenig Saxbilder im gegenzug zu S:hmpf:x bildern...
 
AW: Sax Partitiell härten

Ja ich habe es in Öl gehärtet,dass sich die Klingen erst nach vorne Biegen, und nur bei der reativ schroffen Abkühlung in Wasser sich zurückbiegen wusste ich nicht.Wenn ich es fertig habe kann ich aber natürlich Bilder online stellen. Wie lange ich dafür aber noch brauche weiss ich nicht, habe gerad relativ viel um die Ohren...
 
AW: Sax Partitiell härten

https://de.wikipedia.org/wiki/Martensit#/media/File:Einfluss_des_Kohlenstoffgehaltes_-_Martensit.gif

Stichwort ist Volumenvergrößerung. Hinter der Schneide ist mehr Masse, die eine Volumenänderung vornimmt, deswegen das Biegen ins Konkave.


alx

Hmmmm ..... nein. Eine dauernde Volumenvergrößerung findet ausschließlich durch die Martensitbildung statt. Der Martensit nimmt mehr PLatz ein als der ursprüngliche Perlit. Daher, wie oben schon dargestellt, das Hochbiegen der Schneide bei selektiv gehärteten Klingen.

Aber von vorne. Eine Abhandlung über die Gefüge-Umwandlungen im Stahl spare ich mir hier. Dazu gibts die Archive. Was aber bei oben schon erwähnten den japanischen Klingen beim Härten (in den Videos zur besseren Sichtbarkeit im Aquarium) passiert sind zwei Vorgänge.

Zuerst wirkt die Dilatation, respektive deren Rückgang. Der Stahl dehnt sich durch die Hitze aus und zieht sich beim Abschrecken zusammen. Das passiert an der massearmen und nicht durch Lehm geschützten Schneide viel schneller. Daher zieht diese erst mal die Spitze nach unten. Der Rücken vollzieht den Prozess langsamer und zieht dann die Spitze langsam wieder hoch.
Anschließend respektive gleichzeitig setzt an der Schneide die Martensitumwandlung ein und vergrößert das Volumen der Schneide wodurch sich der Prozess des Hochbiegens so lange fortsetzt bis die Martensitumwandlung mehr oder minder stoppt.

Bei diesen Prozessen ist es wirklich total egal, ob die Abschreckung in Wasser oder in Öl geschieht. Es kommt nur darauf an, dass beide Prozesse ablaufen und das Ergebnis wird immer dasselbe sein.

Mit diesem Vorwissen müssen wir nun versuchen, eine Möglichkeit zu finden, die dabei dennoch die Spitze nach unten biegt. Geht nicht? Geht doch und ist ein bekanntes und extrem unangenehmes Phänomen beispielsweise beim Durchhärten von Klingen mit Santoku-Form. Damit zeige ich schon in die Richtung, in die das geht: es geht um die Klingenform. Bei allem bis Mittelspitz biegt sich die Schneide in der Regel zum Rücken hin. Je mehr sich jedoch das Verhältnis von Rückenlänge zu Schneidenlänge zu ungunsten der Schneidenlänge verändert und je höher dabei in die Klinge hinein gehärtet wird, desto mehr verbiegt sich selbige Richtung Schneide. Der Grund ist einfach: der umgewandelte Bereich oben ist länger als selbiger unten und schiebt wieder abwärts. Bei dünnen Küchenmessern mit vor dem Härten schon dünn ausgeschliffener Schneide führt das in der Regel zu einer schönen seitlich ausbrechenden Schlangenlinie oder gleich zu Bruch. Bei einem soliden Sax dann eben zu einer leicht abgesenkten Spitze.

Und ohne die Klinge gesehen zu haben, sage ich mal aufgrund des vom Thread-Ersteller gesagten voraus, das alles für mich darauf hin deutet, dass es weder ein Breitsax mit mittelspitzer Klinge noch ein skandinavischer Sax mit rückenspitzer Klinge ist. Es sollte ein Sax mit abgesenkter Spitze in der Schneidenlinie oder wenig darüber sein.
 
AW: Sax partitiell härten

Ja, es ist tatsächlich in Sax mit (ehemals) komplett gerader Schneide. Ich habe es nicht nach einem historischen Vorbild gefertigt,aber der Rücken ist 4.8 cm hoch und davon habe ich den Schliff ca. 2 cm hochgezogen, und vom Rücken aus auch bis dahin die Isolierpaste bedeckt, also ca 2. 8 cm des Klingenhöhe nicht gehärtet. Das würde den beschriebenen Effekt dann tatsächlich erklären.
Danke für die Antworten, ich war mit meinem Latein echt am Ende. Ich denke aber dass ich die Schneidenform auch so lassen werde, es ist immerhin nicht so extrem Stark.
Grüsse,
Hagen

Edit: https://www.youtube.com/watch?v=5XI-ulHP-WA Ein Härtevideo Katana
 
AW: Sax partitiell härten

Hi,

es wäre auch zu klären, ob der von der Isolierpaste abgedeckte Bereich nicht trotzdem gehärtet wurde. Hast Du die Klinge vollständig auf Härtetemperatur gebracht und dich darauf verlassen, dass die Reduzierung der Abschreckgeschwindigkeit durch die Paste eine Härtung des Rückens verhindert? Der 55Si7 hat aufgrund seiner ca. 2% Si eine geringe Umwandlungsfreudigkeit und es findet somit schon bei relativ geringer Abschreckgeschwindigkeit eine Umwandlungshärtung statt.

Gruß Jannis
 
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