Hasenfuss
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Hallo Leute,
heute möchte ich euch ein Messer vorstellen, das auf den ersten Blick wie ein normales SBH daher kommt. Ein bisschen stealthy, ein bisschen grün, technisch im höchsten Maße ausgereift und blitzsauber verarbeitet steirer, aber dennoch nur ein SBH. Fast schon langweilig.
Wenn man es dann aber in die Hand nimmt, es öffnet, wieder schließt, die schlanken und weichen Konturen des Griffs in der Hand spürt, die leichte Rauhheit der verschiedenen Oberflächen das Messer mit den Fingern förmlich verschmelzen lässt, setzt sich die Erkenntnis durch: irgendetwas ist anders. Grübelgrübel, nicht irgendetwas, sondern das Gewicht!
Dieses SBH ist nämlich, trotz seiner 4,2mm Klingenstärke, überraschend leicht! Woran das wohl liegen mag?
Ganz einfach, die Klinge besteht aus Nitinol, welches zwar nicht viel, aber doch spürbar leichter als Stahl ist. Die Dichte von Nitinol liegt bei 6,45kg/dm[SUP]3[/SUP], die von beispielsweise Böhler M390 bei 7,54kg/dm[SUP]3[/SUP]. Der Unterschied mag auf dem Papier nicht gravierend erscheinen, dennoch verleiht das geringere Gewicht dem Messer eine überraschend andere Haptik. Das Messer ist deutlich grifflastiger, auch das Aufschleudern der Klinge lässt den gewohnten Schnalzer missen. Trotzdem ist das Feeling nicht unangenehm. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase will man es nicht mehr aus der Hand geben.
Ad Nitinol: Gunther Löbach, ScorpioDesign, hat mich mit seinem Black Star Project neugierig auf Nitinol gemacht. Ein NE-Metall genau nach meinem Geschmack. Leicht, extrem korrosionsbeständig, härtbar bis über 60HRC. Irgendwann habe ich ihn dann angeschrieben, ob er mir nicht ein Stück, genug für zwei Folderklingen, verkaufen könnte. Er konnte, und damit begann mein Leidensweg.
Wenn der Teufel eines Tages eine Metalllegierung kreiert, wird diese in ihren Eigenschaften und ihrer Verarbeitbarkeit Nitinol wahrscheinlich nicht unähnlich sein.
So ein scheißzähes Zeug ist mir bislang noch nicht untergekommen. M390 ist dagegen der reinste Baustahl. Damit sich der Unbedarfte ein Bild von meinen Qualen machen kann, folgt ein kurzer Vergleich des Material-und Arbeitsaufwands für die Fertigung einer SBH-Klinge ohne Finish:
Böhler N690, SB1, S30V und ähnliche Stähle: ein halbes Schleifband K60, ca. 8 Minuten
Böhler M390: ein Schleifband K60, ca. 15 Minuten
Nitinol: zwei Schleifbänder K40, sieben (7!) Schleifbänder K60, deutlich mehr als 4 Stunden
Was Gunther zur Verarbeitbarkeit von Nitinol in seinem WIP-Thread geschrieben hat, kann ich voll und ganz bestätigen: Sägen mit einer Handsäge mit neuem Blatt ist unmöglich. Man kommt einen Millimeter in das Material hinein, dann ist das Blatt stumpf. Bohren funktioniert nur mit neuen oder frisch geschliffenen VHM Bohrern und dann auch nur mit heftigen Ausbrüchen der Bohrerschneiden. Flexen geht, wenn auch mit extremen Verschleiß der Trennscheiben. Für Schnitte von ein paar Zentimetern geht mindestene eine halbe Trennscheibe drauf.
Zuletzt das Schleifen am Bandschleifer. Einen nennenswerten Abtrag erzielt man nur mit ganz neuen, scharfen Bädern. Leider ist das Band nach zwei Minuten stumpf und der Abtrag geht langsam gegen Null. Neues Band aufspannen und das Lied beginnt von vorne.
Das Gewicht liegt bei 132 Gramm, Klingen-, Griff- und Gesamtlänge sind wie bei den bisherigen SBH's.
Die Klinge hat etwas über 60HRC und nimmt eine bösartige Schärfe an. Mit Diamant war der Grundschliff wider Erwarten auch recht schnell und problemlos angebracht.
Der Klingengang ist fast wie bei einem Sebenza (das ist IMHO die Referenz) und es verriegelt offen wie geschlossen ohne Spiel.
Letztes Foto, versprochen:
Ob ich jemals wieder ein Messer aus Nitinol baue, steht in den Sternen. Der Mehraufwand an Material und Zeit ist jedenfalls gigantisch. Andererseits hat Nitinol auch seinen Reiz, keine Frage. Ein weiteres SBH mit Nitinolklinge ist gerade in der Endphase angelangt, ich warte nur mehr auf die passenden Schrauben. Wir werden sehen.
Liebe Grüße,
Gerd
heute möchte ich euch ein Messer vorstellen, das auf den ersten Blick wie ein normales SBH daher kommt. Ein bisschen stealthy, ein bisschen grün, technisch im höchsten Maße ausgereift und blitzsauber verarbeitet steirer, aber dennoch nur ein SBH. Fast schon langweilig.
Wenn man es dann aber in die Hand nimmt, es öffnet, wieder schließt, die schlanken und weichen Konturen des Griffs in der Hand spürt, die leichte Rauhheit der verschiedenen Oberflächen das Messer mit den Fingern förmlich verschmelzen lässt, setzt sich die Erkenntnis durch: irgendetwas ist anders. Grübelgrübel, nicht irgendetwas, sondern das Gewicht!
Dieses SBH ist nämlich, trotz seiner 4,2mm Klingenstärke, überraschend leicht! Woran das wohl liegen mag?
Ganz einfach, die Klinge besteht aus Nitinol, welches zwar nicht viel, aber doch spürbar leichter als Stahl ist. Die Dichte von Nitinol liegt bei 6,45kg/dm[SUP]3[/SUP], die von beispielsweise Böhler M390 bei 7,54kg/dm[SUP]3[/SUP]. Der Unterschied mag auf dem Papier nicht gravierend erscheinen, dennoch verleiht das geringere Gewicht dem Messer eine überraschend andere Haptik. Das Messer ist deutlich grifflastiger, auch das Aufschleudern der Klinge lässt den gewohnten Schnalzer missen. Trotzdem ist das Feeling nicht unangenehm. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase will man es nicht mehr aus der Hand geben.
Ad Nitinol: Gunther Löbach, ScorpioDesign, hat mich mit seinem Black Star Project neugierig auf Nitinol gemacht. Ein NE-Metall genau nach meinem Geschmack. Leicht, extrem korrosionsbeständig, härtbar bis über 60HRC. Irgendwann habe ich ihn dann angeschrieben, ob er mir nicht ein Stück, genug für zwei Folderklingen, verkaufen könnte. Er konnte, und damit begann mein Leidensweg.
Wenn der Teufel eines Tages eine Metalllegierung kreiert, wird diese in ihren Eigenschaften und ihrer Verarbeitbarkeit Nitinol wahrscheinlich nicht unähnlich sein.
So ein scheißzähes Zeug ist mir bislang noch nicht untergekommen. M390 ist dagegen der reinste Baustahl. Damit sich der Unbedarfte ein Bild von meinen Qualen machen kann, folgt ein kurzer Vergleich des Material-und Arbeitsaufwands für die Fertigung einer SBH-Klinge ohne Finish:
Böhler N690, SB1, S30V und ähnliche Stähle: ein halbes Schleifband K60, ca. 8 Minuten
Böhler M390: ein Schleifband K60, ca. 15 Minuten
Nitinol: zwei Schleifbänder K40, sieben (7!) Schleifbänder K60, deutlich mehr als 4 Stunden
Was Gunther zur Verarbeitbarkeit von Nitinol in seinem WIP-Thread geschrieben hat, kann ich voll und ganz bestätigen: Sägen mit einer Handsäge mit neuem Blatt ist unmöglich. Man kommt einen Millimeter in das Material hinein, dann ist das Blatt stumpf. Bohren funktioniert nur mit neuen oder frisch geschliffenen VHM Bohrern und dann auch nur mit heftigen Ausbrüchen der Bohrerschneiden. Flexen geht, wenn auch mit extremen Verschleiß der Trennscheiben. Für Schnitte von ein paar Zentimetern geht mindestene eine halbe Trennscheibe drauf.
Zuletzt das Schleifen am Bandschleifer. Einen nennenswerten Abtrag erzielt man nur mit ganz neuen, scharfen Bädern. Leider ist das Band nach zwei Minuten stumpf und der Abtrag geht langsam gegen Null. Neues Band aufspannen und das Lied beginnt von vorne.
Das Gewicht liegt bei 132 Gramm, Klingen-, Griff- und Gesamtlänge sind wie bei den bisherigen SBH's.
Die Klinge hat etwas über 60HRC und nimmt eine bösartige Schärfe an. Mit Diamant war der Grundschliff wider Erwarten auch recht schnell und problemlos angebracht.
Der Klingengang ist fast wie bei einem Sebenza (das ist IMHO die Referenz) und es verriegelt offen wie geschlossen ohne Spiel.
Letztes Foto, versprochen:
Ob ich jemals wieder ein Messer aus Nitinol baue, steht in den Sternen. Der Mehraufwand an Material und Zeit ist jedenfalls gigantisch. Andererseits hat Nitinol auch seinen Reiz, keine Frage. Ein weiteres SBH mit Nitinolklinge ist gerade in der Endphase angelangt, ich warte nur mehr auf die passenden Schrauben. Wir werden sehen.
Liebe Grüße,
Gerd