Neulich, also eigentlich genau vor drei Tagen habe ich bei Aldi Nord, ein sogenanntes "Küchemesser Schäler-Set" zu reduziertem Preis liegen sehen. Zuerst habe ich es nicht mitgenommen, weil ich dasselbe in schwarz vor ca. 3 Jahren schon mal gekauft hatte. Ich fand das zwar sehr gut, aber ich dachte: Du kannst nicht immer Messer kaufen und was bringt es zwei bis auf die Farbe gleiche Exemplare zu besitzen. Es lies mir jedoch keine Ruhe. Zuhause dachte ich dann: Im Messerforum sind einige immer so schlecht im googlen - schreibst du halt auch mal ein Review für's Messerforum. Opferst du dich und stürzt dich für die Allgemeinheit in Unkosten. (Jeder legt sich eben so seine Ausreden für eigentlich unnötige Ausgaben zurecht. Aber in Zeiten in denen der Liter Benzin 2 € kostet, reißt es das auch nicht mehr raus.) Wenn du im Messerforum von einem Schälmesser von Aldi erzählst, das was taugt, wird dir eh nicht geglaubt oder es wird behauptet es ginge um billig um jeden Preis, und was der Reaktionen mehr sind, die ein günstiger Preis normalerweise so evoziert. Für manche sind eben günstige Discountermesser einfach nicht review-würdig. Wer das denkt, soll bitte genau an dieser Stelle aufhören zu lesen und soll seine Zeit lieber in die Beurteilung des nächsten Mondscheinjapaners oder Messerbauermessers investieren. Das ist besser fürs seelische Gleichgewicht. Also erstmal Hallo an alle, die jetzt noch dabei sind und sich von meiner Warnung nicht vom Weiterlesen haben abbringen lassen.
Außerdem hatte ich den Einfall, ich könnte meine alten Exemplare mit ins Review einbeziehen, was dann nicht nur eine zugegeben sehr begrenzte Aussage über die Serienstreuung zuließe, als auch über eine sich eventuell verändernde Fertigungsqualität und Verarbeitung. Ich also am nächsten Tag nochmal zu Aldi und und das Küchenmesser-Schäler-Set gekauft.
Das Set wurde übrigens in Deutschland gefertigt. Die Klingen stammen von HGS Solingen (Hugo Gehring Solingen). Auf der Webseite von Gehring ist zu lesen: "Als sich in den 80er Jahren immer mehr Hersteller dazu entschlossen Teile der Produktion nach Fernost zu verlagern, ging die Firma Gehring einen anderen Weg. Aufgrund der zu erwartenden Qualitätseinbußen entschied man sich für die verstärkte Nutzung der im Hause vorhandenen Qualifikationen und beschloss weiterhin in Deutschland zu produzieren."
Nicht nur China kann günstig. Auch in Deutschland gibt es das noch. Hier haben wir ein Paradebeispiel vor uns, dass die Qualität eines Messers, jedenfalls die funktionale Qualität eines Messers, nicht durch den Preis, sondern durch das Knowhow bestimmt wird. Man muss nur wissen, wie es geht, dann geht gut und günstig durchaus überein. Dünne Klingen müssen auch nicht unbedingt von Hand geschliffen werden, das geht auch mit automatischen Maschinen, wenn man sie entsprechend einstellt.
Die Fertigungsqualität ist insgesamt gut. Am Griff bleiben hie und da ein paar kleinere Grate und Einspritznasen, jedoch nicht so, dass sie beim Anfassen pieken. Wen das stört, der hat ja schon das nötige Werkzeug in der Hand, um diese Überstände zu entfernen. Das ist keine große Sache. Der Schliff ist ein Maschinenschliff. Man sieht das an dem streifigen Erscheinungsbild, das beim Drüberstreichen mit dem Finger glatt wirkt. Auf den Fotos meine ich aber Unebenheiten auf dem aufgelaserten Schriftzug zu erkennen. Mit bloßem Auge sieht man das nicht. Aus der Blisterverpackung rasieren die Messer keine Armhaare. Es gab fühlbare Grate an der Schneide. Offenbar werden diese nach dem Anschliff der Wate aus Rentabilitätsgründen nicht entfernt. Die Messer sind jedoch grundsätzlich scharf. Nach ein paar Zügen über den Dickeron Titan waren die Grate weg und die Messer haben Armhaare rasiert. Überhaupt sind die Messerchen auf einem Wetzstahl völlig unproblematisch scharf zu halten. Der Stahl 1.4034 bzw. X46CR13 ist bekannt und bewährt. Die Schnitthaltigkeit kann wahrscheinlich jeder hier einschätzen. Da brauch ich nichts weiter zu erzählen.
Sparschäler und Schälmesser sind übrigens genau gleich lang. Die scheinbaren Längenunterschiede auf den Fotos sind der Perspektive geschuldet.
Gegen die Griffe ist eigentlich nichts einzuwenden. Ja, es sind keine Holzgriffe, aber ist das bei einem Kneipchen überhaupt von Vorteil? Ich würde mal sagen in 95% der Haushalte ist man mit Kunststoff besser beraten. Von der Haptik her, habe ich nichts zu bemängeln. Die Griffe liegen gut in der Hand. Die Oberfläche ist matt und leicht rau, sodass sie auch bei nassen Händen einen sicheren Griff gewährleistet. Das Design, die geschwungenen Linien, sind unaufdringlich und hübsch und verbessern auch nochmal die Griffigkeit. Die Hellgraue Farbe gefällt mir persönlich besser, weil dadurch die plastische Form der Griffe besser zur Geltung kommt. Man sieht das auch auf den Fotos. Das Schwarz schluckt alle Helligkeitsunterschiede.
Der Sparschäler funktioniert dank der dünnen Klinge von 0,5 mm sehr gut. Auf den Fotos habe ich versucht das darzustellen. Die Klingen sind scharf, gleiten leicht und schälen, was geschält werden muss. Mehr gibt's dazu eigentlich nicht zu sagen.
Der Vogelschnabel liegt bei mir neben dem Obstkorb. Zum Schälen von Orangen oder zum Entfernen des Kernhauses bei Äpfeln ist diese Messerform ideal. Jetzt kommen noch die ganzen Daten. Man kann daraus ablesen, dass die Schneiden nagelgängig sind und zwar sowohl bei den grauen, als auch bei den schwarzen Exemplaren, die zu unterschiedlichen Zeiten im Abstand von ca. 3 Jahren gekauft wurden.
Gemessen mit der digitalen Schieblehre. Gewisse Toleranzen sind da natürlich drin. Wenn man drückt hat man ein Hundertstel mm weniger. Außerdem macht es einen Unterschied ob man einen halben mm oder einen ganzen mm hinter der Wate misst. Das erwischt man nicht immer gleich. Ich messe immer mehrmals, sodass große Ausrutscher vermieden werden.
Für die Schneidfreude spielt im Fall eines Schälmesser auch die Rückendicke eine Rolle. Das liegt an der geringen Klingenbreite. Bei einer drei mal so breiten Klinge kann für den gleichen Winkel der Primärfase auch die Klingendicke am Rücken dreimal so breit sein. Umgekehrt ist bei einem Schälmesser eine Klingendicke am Rücken von 1-1,2 mm absolut ausreichend und wirkt sich auf die Schneidfreude positiv aus. Durch die kurze Klingenlänge ist die Klinge auch steif genug.
So. Das war's auch schon mit dem Review. Mir bleibt bloß zu sagen: Mehr an Schälmesser braucht kein Mensch. Man kann sich z.B. von Güde einen Vogelschnabel und ein Schälmesser für je 60€ zulegen. Aber die schneiden nicht besser - eher schlechter. Also Augen auf beim Discountkauf. Wenn ihr das Trio mal liegen seht, nehmt euch eins mit - ihr werdet es nicht bereuen.
Außerdem hatte ich den Einfall, ich könnte meine alten Exemplare mit ins Review einbeziehen, was dann nicht nur eine zugegeben sehr begrenzte Aussage über die Serienstreuung zuließe, als auch über eine sich eventuell verändernde Fertigungsqualität und Verarbeitung. Ich also am nächsten Tag nochmal zu Aldi und und das Küchenmesser-Schäler-Set gekauft.
Das Set wurde übrigens in Deutschland gefertigt. Die Klingen stammen von HGS Solingen (Hugo Gehring Solingen). Auf der Webseite von Gehring ist zu lesen: "Als sich in den 80er Jahren immer mehr Hersteller dazu entschlossen Teile der Produktion nach Fernost zu verlagern, ging die Firma Gehring einen anderen Weg. Aufgrund der zu erwartenden Qualitätseinbußen entschied man sich für die verstärkte Nutzung der im Hause vorhandenen Qualifikationen und beschloss weiterhin in Deutschland zu produzieren."
Nicht nur China kann günstig. Auch in Deutschland gibt es das noch. Hier haben wir ein Paradebeispiel vor uns, dass die Qualität eines Messers, jedenfalls die funktionale Qualität eines Messers, nicht durch den Preis, sondern durch das Knowhow bestimmt wird. Man muss nur wissen, wie es geht, dann geht gut und günstig durchaus überein. Dünne Klingen müssen auch nicht unbedingt von Hand geschliffen werden, das geht auch mit automatischen Maschinen, wenn man sie entsprechend einstellt.
Die Fertigungsqualität ist insgesamt gut. Am Griff bleiben hie und da ein paar kleinere Grate und Einspritznasen, jedoch nicht so, dass sie beim Anfassen pieken. Wen das stört, der hat ja schon das nötige Werkzeug in der Hand, um diese Überstände zu entfernen. Das ist keine große Sache. Der Schliff ist ein Maschinenschliff. Man sieht das an dem streifigen Erscheinungsbild, das beim Drüberstreichen mit dem Finger glatt wirkt. Auf den Fotos meine ich aber Unebenheiten auf dem aufgelaserten Schriftzug zu erkennen. Mit bloßem Auge sieht man das nicht. Aus der Blisterverpackung rasieren die Messer keine Armhaare. Es gab fühlbare Grate an der Schneide. Offenbar werden diese nach dem Anschliff der Wate aus Rentabilitätsgründen nicht entfernt. Die Messer sind jedoch grundsätzlich scharf. Nach ein paar Zügen über den Dickeron Titan waren die Grate weg und die Messer haben Armhaare rasiert. Überhaupt sind die Messerchen auf einem Wetzstahl völlig unproblematisch scharf zu halten. Der Stahl 1.4034 bzw. X46CR13 ist bekannt und bewährt. Die Schnitthaltigkeit kann wahrscheinlich jeder hier einschätzen. Da brauch ich nichts weiter zu erzählen.
Sparschäler und Schälmesser sind übrigens genau gleich lang. Die scheinbaren Längenunterschiede auf den Fotos sind der Perspektive geschuldet.
Gegen die Griffe ist eigentlich nichts einzuwenden. Ja, es sind keine Holzgriffe, aber ist das bei einem Kneipchen überhaupt von Vorteil? Ich würde mal sagen in 95% der Haushalte ist man mit Kunststoff besser beraten. Von der Haptik her, habe ich nichts zu bemängeln. Die Griffe liegen gut in der Hand. Die Oberfläche ist matt und leicht rau, sodass sie auch bei nassen Händen einen sicheren Griff gewährleistet. Das Design, die geschwungenen Linien, sind unaufdringlich und hübsch und verbessern auch nochmal die Griffigkeit. Die Hellgraue Farbe gefällt mir persönlich besser, weil dadurch die plastische Form der Griffe besser zur Geltung kommt. Man sieht das auch auf den Fotos. Das Schwarz schluckt alle Helligkeitsunterschiede.
Der Sparschäler funktioniert dank der dünnen Klinge von 0,5 mm sehr gut. Auf den Fotos habe ich versucht das darzustellen. Die Klingen sind scharf, gleiten leicht und schälen, was geschält werden muss. Mehr gibt's dazu eigentlich nicht zu sagen.
Der Vogelschnabel liegt bei mir neben dem Obstkorb. Zum Schälen von Orangen oder zum Entfernen des Kernhauses bei Äpfeln ist diese Messerform ideal. Jetzt kommen noch die ganzen Daten. Man kann daraus ablesen, dass die Schneiden nagelgängig sind und zwar sowohl bei den grauen, als auch bei den schwarzen Exemplaren, die zu unterschiedlichen Zeiten im Abstand von ca. 3 Jahren gekauft wurden.
Vogelschnabel gr./schw. | Schälmesser gr./schw. | Sparschäler gr./schw. | |
Klingenlänge cm | 5,9/5,9 | 7,9/8,0 | 3,6/3,6 |
Klingenbreite cm | 1,6/1,6 | 1,55/1,55 | 0,6/0,6 |
Grifflänge cm | 10,3/10,3 | 10,3/10,3 | 11,3/11,3 |
Masse g | 19/19 | 21/21 | 24/24 |
Vogelschnabel gr./schw. | Schälmesser gr./schw. | Sparschäler gr./schw. | |
Klingendicke mm | 0,48/0,48 | ||
Rücken Griff | 1,14/1,16 | 1,09/1,02 | |
Rücken Mitte | 1,20/1,0 | 1,00/0,90 | |
Rücken Spitze | 0,36/0,36 | 0,34/0,39 | |
Schneide Griff | 0,19/0,23 | 0,13/0,17 | |
Schneide Mitte | 0,19/0,13 | 0,18/0,15 | |
Schneide Spitze | 0,19/0,19 | 0,17/0,21 |
Gemessen mit der digitalen Schieblehre. Gewisse Toleranzen sind da natürlich drin. Wenn man drückt hat man ein Hundertstel mm weniger. Außerdem macht es einen Unterschied ob man einen halben mm oder einen ganzen mm hinter der Wate misst. Das erwischt man nicht immer gleich. Ich messe immer mehrmals, sodass große Ausrutscher vermieden werden.
Für die Schneidfreude spielt im Fall eines Schälmesser auch die Rückendicke eine Rolle. Das liegt an der geringen Klingenbreite. Bei einer drei mal so breiten Klinge kann für den gleichen Winkel der Primärfase auch die Klingendicke am Rücken dreimal so breit sein. Umgekehrt ist bei einem Schälmesser eine Klingendicke am Rücken von 1-1,2 mm absolut ausreichend und wirkt sich auf die Schneidfreude positiv aus. Durch die kurze Klingenlänge ist die Klinge auch steif genug.
So. Das war's auch schon mit dem Review. Mir bleibt bloß zu sagen: Mehr an Schälmesser braucht kein Mensch. Man kann sich z.B. von Güde einen Vogelschnabel und ein Schälmesser für je 60€ zulegen. Aber die schneiden nicht besser - eher schlechter. Also Augen auf beim Discountkauf. Wenn ihr das Trio mal liegen seht, nehmt euch eins mit - ihr werdet es nicht bereuen.
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