Schärfen am Bandschleifer

robbytobby

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Hallo Zusammen,

seit einigen Wochen verfüge ich über einen Bandschleifer, bei dem man
die Geschwindigkeit quasi stufenlos bis fast auf Null regeln lässt.
Bei 10 % Leistung läuft er mit ca. 2,2 m/sec. Ich habe ihn so geregelt,
dass eine auf dem Band aufgebrachte farbliche Markierung ca. 1 sec.
braucht, um auf dem von oben sichtbaren Bandbereich aufzutauchen
und zu verschwinden, also nochmal weniger als die 2,2 m/sec.

Ich bin jetzt hergegangen und habe ein 400-er Band genommen, den
Rückwärtslauf eingelegt, mit einem Schwamm Wasser auf das Band
getropft und mit dem Schwamm auf dem Band verteilt.
Es tropft ein wenig, aber durch die langsame Geschwindigkeit wird das
Wasser nicht nennenswert vom Band geschleudert und es bleibt für
mehrere Minuten nass/feucht und muss hin und wieder neu befeuchtet
werden. Nach einer grob überschlägigen Berechnung bin ich mit der
Geschwindigkeit etwa vergleichbar mit meiner Tormek, etwas schneller.
Und nass ist es auch.

Dann habe ich eine gehärtete Klinge ins Wasser getaucht und habe
angefangen zu schärfen. Nach jedem einzelnen Zug! habe ich die Klinge
wieder in Wasser getaucht, die Seite gewechselt und wieder einen Zug
gemacht. Beim Schärfvorgang bekam ich kalte Finger und eine
Temperaturannahme der Klinge/Schneide war beim besten Willen nicht festzustellen.

Bei dieser Vorgehensweise entsteht an der Schneide, so ca. 3 bis 4 mm
breit, ein Balligschliff. Das ist natürlich abhängig vom "Anstellwinkel", es geht auch mehr.

Nach dem Abziehen auf dem Leder ergab sich eine Schärfe und ein
Schneidgefühl, wie ich es beim Flachschliff noch nicht erlebt habe.

Ich habe das ausprobiert, weil ich vor einigen Wochen mit einem von
Achims Kochmessern schneiden durfte und davon begeistert war.
Diese Messer hatten alle einen Balligschliff. Ich habe ihn nicht gefragt,
wie er ihn genau hinkriegt, aber es hat halt "gestochen".

Meine Frage an die "Stahlgurus" in diesem Zusammenhang wäre, ob ich
mir über ein Verderben der Wärmebehandlung bei dieser Vorgehensweise
wirklich noch Gedanken machen muss.
 
Wenn du jetzt also deinen Shapton nicht mehr brauchst, kannste mir den gern abgeben ;-)

Ist ja klasse das du das so fein mit deinem BS einstellen kannst!

Bin gespannt das Messer zu sehn!
 
Hallo TimD,

nein, meinen Shapton gebe ich nicht her. Er ist mir ans Herz gewachsen
und nicht alles, was ich in die Finger bekomme kann ich mit dem
Bandschleifer bearbeiten. Er bleibt mein "Grundwerkzeug".

Aber das heißt ja nicht, dass man nicht immer nach neuen Möglichkeiten
sucht.
 
Hallöchen
Neu ist deine Methode nicht,jetzt noch einen Behälter mit kleinem Hahn,wo mit du genau dosieren kannst.
Nimmst du Nass-Schleifbänder?

Gruß Maik
 
schärfen am bandschleifer ist nichts neues und funktioniert nicht nur bei vielen messermachern. bei meinen 2 messerkursen hat jeder der beiden messermacher schon vor 3 jahren mit dem bandschleifer die messer geschärft. kevin wilkins macht es auch. herder macht es bei seinen premiumessern (letzter abzug) da fliegen sogar die funken. jürgen hat es im tv gezeigt.
ich mache es nicht.
ich habe keinen bandschleifer.

es wird ja auch internet immer wieder behauptet japanischer stahl verträgt keinen wetzstahl. würde ich auch sagen wenn ich gleichzeitig banksteine verkaufen muss.

ich habe eine messer aus weißpapier stahl an dem ich schon lange den wetzstahl teste und es funktioniert hervorragend. allerdings ist es ein beidseitig geschliffenes. keine ausbrüche zu sehen.
 
Robert, da brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Ich hatte früher mal einen Artikel veröffentlicht über dieses Thema und die Gefahren, allerdings auch offen gelassen, dass es geht, wenn man weiß, was man da tut.
Das weißt Du offensichtlich. So wie Du es gemacht hast, ist es in Ordnung.

Ich hatte im Nachgang zu dem Artikel eine Diskussion mit AchimW (nicht öffentlich), und herausgekommen ist, dass man schon maschinell schleifen kann (Jürgen Schanz hat mir mal ein dünnes Messer maschinell geschärft, dass es eine Freude war, damit zu schneiden).
In Kombination mit dem balligen Schliff ist das natürlich wirklich gut.

Was mich bekümmert ist, dass manchmal Ungeduld dazu führt, mehr "auf einen Streich" zu tun.

Ich habe bei Deiner Vorgehensweise keine Bedenken.
 
Hallo Zusammen

und erstmal Schönen Dank an alle!

@ Maik

Ich hatte mir jetzt auch nicht wirklich eingebildet, eine neue Methode
erfunden zu haben. Es hat mich halt gereizt, auszuloten, was mit so
geringen Geschwindigkeiten machbar ist und nachdem ein erster
"Wassertest" nicht dazu geführt hatte, dass ich bespritzt aus dem
Keller kam, habe ich halt weitergemacht.
Ich habe kein Band für Nassschliff (tolles Wort), ich habe einfach ein
altes Band benutzt und bisher hat es gehalten. Aber man kann sich ja
auch extra dafür ein paar besondere Bänder hinlegen.

@ akiem

Also bei der Nassmethode hatte ich keine Bedenken mehr, den
Bandschleifer einzusetzen. Trocken habe ich es nie gemacht, weil mir
die Gefahr, die Wärmebehandlung zu verderben, einfach zu groß war.

@ Herbert

Genau so eine Aussage von einem "Berufenen" hat mir zur Bestätigung
gefehlt.

Die Geduld verlieren darf man nicht, dann kann es auch hier immer noch
schiefgehen, denke ich. Aber durch die Messermacherei habe ich mir
schon eine gehörige Protion Geduld anerzogen.

Und der erzeugte Balligschliff bringt vielleicht gerade bei etwas
"ungünstigen" Geometrieen eine ganze Menge, wie ich inzwischen
erfahren durfte.

Danke nochmal!
 
Hallo Zusammen

und erstmal Schönen Dank an alle!



@ akiem

Also bei der Nassmethode hatte ich keine Bedenken mehr, den
Bandschleifer einzusetzen. Trocken habe ich es nie gemacht, weil mir
die Gefahr, die Wärmebehandlung zu verderben, einfach zu groß war.

robbytobby ich denke du bist mit deiner vorgehensweise exact auf dem richtigen weg. herbert hat aber das richtige empfohlen. gaa..nz langsam und bedächtig.

obwohl herder sogar trocken den letzten abzug macht. aber die haben ja einen gewissen wissensvorsprung was flachschliff, dünnschliff und schärfe betrifft (-:

ich meine sogar böker schleift manche seiner produkte maschinell mit band. bin mir jetzt aber nicht 100 % sicher. aber wir haben ja einen "vertreter" von böker hier im forum. vielleicht kann er was zum thema sagen.
 
Hallo Robert,

ich denke, dass Du mit Deinem sehr gut regelbaren Bandschleifer, keine Probleme mit der Überhitzung hast, wenn Du wie beschrieben vorgehst.

Neulich habe ich von einer Idee gehört, das Wasser mit einer Aquariumpumpe auf das Band zu bringen. Ich weiß nicht wieviel Wasser so eine Pumpe fördert? Finde die Idee aber recht gut.

Den Tip zu den Küchenmesser werde ich demnächst mal ausprobieren.

Jürgen
 
Leute,

laßt doch mal die Kirche im Dorf!!! Das Wasser dient doch hauptsächlich der Kühlung. Bei Tormek und Co. lauft der Stein in einem Wasserbad, um denselben zu kühlen. Ein nasses Band, welches einmal benetzt wird bringt doch fast gar nichts IMHO. Ich denke mit Kühlen nach jedem Zug und etwas Feingefühl reicht das völlig aus, und die Werkstatt verwandelt sich nicht in eine tropischen Regenwald...

Da ich das große Glück habe, über den gleichen Bandschleifer zu verfügen, kann ich bestätigen, dass er sehr (um nicht die furchtbare Sitte von "sehr,sehr" zu bemühen) langsam laufen kann. Da ist man mit dem Lansky fast schneller!!! Die Wärmeentwicklung an der Schneide ist doch der Punkt, also je schneller das Band, je feiner es ist und je mehr Druck ausgeübt wird, desto mehr Wärme entsteht. Physik ist das glaube ich...
Deshalb würde ich es auch nicht mit einem alten Band machen, Robert, weil es mehr Wärme erzeugen wird als ein scharfes neues Band!

Ansonsten hab ich die Methode nämlich auch schon probiert, sie drängt sich bei dieser fantastischen Maschine geradezu auf!!! Und man kann sich Jet, Tormek und Scheppach sparen, ganz schön wenn man den Preis des Bandschleifers bedenkt :D Wobei er jeden Cent wert ist!

Viele Grüße

PP
 
Hallo,

Sauber gemacht!

Mir fallen dazu noch zwei Dinge ein.

Die Temperatur an der Klinge wird ja bestimmt durch das Schleifmittel, die Bindung und die Schnittgeschwindigkeit (lustigerweise spricht man auch bei Schleifvorgänge häufig von Schnittgeschwindigkeiten). Wenn dein Band die gleiche Schnittgeschwindigkeit wie der Wasserstein der Tromek darstellt dann erfährt die Klinge auch die gleiche Erwärmung. Deswegen ist es auch ratsam ein Neues besonders "scharfes" Band zu verwenden. Ebenso ist eine Weiche Bindung wünschenswert da durch ein schnelles Herausbrechen von "stumpfen" Partikeln neue freigelegt werden. Meines Wissens nach sind die meisten Schleifbänder, welche nicht explizit für Holz angegeben sind in der Regel Wasserbeständig.

Die andere Sache ist...ich nehme an dur regelst den BS per Frequenzumrichter? Hierbei könnte es zu dem Problem kommen, dass das Lüfterrad des Drehstrommotors aufgrund der langesamen Motordrehzahl wirkungslos wird, es gibt keinen Luftstrom mehr der den Motor kühlt. Viele Motoren sind aber so ausgelegt, dass sie auf den "Eigenluftstrom" (Begriff frei erfunden) angewiesen sind. Ich würde mal von Zeit zu Zeit nachfühlen ob der Motor nicht zu Heiss wird.

Frohes Schleifen,
Christoph
 
Hallo nochmal,

Danke für die weitergehenden Ausführungen!

Alles was hier geäußert wurde, hat Hand und Fuß.

Aber so eine "Tropfmaschine" werde ich nicht benutzen, meine
"Schwammmethode" (wieder so ein Wort), reicht mir vollkommen aus.
Es bleibt wirklich mehrere Minuten feucht und bei Bedarf ist es in
wenigen Sekunden nachgefeuchtet. Kein Problem und kein Aufwand.
Allerdings habe ich beim ersten Versuch vergessen, die Planschleifeinrichtung trocken zu machen und hatte am nächsten Tag
etwas Flugrost darauf. War aber nach zwei Minuten weg.

Dass ein neues Band besser wäre, ist mir klar, aber ich wollte es ja
erstmal probieren und bin mit dem alten Band auch nicht in die Nähe der
Gefahrenzone gekommen.

Die Motortemperatur werde ich beobachten und beim Hersteller mal
nachfragen.

Danke nochmal!
 
...
Meine Frage an die "Stahlgurus" in diesem Zusammenhang wäre, ob ich
mir über ein Verderben der Wärmebehandlung bei dieser Vorgehensweise
wirklich noch Gedanken machen muss. ...

Na Glückwunsch! Vor ein paar Tagen wusstest Du ja noch ganz
genau, dass dieses Vorgehen die Härte der Klinge verdirbt und
nicht zu kontrollieren sei. Wie bereits erwähnt ist ein altes Band
oder ein feines Trizak (welches Du ja auch schon getestet hast?!)
auch ohne Wasser sehr brauchbar. Wünsche Dir viel Erfolg auf
Deinem neuen Weg und Deinen Beitrag auf Deiner Seite musst
Du ja dann eventuell bald an Deine neuen Erkenntnisse anpassen?!
 
Hallo Christoph,

Deinem Hinweis folgend, habe ich erstmal den Hersteller angeschrieben
und gefragt, wie er das sieht.

Außerdem habe ich Bandschleifer im Leerlauf vor sich hinnudeln lassen,
1 Stunde mit viertelstündlichen Kontrollen. In dieser Zeit hat sich nach
ca. 30 Minuten am Motor eine Temperatur eingestellt, die zwar deutlich über
handwarm war, aber mir nicht den Eindruck vermittelte, dass es
"brenzlig" werden könnte. Diese hat sich danach auch nicht fühlbar
erhöht. Jetzt warte ich auf Antwort des Herstellers.

Allerdings ist es so, dass das Schärfen einer gehärteten Klinge längst
nicht diese Zeiten beansprucht, selbst bei der "Ein-Zug-Abkühl-Methode".

Weitere konstruktive Hinweise sind mir sehr willkommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus gegebenen Anlass und im Interesse der hier ernsthaft
antwortenden Forumiten, möchte hier nochmals auf den
Beitrag zum Thema auf der Seite von RT hinweisen
(ganz speziell die unteren Absätze): Heiße Kiste!
 
Hallo nochmal,

nur, damit sich hier niemand wundert, ich habe für die für mich neue
Vorgehensweise ja erst heute von dem von mir sehr geschätzten
Herbert quasi die "Unbedenklichkeitsbescheinigung" erhalten.

Deshalb habe ich den betreffenden "Artikel" auf meiner Homepage
entsprechend angepasst. Ich wollte es nicht machen, bevor klar
war, dass es unbedenklich ist, deshalb die zeitliche Verzögerung.

Ich bin zwar immer bemüht die HP aktuell zu halten, aber manchmal geht
es nicht so schnell, insbesondere, wenn man aufgrund berechtigter
Anregungen von Mitforumiten auch noch Tests durchführt und mails
schreibt.

So, jetzt gehe ich ins Bett.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Zusammen,

so, jetzt habe ich die Antwort des Herstellers.

Er benutzt denselben Motor auch für den Antrieb von Fräsen, auf
denen mit Messerköpfen gearbeitet wird und wohl deshalb mit
niedrigen Drehzahlen gearbeitet wird. Er hatte selbst noch nie
Probleme und empfiehlt, um ganz sicher zu gehen, die gelegentliche
Kontrolle der Motortemperatur mit der Hand.

Nach dem Test, den ich gestern durchgeführt habe, habe ich jetzt
kein schlechtes Gefühl, mit niedrigen Geschwindigkeiten zu arbeiten,
zumal der Motor lt. Bandschleiferhersteller reichlich überdimensioniert ist.
 
Leute mal ganz ehrlich....

ich lasse meine Klingen nach dem Härten bei 200°C für 2x1Std. an.

Man kann schleifen wie man Lust hat! Solange man nicht über die Anlasstemperatur kommt machen die paar Sekunden wo der Stahl übers Band gezogen wird auch nichts Schlimmes im Stahl!

Der Knackpunkt ist, dass sich die Schneide nunmal sehr viel schneller erwärmt, als die ganze Klinge (ist ja auch viel dünner)
Wenn die Klinge also noch handwarm ist, können in der Schneide schon mehr als 200 Grad erreicht sein! Wenn man das beachtet ist alles Paletti.

Die Tormek (ich habe eine baugleiche Jet) hat zwar immer einen Wasserfilm auf dem Stein, aber der ist nicht nur für die Kühlung zuständig. Durch das Wasser entsteht überhaupt erst der Schleifschlamm, der den Materialabtrag richtig in Gang bringt. Ohne Wasser hab ich Schleifstaub und zugesetzte Poren was nicht viel Schleifwirkung bringt.

@Akiem
Beim Wetzstahl wird pauschal immer abgeraten, weil Karbonstahl halt auch mal härter sein kann als der Wetzstab selbst. Dann kannste wetzen wie Du willst und es bringt nichts. Wenn Du dann noch ein "Wundermesser" mit 67 HRC hast (was nicht richtig angelassen wurde) können schonmal Ausbrüche vorkommen weil die Klinge nichts taugt.
Das bedeutet natürlich nicht, dass der passende Wetzstahl mit dem passenden Messer nicht funktioniert. Du beobachtest ja selbst, dass es wunderbar klappen kann.

Deine Aussage "würde ich auch sagen wenn ich gleichzeitig banksteine verkaufen muss" könnte den Eindruck erwecken, dass ein Wetzstahl die Banksteine ersetzen kann und Banksteine nur teurer Mist sind.
Wenn Du eine Klinge mit 64 HRC auf einem Wetzstahl richtig schärfen willst, dann hast Du keinen Spaß wenn der Wetzstahl weicher ist als Dein Messer ;)
Aber nur weil ein Messer eine japanische Form hat und aus "Papierstahl" ist muss das nichts über die Untauglichkeit mit einem Wetzstahl aussagen....
Ist wie immer eine Frage der individuellen Situation.

@Robbytobby
Wenn Du mit einem 400er Band eine bessere Schärfe hinbekommst als mit Banksteinen, dann läuft bei Dir irgendwas falsch auf den Steinen.
Ich nutze (den selben Bandschleifer) für einen groben Vorschliff mit K220 + 400er Flies und gehe dann auf die Jet (Tormek)
Die Haare fallen dann fast von alleine vom Arm ;-)

Liebe Grüße

Xzenon
 
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