Scandi ist zum Schnitzen da. Wirklich?

Fabsel

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Hallo,

ich oute mich jetzt mal ganz offiziell zum Scandischliff. Nicht jeder ist ein Fan davon, wenn es um ein Alltagsmesser geht, aber irgendwie scheinen sich alle einig zu sein, dass es super ist um zu schnitzen.
Ich finde das nicht.
Mit meinem SK01 und Linder Karelia Hunter kann ich deutlich besser durch trockenes und frisches Holz schnitzen. Egal ob zum auffächern oder um etwas anzuspitzen oder einfach zum Figuren machen.
Gerade letztere Feinarbeiten zeigt Abu hier ja immer in vollendeter Kunst. Da bin ich immer sehr neidisch drauf.
Ich weiß, dass ich so künstlerisch begabt bin wie ein Esel der mir die Thermodynamik erklären möchte. Von daher denke ich, das seine Ergebnisse nicht dem Schnitzmesser geschuldet sind. Wobei ich das hier schon noch gerne hätte :hehe:
Bisher hatte ich auch nur simple Moras um den Scandischliff testen zu können. Keine Ahnung ob andere Hersteller da irgendwas besser machen.

Wie seht ihr das? Was nutzt ihr so für Schnitzarbeiten? Und wie ist eure Technik?

Gruß
 
AW: Scandi ist zum schnitzen da. Wirklich?

Zum Schnitzen hat sich bei mir das Roselli Grandfather weit nach vorn gedrängt. Ich hatte mir die Klinge vor ein paar Jahren kommen lassen, und nach meinem Gusto einen Griff aus Weißbuche angebracht.
Das ist bis heute meine erste Wahl. Scandischliff, aber kein großer Schneidwinkel. Ich hatte das auch schon gezeigt. Könnte bei Waldläufertechniken, Schnitzereien, Löffel... zu finden sein. rocco26
 
AW: Scandi ist zum schnitzen da. Wirklich?

Schnitzen? Kommt drauf an....fürs Grobe seit langer Zeit Roselli Carpenter UHC, für Feinarbeit Mora 106 und 120.

Vieles geht mit vielem, aber Leute die vom Kuksa- oder Löffel-Schnitzen zumindest teilweise leben müssen, verwenden überwiegend eben genau diese Moras oder Customs mit ähnlichem Äußeren und ähnliche Anschliffen. Fürs Figurenschnitzen werden wieder ganz andere Werkzeuge verwendet ...

Einen guten Überblick über Löffelschnitzer bekommt man zB bei den Filmen über das „spoonfest“.

Gruß, Claus
 
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..... Scandischliff. Nicht jeder ist ein Fan davon, wenn es um ein Alltagsmesser geht, aber irgendwie scheinen sich alle einig zu sein, dass es super ist um zu schnitzen.
Ich finde das nicht.

....zeigt Abu hier ja immer in vollendeter Kunst. Da bin ich immer sehr neidisch drauf.

Ich weiß, dass ich so künstlerisch begabt....Puu-Nikkari-Tuppi schon noch gerne hätte..

Bisher hatte ich auch nur simple Moras um den Scandischliff testen zu können. Keine Ahnung ob andere Hersteller da irgendwas besser machen.

.... Was nutzt ihr so für Schnitzarbeiten? Und wie ist eure Technik?

Hallo Fabsel,

Erstmal danke für dein Lob, da krieg ich direkt noch rote Ohren.

Nein, ich bin auch kein Scandifan, kann mir auch schlecht vorstellen, dass sich damit fein schnitzen lässt. Ist eher was für Bushcraft. Wobei Scandischliff sehr vielfältig ist. Was ich so bei Mora oder Roselli sehe sind 1/3 Anschliff zum 2/3 Klingerest und steile Flanken. Umgekehrt wär‘s richtig, geht natürlich zu Lasten der Stabilität, wenn man damit herumwürgen will. Damit machen sowohl kräftige wie feine Schnitte nicht nur Spaß, sie lassen sich auch gut dosieren. Ein weiteres Merkmal ist natürlich auch die Klingendicke, bei meinem Nikkari 3 mm und dann fein ausgeschliffen:super: Dicker halte ich nicht für zweckmäßig. Ganz allgemein: Ein Messer, das beim Schnitt Möhren knacken und springen lässt, ist auch kein guter Schnitzer für Feines.

Die reinen Schnitzmesser von Mora sind sehr gut, hab auch eines.

Übrigens: JT Pälikkö ist auf der MMM, evtl. hat er Nikkari dabei :)

Ein bisschen Talent ist wohl hilfreich, üben noch mehr, vor allem aber Videos auf YT, denen man schnitzend folgt. Bei den Amis findet man reichlich.
Neben dem Nikkari (und kaum nachstehend) ist mein Lieblingsschnitzer das Bark River Adventurer I, einfach klasse, sehr wendig, balliger Schliff, Kantenstabilität.
Schnitztechnik: rechts das Messer haltend (Rechtshänder), links mit dem Daumen die Klinge führen, Druck etc., kleine Chips. Außer man muss grobe Späne machen.

Weitermachen und viel Spaß!

Abu
 
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Moin

ich oute mich jetzt mal ganz offiziell zum Scandischliff. Nicht jeder ist ein Fan davon, wenn es um ein Alltagsmesser geht, aber irgendwie scheinen sich alle einig zu sein, dass es super ist um zu schnitzen.
Ich finde das nicht.

Da brauchst du dich doch gar nicht "outen" ;)

Ein Skandischliff ist ein Säbelschliff ohne Sekundärfase. Wir hatten uns hier vor vielen Jahren schon einmal (Roman Landes sei Dank) darauf geeinigt, dass drei Komponeten die Klinge ausmachen: der Stahl , die Wärmebehandlung und die Geometrie.

Skandischliff behandelt also nur das Feld der Geometrie. Wenn ich nun, wie aktuell total angesagt und von vielen Herstellern angeboten, ein 5mm dickes und 25m hohes Stück Stahl im untersten Bereich von, na sagen wir, 7mm auf beiden Seiten auf Null Anschleife und das Teil dann, nachdem ich es mit einem Griff versehen habe, als Bushcraft-Messer anbiete... dann habe ich ein nahezu unkaputtbares Stück angeschliffenen Stahls, dass irgendwie durch allerlei Materie gequetschtrennt werden kann.... super. Die Bushcrafter sind selig.

Mir kommt derlei Schrott nicht ins Haus.

Ein Mora Schnitzmesser mit einer 15mm hohen und 2,5mm dicken klinge, wo der Anschliff fast 2/3 der Klingenhöhe ausmacht .... und auf Null geht.....das ist ein Skandischliff, der sauber in weichem Holz greift.

Und Skandischliff..... da steckt Skandinavien mit drin ;)
Nix Buchsbaum. Nix Olivenholz. Das ist für Kiefer und Birke.. und dann funktioniert das auch super.

Für die anderen Hölzer gibt es passendere Werkzeuge.

Für "grobe" Schnitzarbeiten bevorzuge ich tatsächlich meine beiden Mora Schnitzmesser (noch die guten, mit Laminatklingen) ... also sowas: https://www.hkgt.de/shop/messer/mora-of-sweden/erik-frosts-schnitzmesser-aus-laminiertem-stahl.html .... für Feinarbeiten nehme ich seit Jahren meine japanischen Schnitzmesser Modell "Power Grip".
Erstklassiger Stahl und sehr angenehme Holzgriffe.

Support your local dealer: https://www.feinewerkzeuge.de/japcarv1.html ..... bekommt man bestimmt irgendwo auch 1,50€ billiger..... der Laden ist aber unterstützenswert und hat jede Menge geilen Kram.

Grundsätzlich zum Skandischliff: der hat bei Klingendicken über 3mm und Anschliffhöhen unter 10mm einfach keinen Sinn.... außer dass der Hersteller weniger Reklamationen wegen Ausbrüchen bekommt.
Denn wir befinden uns dann im Bereich der Geometrien von Äxten und Beilen ;)

Gruß
chamenos
 
Hallo,

danke für die Rückmeldungen.
Das Mora 120 bzw 122 hab ich schon länger auf der Wunschliste. Gerade bei dem kleinen Geld sollte ich es mir einfach mal kaufen. Hier finde ich nun Bestätigung dafür. Roselli Grandfather ist aber auch auf die Liste gewandert :)

Und Abu, da brauchste gar nicht rot werden. Ehre, wem Ehre gebührt ;). Ich hatte schon gehofft das JT Pälikkö auf der MMM zu finden sein wird. Das wird ein teurer Samstag werden am 12.05 :D

Schnitztechnik: rechts das Messer haltend (Rechtshänder), links mit dem Daumen die Klinge führen, Druck etc., kleine Chips. Außer man muss grobe Späne machen.
Ziemlich genauso mache ich es. Einer der Gründe warum ich keine falsche Schneide mag, da man den Daumen nicht so gut drauf ablegen kann. Also muss das Talent gefördert werden und der Grobmotoriker in mir muss halt auch mal klein gehalten werden.

Mir kommt derlei Schrott nicht ins Haus.
Verständlich. Ich denke, da sind wir uns schnell einig.

Was ich so bei Mora oder Roselli sehe sind 1/3 Anschliff zum 2/3 Klingerest und steile Flanken. Umgekehrt wär‘s richtig, geht natürlich zu Lasten der Stabilität, wenn man damit herumwürgen will. Damit machen sowohl kräftige wie feine Schnitte nicht nur Spaß, sie lassen sich auch gut dosieren. Ein weiteres Merkmal ist natürlich auch die Klingendicke, bei meinem Nikkari 3 mm und dann fein ausgeschliffen Dicker halte ich nicht für zweckmäßig. Ganz allgemein: Ein Messer, das beim Schnitt Möhren knacken und springen lässt, ist auch kein guter Schnitzer für Feines.
Ein Mora Schnitzmesser mit einer 15mm hohen und 2,5mm dicken klinge, wo der Anschliff fast 2/3 der Klingenhöhe ausmacht .... und auf Null geht.....das ist ein Skandischliff, der sauber in weichem Holz greift.
Und danke für die Ausführung wie denn der Scandi optimalerweise auszusehen hat. Da war ich bisher wohl Blind für, eben weil ich die immer für mich kategorisch ausgeschlossen habe.

Nachdem ich mich dann entschlossen habe, obs das Mora 120 oder 122 werden soll, werde ich mir eins mal kaufen und testen was meine Fähigkeiten mit einer kurzen Scandiklinge so hervorbringen.

Zusätzlich hab ich noch einige der Bauhaus Moras hier liegen. Die werde ich auch mal wieder auspacken. Raus aus der Komfortzone.

Gruß
 
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es ist dann, dass Mora 120 geworden.

Und was soll ich sagen? Holla die Waldfee, kaum hat man das richtige Werkzeug zur Hand, sofort ist der Grobmotoriker nicht mehr ganz so grob.
An dieser Stelle also nochmal danke für die Veranschaulichung der Unterschiede.

Gruß
 
120er? Gute Wahl! Das Ding wird höllenscharf und ist in Birke, Fichte , Linde oder ähnlichen weichen Hölzern wirklich gut! Ich zieh es auf 12000 micromesh ab... flutscht! Und über Preis/Leistung braucht man sich da keine großen Gedanken machen.

Hab bei meinem noch den Griff auf sechseckig modifiziert, gebürstet und mit kochendem Leinöl eingelassen. Die Scheide erfüllt ihren Zweck, sieht aber so aus wie sie ist: billig! Hab schon überlegt, diese mit Leder zu überziehen...

Gruß, Claus
 
Hab bei meinem noch den Griff auf sechseckig modifiziert, gebürstet und mit kochendem Leinöl eingelassen....

@enrico
Zeig bitte mal ein Bild von dem MOD, ich finde es immer interessant, was man aus einem „billigen Ding“ schönes machen kann. Stimme dir zu mit der guten Wahl, auch wenn nach einiger Zeit der Wunsch nach Schickerem steht. Hab später zwei aus dieser Serie ergänzt, in jedem Fall bessere Ergonomie.

https://www.dictum.com/de/schnitzmesser-holzschnittwerkzeuge-bacc/schnitzmesser-form-a-710755


..... kaum hat man das richtige Werkzeug zur Hand, sofort ist der Grobmotoriker nicht mehr ganz so grob.

Ohne das jeweils richtige Werkzeug geht es halt nicht. Ich bin immer noch bestrebt, möglichst viel mit meinen Freizeit-Wander-Outdoormessern zu machen. Aber wo sie ihre Grenzen erreichen, kommt das spezielle Schnitzwerkzeug zum Einsatz. Was du zum 120er ggf. noch benötigst wären ein Schafsfuß und ein V-Tool, dann geht schon sehr, sehr viel.
Viel Spaß bei der Schnibbelei (mir fällt auf, dass ich beim Zeigen im Rückstand bin...)

Abu
 
Das rote "Bauhausmora" hatte bei mir merkwürdigerweise (im Gegensatz
zu meinen anderen Moras) keinen reinen Scandischliff.
Da war eine minimale Sekundärfase angeschliffen :disturbed:
g070.gif
 
Ich denke alle "roten Bauhausmora" haben vom Werk eine Sekundärfase bekommen, denn auch meine Exemplare (immerhin 7 Stück) hatten und haben diesen "Pseudoskandischliff".
Und was lernen wir daraus? Wie schon gesagt wurde: Nicht alles was als Skandischliff angesehen wird, ist tatsächlich einer.
 
Alle Mora Messer (ausgenommen die Schnitz-Messer) haben eine je nach Modell mehr oder weniger feine Sekundärfase. Die Aussage stammt vom Head of Production von Mora (das Video ist zu finden auf YT). Bei den Bushcraft Modellen und natürlich dem Garberg war mir das immer schon bekannt. Nach dem Video habe ich aber spaßeshalber noch diverse andere unbenutzte Moras genauer angesehen (per Taschenmikroskop) und tatsächlich haben alle eine Sekundärfase. Wenn man es erst mal weiß, sieht man es auch mit bloßem Auge an der Reflexion der Schneidkante.

Das trifft übrigens auf viele skandinavische Messer zu. Der "modifizierte" Scandi ist heute weit verbreitet und ist nicht echter oder falscher als ein Scandi auf Null. Man sollte nur vor dem Kauf darauf achten, wenn man Wert auf einen Zero-Scandi legt.
 
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Also wenn man schon bei den Moras ist, das Companion F taugt mega als Angelmesser wenn ihr mich fragt :steirer:
Aber mal generell, kann man das mit dem Schliff überhaupt immer auf den Aufgabenbereich beziehen ?
Stahl, Härtung, Klingenform, Größe, etc., aber auch Griff usw., es gibt sooo viele Faktoren die aus nem Messer ein gutes Schnitzmesser machen können, oder halt auch nicht...
Meine Meinung daher, man muss das immer individuell betrachten, Messer und jeweilige Aufgabe :)
 
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